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„Regelmäßige Präsenz der Gewalt”

„Das ist für uns eine sehr bittere Erfahrung.” Es war die dritte Pressekonferenz des Bistums Regensburg binnen kurzer Zeit. Nach der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Missbrauchsfälle standen am Dienstag Vorwürfe zur Körperverletzung an Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen der Diözese Regensburg auf der Tagesordnung. An der Seite von Bischofssprecher Clemens Neck saß dieses Mal entsprechend eine andere Beauftragte des Bistums: Angelika Glaß-Hofmann (Foto), ihres Zeichens Psychologin, spezialisiert auf Ehe-, Familien- und Lebensberatung. Sie ist die offizielle Ansprechpartnerin für die Opfer von Körperverletzungen im Bistum Regensburg und sah sich in den vergangenen Wochen mit „sehr, sehr vielen” Anrufen, Briefen und E-Mails von Gewaltopfern konfrontiert.

Der Großteil der heute öffentlich gemachten Fälle bezieht sich auf das Grundschulinternat der Domspatzen in Etterzhausen/ Pielenhofen und erstreckt sich über einen Zeitraum zwischen 1956 und 1983.

Selbst wenn man das bis in die 70er noch gebilligte sogenannte „Züchtigungsrecht” von Schulen als Maßstab nehme, seien „Regelmäßigkeit und Massivität” von Gewalt weit darüber hinaus gegangen, so Bistumssprecher Neck. „Schläge mit und ohne Stöcke, Zwangsmaßnahmen, Demütigungen, Öuälereien und nachhaltige Körperverletzungen” sind die Vokabeln mit denen er die „Untaten” der derzeit im Fokus stehenden Jahre bezeichnet.

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In Etterzhausen seien im Moment sechs Täter bekannt, die eine „regelmäßige Präsenz der Gewalt im Alltag” mitzuverantworten hatten, darunter der langjährige Leiter Johann M.. Zwei der Beschuldigten leben noch, „bei einem dritten sind wir nicht sicher”, so Neck. Auch später bei den Domspatzen sei es zu Gewalt gekommen, wenngleich die Opfer laut Glaß-Hofmann durchweg von einem besseren Klima als in Etterzhausen berichtet hätten.

Außerhalb von Einrichtungen der Domspatzen werden derzeit eine Ordensschwester, ein Lehrer und ein Erzieher der Gewalt beschuldigt.

„Die Anliegen der meisten Opfer, mit denen ich in Verbindung stehe, ist die Anerkennung erlittenen Unrechts und eine wahrheitsgetreue Darstellung dessen, was sie erlitten haben.” Viele trügen heute noch an den vor allem psychischen Folgen des Erlebten.

Auf eine konkrete Zahl von Geschädigten wollte sich am Dienstag weder Neck noch Glaß-Hofmann festlegen. Die Opfer von Prügel und Demütigungen in katholischen Kinderheimen der Diözese waren am Dienstag kein Thema. Dafür gebe es einen eigens eingesetzten Beauftragten so Neck.

Insgesamt 14 Fälle will das Bistum „wahrscheinlich noch vor Ostern” der Staatsanwaltschaft übergeben. Zur Frage von Entschädigungszahlungen gab es am Dienstag keine näheren Informationen. Die katholische Kirche werde sich an den Ergebnissen des von der Bundesregierung angekündigten Runden Tisches orientieren.

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Kommentare (3)

  • Joachim Datko

    |

    Hoffentlich kommt da der Bruder des katholischen Papstes auch wieder ins Gespräch, nicht dass er vergessen wird.

    Siehe z. B.: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,682649,00.html

    “Papstbruder Ratzinger verteilte Ohrfeigen bei Chorproben”

    Ohrfeigen sind jeweils mit einer Gehirnerschütterung und eventuell einem Schleudertrauma, Schäden am Ohr und in der Regel einer Erniedrigung des geschlagenen Menschen verbunden. Damit sind sie nicht nur schmerzhaft, sondern auch eine Körperverletzung. Wobei die Erniedrigung sogar beabsichtigt ist.

    Und da wollten christliche Kreise ihn zum Ehrenbürger hochloben.
    Siehe: http://www.sueddeutsche.de/bayern/61/307016/text/

    http://www.datko.de/Datko.gif

    Und die Gesellschaft hat wieder gegen die katholischen Kirche verloren, die katholische Kirche versucht wieder alles intern abzuhandeln, ein neutrales Verfahren sieht anders aus.

  • Ett.

    |

    @ so Bistumssprecher Neck.
    „Schläge mit und ohne Stöcke, Zwangsmaßnahmen, Demütigungen, Öuälereien und nachhaltige Körperverletzungen” sind die Vokabeln mit denen er die „Untaten” der derzeit im Fokus stehenden Jahre bezeichnet.

    ___

    Sehr geehrter Herr Pressesprecher Klemens Neck:
    Ich war damals auch nur so ein Prügelknabe in Etterzhausen.
    Einigen Eltern wurde das Geld damals nur so aus der Tasche gezogen und viele Jungen damals bekamen nur …..#
    „Schläge mit und ohne Stöcke, Zwangsmaßnahmen, Demütigungen, Öuälereien und nachhaltige Körperverletzungen”

    Wo bleibt heute der Abschlußbericht zu den Themen Missbrauch und Gewalt ?

    Wir kleinen Jungen damals wurden nicht nur damals derart geschlagen – denn einige Jungen bluteten sogar aus den Ohren!
    Ein damaliger Klassenkamerad hat bis heute einen derartigen Hörschaden!

    Und wie der Monsignore Meier auch die evangelischen Jungen maltretiert hat.

    Es wird jetzt nach 3 Jahren wirklich Zeit einmal reinen Tisch zu machen und der Bevölkerung draußen eben auch die Wahrheit zu sagen.

Kommentare sind deaktiviert

drin