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Kann man Kultur planen?

Dass er von einem Kulturentwicklungsplan (KEP) nicht besonders viel hält – daraus hat Hans Schaidinger nie einen Hehl gemacht. Aber: Die Regensburger Rathaus-Koalition hat sich auf einen KEP geeinigt, der Kulturausschuss fasste vergangenes Jahr einen entsprechenden einstimmigen Beschluss und so macht der Oberbürgermeister eben mit – als Vorsitzender der Lenkungsgruppe, die den Weg zum KEP koordinieren soll. Bis 2012 soll dieser Plan erarbeitet werden. Mit seiner ablehnenden Haltung hält Schaidinger dennoch nicht hinterm Berg. Bei einer Pressekonferenz vergangene Woche ließ der OB mehrfach durchblicken, dass er nicht so recht glaubt, dass das etwas wird – mit dem KEP. „Kultur ist nicht planbar“, so sein Fazit. Damit sorgt Schaidinger für erheblichen Unmut bei allen im Stadtrat vertretenen Fraktionen – abgesehen von der CSU. Das war bei einem Bericht zum aktuellen KEP-Stand am Donnerstag im Kulturausschuss nicht zu überhören. „Wenn so jemand der Lenkungsgruppe vorsitzt, dann ist das eine Absurdität. Das ist Schilda“, empörte sich Jürgen Huber (Grüne). Er schlägt vor, Bürgermeister Joachim Wolbergs den Vorsitz anzutragen. Auch Eberhard Dünninger (ödp) ist der Ansicht, dass Schaidinger von diesem Posten abberufen werden sollte und Horst Meierhofer (FDP) bezeichnete den Oberbürgermeister als „denkbar schlechteste Person“ auf dem Sessel des Vorsitzenden. Er habe den Verdacht, dass „Herr Schaidinger sich köstlich amüsieren würde, wenn nichts bei der Sache herauskommt“. „Das ist Zeit- und Geldverschwendung.“ Auch Meierhofer trägt Wolbergs den Vorsitz an. Der zeigte sich zwar geschmeichelt, lehnte aber dankend ab. „Ich habe in meiner großen Loyalität der Besetzung der Lenkungsgruppe zugestimmt.“ Diese Loyalität sei aber nicht grenzenlos, so der Sozialbürgermeister. Er und seine Fraktion, sind „nicht besonders amused“ über die Äußerungen des Oberbürgermeisters, wie von SPD-Stadträtin Margot Neuner zu vernehmen war. Den Schlusspunkt der Debatte setzte schließlich Erich Tahedl (CSU), der darauf hinwies, dass es im ganz normal sei, dass der Oberbürgermeister den Vorsitz der Lenkungsgruppe habe, dass Schaidingers ablehnende Bemerkungen vermutlich nur Falschmeldungen in der Presse seien und dass man doch heute nur zur Kenntnis nehmen müsse, dass der KEP auf dem Weg sei. „Was muss man da groß diskutieren.“ Bis 2012 sind für den Kulturentwicklungsplan 100.000 Euro im Haushalt eingeplant.
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Kommentare (8)

  • Staufenschenk Henning

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    Am Interesse/Desinteresse von Leuten zu kulturellen Dingen erkennt man sehr schnell, wer sich als “Bildungsbürger” bezeichnen darf und wer der “Leberkas- und Freibierfraktion” angehört.
    Bei manchen “politischen Hoffnungsträgern” ist schon am Phänotyp erkennbar, dass sie die Schweinshaxe und die “zünftige Brotzeit” einer Wagner-Opr oder einer Bruckner-Symphonie jedenfalls vorziehen…

    Die Aussage von Tahedl bedarf keiner Kommentierung.

