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Mafia-Methoden am grauen Kapitalmarkt?

Wenn Geldgierige Geldgierige bekämpfen

Hier die bösen Anlagebetrüger, dort die mutigen Aufklärer? Seit der Razzia gegen die S&K-Gruppe, die auch Ausläufer in Regensburg hatte, feiert sich ein Finanzportal namens „GoMoPa“ fast täglich selbst. Doch den selbsternannten Aufklärern scheint es weniger um das Geld der Anleger als um das eigene Bankkonto zu gehen.

Unbeugsam gegen Finanzbetrüger? So stellt sich das GoMoPa-Portal gern selbst dar.

Unbeugsam gegen Finanzbetrüger? So stellt sich das GoMoPa-Portal gern selbst dar.

Straßenschläger, Erpressung, Rufmord. Unterlassungsklagen mit Streitwerten im sechs- und siebenstelligen Bereich. Die bundesweite Razzia gegen mutmaßliche Anlagebetrüger der S&K-Gruppe, die am 19. Februar auch Regensburg erreichte, rückt eine Branche in den Fokus, von der man sonst nur wenig hört: der sogenannte „graue Kapitalmarkt“. Grau, weil die angebotenen Finanzprodukte kaum kontrolliert werden. Es werden hohe Gewinne versprochen und ebenso hoch sind die Risiken. Die Süddeutsche Zeitung bezifferte 2010 die Verluste deutscher Anleger auf diesem Markt auf rund 20 Milliarden Euro jährlich.

Die Angebote: Von seriös bis kriminell

Dass es durchaus dauern kann, festzustellen, ob ein Angebot zwar risikoreich ist, aber seriös, offensichtlich schlecht, aber legal oder betrügerisch und kriminell, zeigt der Fall S&K. Öffentlich und mit prominenten Gästen ließen sich die beiden Geschäftsführer Stefan Schäfer und Jonas Köller als Aufsteiger auf dem Finanzmarkt feiern. Die Fotos und Videos, die den aufwändig-dekadenten Lebensstil der beiden zeigen, sind mittlerweile aber aus ganz anderen Gründen bei den Medien begehrt.

Über ein halbes Jahr ermittelte die Frankfurter Staatsanwaltschaft, ehe sie mit geballter Macht zugriff: 1.200 Polizeibeamte durchsuchten in sieben Bundesländern mehr als 130 Objekte und vollstreckten Haftbefehle gegen die sechs mutmaßlichen Haupttäter im Alter von 33 bis 70 Jahren. Gegen rund 50 weitere Beschuldigte wird ermittelt. Von „einem über Jahre planmäßig und groß angelegten Betrugssystem“ bei S&K ist in einer Mitteilung der Frankfurter Staatsanwaltschaft die Rede. Über ein Schneeballsystem sollen Anlegergelder im dreistelligen Millionenbereich veruntreut worden sein.

Kurzzeitig festgenommen und vernommen wurde auch der Regensburger Stadtrat Dr. Gero K. (CSB). Er bekleidet mehrere Funktionen bei Gesellschaften im Dunstkreis der S&K-Gruppe, die zum Teil in Regensburg angesiedelt sind. Ob auch gegen ihn ermittelt wird, war von der Staatsanwaltschaft nicht zu erfahren. K. selbst will sich – mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen – nicht äußern.

Die vermeintlichen Aufklärer

Ein Portal, das über die Entwicklungen in Zusammenhang mit S&K nun fast im Tagesrhythmus jubiliert, trägt den schönen Namen „GoMoPa“, Goldman, Morgenstern & Partners. Das Impressum der Seite liegt in New York. Die Autoren indes stammen durchweg aus Deutschland – es gibt weder einen Herrn Goldman, noch einen Herrn Morgenstern. Doch auch ohne diese beiden sind die rührigen Autoren in ihrem aktuellsten Artikel zu S&K ganz aus dem Häuschen: „Andere Medien schrieben erst wenige Wochen vor der Razzia über dubiose Geschäfte der Nutella Connection, wir informierten unsere Leser seit 2011 mit Pressemeldungen und standen S&K von Anfang an äußerst kritisch gegenüber.“

Allein gegen die Finanzmafia?

