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Archiv für 24. Juli 2010

Der kleine, aber feine Regensburger Verlag „edition buntehunde“ (Veröffentlichungen u.a.: „Begegnungen mit ehemaligen ZwangsarbeiterInnen“, Hg. Pax Christi u.a., „Der Wurstkuchlhund“ von Helmut Hoehn oder auch „Lisa … und dann kam ich ins Heim“, Hg. Thomas-Wiser-Haus) hat sich auf kleine Projekte mit regionalem Bezug und abseits des Mainstreams spezialisiert. Mit dem soeben in zweiter Auflage erschienenen Buch „Aronia – Unentdeckte Heilpflanze“ von Sigrid Grün und Jan Neidhardt ist erneut eine sehr schöne und beachtenswerte Veröffentlichung gelungen. Die Aronia ist ein hierzulande fast unbekannter Beerenstrauch, ein Verwandter der Eberesche. Besonders interessant ist die Verbreitungsgeschichte: ursprünglich stammt sie aus Nordamerika, fand dann ihren Weg über Russland in viele osteuropäische Staaten und auch in die DDR. Dort gab es mehrere große Aronia-Plantagen, aus deren Ertrag Produkte für das Delikat-Programm hergestellt wurden: eine Fruchtsoße, ein Rahm-Dessert, Aronia-Schaumwein oder Likör. Nach Absatzeinbrüchen infolge der Wende wurden die Plantagen teilweise neu angelegt bzw. auf Bio-Anbau umgestellt. Inzwischen wird die schwarzblaue Beere auch in anderen Bundesländern, u.a. in Bayern, angebaut, gedeiht aber auch in vielen Gärten und Parks. Der Strauch ist recht anspruchslos, aber Blüten, Früchte und besonders das Herbstlaub sind sehr dekorativ, weshalb die Aronia bei uns bisher vor allem als Zierstrauch gepflanzt wird. Das Besondere an der Aronia aber ist ihr hoher Gehalt an Anthocyanen und Procyanidinen, beides Stoffe, die eine hohe gesundheitsfördernde Wirkung besitzen, indem sie die sogenannten freien Radikalen fangen und dadurch zum Schutz vor Krebs, Herzinfarkt und Arteriosklerose beitragen. Erforscht wird diese Wirkung u.a. in einem seit 2006 an der Universität Regensburg laufenden Projekt unter der Leitung von Dr. Philipp Sand, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt. Das Büchlein von Sigrid Grün und Jan Neidhardt, beide übrigens Kulturwissenschaftler mit Wohnsitz im Raum Regensburg, informiert umfassend über die Aronia: ihre Einordnung in die Pflanzenwelt, Herkunft und Verbreitung, derzeitiger Anbau, medizinische Nutzung und Erforschung der Wirksamkeit und die Kultivierung der Aronia. Abgerundet wird das sehr schön gestaltete und mit vielen Fotos illustrierte Büchlein durch eine Sammlung von Rezepten zur Verwendung der Aronia: getrocknet, als Marmelade oder Kompott, im Kuchen oder auch als Wein und Likör. Sowohl der Aronia wie auch dem Buch ist zu wünschen, dass sie die Aufmerksamkeit und Verbreitung finden, die ihnen gebühren. Ich selbst jedenfalls sehe den bisher kaum beachteten Aroniastrauch in unserem Kleingarten jetzt mit anderen Augen. Sigrid Grün & Jan Neidhardt (2. Aufl. 2010): Aronia – Unentdeckte Heilpflanze. edition buntehunde, ISBN 978-3-934941-60-1.
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