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Bischof: Hausverbot für Holocaustleugner

„Juden und Christen sind einander in besonderer Weise verbunden.“ Bischof Müller beim Entzünden der Friedenskerze.In der Basilika zur Lieben Frau sind am Dienstag noch Plätze frei, als die Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus beginnt. Allerdings hat sich prominenter Besuch angekündigt. Kurzfristig hat der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller seine Teilnahme an der Veranstaltung zugesagt, die mit einem Schweigemarsch zur Synagoge beschlossen wird. Auch als „Zeichen des Protests“ aber auch der Solidarität mit der jüdischen Gemeinde in Regensburg will Müller seine Anwesenheit verstanden wissen. Protest gegen den britischen Bischof Richard Williamson, dem Müller symbolisch erneut Hausverbot in allen Einrichtungen der Diözese erteilt. Williamson galt allerdings schon vorher als unerwünscht. Bis vor kurzem war er noch exkommuniziert. Williamson hatte vergangenen November in einem Interview in der Pfarrei Zaitzkofen (Bistum Regensburg) den Holocaust geleugnet. Es seien vielleicht „200.000 bis 300.000 Juden“ in Konzentrationslagern umgekommen. Gaskammern habe es nie gegeben. Damit bezieht er sich auf eine Lieblingsschrift der Holocaustleugner: den längst widerlegten Leuchter-Report (Mehr darüber). Die Regensburger Staatsanwaltschaft ermittelt. Nicht zum ersten Mal fiel Williamson durch antisemitische Äußerungen auf. Diverse Verschwörungstheorien gehören zum Repertoire des Ultrarechten. Am 21. Januar wurde das Interview ausgestrahlt, am selben Tag holte Papst Benedikt Williamson in den Schoß der Kirche zurück. Er gehörte zu den vier Bischöfen der Pius-Bruderschaft, die vor 21 Jahren exkommuniziert wurden, weil ihre Weihe gegen den Willen des Papstes stattfand. Papst Benedikt hob die Exkommunikation auf. Von Nazis wird Williamson nun gefeiert, die katholische Kirche bemüht sich um Schadensbegrenzung. So auch Bischof Müller am Dienstag. Williamson bescheinigt er, außerhalb der Kirche zu stehen. Müller: „Solche Dummheit und Blasiertheit ist durch nichts zu entschuldigen.“ Aus Williamsons Äußerungen sprächen „der Gipfel der Unmenschlichkeit und mangelndes Gefühl“. Den Papst nahm Müller dagegen in Schutz. „Hier haben sich zwei Ereignisse gekreuzt.“ Papst Benedikt habe einer „randständigen Gruppierung“ beide Hände gereicht. Drei der vier Bischöfe hätten sich dankbar gezeigt und sich sofort von dem vierten Bischof distanziert. Williamson aber habe mit seinen Äußerungen dem Heiligen Vater „ins Gesicht geschlagen“. Hans Schaidinger: „Ein Bürger, der gleichgültig abseits steht, ist ein schlechter Bürger. Sich für eine wehrhafte Demokratie einzusetzen, ist Bürgerpflicht.“ Vor der Kirche: Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes verteilt einen offenen Brief. Sie fordern eine Gedenktfel am ehemaligen KZ-Außenlager Colosseum.Am Mittwoch hat Müller in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk nachgelegt: Er erwarte, dass Williamson sich klar distanziere und sein Amt niederlege. In einem Brief an den Vatikan hat Müller um Klärung der kirchenrechtlichen Stellung der Pius-Bruderschaft und ihres Priesterseminars in Zaitzkofen gebeten. Williamson wurde von der Pius-Bruderschaft zwischenzeitlich jede Kundgebung zu politischen oder historischen Fakten untersagt. „Bis auf Weiteres.“ Ein solches Verbot für Williamson hatte es schon einmal gegeben: Im Jahr 2000 hatte er das antsemitische Pamphlet „Die Protokolle der Weisen von Zion“ (Mehr darüber) als authentische Informationsschrift gepriesen.
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Kommentare (21)

  • Mündige Bürgerin

    |

    Endlich macht Müller mal etwas, wofür ihn auch
    seine Gegner loben können / müssen. Es wäre zu
    wünschen, daß er uns öfters mal etwas Positives
    zuteil werden ließe, denn seine Gegner sind
    k e i n e K i r c h e n f e i n d e , sondern
    im Gegenteil: Menschen, die ihren Glauben sehr
    ernst nehmen, aber – Gott sei es gedankt – nichts vom blinden Gehorsam halten und nicht
    jede Willkür, die “von oben” kommt, als gött-
    liches Gesetz zu akzeptieren bereit sind.
    Und diesen Christen gehört die Zukunft!

