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Ehrung für Peter Welnhofer

Eine Medaille für Sitzfleisch

35 Jahre Stadtrat, 22 Jahre Landtag, 16 Jahre CSU Kreisvorsitzender, Leiter mehrerer Ausschüsse – so liest sich die politische Bilanz von Peter Welnhofer. Der 65jährige hat vergangenes Wochenende die Silberne Bürgermedaille der Stadt Regensburg erhalten. Dafür wurde er von Oberbürgermeister Joachim Wolbergs mit viel Lob bedacht. Wir ergänzen einige Lücken, die in der Laudatio fehlen. 

Ein freudiger Tag: Am 15. November erhielt Peter Welnhofer die Silberne Bürgermedaille

Ein freudiger Tag: Am 15. November erhielt Peter Welnhofer die Silberne Bürgermedaille. Foto: Liese

„Sie wirkten erfolgreich an der Umsetzung zahlreicher Maßnahmen, die für das Wohl der Stadt Regensburg bedeutend waren, mit und waren in die verschiedensten Themenbereiche eingebunden.“
Aus der Laudatio von OB Joachim Wolbergs anlässlich der Verleihung der Silbernen Bürgermedaille an Peter Welnhofer

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Aufklärung „jahrelang verschleppt“

Als CSU-Kreisvorsitzender blieb Welnhofer in den 90ern konsequent untätig, wenn rechtslastige Umtriebe in JU und CSU ruchbar wurden. Ein früherer CSU-Ortsvorsitzender über jene Zeit: „Welnhofer hat immer abgeblockt.“ Die Zeitung „Die Woche“ war es, die schließlich 1997 über braune Saufpartys der Jungen Union berichtete. Dafür wurde sie von der JU mit Klagen und Unterlassungsforderungen überzogen. Vor dem Landgericht Regensburg gewannen die JU in Glanz und Gloria. Obwohl „Die Woche“ mehrere eidesstattliche Zeugenaussagen aufbot, wurden ihr die Behauptungen untersagt.

Pikantes Detail: Der zuständige Richter Gerhard Sichler war der Schwager von Peter Welnhofer. Öffentlich wurde die Verwandtschaft durch die Aussage eines Polizisten und früheren CSU-Mitglieds, dem Welnhofer am Telefon versichert haben soll: „Ich und mein Verwandter haben die Sache im Griff. Da kann nichts hochkommen.“ Welnhofer erwirkte daraufhin eine Verfügung gegen den Polizisten. In der nächsthöherem Instanz bekam „Die Woche“ weitgehend recht. Ein Hauptsacheverfahren, in dem die Vorwürfe der „Rechtslastigkeit“ hätten aufgeklärt werden können, strengte die JU nicht an – unter anderem, so berichtete „Die Woche“, auf Empfehlung Welnhofers. Zehn Jahre später, als die alten Vorwürfe von der Schaidinger-CSU dazu benutzt wurden, um parteiinterne Gegner loszuwerden, kritisierte der damalige CSU-Ministerpräsident Günther Beckstein in diesem Zusammenhang, dass eine Aufklärung „jahrelang verschleppt“ worden sei. Der Verantwortliche: Peter Welnhofer.

„So manche Entscheidungsprozesse waren langwierig und beschwerlich.“
Aus der Laudatio

„Geistesabwesend die Hände bewegt“

Welnhofer selbst war bereits 1994 in die Schlagzeilen geraten, als er bei einer Rede des CSA-Funktionärs Adolf Kaniber applaudierte. Kaniber hatte unter anderem den russischen Faschisten Schirinowskij als „Ehrenmann“ bezeichnet und die Schuld an der deutschen Wirtschaftskrise den Staaten Osteuropas, den „Negern“ und dem „Moloch Israel, der uns immer weiter schröpft“ zugewiesen. Als die Sache öffentlich wurde, entschuldigte Welnhofer sich damit, „möglicherweise geistesabwesend die Hände bewegt“ zu haben.