    Statt “Da Kultua” sollen sich die Regensburger Bürger lieber im Lederbeinkleid auf die Schenkel klopfen, mit den Peitschen knallen und dabei Balzlaute von sich geben. Ein Ex-Bürgermeister steht – in seiner unendlichen Weisheit – daneben und schüttet sich eine Mass Bier nach der anderen in den Rachen und betont dabei seine Verdienste um Regensburg sowie seine Fremdsprachenkenntnisse ;-)

    Das kennt man “Kabarett”…

    “Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge riesige Schatten!” (Marcel Reich-Raincki)

  • Blauer Tintenklecks

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    Sollte die Aussage und das Verhalten Schaidingers irgendwen verwundern? Eher nicht. Wer einen Unger zum Kulturreferenten macht und gerne grüne Frosche ans Kreuz nageln lässt, von dem ist nichts anderes zu erwarten.
    Einzig verwunderlich ist, dass manch einer erst heute festgestellt habt, dass Regensburg das moderne Schilda ist.

  • grace

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    Zu was brauchen wir einen Kulturentwicklungsplan!
    Kultur hamma genug und wos lang geht weiss unser oberster Lenker schon selber.
    Da braucht er auch keinen KE Plan und keine Gscheiderln aus dem Rat,
    weil er nämlich selber alles weiss, also Basta.
    Dult, Reiterstandbild und Singschule, des muss langen für Kultur.
    Was mir brauchen ist mehr Beton und weniger Grünzeugs im Allgemeinen und
    mehr Strassen, mehr Brücken und Siedlungen im Speziellen und schon gar keine Presse,
    die immer alles schlecht macht.
    Ach wenns doch wieder so schön wär, wie beim Ludwig dazumal.

  • Joachim Datko

    |

    Jeder soll auf seine Art glücklich sein!

    Zitat: “dass sie die Schweinshaxe und die “zünftige Brotzeit” einer Wagner-Oper oder einer Bruckner-Symphonie jedenfalls vorziehen…”

    Gerade bei Opern frage ich mich, was das eigentlich soll, ich habe keinen Bedarf danach. Wenn aber jemand auf eigene Kosten, nicht auf Kosten der Steuerzahler, eine Oper besucht, ist dies seine Sache, genauso wie wenn jemand ein “zünftige Brotzeit” genießt.

    Der Besuch einer Oper oder eines Konzerts ist keine besondere “kulturelle” Leistung, sondern hat auch etwas mit Genuss zu tun, wie eine Brotzeit. Als Besucher einer Musikveranstaltung ist man passiv, man ist Konsument.

  • Siebert Oskar

    |

    Zum Thema:

    Kulturentwicklungsplan soll bis 2012 stehen.

    Ein Tanz um das goldene Kalb. Im Dezember 2009 hat, nach Mitteilung der Zeitung, der Kulturausschuss der Stadt Regensburg, die Erarbeitung eines Kulturentwicklungsplanes beschlossen. Solch eine kulturpolitische Planung ist für viele Bürger nichts Neues. Es handelt sich mehr oder weniger um die Planung der Kultur, die aus den Zeiten des sozialistischen Systems der DDR bekannt ist.
    Eine fehlende Zusammenarbeit mit den Kulturschaffenden wie auch eine gezielte Zusammenarbeit und die Koordination der Veranstaltungen sollte durch den Kulturentwicklungsplan ersetzt werden. Auf der Spitze wieder keine Kulturschaffenden sondern, kulturpolitische Persönlichkeiten, die zu der Schaffung der Kultur eine Nähe und Verbindung haben wie ich z.B. zur Wirtschaftsplanung. Einmal im Jahr werden die Künstler wie auch die Kulturschaffenden zu einem Empfang im Rathaus eingeladen, um mit ihrer Teilnahme die ausgezeichneten Kulturpreis- und Kulturfördepreisträger zu ehren. Über eine MÖGLICHE Zusammenarbeit oder sogar eine Koordination von kulturellen Veranstaltungen oder Ereignissen kann aber keine Rede sein. Schon die Abschaffung der Demokratie in Deutschland und die Einführung von „Parlamentarischer Demokratie“ schaltet den Willen der Bürger aus.
    Was sagte doch kürzlich der Uni. Professor Dr. jur. Hans Herbert von Arnim.
    Dr. von Arnim vertritt die Ansicht, die Bundesrepublik Deutschland sei keine echte Demokratie mehr. „Das Volk hat fast nichts mehr zu sagen. Wir haben weder Herrschaft durch das Volk noch für das Volk”, sagte der Professor, der den Lehrstuhl für öffentliches Recht und Verfassungslehre leitet. Weiter sagte der Professor aus Speyer, „Deutschland werde von der politischen Klasse beherrscht”. Diese Berufspolitiker handelten “vornehmlich aus Eigeninteresse”.
    Druck ausüben, das scheint unserem ach so demokratischen Staat, bei genauem Hinsehen im Alltag zum Geschäft zu gehören und macht auch nicht vor der Rechtsprechung halt!
    Und so überträgt sich das „Parlamentarische demokratische System“ auch in dem Bereich der Kunst und Kultur in unserer Stadt.

