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Wer hat, dem wird gegeben

Albert von Thurn und Taxis hat im EU-Haushaltsjahr 2009 Agrarsubventionen in Höhe von 1.014.796,95 Euro erhalten. Das ist auf der Seite www.transparenz.bayern.de des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums nachzulesen, wobei sich die „Transparenz” dort in Grenzen hält. Wie auch Greenpeace und Oxfam in einem Brief an Landwirtschaftsministerin Aigner kritisieren, ist dort „nicht nachvollziehbar, für welche Maßnahmen konkret die Zahlungen aus den Agrarfonds an die jeweiligen Empfänger erfolgen”. „Prinz” Albert verdankt die Zahlung von etwas über einer Million Euro vermutlich seinem großen Waldbesitz. Der 27jährige belegte Anfang März in der Forbes-Rangliste der Superreichen Platz 437 mit einem Netto-Vermögen von 2,2 Milliarden US-Dollar. Forbes nannte als Alberts Wohnsitz noch Regensburg, mittlerweile aber ist er laut Schweizer Fernsehen in Zürich gemeldet. Neben Superreichen finden sich unter den subventionierten Landwirten auch Agrarkonzerne sowie RWE, BASF und der Waffenkonzern Rheinmetall. Bezahlt werden die EU-Subventionen aus Steuergeldern, alleine die Agrarsubventionen kosten jeden Deutschen jährlich knapp 100 Euro.

„Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.” (Mt 6,24)

Albert Maria Lamoral Miguel Johannes Gabriel von Thurn und Taxis. Foto: Staudinger
Albert Maria Lamoral Miguel Johannes Gabriel ist „Familienvorstand” der Thurn und Taxis. Er studierte in Edinburgh Volkswirtschaft und evangelische Theologie, ist „Sodale” in der Marianischen Männerkongregation. Er ist Milliardär, Rennauto-Fahrer und, vermutlich aus steuerlichen Gründen, Praktikant in Zürich. „Was genau er in der Limmatstadt praktiziert, wollte er gegenüber ’10vor10′ allerdings nicht bekannt geben”, so das Schweizer Fernsehen. Nach allgemeinem Verständnis ist Unterstützung immer für jene gedacht, denen es an eigener Leistungsfähigkeit mangelt. Interessant dabei ist, dass in Politik und Medien alle Schamgrenzen fallen, wenn es um die Legitimität der Unterstützung durch Hartz IV geht. An einer Millionen-Subvention für einen Milliardär dagegen nimmt niemand Anstoß. Wie plausibel wäre doch manches aus Westerwelles Tiraden gegen Hartz IV-Empfänger in Anwendung auf einen so großzügig unterstützten Milliardär: „Kleine und mittlere Einkommen dürfen nicht länger die Melkkühe der Gesellschaft sein”; „Wer arbeitet muss mehr haben als derjenige, der nicht arbeitet”; „Diejenigen, die die Leistungsbereitschaft der Bürger mit Füßen treten, sollten sich entschuldigen”; „Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein”.

„Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons” (Lu 16,9)

Die konsequente Einseitigkeit in der Wahrnehmung von Arm und Reich findet sich auch in der Mittelbayerischen Zeitung (MZ). Beispielsweise in den Kommentaren eines Reinhard Zweigler. Der hat es für nötig gehalten, Westerwelles Ausfälligkeiten gebügelt zu formulieren, denn, so Zweigler: „Es ist Westerwelles … Haltung, die es ihm derzeit so schwer macht, selbst richtige Gedanken unter das Volk zu bringen”. An „richtigen Gedanken” liefert Zweigler entsprechend Aussagen wie: „Einige machen es sich im System der staatlichen Leistungen sehr bequem”. Gemeint sind Hartz IV-Empfänger – solche Aussagen zu Pleite-Banken und üppig unterstützten Milliardären kommen in der MZ nicht vor. Zweigler schreibt auch wie selbstverständlich von „Steuerhinterziehern” und „Hartz IV-Schmarotzern”, nicht etwa von „Steuer-Schmarotzern” und „Hartz IV-Betrügern”. Und ganz nebenbei vergisst er kontinuierlich die Anführungszeichen bei „Hartz IV-Schmarotzer”. Tageszeitungen haben eine Chronisten-Pflicht, sie sollten relevante Vorkommnisse melden. Weniger populäre Meldungen, gerade über die Thurn und Taxis, finden sich aber in der MZ nicht. Im Bericht über die Forbes-Liste verwendete man auf den Regensburger Milliardär einen Satz. Für das (Steuer-) Exil des „Prinzen” in Zürich interessierte sich die MZ nicht. Und über die Agrarsubventionen wurde in einem DPA-Bericht informiert mit dem Titel: „EU-Geld für die Großen” – darin keine Silbe über die Million für die Thurn und Taxis.
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Kommentare (13)

  • Joachim Datko

    |

    Landwirtschafts-Subventionen abschaffen!