  • Jürgen Huber

    |

    Es ist nur schwer zu ertragen, wenn der Oberbürgermeister von mutiger Bekennenerschaft zu den demokratischen Werten und gegen die Nazibarbarei spricht, aber die CSU seit Jahren eine Gedenktafel am Colosseum ablehnt. Der CSU-Stadtrat und Besitzer des Anwesens sollte sich schämen, wegen angeblicher Wertminderung zu blockieren, aber mehr noch das Regensburger Kulturreferat und die CSU, die eine gebührliche Erinnerung an das KZ-Außenlager und das viele Leid das dort geschah verhindert.

    Der Gedenkstein an der Strasse kann kein Ersatz sein für eine Gedenktafel am Haus, zumal er in die Ecke gedrängt und oft von Fahrrädern verstellt, das selbe kümmerliche Dasein fristet, wie das ehrliche und mutige Gedenken wohl auch.

    jürgen huber

  • turmalin

    |

    Wogegen sind sie nicht Herr Datko?

    Aber mal im Ernst, glauben sie wirklich, dass es irgendeinen Menschen interessiert, das Sie gegen die Kirche sind. “Das ist so wichtig wie wenn in einem Slum in Kalkutta ein Fahrrad umfällt.” sagte mein Vater in solchen Fällen.

    Herr Datko – kann es sein, dass Sie die Bedeutung Ihrer Person etwas überschätzen?

  • Joachim Datko

    |

    Zu “29. Jan 2009, 11:45 … Aber mal im Ernst, glauben sie wirklich, dass es irgendeinen Menschen interessiert, das Sie gegen die Kirche sind.”
    ===
    Leider steht im Artikel nicht, wie viele Menschen da waren. Wenn die Bilder nicht trügen, waren nur wenige Menschen in der “Basilika zur Lieben Frau”. Es würde mich interessieren, wie viele Menschen tatsächlich in der Kirche waren.

    http://www.regensburg-digital.de/wp-content/uploads/2009/01/28/muller.jpg
    http://www.regensburg-digital.de/wp-content/uploads/2009/01/28/schaidinger.jpg

  • jean partout

    |

    Jetzt werden die Nazideppen bald die Haken von den Kreuzen abmontieren…

  • B-Berger

    |

    Hi turmalin,
    kann es sein, dass Herr Datko nicht mal begriffen hat bei welcher Gelegenheit der Bischof dieses “Hausverbot” erteilt hat.

    Es war die interkonfessionelle Gendenkveranstaltung von Kirchen, Stadt und Jüdischer Gemeinde zum Auschwitzgedenktag. Diese Veranstaltung hat mit der Kirche gegen die Herr Datko ist nur am Rande zu tun. Diese Veranstaltung hat einen völlig anderen Hintergrund.
    Aber nachdem Herr Datko gegen alles ist, ist er wohl auch noch dagegen, dass die Kirchen zusammen mit den anderen Beteiligten an diesem Tag der Million von Opfern der NS Herrschaft gedenkt.
    Na Herr Datko wollen sie vielleicht sogar der Kirche das Recht absprechen an dieser Gedenkveranstaltung teilzunehmen.
    Es würde Leuten wie Herrn Datko gut anstehen an solchen Gedenktagen bei offiziellen Gedenkveranstaltungen Flagge zu zeigen.

    Aber da müßte der Alles-Ablehner ja mal ein Positiv Botschaft geben.