    Oskar Siebert
    videoAktiv Regensburg

  • VonFernSeher

    |

    Ich kenne mich in der Kulturszene von Regensburg nicht aus, finde aber die Idee eines Kulturentwicklungsplanes an sich recht sinnbefreit. Damit meine ich nicht die Förderung von Kunst und Kultur durch Kommunen, sondern die Idee, man könnte jetzt mal für den Zeitraum X planen, was denn bis zum Ende von X in Kunst und Kultur erreicht sein soll. Was schon bei der Wirtschaft nicht klappt, ist bei der Kultur nur noch absurd.

    Statt sich mit der Planung der Entwicklung zu befassen, sollten Kommunen sich wieder mehr um Raum und finanzielle Förderung für Kultur kümmern, dort, wo sie aus der Gemeinschaft entsteht. Individualität ist hier doch sehr wichtig und es macht wenig Sinn, der Kultur ein Ziel vorzugeben, dass sie gefälligst bis X zu erreichen hat. Wer hat dann eigentlich versagt, wenn es nicht so kommen sollte wie geplant? Die Stadt? Die Planer? Die Kulturschaffenden? Die Bürger? Kultur an sich?

    Ich mag Opern und klassische Musik, würde ein gute Brotzeit aber jederzeit Wagner vorziehen. Und so hat jeder (aktiv wie passiv) seine eigenen Vorstellungen, was Kultur für ihn und seine Gemeinschaft leisten soll. Und die Kommune sollte hier nur als Förderer, nicht aber als Vorgeber in Erscheinung treten.

  • spezialistfürehfastalles

    |

    So wie die Kommentare, so wie der Artikel ist es ein Beispiel des Kulturverständnisses in dieser Stadt (vielleicht sogar allerwelts) und vor allem ein Beispiel für das Verständnis zu einem KEP.
    Grundsätzlich gilt: Kultur ist nicht planbar.
    Ich kenn den Schaidinger nicht persönlich – denke aber, dass sein Ausspruch nicht alleine Stand – aber ist ein guter Aufhänger für Schlagzeilen.
    Wenn diverse Kommentatoren nur etwas googeln würden (was ist das?) kämen sie vielleicht auch zur Erkenntnis, das der Rahmen für Kulturplanung geschaffen und bereitet werden kann, aber niemals die Planung die Kultur an sich.
    Ein Grüner wie Jürgen Huber sollte das eigentlich wissen – oder hat er in der Planung, was er im Dezember malen wird? Und mal ehrlich Jürgen Huber…wenn es nicht so nach deinem Verständnis geht mit der Entwicklung des KEP usw. – wobei ich ja sagen muss, dein Modell mit Linz ist ja gerade auch nicht das Vorzeigemodell für eine KEP-Entwicklung – muss man halt ein bisschen dagegenhalten – gegen Typen, die man nicht mag… die weiteren Kommentareschreiben disqualifizieren sich eigentlich selber durch ihre Kommentare …

  • KEP-Wiki: Chance oder Himmelfahrtskommando? | Regensburg Digital

    |

    […] Vor drei Jahren wurde die Arbeit am KEP ins Werk gesetzt. Er soll die kulturellen Prioritäten für die nächsten 20 Jahre festschreiben, feststellen, was in Regensburg – kulturell – gut läuft und was nicht, was stärker gefördert werden soll und was nicht. Es geht also, auch wenn das nicht explizit im KEP steht, vor allem ums Geld. Das ist begrenzt und will verteilt sein. Und der KEP ist eine Argumentationsgrundlage, um Förderung von der Stadt zu fordern. Wenn man sich denn auch darin wiederfindet. […]

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