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Verzögerung wegen Personalmangel

Corona-Testzentrum: Sollen es Ehrenamtliche machen?

Die Zelte stehen, doch das Personal für das Testzentrum am Dultplatz fehlt noch. Foto: Stadt Regensburg

Der Start für das Corona-Testzentrum in Regensburg verzögert sich. Grund ist Personalmangel. Die Stadt hat bislang geplant, größtenteils auf Ehrenamtliche zu setzen. Doch bei den Hilfsorganisationen ist die Begeisterung darüber begrenzt.

Die Pläne der Stadt Regensburg sind ambitioniert. An fünf Tagen die Woche, jeweils von 8 bis 17 Uhr, und ohne vorherige Terminvereinbarung sollen sich Regensburgerinnen und Regensburger am dem Gelände der Warendult kostenlos auf Corona testen lassen können. Eine Kapazität von 320 Testungen täglich will die Stadt zur Verfügung stellen.

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Landkreis startet heute, Verzögerung bei der Stadt

Damit liegt, oder besser gesagt läge, man deutlich über dem, was derzeit im Testzentrum des Landkreises möglich ist, das am heutigen Dienstag seinen Betrieb aufgenommen hat. Dort sind Spontantestungen vorerst nicht möglich, es muss vorab ein Termin vereinbart werden, um im Drive-In am Besucherparkplatz des Landratsamtes einen Gurgeltest durchführen lassen zu können. Aktuell seien circa 30 Tests pro Tag möglich, heißt es von der Pressestelle des Landratsamtes.

Der Landkreis bleibt damit vorerst deutlich unter dem Richtwert der Bayerischen Staatsregierung, die den 71 Landkreisen und 25 kreisfreien Städten mit Beschluss vom 10. August aufgegeben hat, dass täglich 0,2 bis 0,3 Prozent der lokalen Bevölkerung in einem Zentrum getestet werden können – und zwar ab Ende August. Das wären im Landkreis Regensburg, mit rund 194.000 Einwohnern, in etwa 400 Tests täglich.

Mit der aktuellen Kapazität solle zunächst „ein stabiler und zuverlässiger Start gewährleistet werden, einschl. der angestrebten Information der getesteten Personen möglichst innerhalb von 24 Stunden über deren Testergebnis“, heißt es dazu auf Anfrage unserer Redaktion. In Abhängigkeit von der Nachfrage werde dann auch eine sukzessive Kapazitätserweiterung in Betracht gezogen. Im Vordergrund aber stünden zunächst ein stabiler Betrieb und zeitnahe Information der Betroffenen.

Die Stadt Regensburg hat sich dagegen vorgenommen, den vorgegebenen Richtwert von Anfang an zu erfüllen und 320 Tests täglich angekündigt. Doch wer soll die durchführen? Während der Landkreis in seinem Drive-In-Testzentrum derzeit auf fünf hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BRK setzt, will es die Stadt offenbar vor allem mit Ehrenamtlichen versuchen. Und insbesondere darin liegen nun die Verzögerungen beim Start des städtischen Testzentrums begründet.

Treffen mit Hilfsorganisationen ohne Ergebnis

„ACHTUNG: Das Testzentrum hat seinen Betrieb noch nicht aufgenommen“, steht derzeit noch in extragroßer Schrift auf der entsprechenden Internetseite der Stadt. „Voraussichtlich ab Ende der Kalenderwoche 36 geht das Testzentrum (TZ) an den Start“, heißt es etwas weiter unten, deutlich kleiner. Und: „Wie schnell die Testergebnisse vorliegen, kann noch nicht gesagt werden.“ Denn die Begeisterung bei denen, die die Ehrenamtlichen gegen eine geringe Aufwandsentschädigung stellen sollen, scheint sich in Grenzen zu halten.

