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Sie kümmern sich um Obdachlose

Streetworker sind während der Corona-Krise im Dauereinsatz

Da die Caritas die Fürstliche Notstandsküche nun auch schließen musste, wird die Versorgung der Hilfsbedürftigen derzeit nur noch über Lunchpakete sichergestellt. Die Streetworker bitten Geschäfte und Lebensmittelhändler um Unterstützung.

Streetworker Jonas Pöschl ist derzeit Montag bis Sonntag unterwegs. Fotos: Archiv/Wessel

Ende vergangener Woche berichteten wir über die derzeitige Lage bei den karitativen Diensten in Regensburg. Doch bereits Montag musste nun nach dem Strohhalm auch die Caritas ihre Mittagsverpflegung in der Fürstlichen Notstandsküche einstellen. Die Verpflegung läuft jetzt ausschließlich über Lunchpakete, teilen die beiden Streetworker Jonas Pöschl von DrugStop und Ben Peter von der Caritas mit.

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„Dank täglicher Lieferungen der Brunner Bäckerei und der Metzgerei Schmidt sind wir derzeit ganz gut versorgt“, so Pöschl. „Wir würden uns aber noch sehr freuen, wenn wir andere Einrichtungen oder Geschäfte finden würden, die uns mit Belag für die Backwaren oder auch haltbare Lebensmittel versorgen.“ Zumindest sofern der Bedarf der Regensburger Tafel gedeckt sei. DrugStop versorgt aktuell auch das UfO – Unterkunft für Obdachlose – in der Landshuter Straße mit. Die Caritas und die Bahnhofsmission versuchen ebenfalls die Verpflegung über Lunchpakete sicher zustellen.

“Das soziale Umfeld bricht weg”

Pöschl und seine Kollegen von DrugStop sind zudem derzeit jeden Tag auf der Straße und halten den Kontakt zu den Leuten aufrecht. Der Streetworker vermutet, dass der Drogenkonsum bei seinen Kunden erst einmal steigen wird. „Da das soziale Umfeld und Beschäftigungen wie der Besuch beim Strohhalm momentan weg brechen, sitzen diese Leute vermehrt zu Hause oder eben dann doch wieder in kleineren Gruppen auf der Straße.“ Deshalb versucht er immer wieder zu sensibilisieren und die Leute dazu zu bewegen, daheim zubleiben.

„Wir liefern unsere Safer-Use-Artikel für die Drogenkonsumierenden auch nach Hause.“ Wie wichtig diese Arbeit ist, zeigt Pöschl mit einem Rechenbeispiel auf. „Im vergangenen Jahr haben wir für etwa 38.000 Euro saubere Spritzen ausgegeben. Dagegen kostet eine einzige Behandlung von Hepatitis C schon 33.000 Euro (Bitte dazu diesen Kommentar beachten). Wenn wir also nur zwei Personen davor bewahren, sich mit dieser Krankheit anzustecken hat sich das schon gelohnt.“ DrugStop wird  bei der Finanzierung der  Safer-Use-Artikel von der Aidsberatung unterstützt.

Doch Pöschl mahnt auch zur Vorsicht. „Wir müssen bei uns im Team mit den eigenen Ressourcen gut haushalten.“ Momentan sei noch alles im grünen Bereich. „Aber ich weiß nicht wie es weiter geht, wie lange das dauert und wann wir bei uns vielleicht auch mal Krankheitsfälle haben.“ Dann arbeite man schnell auf Anschlag, erklärt der Sozialarbeiter.

Sozialleistungen sind erstmal sichergestellt

Ben Peter von der Caritas versucht ebenfalls weiterhin den Kontakt aufrechtzuerhalten. Der Streetworker ist derzeit noch mehr als sonst eine wichtige Anlaufstelle für viele Betroffene. Denn auch wenn die Verpflegung und die Übernachtung im UfO geregelt ist, bleiben viele Fragen offen. „Da die Behörden derzeit nur noch telefonisch oder online erreichbar sind, leben viele in der Stresssituation, nicht zu wissen, ob die Sozialleistungen im April noch kommen werden.“ Vermeintlich wichtige Dokumente und Anträge können derzeit eben nicht ausgestellt und verschickt werden.

“Die Dinge müssen eben geklärt werden”, sagt der Streetworker Ben Peter.    Foto: Bothner

Doch laut Peter gibt es hier erstmal Entwarnung. Die Zahlungen sollen weiter geleistet und, wie derzeit überall, die Fristen verlängert werden. „Die Decke über den Kopf ziehen ist nunmal keine Lösung, die Dinge müssen geklärt werden.“ Und da nicht alle Menschen über ein Telefon oder Internet verfügen, ist Peter hier auch permanent mit Telefonieren beschäftigt.

Der Großteil der Betroffenen sei derzeit in den Einrichtungen wie dem UfO untergebracht. „Inwieweit es für die etwa zehn Hartgesottenen, die derzeit noch draußen schlafen, vielleicht sogar von der Infektionsgefahr her sinnvoller ist, weiterhin draußen zu bleiben müsste natürlich ein Virologe festlegen“, gibt Peter an. Bei den Wenigen mache es seiner Meinung nach aber keinen Sinn noch groß Druck auszuüben.

Falken fordern Solidarität mit den Mitmenschen

In der Zwischenzeit haben die Regensburger Falken einen Spendenzaun installiert. Vor einem Kellerfenster im Weißgerbergraben können Spendentüten mit Lebensmittel angebracht werden, die sich Hilfsbedürftige dann selbst abholen.

“Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen treffen Menschen mit geringerem Einkommen besonders hart.” Quelle: Falken

Schließlich seien insbesondere Menschen mit geringerem Einkommen besonders hart von der Corona-Krise getroffen. “Gerade Wohnunglose sind, noch mehr als sonst auf sich allein gestellt. Ein Spendenzaun kann nicht wirklich etwas verändern, stellt aber hoffentlich für einzelne Menschen eine kleine Hilfe dar. Seid solidarisch und respektvoll“, schreiben die Falken auf ihrer Facebook-Seite.

 

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Kommentare (5)

  • DrugstopStreetwork

    |

    Toller Artikel. Vielen Dank. In dem Absatz in dem es um die Kosten für die SaferUse-Utensilien geht würde ich mir noch eine Ergänzung wünschen. Die Zahlen usw. stimmen denke ich aber es liest sich für mich so als hätten wir von Drugstop das Geld bereitgestellt oder auch nur organisiert. Das stimmt so nicht. Das macht bei uns in Regensburg die AIDS Beratungsstelle und die macht das wirklich sehr sehr gut! Wäre schade wenn sowas untergeht!

  • Hartnäckig

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    und woher hat die AIDS Beratungsstelle das Geld ?
    Würde mich echt interessieren.

  • Margot Murr

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    Ich gehe seit vielen Jahren auf die Aidsspendengala. U.a. werden die Spenden genau für diesen Zweck verwendet..

  • Hans-Peter Dorsch

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    Die Aids-Beratungsstelle finanziert die Hygieneartikel für den Spritzenaustausch v.a. über Fördermittel der Stadt und des Landkreises Regensburg. Ein kleiner Zuschuss kommt noch vom Gesundheitsamt Regensburg. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle, denn ohne Fördermittel geht es nicht. Der Rest muss über Spendenmittel der Aids-Beratungsstelle abgedeckt werden.

  • Sebastian

    |

    Danke euch dass ihr fuer uns da seid. Ihr leistet Echt was in der schwierigen zeit. Lg

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