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Im Osten was Neues

Die drei Damen mit den Doppelnamen: Christina Flachs-Radlmeier, Marie Entrup-Randl und Renate Haimerl-Brosch Alle Fotos: StaudingerWer auf der Suche nach elitärem Kunstgehabe in wichtigtuerischer Atmosphäre ist, der sollte die Ostengasse meiden. Mit ihrem Kunstprojekt „Go East“ haben Christina Flachs-Radlmeier, Marie Entrup-Randl und Renate Haimerl-Brosch einem Viertel für zehn Tage neues Leben eingehaucht, das von der Stadt seit langer Zeit stiefmütterlich behandelt wurde. Nach dem Krieg wurden die Gebäude am Donaumarkt für das größenwahnsinnige Verkehrsprojekt „Bayerwaldbrücke“ platt gemacht; über das Abbruchgebäude am „Schandfleck“ und Spekulationsobjekt Donaumarkt lässt man Anfang Juni erst einmal Gras – Rollrasen – wachsen. Eine „Kulturmeile“ entlang der Donau ist vollmundige Ankündigung im Zuge des Stadthallen-Wahlkampfs geblieben.
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Nicht so in der Ostengasse. Jedenfalls bis zum 8. Juni. So lange dauert die – doch recht kurze – Kunstaktion der „drei Damen mit dem Doppelnamen“ (Laudator Jürgen Huber). Die haben mehrere leerstehende Gebäude gemeinsam mit 35 Künstlern aus dem Osten – Ostbayern, Ostdeutschland und Osteuropa – in einen kleinen Adventskalender verwandelt; hinter jeder Tür, jedem Schaufenster erwartet die Besucher etwas anderes. Im ehemaligen Kloster St. Klara, aus der auch kürzlich das betreute Wohnen der Lebenshilfe aufs Land verbannt wurde, erwarten die Besucher zur Eröffnung am Donnerstag Abend Videoinstallationen in abgedunkelten Zimmern, schräge Fotos an abgeblätterten Wänden und in versifften Waschräumen, schräge Klänge vor verbeulten Schlagzeugbecken. Im Vorhof spielen Agnes Kutas und Jaroslav Koran aus Prag Musik, gegenüber – in der ehemaligen Metzgerei – findet sich eine Videoinstallation mit dem treffenden Namen „Wurst“. huber-jurgen1Ein paar Meter weiter vorn – in der Trunzergasse 10 – hat Veronika Schneider die Habseligkeiten einiger Punks, die das leerstehende Gebäude für vor zwei Jahren sechs Tage besetzt hatten zu einer Installation aufgeschichtet; tote Ratte inklusive. Nebendran läuft gerade eine Liveperfomance – No Future 1 – von Florian Topernpong. Es geht um Punks. Als es dunkler wird bekommt das Ganze fast schon ein wenig großstädtischen Charakter. „Welterbe ist schön und gut, aber in Regensburg brauchen zeitgenössische Künstler mehr Gewicht und Aufmerksamkeit“, meint Jürgen Huber in seiner Laudatio. „Die haxn sich auf für nix, während andere den Schlaf der Gerechten schlafen und noch was dafür kriegen.“ Den Schlaf der Gerechten schlafen am Donnerstag auch einige der üblichen Wichtigs und Adabeis. Sie sind nicht da. Vielleicht auch deshalb ist die Atmosphäre so angenehm. „Go East“ läuft noch bis 8. Juni, täglich geöffnet von 15 bis 19 Uhr in der Ostengasse. Kost nix.
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