Bei einer internen Besprechung des städtischen Katastrophenschutzes mit Vertretern von Hilfsorganisationen wie BRK, Johannitern, Maltesern, DLRG, RKT, THW und Wasserwacht vergangene Woche war von 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Rede, die aus dem Pool von Ehrenamtlichen zur Verfügung gestellt werden sollten, um das Testzentrum im geplanten Umfang betreiben zu können. Planungssicherheit brachte das Treffen laut Schilderung von Teilnehmern nicht. Es gab keine festen Zusagen.

Testpanne bei Urlaubsrückkehrern als Motivationsbremse

Einerseits wollen einige Organisationen ihre Ehrenamtlichen nicht „verheizen“. „Diese Leute engagieren sich unentgeltlich in ihrer Freizeit und sind nicht dazu da, quasi hauptberuflich in einem Testzentrum zu arbeiten“, heißt es vom Vertreter einer Hilfsorganisation, der namentlich nicht genannt werden will. Andererseits gebe es nach wie vor Empfindlichkeiten wegen der Pannen in den Testzentren für Urlaubsrückkehrer Mitte August.

Bei insgesamt 85.000 Tests wurden damals 44.000 Ergebnisse deutlich verspätet übermittelt oder konnten gar nicht mehr zugeordnet werden – darunter 900 positive. Dass es im Anschluss teils Kritik an bayerischen Hilfsorganisationen gab, die diese Testzentren binnen fünf Tagen aus dem Boden gestampft hatten und denen keine vernünftige Software zur Verfügung gestellt wurde, um die Daten zu erfassen, hatten Sprecher des BRK damals unter anderem als „Motivationsbremse für Ehrenamtliche“ bezeichnet. Der „äußerst kurzfristige und schweißtreibende Einsatz der Ehrenamtlichen aller bayerischen Hilfsorganisationen“ sei dadurch „in ein negatives Licht gerückt“ worden, heißt es beispielhaft in einer offiziellen Stellungnahme des BRK.

Bislang nicht genügend Ehrenamtliche

Das hat nun offenbar auch Auswirkungen in Regensburg. Bei der Besprechung konnte zunächst nicht ausreichend Personal für den Testbetrieb garantiert werden. Die Organisationen sollten nun bis Montag zurückmelden, wie viele Ehrenamtliche sie zur Verfügung stellen können. Die Frage, wie die Rückmeldungen ausgefallen sind, ist bislang noch unbeantwortet. Das einige Organisationen aber komplett abgewunken haben, ist bekannt.

An den Testzentren für Urlaubsrückkehrer hatte die Staatsregierung nach der Panne die Ehrenamtlichen durch einen privaten Dienstleister abgelöst – dann auch ausgestattet mit der entsprechenden Software. Vielleicht ist es auch eine Idee für die Stadt Regensburg, Hauptamtliche zu engagieren, um die kurzfristige Anordnung der Staatsregierung umzusetzen. Diese hat bislang 272 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um die geforderten Zentren und die Strategie „Testen, testen, testen“ zu finanzieren.

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Kommentare (15)

  • Christoph Högl

    |

    Ich kann nur hoffen, dass sich die Ehrenamtlichen und ihre Organisationen nicht verheizen lassen.

    Ehrenamtliches Engagement ist das Rückgrat der Gesellschaft.

    Dass die Stadt dieses Engagement für sich vereinnahmen will ist verständlich.

    Ehrenamtliches Engagement ist aber keine Einbahnstraße.

    Egal ob im Bereich Soziales (Causa Haus für Engagement),
    im Sport (Causa Weinweg),
    bei Sport und Inklusion (SoBY, …)
    bei Asyl (Diesel-/Zeißstr./Antragsbearbeitung im städt. Aufgaben-/Entscheidungsbereich)
    im Jugendbereich, der Schule
    im Bereich Kultur & Freizeit (Parks schließen oder der Gastro überlassen)

    nirgends, wirklich nirgends macht die Stadt nur
    halbwegs akzeptabel das, was Nachbarstädte hinbekommen.

