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Bürgerfest abschaffen?

Was Klemens Unger mit seiner Bürgerfest-Posse bewirken wollte, weiß der Himmel. Öffentlich schwadronierte der Kulturreferent von Terminproblemen und Befürchtungen, 2011 müsse das Fest ausfallen. Bei genauerer Betrachtung offenbarte Ungers Vorpreschen eher Missmanagement in seinem Referat, denn ernsthafte Terminprobleme. Er wurde zurückgepfiffen, Bürgermeister Gerhard Weber organisierte einen Termin – wie fast jedes Mal üblich das letzte Juni-Wochenende und die unnütze Diskussion war beendet.

Unterdessen stellt die SPD-Fraktion im Regensburger Stadtrat das Bürgerfest generell in Frage. „In der Ostengasse, den Höfen, Nebengassen, an der Donau und der großen Ostermeierliegewiese spürte man, was Bürgerfest sein kann und soll“, heißt es in einer Pressemitteilung vom Montag. Die Überlegungen, das große Bürgerfest ausfallen zu lassen oder zu verschieben, habe bei vielen Besuchern des Ostengassenfestes zu keiner großen Aufregung geführt. „Es zugunsten von dezentralen Festen überhaupt zu lassen, wie von vielen Besuchern befürwortet, sollte offen diskutiert werden“, heißt es weiter. Als grundsätzliches Nein der SPD zum Bürgerfest will Fraktionschef Norbert Hartl das zwar nicht verstanden wissen, er sagt aber auch: „Uns ist das Bürgerfest nicht so wichtig. Es zugunsten von kleineren Festen ausfallen zu lassen, ist sicher sinnvoll. Die Termine sind begrenzt.“

Ähnlich argumentieren auch die Regensburger Altstadtfreunde, unter deren Federführung das erste Bürgerfest 1973 organisiert wurde. Das Ostengassenfest habe gezeigt, dass „das jetzige Bürgerfest, die Altstadt-Dult, schon lange keinen Sinn mehr hat“, so der Vorsitzende der Altstadtfreunde Dr. Peter Morsbach. Klemens Unger rät er, den Namen Bürgerfest abzuschaffen und stattdessen die Sozialen Initiativen, Organisatoren des Gassenfests, wirken zu lassen. Deren Vorsitzender Reinhard Kellner habe sich zum „legitimen Erben des Urgedankens des ersten Bürgerfests“ gemacht.

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Lange Jahre hatte Veranstalter Peter Kittel das Bürgerfest organisiert und zu einer kommerziellen Veranstaltung mit Fressmeile umgestaltet. Das Fest 2009 unter dem Motto „Vereine gestalten Bürgerkultur“ bot keine wesentlichen Veränderungen. Anstelle von Kittel trat in weiten Teilen die „Regensburger Stadtmaus“. Kommerziell blieb kommerziell, Fressmeile blieb Fressmeile und das Bürgerfest-Motto eine leere Worthülse für ein austauschbares Konsumfest.

Kulturreferent Unger: „eine Fehlbesetzung“

Doch nicht nur das Bürgerfest, auch Klemens Unger (Foto) selbst steht in der Diskussion. Im kommenden Jahr steht die Neuwahl eines Kulturreferenten an. „Ist Unger amtsmüde?“, fragten sich angesichts dessen die Grünen im Stadtrat. Unger verneinte – er habe „viel Freude“ an seinem Amt. Zur Seite sprangen ihm Eginhard König vom Artbeitskreis Kultur, dessen 20er-Jahre-Ausstellung in diesem Jahr von Ungers Wohlwollen profitieren konnte, Reinhard Kellner und Winnie Freisleben vom Jazzclub. Doch es gibt auch kritische Stimmen. Der Regisseur Joseph Berlinger hat heute in einem Leserbrief die Kulturschaffenden in Regensburg aufgefordert, sich deutlich zu positionieren. „Bekennt Euch doch, Leute. Sonst gibt es eine Reihe weiterer Jahre mit biederer Kulturpolitik“, schreibt Berlinger. Unger solle, das machen, was er kann: „Folkloremangagement und Tourismus-Werbung“. „Für das Kulturreferat war, ist und bliebe er eine Fehlbesetzung.“

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Kommentare (5)

