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Streit um Jahn-Aktien

Rothammer: „Spuk mit Insolvestor hat bald ein Ende“

Hans Rothammer:  „Vielen Dank, lieber Volker Tretzel. Das ist eine große Geste an den Jahn, die Stadt und die Region.“ Foto: Archiv/ Staudinger

Hans Rothammer:
„Vielen Dank, lieber Volker Tretzel. Das ist eine große Geste an den Jahn, die Stadt und die Region.“ Foto: Archiv/ Staudinger

Jahn-Präsident Hans Rothammer ist sich sicher, dass „Spekulant“ Philipp Schober im Streit um das Aktienpaket keine Chance hat. Bei der Mitgliederversammlung am Montag teilt er unter viel Beifall kräftig aus. Ein Antrag der Fans, externe Investoren generell auszuschließen, ging nicht durch.

„Wir sind keine Übungsfirma für anderweitig gescheiterte Existenzen“, sagt Hans Rothammer irgendwann unter Beifall. Und sollte Philipp Schober deswegen „wieder mal“ ein Verfahren anstrengen, dann freue er sich darauf. Bei der Mitgliederversammlung des SSV Jahn in der Conti-Arena sind am Montag 369 Mitglieder gekommen – Rekord. Und das bestimmende Thema ist natürlich die Global Sports Invest AG und ihr Vorstand Philipp Schober. Nicht nur wegen das Antrags aus der Fanszene, jedwede Zusammenarbeit mit Schober abzulehnen, sondern auch wegen der aktuellen Entwicklungen rund um die Anteil des Bauteam Tretzel.

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Am Sonntag hatte der SSV Jahn in einer Pressemitteilung vermeldet, dass Tretzel von einem vertraglich vereinbarten Rücktrittsrecht Gebrauch mache. Von den 90 Prozent Jahn-Anteilen, die im Juni an die Global Sports Invest verkauft wurden, sollten nun doch 62 Prozent an den SSV Jahn gehen. Noch zu klärende Formalia werde Tretzel gegebenenfalls „gerichtlich zur Durchsetzung bringen“. Schober war dieser Darstellung am Montag entgegengetreten und verwies seinerseits darauf, dass er nach wie vor die 90 Prozent der Anteile inne habe und der SSV Jahn per Einstweiliger Verfügung verpflichtet worden sei, ihn als Inhaber ins Aktienregister einzutragen. Die Eintragung hatte sich davor über Wochen verzögert. Damit waren Schober auch jedwede Einsichts- und Mitwirkungsrechte versagt.

“…schlechte Papiere und nichts zu sagen.”

Als Rothammer dazu Stellung nimmt, ist ihm die Verärgerung über Schobers Erklärung anzumerken. Aber man spürt auch, dass er richtig Lust darauf hat, hier einige Dinge klarzustellen. Schober sei kein Investor, sondern ein Spekulant. „Und Spekulanten haben beim SSV Jahn schlechte Papiere und nichts zu sagen.“

Es sei richtig, dass Schober eine einstweilige Verfügung erwirkt habe. Die Eintragung ins Aktienbuch habe aber lediglich „deklaratorischen Charakter“. Der SSV Jahn habe sich davon überzeugt, dass Tretzel sein Rücktrittsrecht „rechtswirksam wahrgenommen“ habe und verfüge nun über einen unterschriebenen Kaufvertrag für 62 Prozent der Anteile. Auch habe der Verein selbst eine einstweilige Verfügung gegen Schober erwirkt, die diesem wiederum verbiete, die Anteile weiterzuverkaufen.

Eine Anekdote verkneift Rothammer sich dabei nicht. Als man versucht habe, Schober die Verfügung zustellen zu lassen, sei diese an seiner Geschäftsadresse nicht angenommen worden. „Dort gibt es nur einen Bürodienstleister und weil Herr Schober die Gebühren nicht bezahlt hatte, wurde die Annahme verweigert.“ die Gerichtsvollzieherin habe „den Insolvestor“, wie Rothammer Schober bezeichnet, privat aufsuchen müssen.

“Kurzer und schmerzloser Urkundenprozess….”

Wenn Schober nun tatsächlich darauf beharre, die Anteile nicht freiwillig an Tretzel herauszurücken, dann werde es „einen relativ kurzen und schmerzlosen Urkundenprozess“ geben, „und dann ist dieser Spuk endlich vorbei“, so Rothammer unter lautem Applaus und zustimmenden Pfiffen. Der Jahn-Präsident rechnet mit vier, maximal sechs Wochen, ehe der Jahn „wieder Herr im eigenen Haus“ sei. Und als Rothammer sich bei allen Unterstützern bedankt, die geholfen haben, „dieses Übel zu beseitigen“, springt er gehörig über seinen Schatten, als er diesen Dank auch an die Brüder Franz und Josef Gerber richtet. Das Verhältnis zwischen Rothammer und dem früheren Sportchef des SSV Jan gilt als extrem zerrüttet, doch in Sachen Schober hatten auch die Gerbers als Anteilsinhaber den Schulterschluss mit dem Verein geübt.

