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Buchprojekt am Siemens-Gymnasium

„Siegfried sucht Heil“

Siegfried sucht HeilSchülerinnen und Schüler des Siemens-Gymnasiums schreiben einen Roman über Rechtsradikalismus. Das passt nicht jedem.

Siegfried und Hagen – diese zwei Namen stehen eigentlich für das Nibelungenlied, das gemeinhin als das deutsche Nationalepos gilt. Bei den 15 Schülerinnen und Schülern des P-Seminars Buchschmiede am Siemens-Gymnasiums sind Siegfried und Hagen zwei Hauptprotagonisten ihres Romans, der sich mit dem Thema Rechtsradikalismus beschäftigt und im September vorgestellt werden soll.

Die 16 und 17 Jahre alten Gymnasiasten übernehmen sowohl die Recherche als auch das Schreiben und das Vermarkten des Jugendromans, der „160 bis 200 Seiten“ lang werden soll. Sieben Kapitel und damit gut die Hälfte des Buches sind bereits fertig. Dabei gibt es klare Arbeitsteilung: Eine Schreibergruppe aus fünf Personen verfasst die verschiedenen Kapitel, während im Hintergrund zehn Schülerinnen und Schüler die Verantwortung für Pressearbeit, Sponsoring und Marketing in die Hand nehmen. Unterstützt werden sie unter anderem von der Regensburger Autorin Carola Kupfer.

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Es gab ein paar böse Briefe

Der Roman dreht sich um einen Konflikt, in dem sich Siegfried zwischen dem stramm rechtsnationalen Ehrenkodex seines Heimatdorfes, ein fiktiver Ort in der Oberpfalz, und der Freundschaft zu dem jungen Türken Murat auf der einen und dem angehenden Neonazi Hagen auf der anderen Seite entscheiden muss. Anfangs sei es noch schwer gewesen, sich in die Rolle von Hagen hineinzuversetzen, erzählt eine Schülerin. „Aber wenn ich mich mittlerweile frage, was würde Hagen jetzt tun, dann kommst das schon fast von selbst.“

Den Plot entwickeln: Diskussion mit der Autorin Carola Kupfer. Foto: as

Den Plot entwickeln: Diskussion mit der Autorin Carola Kupfer. Foto: as

„Das Dorf. Siegfried sucht Heil“ lautet der Titel und dass sowohl dieser als auch das Thema Rechtsradikalismus im Allgemeinen für einige eine Provokation darstellt, konnte Betreuungslehrerin Nicole Richter-Ulmer in den zurückliegenden Monaten schon erfahren. Es gab bereits einige böse Briefe und Mails, in denen das Projekt alles andere als goutiert wurde. Geht es doch nicht um den klassischen Springerstiefel-Skinhead-Nazi, sondern den aktuellen Umgang der Bevölkerung mit der Flüchtlingssituation, es geht um AfD, Pegida und Co. „Dem heutigen Nazi sieht man seine Gesinnung nicht mehr unbedingt an“, sagt eine Schülerin beim Vor-Ort-Termin am Siemens-Gymnasium.

Besuch in Leipzig

Das P-Seminar Buchschmiede. Foto: privat

Das P-Seminar Buchschmiede. Foto: privat

Für ihre Recherchen fuhr die „Buchschmiede“ unter anderem drei Tage nach Leipzig, um dort die Buchmesse zu besuchen. Anschließend diskutierten die Jugendlichen mit Bürgermeister Heiko Rosenthal über die monatlichen Demonstration des dortigen Pegida-Ablegers Legida, der als weit radikaler gilt als sein Dresdner Pendant und vor allem für seine Angriffe auf Medienvertreter bekannt ist.

Als ein Artikel darüber in einer Leipziger Tageszeitung erschien, erhielt Lehrerin Richter-Ulmen postwendend erneut Post einer „besorgten Bürgerin“, mit der Warnung, nicht das Ansehen Leipzigs zu schmähen.

“Rechtsradikale treiben ihre Ziele oft genug auch unter der aktuellen Flagge voran.“

Dass viel Diskussion hinter dem Projekt steckt und man wohl keine Klischee-Nazi-Story befürchten muss, zeigt allein das Cover-Foto von Valentina Mönch. Bunte Wände, ein Mann mit Deutschland-Flagge vor einem dunklen Gang. Auf die Frage, warum sie denn keine einschlägige Fahne von Neonazis für das Cover gewählt hätten, kommt die Antwort prompt. „Das Thema Rechtsradikalismus ist aktuell. Man sieht diesen Leuten ihre Gesinnung nicht an und sie treiben ihre Ziele oft genug auch unter der aktuellen Flagge voran.“

Das Buch soll am 22. September offiziell vorgestellt werden.

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Kommentare (6)

  • Mr. T

    |

    Gute Idee! Da bietet sich auch gleich für das nächste Schuljahr ein Meta-Buch über die Reaktionen der Öffentlichkeit dazu an.

  • Bertl

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    SUPER PROJEKT! Bitte nicht von poebelnden und bloekenden “Andersdenkenden” beeindrucken lassen.
    R E S P E C T

  • Roland Hornung

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    Schalom!

    Das ist sehr gutes Projekt

    Viel Erfolg!

  • johncongleton

    |

    @stefan aigner
    danke für den link, wollte eigentlich nur darauf hinaus wie weit es mitm wochenblatt inzwischen gekommen ist(und immer wieder aufs neue).Einfach jegliche gesellschaftlichte Diskussion über die Verhältnisse
    von vornherein zu diskreditieren. hierzu nochmal ein großes danke für die viele arbeit die sich ihre redaktion tag täglich macht. ps bitte verzeihen sie mir mein lockeres verhältnis zu grammatik , rechtschreibung und satzbau.

Kommentare sind deaktiviert

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