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Lasst doch die Basis entscheiden! Heute: über Nacktheit

Liest und leidet: Marin Oswald.

Liest und leidet: Marin Oswald.

Ach, was für eine unspektakuläre Woche liegt da wieder hinter uns. Man möchte niedersinken vor Langeweile. Das dominierende Thema war und ist freilich allenthalben das Mitgliedervotum in der SPD, bei dem 470.000 SPD-Mitglieder aufgerufen sind, gegen oder am allerbesten für den zwischen den Führungskadern der CDU, CSU und SPD ausgetüftelten Koalitionsvertrag zu stimmen. Von Wortbruch ist hierbei komischerweise nirgends die Rede, obwohl das Sinnieren über die Große Koalition vor einigen Monaten aus Sicht der SPD noch eine „bösartige Unterstellung“ war (Andrea Nahles im WELT-Interview).

Um Wahlkampfpalaver geht es aber nicht mehr, viel schlimmer: Es geht ums Land. Es geht um nichts weniger als die Zukunft Deutschlands. Stürzt die Basis dasselbe in eine tiefe Krise? Geht der Staat und mit ihm gleich das ganze Abendland unter? Man hält es vor Spannung kaum aus. Und darüber sollen auch noch diese seit jeher mit dem Vaterland fremdelnden Sozis entscheiden? Unerhört.

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Nacktheit! Da wird geklickt wie wild!

Aber das Ganze ist ja auch eine Riesenangelegenheit. Nicht nur logistisch (da ist man im Willy-Brandt-Haus sicherlich froh, dass die Partei keine 950.000 Mitglieder mehr hat, wie noch im Jahr 1990), sondern, wie gesagt, angeblich auch politisch. Wird es ein merkelsches „Weiter-So“ mit sozialen Globuli geben? Ja oder nein? Dieser Mitgliederentscheid. Schon verrückt sowas. Die Nerven liegen allseits blank und sogar Slomka und Gabriel zoffen sich im heute journal. Ja ja, ist ja alles bekannt und als Boulevard-Junkie sollte ich mich da auch nicht weiter einmischen. Bin schon ruhig. Denn schließlich gibt es neben diesem medialen Superthema eigentlich weitaus Wichtigeres. Nacktheit zum Beispiel.

Nicht umsonst habe ich schließlich diese Überschrift gewählt. Da wird geklickt wie wild. Boah, Nacktheit und Basis! Vielleicht sogar Nacktheit in der SPD-Basis – das zieh’ ich mir rein.

Willkommen, liebe Leserinnen und Leser. Die Sache ist eigentlich eine andere. Nämlich die: ich habe einen Artikel gelesen. Natürlich habe ich dabei gelitten, aber ich habe mich auch köstlich amüsiert. Ursula Hildebrand gibt im Wochenblatt die Kunstrezensentin und sieht sich genötigt einen persönlichen Kommentar abzugeben.

Es geht um Kunst. Tanz, um genauer zu sein. Die Aids-Tanzgala am 23. November im Velodrom, veranstaltet von der Aids-Beratungsstelle Oberpfalz, dem Jazz Club Regensburg und dem Theater Regensburg, ist der Tatort. Die Schamesröte muss mit dem Thermometer messbar gewesen sein, denn es ging dort offensichtlich unverschämt heiß zur Sache.

„Stilisierter Sex mit einer Topfpflanze, ziemlich durchsichtige Klarsichtfolie im Tänzerinnen-Schritt. Muss das sein? Aber: Darf man das kritisieren, wo es doch um einen guten Zweck geht?“

Mit hochrotem Kopf muss Frau Hildebrand sich das gefragt haben. Letztlich nimmt sie aber ihren Mut zusammen und kritisiert das, obwohl es sich um einen guten Zweck handelt. Kunst müsse zwar provozieren, allerdings dem Anlass angemessen sein.

„Und Einblicke in eine nackte Vagina (hihi, sie hat Vagina gesagt; Anm. d. Autors) bei einer Aids-Tanzgala, tut mir leid, da fehlt mir nun jegliches Verständnis!“

Bei einem „alternativen Kunst-Festival“ wäre das ja gerade noch vertretbar, aber bei dieser Gala? No way! Was sich diese ganzen Künstler_innen immer einbilden machen zu müssen.

Bei Nacktheit hat der Spaß ein Loch

Nun ist es mit der Kunstfreiheit ja immer so eine Sache. Provozieren darf die Kunst schließlich, aber doch bitte nicht mich. Und bei Nacktheit (oder dem Besteigen von Topfpflanzen) hat der Spaß eben ein Loch. Freilich verhält es sich mit barbusigen Frauen auf der Wochenblatt-Titelseite anders. Die Meinungs- und Kunstfreiheit will es so und schließlich sind die ja stets dem Anlass entsprechend gekleidet. Ob da ein basisdemokratisches Wochenblattleservotum etwas mehr Klarheit bringen könnte? Wollen sie Nackte im Wochenblatt? Ja oder nein… – jeder  bitte nur ein Kreuz.

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Kommentare (3)

  • Brust oder Beule

    |

    Bei Nacktheit ist der Spass doch ein Loch.
    Bilder aus der Vagi… Verzeihung, dem Velodrom gibts keine?

  • Kuno Küfer

    |

    Wow…!!! Was das Wochenblatt da wieder so entdeckt hat! Und alles schon von “Reihe acht” aus! Aber kaum schaut dort jemand wieder einmal etwas genauer hin, da wird es ihr schon wieder zu viel… Scheiß Beruf…

  • Twix Raider

    |

    Also beste Sicht auf allen Plätzen in das Allerheiligste klingt eher so, als hätte Jean-Claude Van Damme seinen Namen in Grossbuchstaben getanzt. Mit dem Hinweis, jeder gespendete Cent würde die Darbietung um eine Milisekunde verkürzen…

Kommentare sind deaktiviert

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