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Interview mit der Leiterin von RIAS Bayern

“Antisemitismus ist für die Betroffenen alltagsprägend”

Dr. Annette Seidel-Arpaci bei einer Pressekonnferenz 2019 anlässlich der Gründung von RIAS Bayern.

Der bayerische Ministerrat hat Anfang diesen Jahres beschlossen, im Rahmen eines neuen und umfassenderen Gesamtkonzepts zur Erinnerungsarbeit an die Opfer der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus und zum Kampf gegen Antisemitismus an der Universität Regensburg ein Zentrum für Erinnerungskultur einzurichten. In diesem Zusammenhang hat regensburg-digital Fragen an Dr. Annette Seidel-Arpacı gestellt, die Leiterin von RIAS Bayern (Recherche- und Informations­stelle Antisemitismus Bayern). Das Interview wurde schriftlich geführt. Wir veröffentlichen den kompletten Wortlaut.

Frau Seidel-Arpacı, seit 2019 leiten sie RIAS Bayern, wo antisemitisch motivierte Übergriffe und Vorfälle von Betroffenen oder Zeugen gemeldet werden können. Weit mehr als hundert solcher Meldungen liefen bei ihnen in den ersten sechs Monaten auf. Ohne ihrem ersten Jahresbericht vorgreifen zu wollen, warum wird in Bayern eine solche Meldestelle gebraucht?

Bereits in der “Problembeschreibung: Antisemitismus in Bayern” der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus – Bundesweite Koordination vom Sommer 2018 heißt es, in den ab 2017 geführten Interviews habe sich gezeigt, dass Antisemitismus auch in Bayern für die Betroffenen alltagsprägend ist. Das heißt vor allem, dass Jüdinnen und Juden ihren Alltag an der potentiellen Konfrontation mit Antisemitismus ausrichten müssen – er begegnet ihnen in sozialen Interaktionen aller Art, am Arbeitsplatz, auf täglichen Wegen, in der Freizeit… und eben auch oft in Kontexten, denen man sich gar nicht entziehen kann wie etwa dem Wohnumfeld, der Arbeitsstelle oder Schule.

RIAS Bayern nimmt Meldungen über Antisemitismus jeglicher Form auf. Damit soll ein genaueres Bild insbesondere auch der alltäglichen Anfeindungen und Diskriminierungen sichtbar werden. Bislang wurden nur Zahlen antisemitischer Straftaten sichtbar. RIAS Bayern registriert jedoch auch antisemitische Vorfälle, die keinen Straftatbestand erfüllen. Vor allem aber geht es darum, Betroffenen von Antisemitismus eine Anlaufstelle zu bieten und klar auf Seiten Betroffener zu stehen. Es braucht so eine Stelle schlicht, weil es noch keine solche gab, an die sich die Menschen, die Antisemitismus erfahren, wenden können, und die dann die Vorfälle dokumentiert.

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“Antisemitische Weltbilder ins Wanken bringen”

In einer solchen Meldestelle zu arbeiten, stelle ich mir sehr belastend vor, wie ergeht es Ihnen und ihrem Team, gibt es auch angenehme Facetten in ihrem Job?

Solche Arbeit kann man ohnehin nur in einem Team machen – und das ist bei einem guten Team bereits eine angenehme Facette. Ansonsten ist der Austausch mit Menschen aus jüdischen Gemeinden und vielen anderen Organisationen aus ganz Bayern und darüber hinaus, etwa in unserer RIAS Bundesarbeitsgemeinschaft, auch ein guter Aspekt.

Mit dem Zählen und “Verwalten” von antisemitisch motivierten Übergriffen allein dürfte den Betroffenen nicht ausreichend geholfen sein. Wie kann deren Situation verbessert werden?

RIAS Bayern bietet Betroffenen auch die Möglichkeit, ihre Erfahrungen anonymisiert in Sozialen Medien zu veröffentlichen, sowie, falls das gewünscht ist, weitere Unterstützung durch Verweis auf Opfer- und Antidiskriminierungsberatungsstellen, mit denen wir kooperieren. Hier gibt es allerdings in weiten Teilen Bayerns erheblichen Mehrbedarf. Außerdem bieten wir auch an, falls möglich und gewünscht, Betroffene bei einer Anzeigenstellung zu unterstützen bzw. verweisen auf rechtliche Beratung.