  • Joachim Datko

    |

    Zu 29. Jan 2009, 19:27 “Es war die interkonfessionelle Gendenkveranstaltung von Kirchen, Stadt und Jüdischer Gemeinde zum Auschwitzgedenktag. Diese Veranstaltung hat mit der Kirche gegen die Herr Datko ist nur am Rande zu tun.”
    ===
    Die Rolle der katholischen Kirche ist meiner Ansicht nach historisch unter zwei Aspekten zu sehen:

    – Welches geistige Klima wurde durch sie in Europa geschaffen?
    siehe z.B.:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Juden_(Mittelalter)
    “1215 verkündete Papst Innozenz III. auf dem 4. Laterankonzil eine Reihe von antijüdischen Maßnahmen.”

    – Welche Rolle spielte die katholische Kirche vor und während der nationalsozialistischen Jahre?
    siehe z.B.:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Reichskonkordat

  • turmalin

    |

    Wenn man die Ausführungen von Herrn Datko so sieht sollte jeder von uns in sich gehen und sich fragen,
    welche Rolle spielte meine Urgroßmutter am Tag der Reichskristallnacht und in den Wochen danach und
    welche Funktion hatte meine Urahnen in der Zeit der Judenprogrome um das Jahr 1500 +/- x.
    Was haben meine Vorfahren zur Zeit der Christenverfolgung im alten Rom getrieben.

  • F-Berger

    |

    Ich halte Herrn Klemens Unger für einen sehr fähigen Mann. Er meistert seine Aufgaben sehr gut. Er hat eine nicht angreifbare Haltung zur Judenvernichtung und auch zur Judenverfolgung.
    Das in unserer Stadt der braune Sumpf, auch in der CSU, weiter spukt, hängt mit alten Strukturen um Herrn Schaidinger, den Herren Schlegls und anderen zusammen, so glaube ich.

    XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX (Von Der Redaktion entfernt.)

    Wer hier duldet der macht sich zum Weggefährten.
    Herr Huber, hier liegen die Wurzel, bringen Sie die Sache im Stadtrat auf den Punkt.
    Herr Bischof Müller darf man für seine Haltung loben. Der Papst hat im übrigen am Mittwoch klar Stellung genommen und die Haltung des Vatikan zur Geschichte der Judenvernichtung klar gestellt.
    Seine Haltung zur Pius-Bruderschaft muss dennoch als äußerst unglücklich betrachtet werden. Diese Strömungen müssen strafrechtlich untersucht werden. Hier sollte sich die Justiz mit aller Härte zeigen.

  • Joachim Datko

    |

    Zu “Der Papst hat im übrigen am Mittwoch klar Stellung genommen …”
    ===
    Zur Erinnerung: Papst an der Regensburger Universität:

    http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,437357,00.html

    Baff über den Proteststurm

    “Spezielles theologisches Problem auf höchstem Niveau”

    ===
    Warten wir ab, ob das “hohe theologische Niveau” des katholischen Papstes noch weitere Proteststürme bringt.

    Hoffentlich lassen sich die Gläubigen nicht vom Glanz des Goldes blenden.

    https://www.spiegel.de/img/0,1020,474279,00.jpg
    http://www.regensburg-digital.de/wp-content/uploads/2009/01/28/muller.jpg

  • Uwe Fritz

    |

    @ Joachim Datko
    nun lass mal gut sein,
    man muss auch nicht gläubig sein und kann dennoch stolz auf einen deutschen Papst sein.
    Die Problematiken von seiner Sicht auf seinen Stuhl zu meistern scheint mir eh nicht ganz einfach zu sein.
    Fass dich mal an die eigene Nase und bleibe kritisch wo es passt.
    Das die Ausbreitung des Islam schon kritisch gesehen werden darf, zeigen doch die vielen Diskusionen darüber.
    Du erweckst in mir den Eindruck, dass Du beim Steinigen in der ersten Reihe mit den großen Steinen bist.
    Also immer langsam mit den schnellen Pferden.
    *;-))

  • heinz

    |

    Herr Datko: Bildung????? Schon mal was vom rhetorischen Stilmittel Pleonasmus gehört?

    “Warten wir ab, ob das “hohe theologische Niveau” des katholischen Papstes noch weitere Proteststürme bringt.”
    Aha- na hoffentlich ist das theologische Niveau des evangelischen Papstes besser, oder das des muslimischen Papstes. Lieber Herr Datko, es gibt nur einen Papst…

  • turmalin

    |

    oh datko,

    können sie ihre Probleme nicht wo anders verarbeiten.
    Was sie hier veranstalten grenzt ja schon an Christenverfolgung.

