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Auch Hass-Journalisten brauchen Pause

Liebe Leserinnen und Leser, die Redaktion nutzt das bevorstehende Pfingstwochenende für eine kurze Erholungspause und nimmt sich ein paar Tage frei. Wir wollen in uns gehen und darüber nachdenken, ob unsere Kritik an der Haltung der katholischen Krankenhäuser in Regensburg – sie verweigern Frauen die „Pille danach“ – uns zu „Kirchen-Hassern“, „Hass-Journalisten“ und „Mord-Propagandisten“ macht, wie die Betreiber einer kreuzbrav-katholischen Internetseite meinen, die ansonsten voll des Lobes für die Haltung des größten katholischen Krankenhauses in ganz Deutschland (Barmherzige Brüder) sind. In jedem Fall bedanken wir uns für die rege Diskussion über das Thema und für den Hinweis, dass Barmherzige Brüder, Hedwigsklinik, Krankenhaus St. Josef und mittelbar auch das Universitätsklinikum mit ihrer Verweigerungshaltung gegen die Menschenrechte verstoßen.

Barmherzige Interpretation der Menschenrechte

1968 wurde das Recht von Eltern „frei und eigenverantwortlich über Anzahl und Geburtenabstand ihrer Kinder zu entscheiden“ in die Abschlussdeklaration der Menschenrechtskonferenz in Teheran aufgenommen. Für Europa hat dies die parlamentarische Versammlung des Europarates erst kürzlich (2008) präzisiert: „Frauen und Männern ist der Zugang zu Verhütungsberatung und zu Verhütung zuverlässig zu ermöglichen. Verhütung sollte im Preis zumutbar, für die Betreffenden geeignet und von ihnen selbst gewählt worden sein.” Seit unserem Artikel über die Odyssee einer 26jährigen durch Regensburger Krankenhäuser haben sich mehrere betroffene Frauen bei uns gemeldet, denen insbesondere die Barmherzigen Brüder die „Pille danach“ verweigert haben und das zum Teil in ausgesprochenen Notsituationen. Bei so viel Nächstenliebe bleibt nur der Gang zum Hausarzt. An Feiertagen und an Wochenende können sich betroffene Frauen wenigstens bis 21 Uhr an die Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung wenden. Diese ist zwar bei den Barmherzigen Brüdern angesiedelt, aber von der Glaubensvorstellungen und damit verbundenen Dogmen unabhängig. Regensburg im Jahr 2011.

Wieder Streik bei der Mittelbayerischen

Wir sind gespannt, wie sich die kommenden beiden Ausgaben der Mittelbayerischen Zeitung gestalten und mit welchem Reserve-Material die Spalten gefüllt werden. Die Kolleginnen und Kollegen aus der dortigen Redaktion sind zusammen mit den Verlagsangestellten am Mittwoch in einen zweitägigen Warnstreik getreten, um gegen das Ansinnen der Verleger zu protestieren, die unter anderem die Einkünfte von Journalistinnen und Journalisten um bis zu 30 Prozent kappen wollen. Erscheinen wird die MZ ungeachtet dessen: Die Drucker, die es im Zuge eines Warnstreiks gegen die bei ihnen geplanten Kürzungen geschafft haben, dass die Mittelbayerische Zeitung zum ersten Mal seit 27 Jahren nicht erschienen ist, wurden im Rahmen intensiver Einzelgespräche von der Geschäftsführung ins Gebet genommen.

Armutsbericht wird vorgestellt

Als Veranstaltungstipp diese Woche weisen wir noch auf einen Informationsabend der Sozialen Initiativen am Donnerstag, 9. Juni, 20 Uhr im Brandlbräu in der Ostengasse hin. Das Thema lautet Armut in Regensburg und es ist durchaus erfreulich, dass Sozialbürgermeister Joachim Wolbergs nun doch daran teilnimmt, um ausgewählte Teile des Armutsberichts für Regensburg vorzustellen. Im Zuge einer hitzigen Stadtratsdebatte um den sogenannten „Stadtpass“ (Sozialticket für den RVV plus Vergünstigungen in städtischen Einrichtungen) hatte Wolbergs seine Teilnahme zunächst zurückgezogen. Der komplette Armutsbericht wird am 28. Juni dem Sozial- und Planungsausschuss des Regensburger Stadtrats vorgestellt. Dort sollen auch erste Maßnahmen diskutiert werden. Wie zu vernehmen war, soll die SPD bereits ein Konzept für einen „Stadtpass“ in der Schublade haben. Was für eine Überraschung…

Marktdominanz am Schlachthof

Ebenfalls am 9. Juni wird übrigens – mit der amtlichen Beurkundung – der Verkauf des bislang städtischen Schlachthof-Areals an die Vivico Real Estate endgültig besiegelt. Der Verkaufspreis wird streng unter Verschluss gehalten, „weil alles andere gegen die Gemeindeordnung verstößt“, behauptet Oberbürgermeister Hans Schaidinger. Gerüchte, denen zufolge Teile des Areals bereits an das Immobilienzentrum Regensburg verkauft worden sein sollen, weist man von städtischer Seite ausdrücklich zurück.  „Die Stadt hat weder das Areal noch Teile des Areals an andere (als Vivico) veräußert.“ Dass aber die so genannten „Stadthäuser“ im Westteil des Areals an den rührigen Bauträger gehen werden, scheint zumindest wahrscheinlich. Sie passen genau ins Portfolio des Immobilienzentrums, das derartige Häuser bereits mehrfach in Regensburg verkauft hat, und, wie Vivico-Vertreter Stefan Ondracek bestätigt, ist man mit dem Unternehmen, „wie mit allen Marktteilnehmern“, bereits im Gespräch. Das Immobilienzentrum sei aber durchaus „sehr dominant in diesem Bereich“. Darüber, was in den Schlachthof-Hallen entstehen soll, diskutieren Stadt und Vivico noch. Wir werden diese und andere Diskussionen weiter begleiten, sobald wir aus dem Urlaub zurück sind. Entspannte Tage wünscht die Redaktion.
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