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Pielmühle: Klammheimliche Kraftwerkspläne?

In der Vergangenheit kam es am Wehr in Pielmühle mehrfach zu schweren, sogar tödlichen Unfällen. Immer wieder wurden Stimmen laut, das Wehr, das im Grunde genommen keine Funktion erfüllt, zurückzubauen. Doch nicht allein wegen der Unfallgefahr. Fischern, Naturfreunden und Naturschützern geht es insbesondere um die „Durchgängigkeit“ des Gewässers; den Zugang der Fische zu ihren Laichgründen. Ist diese Durchgängigkeit nicht gegeben leidet die Artenvielfalt. Eine Untersuchung in den 90ern hat ergeben, dass die Fischbestände im Bereich des Wehrs erheblich beeinträchtigt sind. Die Forderung nach der Durchgängigkeit von Gewässern befindet sich auch im Einklang mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie, die diesem Punkt herausragende Bedeutung einräumt. Doch anstatt von Rückbau könnte nun eine Festlegung auf dieses Wehr für weitere Jahrzehnte anstehen. Die Donau-Naab-Regen-Allianz (DoNaReA), ein Zusammenschluss aus 15 Vereinen und Initiativen, schlägt Alarm: Mehrere Unternehmen planen dem Bündnis zufolge den Bau einer Wasserkraftanlage am Wehr. Und das „klammheimlich“, wie das Bündnis in einer Presseerklärung vermeldet. „Die zuständigen Behörden prüfen die eingereichten Unterlagen, ohne die Betroffenen zu informieren“, so DoNaReA-Sprecher Manfred Krosch. Die Unterlagen werden offenbar derzeit im Rahmen einer Vorprüfung von den zuständigen Stellen geprüft. Eine Information der Öffentlichkeit ist in diesem Stadium noch nicht vorgeschrieben, sie erfolgt erst bei einem offiziellen Antrag. Ein endgültige Genehmigung wird durch diese Praxis allerdings erheblich beschleunigt: Die Behörden müssen nur noch kurz prüfen. Damit bleibt weniger Zeit, um die Öffentlichkeit zu informieren und gegebenenfalls Widerspruch gegen das Vorhaben zu erheben. „Alle Bemühungen um die Verbesserung des Regens als Lebensraum für Mensch und Natur werden gegenstandslos, wenn der Freistaat Bayern zulässt, dass an diesem Wehr ein Privatunternehmen eine Kraftwerksanlage mit einer Turbine einbaut“, so DoNaReA-Sprecher Manfred Krosch. Mehrmals wurde bereits versucht, eine Wasserkraftanlage am Wehr zu errichten. Mehrmals stieß ein solches Vorhaben auf erheblichen Widerstand. Zeitlarn hat sich mit einem Gemeinderatsbeschluss am 2. August 2001ausdrücklich gegen den Bau einer Kraftwerksanlage am Wehr Pielmühle ausgesprochen. Die Naturschutzverbände haben sich wiederholt gegen ein solches Vorhaben gewandt. Besonders die Fischereigenossenschaft Unterer Regen und die dortigen Fischrechtsbesitzer haben sich entschieden dagegen ausgesprochen. Die Energiegewinnung scheint bei diesem Projekt ohnehin nicht im Vordergrund zu stehen. „Der volkswirtschaftliche Nutzen dieser Kraftwerke ist sehr gering – ihr Beitrag zur Stromversorgung bewegt sich im Promille-Bereich und steht in der Regel nicht in angemessenem Verhältnis zum ökologischen Schaden“, kritisiert Krosch. „Für einzelne jedoch kann der hoch subventionierte Preis für Wasserkraftstrom Gewinn versprechen.“ Im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) gibt es für die Kraftwerksbetreiber Staatsgelder. Es fließen zwischen sechs und zehn Cent pro Kilowattstunden an den Betreiber. Nutznießer dieser Praxis sind zum überwiegenden Teil große Energiekonzerne wie E.ON. Mit dem ursprünglichen Anliegen des EEG hat das eigentlich nichts mehr zu tun. Dieses Gesetz sollte zeitlich begrenzt die Entwicklung alternative Techniken zur Energiegewinnung fördern. Bei der Wasserkraftnutzung gibt es allenfalls noch marginale Entwicklungsmöglichkeiten. Im Fall Pielmühle hat die DoNaReA jetzt erheblichen Widerstand angekündigt. „Es besteht die Gefahr, dass hier über die Köpfe der Betroffenen hinweg eine Planung spruchreif gemacht wird“, befürchtet Krosch. Die Donau-Naab-Regen-Allianz hat sich nun mit einem Schreiben an das Landratsamt Regensburg gewandt. Sie fordert, die Öffentlichkeit zu informieren und Einsicht in die hierzu erstellten Unterlagen und Gutachten zu gewähren. Das Bündnis hat zudem angekündigt, „mit allen gebotenen und zulässigen Mitteln“ gegen den Bau einer Kraftwerksanlage im Naherholungsgebiet Pielmühle vorzugehen.
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Kommentare (3)

  • Birgi

    |

    absolut absurd – wer so etwas vor hat, für den gilt wie schon im Märchen – “…hat er weder Herz noch Hirn.”
    Das Wehr war für uns als Kinder immer Super – wenn auch nicht ungefährlich – wenn man mit der Luftmatraze runtergerutscht ist.
    Gefragt hab ich mich allerdings schon immer wozu das Ding eigentlich gut sein sollte. Was die Laichplätze angeht sollte man jedoch generell mal prüfen wie es mit den anderen Wanderhindernissen am Regen so aussieht – Pielmühle ist vermutlich nicht das Einzige – da fallen mir Nittenau, Bleibach und viele andere ein. Zurückbauen wäre sicher ein erster Schritt in die richtige Richtung. Ein Kraftwerk würde alles zerstören.

  • Andreas

    |

    Ein Lehrstück über die fatale Wirkung von Subventionen.

    Das EEG is längst nicht mehr zeitgemäß.

  • deejay12345

    |

    Bin auch gern am Wehr – hab dessen Sinn aber auch nie so ganz verstanden…

    Hätte zu dem ganzen noch eine technische Frage: der Regen hat an dieser Stelle nicht die absolute Geschwindigkeit (…sonst könnte man nicht baden…;). Müsste der Regen dann aufgestaut werden? Wo soll das Wasser hin? Links und rechts ist Wohnbebauung… Die derzeitige Fließgeschwindigkeit reicht doch nicht aus Strom mit Gewinn zu erzeugen? Oder irre ich mich da? Hat da jemand bisschen technischen Einblick um mich aufzuklären? Aus dem Bericht geht das leider nicht hervor.

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