    Haben Sie eigentlich den gleichen Friseur wie der Ahmadinedschad, das würde auch ihren Christenhass bedingt erklären – lol.

  • Joachim Datko

    |

    Zu 02. Feb 2009, 07:45 “Haben Sie eigentlich den gleichen Friseur …”
    ===
    Es geht doch nur um Aufklärung.

    Ein Friseur erzählt normalerweise Neuigkeiten, die katholischen Priester wiederholen sich im Jahreskreis. Das prägt sich meiner Ansicht nach unabhängig vom Sinn des Inhalts beim Gläubigen ein, der Inhalt wird in der Regel nicht mehr hinterfragt.
    Ich kann vor der katholischen Kirche nur warnen.
    “Glaubst du noch oder denkst du schon?”
    siehe: http://hpd.de/node/1435

  • turmalin

    |

    schon mal drüber nachgedacht Herr Datko.

    Jeder Mensch glaubt. Atheisten glauben auch -, dass es keinen Gott gibt. Sie können die Nicht-Existenz Gottes genau so wenig beweisen wie die Gläubigen in der katholischen Kirche dessen Existenz belegen können. Folglich glauben auch Atheisten, eben nur andersrum.

    Also glauben auch sie Herr Datko.

    Ein Mensch der nicht glaubt existiert nicht.

  • Joachim Datko

    |

    Zu “02. Feb 2009, 09:59 … Jeder Mensch glaubt. Atheisten glauben auch -, dass es keinen Gott gibt. Sie können die Nicht-Existenz Gottes genau so wenig beweisen wie die Gläubigen in der katholischen Kirche dessen Existenz belegen können. Folglich glauben auch Atheisten, eben nur andersrum.
    ===
    – Das mag wohl auch ein “Spezielles theologisches Problem auf höchstem Niveau” sein (siehe Eintrag 01. Feb 2009, 10:12).
    – Was sagen Philosophen dazu?
    http://hpd.de/node/3458
    – Wir können uns gerne im Lederer (http://lederer-ev.de) treffen und darüber diskutieren

  • turmalin

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    Das ist kein “spezielles theologisches Problem …”, das ist gesunder Menschenverstand.

    Ein zugegeben seltenes gut in unserer Gesellschaft.

    Wenn ich eine Behauptung aufstelle, die ich nicht durch Fakten beweisen(nachweisen) kann und ich bin trotzdem von deren Richtigkeit überzeugt, dann handelt es sich um eine persönliche Einschätzung eines Sachverhalts. Kurz ich glaube, dass es ist so wie ich sage.

    Auch die Besucher des LEDERER glauben – in der Mehrzahl, dass sie mit ihren Diskussionen etwas verändern können.

    Wenn sie – lieber Herr Datko – davon ausgehen nicht zu glauben, dann sollten sie über dieses Phänomen einmal nachdenken, dann wären sie nämlich einzigartig.

    Der erste und einzige Mensch der nie und nichts glaubt.

  • Joachim Datko

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    Zu “Zum Kommentar “Joachim Datko am 01. Feb 2009, 10:12 … Warten wir ab, ob das “hohe theologische Niveau” des katholischen Papstes noch weitere Proteststürme bringt.”
    ===
    Es geht weiter:

    Jetzt hat auch die Bundeskanzlerin den katholischen Papst zur Klarstellung aufgefordert.

    Verschiedene Würdenträger:
    Bilder:
    Vatikan Bildarchive
    http://www.br-online.de/wissen-bildung/collegeradio/medien/religion/vatikan/bildarchiv/papst_gross.jpg
    Original Steiff
    http://www.kanzlei-hoenig.info/wp-content/uploads/2007/09/papst.jpg
    Zum Kontrast : Schornsteinfeger Outfit
    http://www.svz.de/artikelbilder.html?user_dimbildergalerie_pi1%5Bbildid%5D=1&user_dimbildergalerie_pi1%5Bbildlistid%5D=1&user_dimbildergalerie_pi1%5Bgalnewsid%5D=933012&user_dimbildergalerie_pi1%5Bgalnewsbackpid%5D=385

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