Man habe sich dem Ziel verschrieben, „durch aktive Aufklärung und permanente Transparenz nachhaltig zur Betrugsprävention in Wirtschaft und Gesellschaft beizutragen“, lässt GoMoPa seine Leser seit fast 13 Jahren wissen. Diese Leser scheinen zahlreich zu sein. Nach eigenen Angaben besuchen jährlich 8,4 Millionen Menschen die Seite. Deren Inhalte sind zum Teil frei und dann – je nach Wunsch und Bedarf – kostenpflichtig. Zwischen 199 und knapp 1.000 Euro kostet der Zugang zum Mitgliederbereich und speziellen Serviceangeboten. Das bringt einigen Einfluss mit sich. 2010 löste ein Bericht auf GoMoPa – der sich im Nachhinein als falsch herausstellte – den Kurssturz einer Aktie aus.

Entsprechend interessiert schien also auch S&K zu sein, die Negativberichte von GoMoPa zu unterbinden. Und tatsächlich lesen sich die Hintergründe zu S&K auf der GoMoPa-Seite wie eine Folge aus der Reihe „Allein gegen die Finanzmafia“.

Zunächst habe S&K mit Attacken auf den GoMoPa -Server gedroht, sollte die Berichterstattung nicht beendet werden. Als das nicht fruchtete, habe S&K zwei Millionen Euro angeboten, um im Gegenzug einen Geschäftsführerposten bei GoMoPa zu erhalten. Auch dies habe man abgelehnt. Zwei Wochen später wurde GoMoPa-Präsident Klaus Maurischat in Berlin auf offener Straße zusammengeschlagen. Er kam mit schweren Gesichtsfrakturen ins Krankenhaus. Der Ablauf der Tat liest sich so, als hätte man auch Maurischats Tod billigend in Kauf genommen. Die Täter wurden nie gefasst.

Sechsstellige Summen für Positivberichte?

Maurischat selbst gab zu Protokoll: „Anlage- und Immobilienbetrüger werden anscheinend durch unsere investigative Berichterstattung so in die Enge getrieben, dass sie sich lediglich noch mit kriminellen Mitteln zur Wehr setzen können. Für mich ist das kein Grund, auch nur einen Millimeter zurückzuweichen. Berufsrisiko!“

Das hört sich honorig an. Und mutig. Geradlinig. Unbestechlich. Versucht man den GoMoPa-Präsidenten zu erreichen, landet man in einer Warteschleife, wo Frank Sinatra „I did it my way“ singt.

Ob das „Berufsrisiko“ aber allein von der „investigativen Berichterstattung“ herrührt und ob Maurischats Weg tatsächlich von Geradlinigkeit und Unbestechlichkeit geprägt ist, darf zumindest bezweifelt werden.

Unserer Redaktion liegen Aussagen und Unterlagen mehrerer Unternehmen aus dem grauen Kapitalmarkt vor, die zumindest den Verdacht nahelegen, dass es GoMoPa weniger um das Geld der Anleger, denn um das eigene Bankkonto geht.

So habe, folgt man den Behauptungen der Betroffenen, GoMoPa nach anfänglich negativen Berichten entweder direkt oder über Mittelsmänner Werbe- bzw. Beraterverträge angeboten. Von Summen zwischen 40.000 und 200.000 Euro ist die Rede, die fließen sollten, um die Berichterstattung auf GoMoPa positiv zu beeinflussen.

Analyst im Graumarkt: Zahlen macht Frieden

„Es gibt eine kleine Industrie, die davon lebt, dass sie Schwachpunkte von Fonds und Konzepten ermittelt und dies zu Geld zu machen versucht“, erzählt uns ein Insider. Die Masche sei immer gleich: „Ein Analyst stellt sich vor und teilt mit, dass er beabsichtigt, eine Analyse zu veröffentlichen. Bereits dann bezahlen die meisten, auch ohne dass es gefordert wird.“ Entsprechend positiv falle die Analyse aus. Der andere Weg: Ein vermeintlicher Journalist sieht und hört sich in der Branche um, liest vielleicht einen Kapitalmarktprospekt und teilt dem Emittenten freundlich mit, dass man zu veröffentlichen gedenke. „Man schickt eine Fragenliste mit höchst peinlichen und oft genug berechtigten Fragen.“ Auch hier fließe meist Geld und die Artikel fielen dementsprechend positiv aus. „GoMoPa ist in dieser Branche, was Microsoft für Betriebssysteme ist, der überragende Marktbeherrscher.“

Entsprechendes legt auch ein Bericht der „Zeit“ nahe. Im Rahmen einer ausführlichen Recherche berichtete die Wochenzeitung am Mittwoch darüber, dass es im Fall von S&K durchaus um sechs- und siebenstellige Summen ging, die fließen sollten. Demnach verhandelte man mit GoMoPa über eine Beteiligung in Höhe von zwei Millionen Euro. Nach Eingang der ersten Zahlung werde GoMoPa „sämtliche S&K betreffenden Artikel vom Netz nehmen und neue Artikel über S&K nicht veröffentlichen ohne diese mit S&K einvernehmlich abzusprechen“, heißt es laut Zeit in dem entsprechenden Beratervertrag.