    Liebe Leute der Stadtverwaltung steigt von eurem hohen Ross herunter. Weniger Häppchenveranstaltungen, weniger Hintergrundgemauschel, sondern klare offene Kommunikation und echte praktische Wertschätzung und proaktive Unterstützung, auch und gerade fürs Ehrenamt, dann klappt’s vielleicht auch wieder mit Freiwilligen, denn ohne die geht nichts.

  • Mr. T.

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    Warum gehen Stadt und Landkreis das nicht gemeinsam an, wenn der Landkreis sein Testzentrum eh auch in der Stadt betreibt? Klingt Synergie zu sehr nach Pandemie?

    Herr Högl trifft es in seinem Kommentar auch auf den Punkt.

  • R.G.

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    Die Mitarbeiter sollten aus der Reihe der arbeitssuchenden und engagierten REGENSBURGER (Herkunft zählt nicht!) gewonnen und ordentlich bezahlt werden, z.B. Menschen, die Coronabedingt nicht soviel Stunden wie nötig arbeiten dürfen oder noch ohne Job sind.
    Zusätzlich, für die höhere Infektionsgefahr und den menschlichen Stress, gehörte den Mitarbeitern gratis Zugang zu stadteigenen und stadtnahen Einrichtungen gegeben, z.B. ins Hallenbad u.ä., nicht als Geschenk, sondern als unbedingt notwendige Erholung.
    Weiters sollte man ihnen als Ausgleich Aufenthalt in begrünten, durchaus (halb)privaten Freiflächen gestatten.
    Wir haben ein Kind in einem publikumreichen Beruf. Nach einem langen Tag (von dem nur wenige Stunden bezahlt und der Rest Krisensitzungen sind), alles mit Atemmaske und Schutzschild, geht es in die Wohnung und in pure Einsamkeit, weil aus Verantwortungsgefühl Treffen mit befreundeten Familien samt ihren Kindern nicht mehr stattfinden. Auslüften im Grünen ginge nur nachts, aber wo ist das nun noch erlaubt?
    Öffnet Privatgärten für Mitarbeiter aus Test- und Beratungszentren, lasst euch für sie sehr viel Gutes einfallen!
    Vergebt auf keinen Fall an eine externe Firma, es gibt genug Fähige in der Stadt!

  • Mr. T.

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    Coole Idee, R. G., der Grieser Spitz und die Jahninsel wären von 23:00 – 6:00 eh frei zum Auslüften ?

  • da_Moartl

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    Dieses Testen nach dem Schrotflintenprinzip ist ohnehin der größte Krampf, den man sich vorstellen kann. Er verstopft nur die Laborkapazitäten und trägt dazu bei, dass die wirklich wichtigen Tests nicht schnell genug kommuniziert werden. Wenn schon ein Leiter eines großen Gesundheitsamtes dies sagt, dann sollte die Politik vielleicht mal mit den Praktikern reden. Außerdem: Was soll diese Test-Hysterie angesichts einer ohnehin nicht existenten “zweiten Welle”. Man betrachte nur einmal die extrem niedrigen Belegungszahlen an Intensivbetten. Ein wenig mehr Realismus wäre inzwischen ganz gut.

  • Franz Josef Avestruz

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    @C Hoegl: absolute Zustimmung.
    Die Stadt Regensburg macht waehrend d Pandemie keine gute Figur. Massnahmen wie Blumentoepfe (gross) als Platzhalter und Betretungsverbote nach Wochen v Diskussion zeigen, dass Regensburg in Sachen Pandemie einfach nur ueberfordert ist. Jetzt ein Testzentrum, dass selbst nicht betrieben werden kann, zeigt doch, dass man in der Situation ausschliesslich getrieben ist und nur reagiert.
    Herr Artinger soll bitte weiter Videos posten wie man Pizza Kartons zerlegt. Mit Blick auf andere deutsche Staedte wie Tuebingen sieht man deutlich wie man sich laengst proaktiv mit der Situation beschaeftigen kann.
    Tut mir leid aber diese Stadtregierung hat schon nach etwas mehr als 100 Tage fertig. Ich aergere mich seit Wochen gruen und blau ueber die Verantwortlichen.