Im Weiteren kann die Situation Betroffener von Antisemitismus ja nur dadurch verbessert werden, dass antisemitische Weltbilder ins Wanken gebracht werden und Menschen nicht mehr angefeindet und angegriffen werden – insofern macht RIAS, wie auch der Name schon sagt, weitergehende Recherchen sowie Informations- und Öffentlichkeitsarbeit. Aktuell kann ich etwa auf die vorn RIAS BAYERN veröffentlichte Studie zu den sogenannten Judas-Feuern verweisen, die ein Brauchtum mit antisemitischem Einschlag erstmals untersucht. Insgesamt muss es neben Stellen wie RIAS oder den Beratungsstellen auch um Auseinandersetzung bzw. Bildung gehen, genauso wie um staatliche Repression.

“Neue Qualität? Da bin ich skeptisch.”

Die Vernichtung von Juden und Jüdinnen jeglichen Alters im NS konnte von den Alliierten erst mit der militärischen Niederlage des Nazi-Staates 1945 gestoppt werden. Der Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft ist danach aber nicht einfach verschwunden, ein sekundärer, wegen Auschwitz, bildete sich. In Deutschland lebende Juden und Jüdinnen beklagen diese Situation seit Kriegsende. Der Auschwitz-Überlebende Jean Améry etwa kritisierte schon 1969 einen fortbestehenden Judenhass, insbesondere einen auf Israel projizierten Antisemitismus bei Linksintellektuellen. Dennoch, ist nicht  “eine neue Qualität von Antisemitismus” festzustellen, wenn der Täter von Halle gegen Mittags, mit offenkundiger Tötungsabsicht, sich und sein Handeln live mit Hilfe der sogenannten (a)sozialen Medien übertragend, in die Synagoge eindringen und morden will?

Zunächst einmal weiß ich nicht, was mit ‘asozialem’ Netz gemeint sein soll. Dieser Begriff erscheint mir sozialdarwinistischen Konzepten entlehnt und ist keiner auf den ich mich beziehen würde. Eine ‘neue Qualität des Antisemitismus’ existiert ja insbesondere seit der Jahrtausendwende wieder international, sowohl von rechten und völkischen als auch islamistischen Ideologien angetriebenen Tätern, das heißt die ‘neue Qualität’ bezieht sich auf die Zunahme massiver Gewalt bis hin zu Morden und Anschlägen. Generell bin ich aber solchen Begriffen von ‘neuer Qualität’ gegenüber skeptisch – auch aus den Gründen, die nicht zuletzt Améry beschrieben hat. Es kommt darauf an, worauf man das Augenmerk legt, und in diesem Sinne ist sicherlich die stetig zunehmende Gefahr für Leib und Leben eine furchtbare ‘Qualität’.

Da der Mörder von Halle nicht in die Synagoge gelangen konnte, ermordete er eine anscheinend zufällig vorhandene Passantin um später, wohl absichtlich, vermeintliche Ausländer aus bzw. in einem Döner-Imbiss zu ermorden. Waren das Ersatztaten?

Das Ziel war offenbar die Synagoge und inwieweit der Täter auch ‘ersatzweise’ jeden anderen Laden hätte angreifen könne, vermag ich nicht zu sagen.

“Zum Erstarken rechter Kräfte tragen nicht die Flüchtlinge bei.”

Mord- und Brandanschläge gegen Flüchtende und Nicht-Deutsche gab es auch in der BRD und verstärkt im “wiedervereinigten” Deutschland nach 1989. Antisemitismus wird oft als eine Unterform Rassismus verstanden. Was unterscheidet Rassismus von Antisemitismus, zielen nicht beide in gleicher Weise auf Vernichtung?

Dabei sollte man vielleicht die nach und nach bekannter werdenden Übergriffe auch in der ehemaligen DDR nicht völlig weglassen. Insgesamt würde ich sagen, dass ohnehin das ganze Ausmaß der rassistischen und antisemitischen Übergriffe im Zuge der Wiedervereinigung bzw. des Wieder-ein-Deutschland-Werdens nie ausreichend wahrgenommen wurde bzw. unterdessen verdrängt ist. Bei RIAS arbeiten wir mit der Prämisse, dass Antisemitismus sich als Welterklärungsideologie an grundlegenden Punkten von Rassismus unterscheidet. Deshalb ist es trotzdem wichtig wahrzunehmen, dass Juden in Deutschland, die zum Beispiel aus der Sowjetunion zuwanderten, durchaus auch Rassismus erfahren.