Wie viel der SSV Jahn nun selbst für die Anteile bezahlt habe, darüber sei mit Volker Tretzel Verschwiegenheit vereinbart worden. Aber man sei nur „seriös finanzierte Verpflichtungen“ eingegangen, versichert Rothammer. Tretzel habe das Ruder noch rechtzeitig herumgerissen. „Vielen Dank, lieber Volker Tretzel. Das ist eine große Geste an den Jahn, die Stadt und die Region.“ Dann bitte der Jahn-Präsident um einen „herzlichen Applaus“ für den Bauunternehmer. Der folgt, zwar nicht frenetisch, aber zumindest freundlich.

“Es ist uns gelungen, den Jahn da rauszuhalten.”

Rothammer selbst hat nach eigenen Worten Kontaktsperre zu dem in die Korruptionsaffäre verstricktem Tretzel. Am Montag pochen in diesem Zusammenhang sowohl er als auch Mitglieder des Aufsichtsrats – insbesondere auch mit Blick auf Joachim Wolbergs – immer wieder auf die Unschuldsvermutung. „Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein“, zitiert Rothammer am Ende aus der Bibel und gibt sich mit Blick auf die Affäre überzeugt: „Es ist uns gelungen, den Jahn da rauszuhalten.“

Der Antrag aus der Fanszene, die Zusammenarbeit mit Schober zu verweigern, geht am Ende einstimmig durch. Keine Mehrheit erhielt der Antrag, 100 Prozent der Anteile in Vereinsbesitz zu bekommen und externe Investoren generell auszuschließen. „Damit würden wir uns massiv blockieren“, so Rothammer. Es reiche, wenn der Verein 51 Prozent der Anteile halte.

Eine Minderheit auf Fanseite nahm diese Entscheidung eher widerwillig zur Kenntnis, spendete aber sogleich wieder Beifall als Rothammer gegen Ende noch einmal die Schulterschluss zwischen Fans und Vereinsführung beschwor und in Richtung Schober und Global Sports Invest erklärte: „Nehmt zur Kenntnis: Dieser Jahn will Euch nicht. Dieser Jahn braucht Euch nicht. Brecht Eure Zelte hier ab.“

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Kommentare (4)

  • Joachim Datko

    |

    Zitat: “„Wir sind keine Übungsfirma für anderweitig gescheiterte Existenzen“, sagt Hans Rothammer irgendwann unter Beifall.”

    Trügt mich mein Gedächtnis oder stand der Jahn nicht selbst schon oft vor dem finanziellen Aus?

  • Paula Semmler

    |

    Wenn der Jahn die Anteile hält, woher ist dann das Geld? Hoffentlich ist der Steuerzahler außen vor.

  • Lothgaßler

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    Gute Frage @Paula Semmler. Ob das Lob von Rothammer Richtung Gebrüder Gerber mehr zu bedeuten hat (hätten die das Geld)? Wer entscheidet eigentlich beim SSV, ob die Aktien zurückgekauft werden? Das waren doch nur sehr wenige Akteure!!!
    Rothammer hat womöglich ein besonderes Interessen daran, dass kein bisher Außenstehender in die Unterlagen des SSV blicken kann (http://www.regensburg-digital.de/finanzmodell-spezl/16022017/, http://www.sueddeutsche.de/bayern/regensburg-regensburger-korruptionsaffaere-liess-ob-wolbergs-beweise-verschwinden-1.3348717).
    Mich würde schon sehr interessieren, weshalb Tretzel sich nun umentscheidet. Last uns Nicht-Journalisten fröhlich spekulieren, denn wir dürfen das!
    Vielleicht hat auch die Sparkasse mit einem Schnäppchenkredit zu Tretzel-Konditionen ausgeholfen, wer weiß? Ist Netto noch stärker eingestiegen, oder hat Continental zum Stadion nun auch den Club übernommen? Oder hat eine andere Tretzel-Tochter den Kredit finanziert (das wäre die Krönung)?

  • „Freiwillige Rückabwicklung“: Jahn-Anteile gehen zurück an Tretzel » Regensburg Digital

    |

    […] So steht es in einer Pressemitteilung, die am heutigen Freitagvormittag von der Global Sports Invest AG verschickt wurde. Damit hat der Vorstand des SSV Jahn in den monatelangen Auseinandersetzungen um die Jahn-Aktien nun endgültig die Oberhand behalten. Bereits bei der letzten Mitgliederversammlung hatte sich Jahn-Präsident Hans Rothammer in einer aus… […]

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