„Schutzgeld“ oder „Schmerzensgeld“?

Warum dieser Vertrag nicht zustande kam, ist nicht bekannt. Ein Insider aus dem S&K-Umfeld spricht gegenüber unserer Redaktion etwas bedauernd davon, dass es „wohl die falsche Strategie“ gewesen sei, diesen Vertrag nicht einzugehen. Belegt ist in jedem Fall: 200.000 Euro flossen von S&K an GoMoPa. S&K nennt diese Zahlung „Schutzgeld“, Klaus Maurischat spricht „Schmerzensgeld“ wegen Falschbehauptungen über GoMoPa im Internet.

Die Zeit spricht von 14 weiteren Firmen, die in Zusammenhang mit GoMoPa-Berichten zu Geldzahlungen genötigt worden seien. Klaus Maurischat hat im Gegenzug alle Anschuldigungen zurückgewiesen. Er spricht von einer Diffamierungskampagne von Leuten, „die von uns beim Betrügen und Lügen erwischt wurden“.

Gegen Kritiker wird vorgegangen

Wie GoMoPa selbst mit Journalistinnen und Journalisten verfährt, die sich kritisch mit ihren Praktiken auseinandersetzen, erfährt man von den selbsternannten Anlegerschützern hingegen weniger. 2011 verklagte man den Journalisten Claus Frickemeier erfolglos auf Unterlassung. Nachdem sich die Wirtschaftsjournalistin Renate Daum kritisch mit GoMoPa beschäftigt hatte, folgten diffamierende Pressemitteilungen.

FilmRISS: Kritik zu „The Master“

Beinahe demütig

Paul Thomas Anderson zeichnet in „The Master“ das verstörende Bild einer in den 50ern aufkommenden amerikanischen Sekte. Parallelen zu L. Ron Hubbard und Scientology sind möglich, aber nicht zwingend.

Baumfällungen an der Donau

Der Unmut bleibt

Die Bäume sind weg, aber der Streit noch nicht vorbei: Die Arbeitsgemeinschaft „Fest im Fluss“ hat laut eigener Aussage eine „hochbrisante Nachinformation“ zur mittlerweile abgeschlossenen Baumfällaktion an der Schillerwiese. In einer Pressemitteilung zweifeln sie ein Gutachten des Ingenieurbüros „Baugrund Dresden“ an, das die Baumfällungen des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) rechtfertigt. Grüne und ÖDP hätten gerne einen „Runden Tisch“ ins Leben gerufen, um über Fragen des Hochwasserschutzes (Antrag der Grünen) und über Baumfällungen im Stadtgebiet (Antrag der ÖDP) zu diskutieren. Die schwarz-rote Stadtratsmehrheit erteilte diesen Ansinnen am Mittwoch im Planungsausschuss jedoch eine Absage.

Wieder Fehler im Strafbefehl

Zweiter Holocaustleugner-Prozess in Regensburg geplatzt

Zuerst Richard Williamson und jetzt der notorische Judenhasser Gerd Walther: Zum zweiten Mal in kurzer Zeit wurde ein Strafbefehl der Regensburger Staatsanwaltschaft gegen einen Holocaustleugner wegen formaler Fehler aufgehoben. Wie uns Oberstaatsanwalt Dr. Wolfhard Meindl bestätigt, hat das Landgericht Regensburg das Verfahren wegen Volksverhetzung gegen den 65jährigen Gerd Walther eingestellt. Begründung: In der Anklage werde der Tatvorwurf nicht ausreichend beschrieben. Derzeit laufe dagegen eine Beschwerde der Regensburger Staatsanwaltschaft vor dem Oberlandesgericht Nürnberg.

Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung

Betreuungsplatz statt Schadensersatz

Gleich alle drei Bürgermeister und der Rechtsreferent treten bei der Pressekonferenz zum Thema Kinderbetreuung auf. Ab 1. August haben Kinder unter drei Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Die einhellige Meinung: In Regensburg ist – wie eigentlich immer und überall – alles bestens. Kein Anlass zur Panik. Die Versorgung mit Betreuungsplätzen in Krippen, in der Tagespflege und in Kindergärten sei bestens und werde noch weiter ausgebaut.

Wie sich der DGB ein dickes Ei gelegt hat...

Nie dagewesen: Gewerkschaft streikt gegen Gewerkschaft

Es ist in der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht vorgekommen: Am morgigen Dienstag bestreikt sich die Gewerkschaft quasi selbst. ver.di hat rund 700 Beschäftigte zum Warnstreik aufgerufen. Die zentrale Kundgebung findet in Berlin statt – direkt vor der Zentrale des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

SPD nominiert OB-Kandidaten

Krönungsmesse mit Udes Werbeagentur

Es war eine Veranstaltung wie aus dem Bilderbuch. Bei seiner Nominierung zum OB-Kandidaten der SPD erhielt Joachim Wolbergs 69 von 70 Stimmen. Auch ansonsten scheint die von ihm engagierte Werbeagentur ganze Arbeit geleistet zu haben. Kein Wunder: Sie berät auch Christian Ude.

Das W1 will kein Jugendzentrum sein

Willkommen auf der Spielwiese

Das W1 steht seit vier Jahren für junge Kulturarbeit und -förderung in Regensburg. Obwohl sich das Zielpublikum hauptsächlich aus Jugendlichen und junge Erwachsenen zusammensetzt, möchte man sich hier dennoch nicht als Jugendzentrum verstanden wissen.

Kosten für ersten Bauabschnitt verdoppelt

Steinerne Brücke: Zeit ist viel Geld

Billig ist besser? Von wegen. Für die Sanierung des ersten Abschnitts der Steinernen Brücke gab die Stadt just dem günstigsten Anbieter den Zuschlag. Doch bereits im November stand fest, dass sich aufgrund der jahrelangen Verzögerungen die Kosten mindestens verdoppeln würden. Mit dem Rauswurf des Unternehmens dürfte das alles noch einmal ein ganzes Stück teurer werden.

Stadtratsbeschluss noch im Februar

Schlachthof wird Kongresshalle

Das Veranstaltungszentrum im Alten Schlachthof soll im April 2015 eröffnen. Die Stadt hofft darauf, am Boom der Veranstaltungsbranche teilzuhaben. Zum RKK sei das Zentrum keine Konkurrenz, sagt Schaidinger, allenfalls eine Ergänzung. Das vermutete Defizitgeschäft soll über Konsum in Hotellerie, Einzelhandel und Gastronomie ausgeglichen werden.

Hauptsache die Statistik stimmt

Ihre Arbeitsagentur rät: Traumjob Leiharbeit

Hauptsache eine gute Statistik – das scheint die Maxime bei der Arbeitsagentur Regensburg zu sein. Anstatt einen 21jährigen Facharbeiter ernsthaft bei der Arbeitssuche zu unterstützen erhielt er fast ausschließlich Angebote von Leiharbeitsfirmen. Darunter unseriöse und gerichtsbekannte Unternehmen. Man lehne grundsätzlich mit keiner Firma die Zusammenarbeit ab, heißt es auf Nachfrage.

Banden- und gewerbsmäßiger Betrug

Bundesweite Großrazzia: Regensburger Stadtrat kurzzeitig festgenommen

Als „juristische Allzweckwaffe“ und „Multiaufsichtsrat“ der S&K-Gruppe wird er auf kritischen Anlegerportalen bezeichnet: Der Regensburger Rechtsanwalt und CSB-Stadtrat Dr. Gero K. Am Dienstag wurde K. im Zuge einer bundesweiten Razzia gegen die Unternehmensgruppe vorläufig festgenommen. Mittlerweile befindet er sich wieder auf freiem Fuß.

Als wir jüngst in Regensburg waren...

Der präsidiale Erzähl-Onkel

Über 58.000 Treffer gibt es bei Google für die Wortkombination Gauck + Stinkstiefel. Doch entgegen seines Images ist der Bundespräsident bei seinem Besuch in Regensburg freundlich und aufgeschlossen. Statt eines Griesgrams, der minütlich das Wort „Freiheit“ wiederholt, sieht man in Regensburg einen Erzähl-Onkel von ausgesprochener hanseatischer Entspanntheit.

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