Zur Unterscheidung von Rassismus und Antisemitismus lässt sich – zunächst sehr verkürzt – sagen, dass Rassismus andere als ‘unterlegen’ bzw. ‘ohnmächtig’, Antisemitismus andere hingegen als ‘überlegen’ oder vielmehr ‘(über-)mächtig’ fantasiert. Im antisemitischen Denken werden Juden mit dem als ‘undurchsichtig’ wahrgenommenen Prinzip von Herrschaft identifiziert. Innerhalb eines solchen Bewusstsein beherrschen Juden die ganze Welt. Auch im rassistischen Denken finden sich natürlich Machtzuschreibungen, wie etwa im rassistischen Stereotyp von angeblicher sexueller Potenz. Antisemitische Projektionen fungieren im Gegensatz dazu, das Stereotyp des ‘Juden’ nicht als sowieso potentieller Vergewaltiger, sondern vielmehr als Verderber, als Verführer zu zeichnen. Rassistische wie antisemitische Fantasien unterscheiden sich dann jeweils auch noch in geschlechterspezifischen Zuschreibungen.

Laut Wikipedia sind zwischen 2014 und 2017 circa 1,1 Millionen Menschen, teils Christen meist Moslems, aus Syrien nach Deutschland geflüchtet, was neben vielerlei zivilgesellschaftlicher Unterstützung auch zu einem Erstarken rechtsradikaler Kräfte und einer Verbreiterung des deutsch­-völkisch geprägten Diskurses führte. Ein Gedankenexperiment: Wie würde die deutsche Gesellschaft reagieren, wenn 1,1 Millionen Juden und Jüdinnen nach Deutschland flüchten würden?

Zunächst einmal muss klargestellt werden, dass zum Erstarken rechter Kräfte und völkischem Denken selbstverständlich Rechte und völkisch Denkende führen und nicht die Syrer, die nach Deutschland kamen. Das Gedankenexperiment scheint mir etwas suggestiv in seiner Gegenüberstellung und kann von daher zu merkwürdigen Spekulationen einladen, an welchen ich mich nicht beteiligen möchte. Da kann ich im Grund nur mit einer Frage antworten: Woher sollten denn so viele jüdische Menschen gerade hierher fliehen? Es leben, nicht zuletzt angesichts der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus arabischen bzw. islamischen Ländern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in vielen Ländern kaum mehr Juden. Und aus den USA und Israel erwarte ich keine jüdischen Fluchtwellen in Richtung Deutschland.

Nun muss man aber gar nicht so suggestiv und spekulativ herangehen, sondern kann sich Reaktionen auf die Ankunft der sogenannten ‘Kontingentflüchtlinge’, Jüdinnen und Juden aus der ehemaligen Sowjetunion, während der 1990er Jahre ansehen. Da gab es bisweilen enorme Feindseligkeit; hier seien Reaktionen und Drohungen von seiten ansässiger Bevölkerung gegen die Einquartierung jüdischer EinwandererInnen aus der ehemaligen Sowjetunion genannt, wie etwa 1997 im brandenburgischen Gollwitz. Dort wurde damals eine Einquartierung ins örtliche ‘Herrenhaus’ mit Hilfe des Stadtrats und mit Unterstützung des damaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten Stolpe tatsächlich verhindert.

Auch gab es einen nahezu vergessenen Sprengstoffanschlag. Vor 20 Jahren, am 27. Juli 2000, detonierte beim S-Bahnhof Wehrhahn in Düsseldorf ein Sprengsatz, der in einer Plastiktüte am Geländer der Fußgängerbrücke des S-Bahnhof­zugangs deponiert worden war. Die Zündung wurde ausgelöst, als mehrere Gruppen von SprachschülerInnen nach ihrem Deutschunterricht wie immer um diese Uhrzeit vom Unterricht auf dem Heimweg waren. Als die Bombe auf Sichtkontakt ferngezündet explodierte, befanden sich unmittelbar in Reichweite zwölf Personen aus dem Kreis der SprachschülerInnen. Nur zwei von ihnen blieben unverletzt. Eine lebensgefährlich verletzte Schwangere verlor ihr ungeborenes Baby. Die SprachschülerInnen waren allesamt MigrantInnen aus der ehemaligen Sowjetunion, sechs der verletzten waren Mitglieder lokaler jüdischer Gemeinden.

“Das ‘nicht mehr vorstellbar’ klammert Pogrome und Morde seit 1990 aus.”

Wenige Wochen nach dem Anschlag in Halle erklärte Bundespräsident Steinmeier, dass für ihn ein derartiger Angriff auf eine Synagoge in Deutschland bis zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vorstellbar gewesen sei. Obgleich wünschenswert, ist die Position von “nicht mehr vorstellbar” nicht problematisch, gar naiv?