  • XYZ

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    Tests und Panik: warum kann das nicht der Hausarzt machen? Geht doch ganz einfach.

  • XYZ

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    Es gibt Labore mit Internet, da erhält man am nächsten Tag das positive oder negative Ergebnis, das schaffen auch medizinische Allgemeinpraxen – hat da die ehrenswerte Staatsregierung mal davon was gehört?

  • dugout

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    @XYZ:
    Ein befreundeter “Hausarzt” hat mir die Sache ziemlich einfach erklärt.
    Fragen sie doch ihren. Z.B. ob er solche Tests überhaupt macht. Da geht das Problem nämlich los, vielen ist die Pauschale von 15€ pro Test einfach der organisatorische Aufwand nicht wert. Bleibt den Ärzten, die es machen umso mehr Arbeit
    Arztpraxen sind schlicht nicht dafür ausgelegt 10-15 Menschen täglich zu testen, händisch 4 Formulare auszufüllen und diese Menschen von Risikopatienten zu trennen( die es in einer Arztpraxis eben mal verstärkt gibt)
    Ein Testzentrum ist dringend erforderlich. Da find ich den Vorschlag von R.D. gar nicht so schlecht. Bezahlt die Leute gut und es finden sich auch welche die es machen.

  • Read4711

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    Es tut mir leid, aber diese Stadtpolitik und die Stadtverwaltung in Regensburg sind das allerletzte und erbärmlich. Blamierten sich permanent und liefern ständig einen Offenbarungseid. Keine strategische Weiterentwicklung der Stadt, vielmehr Provinztheater vom Feinsten.

    Noch dazu wird haufenweise Geld versenkt, entweder heruntergewirtschaftet oder Kosten und Lasten für die Zukunft aufgebürdet. Wirtschaften sieht anders aus.

    Sowas hat Regensburg nicht verdient.

  • politards

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    die ärtzte bei diesen teststationen bekommen 350€/STUNDE!!!
    ehrenamtliche helfer 0€/STUNDE!!!
    was stimmt hier nicht?

  • Skyrider

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    Für dieses “Chaos”, ist meiner Meinung nach die Staatsregierung , in Person von Hr. Söder verantwortlich. Wieder mal eine völlig überhastete, schlecht vorbereitete Aktion, die jetzt von den Kommunen ausgebadet werden muss. Noch dazu werden hier übermäßig Testkapazitäten verbraucht, die anderswo dringender benötigt werden (Alten-und Behindertenheime, Medizinisches Personal). Besonders in den Alten-und Behindertenheimen, hat es die Staatsregierung, bis zum heutigen Tag nicht geschafft, ein tragfähiges Konzept, für die dort beschäftigten Mitarbeiter und die Bewohner auf die Beine zu stellen. Verantwortung wird hier geschickt nach Unten delegiert. Mit den Problemen, die hier zwangsläufig auftreten, werden die Kommunen und mit ihnen die Ehrenamtlichen, dann alleine gelassen.

  • A.H.

    |

    Ehrlich gesagt wundert es mich gar nicht das dies keiner machen möchte!!
    Ich arbeite selbst in einer Klinik, habe ab März extra Schichten in der Notaufnahme geleistet um auszuhelfen
    Hatte Kontakt mit infizierten FFP2 Masken
    Hatte selbst Verdacht mich mit Corona Infiziert zu haben – war zum Glück negativ
    Und was war der Dank – Kein Corona Bonus von 500 € und die Begründung des Landesamt für Pflege einfach nur lächerlich!! Nein Danke
    Bezahlt die Leute anständig!!! Und nutzt die Leute nicht so schamlos aus – die selbst mit ihrer Gesundheit spielen
    Meine Lehre habe ich daraus gezogen, meine Gutmütigkeit wurde ausgenutzt
    Ich würde nicht mehr helfen!

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drin