    Zitat: “An einer Millionen-Subvention für einen Milliardär dagegen nimmt niemand Anstoß.”

    Es ist einfach nur ärgerlich, welche Subventionen in die Landwirtschaft fließen. Das ist schon seit Jahrzehnten ein Abkassier-System.

  • Omnibusfahrer

    |

    Merken die T&T nicht, dass sie den Staat kaputtmachen? Ganz legal noch dazu. Und das ewige Herummrutschen auf Kirchenbänken soll dem tumpen Volk die Heiligkeit des Tuns noch besser vor Augen führen.
    Das alles führt doch ins Chaos.

  • Besserwisser

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    Subventionen großflächig abbauen und Mobilität fördern… den Rest macht der Markt… !

  • Kernel

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    Eine der reichsten Familien Europas bekommt über eine Million Agrarsubvention, ebenso ein Phillip Lerchenfeld, Landtagsabgeordneter in Bayern, einen 6-stelligen Betrag.

    Ich freu mich für beide – warum sollten das Geld irgendwelche Kleinbauern oder gar Ökobauern bekommen?
    Geld verdirbt den Charakter und in solchen Fällen ist es eh schon egal.

    Nur kein Neid – das Geld wurde durch harte Arbeit verdient und eine Million oder 170.000 Euro sind schnell wieder ausgegeben.

    Und nachdem den Banken das Geld überall reingeschoben wurde, sind die paar Euros für die Chemiekonzerne doch logisch.

    Außerdem – das Lachen diesen Gesellschaft über die restlichen 90% Idioten findet in St. Moritz, Sardinien und anderen Orten statt. Das bekommen wir gar nicht mit. Dafür haben wir BILD, RTL und Konsorten.
    Das Volk nur ja schön blöd halten und noch weiter verblöden!

  • kopfschüttelnd

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    @Kernel

    Nicht zu vergessen die vielen Milliarden für die selbstverschuldete Pleite der Griechen!

  • Kernel

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    @ kopfschüttelnd

    100Prozent Zustimmung . Anscheinend gibt es in Griechenland die gleichen Steuerhinterzieher wie bei uns. Die Banker sind bei den Griechen auch nicht besser als unsere LB Chefs und die korrupten Politiker und Manager – austauschbar.
    Ob das Geld über einen LB kauf auf dem Balkan und in den Taschen einiger windiger Manager bei uns landet oder direkt an die Griechen bezahlt wird – ist doch egal.
    Oder hätten Sie gedacht, dass die sogenannte Elite in Griechenland besser ist als hierzulande?
    Ich nicht – es sind immer die gleichen Banditen.

    Was hat dies nun mit der Agrarsubvention zu tun?

    Bitte liebe Macher dieser Seite – verschont uns mit MZ Kommentaren. Die interessieren in dieser Zeitung niemanden und auch hier nicht.

  • DER GERECHTE

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    MAN KANN NUR HOFFEN DAS REICHE NICHTSTUER NICHT STAATLICH UNSER BAYERN VERSCHANDELN DÜRFEN; NIEMALS DARF DER SOLARPARK REALISIERT WERDEN

  • DER GERECHTE

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    ICH VERSTEHE DAS NICHT DAS ES SO EINE SCHWEINEREI GIBT _ WARUM TUT DA NIEMAND WAS DAGEGEN !

  • Bayern LB Insider

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    An die Kommentarschreiber,
    Wer eine Bank teuer verkauft, ist kein Schurke. Dumm ist, wer zu viel für diese Bank bezahlt, also Vorstand und Verwaltungsrat der Bayern LB mit ihren offenbar unfähigen CSU-Politikern, die keine Bilanzen und Gutachten lesen können, also, H. Beckstein, H. Schaidinger, H. Faltlhauser, H. Huber . Oder ist bei diesem Deal etwas für die CSU-Poliker abgefallen?
    Das lehrt das Debakel um die Bayern LB und die Hypo Alpe Adria Bank.

  • Helmut Matias

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    Es stimmt: Unser Steuergeld geht nur an die Reichen. Gloria […] macht dabei keine Ausnahme, eine clevere Frau, dennoch ist dieser Klüngel zu negieren und abzulehnen. Meinen Dank an regensburg-digital.de. MfG

Kommentare sind deaktiviert

drin