  • FM

    |

    Ich finde die Meinung der SPD und der Altstadtfreunde richtig. Anstelle des kommerzialisierten Bürgerfestes, welches schon lange keines mehr ist, sollte dezentrale Feste treten. Die “Eventisierung” hat geschadet, das Fest ist keines mehr, es ist zur Altstadtdult verkommen. Anstelle der fehlgeschlagenen Reformversuche sollte Neues im Sinne der SPD und der Altstadtfreunde treten. Ganz neu, ganz von vorn sollte wieder begonnen werden. Es ist kein Bürgerfest mehr, was da seit langem abläuft. Das Fest in der Ostengasse war genau richtig. Die Regensburger wollen wenigstens einmal unter sich bleiben und miteinander feiern. Der Kulturmanager sollte am Rande mitwirken und helfen, Eventmanager, Veranstaltungsservice, sollten sich komplett und ganz heraus halten.

  • Kulturinteressierte Bürgerin

    |

    Nicht das Bürgerfest sollte abgeschafft werden, sondern der derzeitige Kulturreferent.
    Ihm ist es doch zu “verdanken”, daß das, was sich in den letzten Jahren Bürgerfest
    schimpfte, nur ein Fest war, an dem Kittel kräftig verdiente.
    Das Ostengassenfest z.B. war ungefähr so, wie die ersten zentralen Bürgerfeste, die
    diesen Namen auch noch verdienten. Es war ja schon seit eh und je so, daß (fast)
    alles, was die Sozialen Initativen anpackten, besser war, als Feste, die nur dem
    Kommerz dienen.
    Da sollen halt die Verantwortlichen dem Unger das Heft aus der Hand nehmen und
    dafür sorgen, daß Leute, die etwas von Kultur verstehen, das Ganze in die Hand nehmen.
    Und – einen Besseren als Unger findet man allenthalben, man muß sich nur entsprechend
    umsehen.<
    Und all diejenigen, denen der vormalige Kulturdezernent Dr. Bernd Meyer keinen Huster
    und keinen Schnaufer gut genug tun konnte, sehen jetzt, daß nichts Besseres nachge-
    kommen ist., ganz im Gegenteil!

  • grenzenlos2

    |

    @ FM

    Alles gesagt. So und nicht anders. Von einem “Bürgerfest” kann man seit Jahren wirklich nicht mehr sprechen.

    @ Alle

    Denjenigen, welche nur den Kommerz sehen und sich als Eventmanager aufspielen, vorrangig Herrn Kittel, sollte zukünftig keine Chance mehr gegeben werden.

    “Ein Bürgerfest der Bürger, organisiert von Bürgern, für die Bürger”

    Und zu Herrn Unger:

    auch außerhalb des Bürgerfestes, finde ich persönlich, ist er nicht der Mann, welcher einer Stadt wie Regensburg als Kulturreferent vorstehen sollte. Er lebt noch in ein anderer Welt und hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.

    Herr Unger, machen Sie Platz für eine junge, objektivere Generation. Ihre Selbstverliebtheit ist fast nicht mehr zu ertragen! Unterstützung finden sie höchsten noch bei Ihren “Freunden” welche Sie, ohne Objektivität, immer wieder “unterstützen”. Wir wollen nicht nur Kultur für Herrn/Frau “Schickimicki”, sondern auch für den “normalen” Bürger. Aber ich habe meine Zweifel, ob sie “den” noch kennen!

  • gifthaferl

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    Biederer als unter Unger und Schaidinger geht es allerdings nimmer mit der Kultur, das ist richtig.
    Dagegen sind die Festspiele in Bayreuth sozusagen ein Quell der Avantgarde, ähm, vorausgesetzt man kriegt das mit, “Kulturhaupstadt” mehr sag ich nicht.

    Mei, aber ein Tschingdarassa Bumm mit (Bischofshof) Maßen, Freßständen kilometerlang, alles das Gleiche, und dazwischen Ständen mit Trockenblumengestecken ist doch auch was Nettes und eine Messe zumindest muss ja auch sein.

    So stellen die Herren sich halt den Bürger und die Bürgerin vor, die angeblich immer geschlossen hinter ihnen stehen.
    Man sollte halt nicht immer von sich auf andere schließen.

    Aber das würde ja einen Blick über den eigenen Hutrand hinaus erfordern – ein Scherz, an sowas nur zu denken.

  • Kulterer

    |

    Unger bleibt weitere 6 Jahre, da bin ich mir sicher. Je heftiger die Kritik, umso sicherer das Amt. Denkt an 2005!

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