„Sie waren kein sogenannter ‘Mitläufer’, vielmehr haben Sie sich immer eine eigene Meinung gebildet, diese konsequent vertreten und haben sich nicht von Widerständen beirren lassen.“
Aus der Laudatio

Lästige Beamte fertigmachen

Im selben Jahr fiel Welnhofer mit der öffentliche Diffamierung eines Ministerialbeamten auf. Wilhelm Schlötterer, ein Finanzbeamter, der schon damals jahrelang gegen die Sonderbehandlung prominenter Steuersünder angekämpft hatte, lasse, so Welnhofer, „eine zur menschlichen Grundausstattung gehörende Eigenschaft vermissen“. Er verhalte sich „seit 1977 auffällig“. Die Landtags-SPD warf Welnhofer seinerzeit vor, sein Amt als Vorsitzender eines damals eingesetzten Untersuchungsausschusses zu missbrauchen, um einen Beamten, der der CSU lästig war, fertigzumachen.

„Mit Ihrem umfangreichen juristischen Wissen waren Sie stets eine große Unterstützung und durchdachten anstehende Entscheidungen anhand vielfältiger Gesichtspunkte.“
Aus der Laudatio

„Nur Zweifel produzieren“

Auch beim Münchner CSU-Wahlfälschungsskandal um Strauß-Tochter Monika Hohlmeier spielte Welnhofer eine unglückliche Rolle. 2003 leitete er jene Wahl, die später gerichtsmassig werden sollte. Das 2010 mit der Klärung betraute Gericht zeigte sich angesichts von Welnhofers Zeugenaussage „betroffen“ darüber, dass ein ehemaliger Richter durch seine „unklaren und widersprüchlichen“ Äußerungen „nur weitere Zweifel produzierte“. „Der Zeuge Welnhofer hat sehr weitschweifig ausgesagt und war nur schwer auf einen Punkt oder eine präzise Antwort festzulegen.“

Fahrerflucht auf Diazepam

2005 verursachte Welnhofer einen Verkehrsunfall und versuchte zu flüchten. Von den Geschädigten, einem jungen Paar, zur Rede gestellt, soll er geäußert haben, sie würden vor Gericht „ja doch den Kürzeren ziehen“. Ein Gutachter stellte in Welnhofers Blut den Wirkstoff Diazepam, unter anderem in Valium enthalten, fest. Welnhofer kam mit einer Geldstrafe von 4.800 Euro und drei Monaten Fahrverbot davon. Ein Antrag, Welnhofer 2008 deswegen von der CSU-Stadtratsliste zu streichen, scheiterte.

„Wie bei vielen ehrenamtlich Tätigen mussten (…) Ihre Familie und Ihre Hobbies zurückstehen.“
Aus der Laudatio

Amigo-Affäre

Zuletzt trat Peter Welnhofer in Zusammenhang mit der „Amigo-Affäre“ des Bayerischen Landtags in Erscheinung. Er war einer derjenigen, die über ihre Abgeordnetenpauschale Verwandte ersten Grades beschäftigten.

Nach Informationen unserer Redaktion haben lediglich zwei Stadträte gegen die Ehrung für Welnhofer gestimmt. Dem Rest scheinen solche Dinge entweder unbekannt oder egal zu sein. Oder städtische Medaillen haben ohnehin nur den Wert, langjähriges Sitzfleisch zu belohnen.

„Ich freue mich, Ihnen für Ihr Engagement die Silberne Bürgermedaille überreichen zu dürfen und gratuliere Ihnen herzlich.“
Aus der Laudatio

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Kommentare (14)

  • urlaub

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    Es ist ja so schön und erfreulich für uns Normalbürger, das jetzt nach und nach alle Amigos ihre Auszeichnungen bekommen. Egal ob Sie oft Scheise , sich selber und ihren Clan bevorzugt oder andere in die Pfanne gehauen haben. Weiter so??

  • analyst

    |

    Den Wolbergs & Co. ist es jetzt erstmal 5,5 Jahre egal, was wir hier unten denken.

  • wahon

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    Wenn Leute wie Welnhofer die Silberne Bürgermedaille bekommen, ist es für normale Regensburger eine Auszeichnung, diese Medaille nicht zu bekommen …

  • Tobi Uhr

    |

    Schlaues Kerlchen unser Wolle, er macht sich den Rücken frei.
    Die Laudatio Schaidinger wird aber ein Schuss ins Knie, jedoch leider für Regensburg.

  • Joachim Datko

    |

    Zitat: “Nach Informationen unserer Redaktion haben lediglich zwei Stadträte gegen die Ehrung für Welnhofer gestimmt.”

    Welche Stadträte haben gegen das “Einheitsgebot” verstoßen? Aus meiner Sicht eine löbliche Entscheidung der beiden Stadträte!

  • Veronika

    |

    @urlaub: Richtig, Zustimmung! Aber bedenken Sie mal, wenn alles untergeht, müssen wenigstens Diejenigen noch strahlen können und irgendwas Denkwürdiges in Händen halten, die den Untergang herbeigeführt haben.

  • erik

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    SPD und CDU/CSU, ok ihr wurdet gewählt, ich versteh’s immer noch nicht wieso, außer euch selbst oder euch gegenseitig Honig ums Maul zu schmieren und euch gegenseitig Zucker in den Arsch zu blasen habt ich doch wirklich nichts zu bieten!

  • wollwirker

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    Da fällt mir Monty Python ein. Ihren Song “Every sperm is sacred” müsste man umschreiben in “Jedes Amt macht heilig”.

  • olga

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    Mit der silbernen Bürgermedaille ist es wie mit dem Bundesverdienstkreuz. Es ist mir eine Ehre, solche “Auszeichnungen” nicht zu bekommen.

  • Amigo

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    Worin liegt der Sinn dieses Artikels? Uralte Geschichten, immer wieder ausgegraben und aufgewärmt…? – Der Sinn kann letztlich nur darin bestehen, einen Menschen fertigzumachen zu wollen. Man kann zu Welnhofer stehen wie man will, aber das hat er sicherlich nicht verdient! Da ich ihn persönlich jedoch sehr gut kenne, tröstet mich eines: Er weiß mit derartiger “Kritik” richtig umzugehen. Und sie sorgt sicherlich für Amüsement im Hause Welnhofer, denn unsachliche Kritik aus der Ecke der ultra-linken Schreiberlinge muss man sich erstmal verdienen. Sie ist sozusagen die Dreingabe zur Silbernen Bürgermedaille!

  • Mr. T

    |

    Ich hoffe mal, der Amigo kennt den Welnhofer nicht so gut, wie er tut. Würde die Erinnerung an die eher schwarzen Zeiten seiner politischen Karriere wirklich nur ein Amüsement in Welnhofer hervorrufen, wäre er ein noch üblerer Charakter als für denkbar gehalten. Ich sehe so einen Artikel als Gegengewicht dazu, wenn andere nur die Sonnenseiten eines politischen Lebens hervorkramen. Einfach nur Schwamm drüber bei den Verfehlungen geht halt auch nicht. Unsachlich ist das sicher auch nicht. Und wenns nicht stimmen würde, wüsste der Welnhofer schon, was zu tun wäre.

  • Weltscherbe

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    Weshalb Peter Welnhofer den Preiszuschlag erhält,
    obwohl er in der Gesamtschau nicht das beste Angebot abgebeben hat,
    bleibt fraglich……….

    Besser?! Sauber bleiben!

  • Echter Keilberger

    |

    @Hi Amigo, wenn du H. Welnhofer so gut kennst, kannst du bestimmt ein paar seiner (wirklich guten) Witze rezitieren. Oder war dein Beitrag der Witz?

  • Jochen Schweizer

    |

    Vielleicht sollte diese Ehrung, für alle die bereits durch Fahrerflucht auffällig geworden und verurteilt worden sind, Ansporn sein, doch noch ein wertvolles Miglied unserer Gesellschaft zu werden und hierfür auch öffentliche Auszeichnungen zu erhalten?

Kommentare sind deaktiviert

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