Für mich sind die Verlautbarungen des ‘nicht mehr vorstellbar’ problematisch; im Grunde bringen diese drei Worte zum Ausdruck, dass das was einmal bezeichnenderweise ‘Vergangenheitsbewältigung’ hieß, und nunmehr ähnlich bezeichnenderweise ‘Erinnerungskultur’ heißt, auch eine Verdrängungsleistung ist. Denn nicht nur tut das ‘nicht mehr’ so, als ob man sich hätte jemals ‘vorstellen’ können, was Auschwitz war – denn die Shoah ist ja der Bezugspunkt des ‘(nach 1945) nicht mehr’.

Was bedeutet eigentlich dieses ‘nicht mehr vorstellbar’? Was hat oder hätte es mit ‘bezeugen’ gemein? Für die in derlei Äußerungen wohl nicht mitgedachten TäterInnen kann der Begriff gar nicht verwendet werden. Sie haben sich nichts ‘vorgestellt’ – sie haben gemordet bzw. das Morden mitgetragen. Insofern war auch nach 1945 die Mehrheit hierzulande, weder in der Lage noch willens, sich etwas ‘vorzustellen’. Und das ‘nicht mehr vorstellbar’ klammert ja auch die Pogrome und Morde seit 1990 aus.

In der deutschen Debatte werden seit Jahren vor allem zugewanderte, geflüchtete oder deutsche Muslime als leibhaftige Bedrohung nicht nur des christlich-jüdischen Abendlandes (wegen der Verneinung des Kreuzestodes des menschgewordenen dreifaltigen Gottes, so der Regensburger Bischof Voderholzer), sondern auch als potentiell gewalttätige Antisemiten ausgemacht. Warum wird in diesem Zusammenhang anscheinend nur der muslimische und nicht auch der christliche Hintergrund der Antisemiten betont, werden bei RIAS Bayern auch die Konfessionen der Täter gemeldet?

Bei RIAS wird, sofern das überhaupt möglich bzw. bekannt ist, sowohl christlicher wie auch islamischer Hintergrund der TäterInnen registriert.

Der Attentäter und Mörder von Halle Stephan Balliet war Schüler des Gymnasiums in Eisleben, das nach dem Judenhasser und Kirchenreformator Martin Luther benannt ist. Die Bundesanwaltschaft aber verrät nicht einmal auf Nachfrage, ob er christlichen Glaubens oder christlich sozialisiert ist. Wie wäre die Debatte verlaufen, wenn Stephan Balliet einen muslimischen Hintergrund hätte?

Diese Frage zielt offensichtlich darauf ab, eine immer grundlegend unterschiedliche Debatte zu unterstellen. Dazu möchte ich mich nur insoweit äußern, dass seit Jahren bzw. Jahrzehnten der Rechtsterrorismus verharmlost wurde und wird, wie sich an vielen Beispielen zeigen ließe – vom Oktoberfestattentat bis hin zum NSU, der nach wie vor als ‘drei-Personen-Zelle’ durchgehen kann. Das kann doch aber gleichzeitig nicht heißen, dass man nun einfordern müsste, islamistischer Terror solle bitte quasi gleichberechtigt genauso verharmlost werden.

Wissen, was die Großeltern getan haben

 Frau Seidel-Arpacı, sie haben Anfang der 1990er einige Jahre in Regensburg gelebt, unter anderem an der University of Leeds studiert und als Research Associate an der Yale University gearbeitet. Schlägt der Ort “Regensburg” auch während ihrer Arbeit bei RIAS auf?

Regensburg schlägt dann auf, wenn uns Meldungen erreichen, was jedoch bisher kaum der Fall ist. Das liegt vor allem daran, dass wir eine neue Stelle sind, die noch nicht so bekannt ist. Bei mir schlägt Regensburg auch insofern auf, als man immer wieder von Auseinandersetzungen um die städtische Erinnerungspolitik und den Umgang mit antisemitischer Geschichte und Darstellung lesen kann.

Die amtierende Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) hat letztes Jahr in die Runde der Gedenkfeier zum Jahrestag der Befreiung des deutschen KZ in Auschwitz angesichts des verstärkt wahrnehmbaren Antisemitismus besorgt gefragt: “Was haben wir vergessen”? Anlässlich der diesjährigen Gedenkfeier hat sie angekündigt, dass die Angestellten der Stadt zukünftig die Gelegenheit bekommen sollen, KZ-Gedenkstätten besuchen zu können? Welche Bedeutung kommt dem Besuch einer Gedenkstätte zu? Was kann ein solcher bei Erwachsenen leisten, was nicht?

Was ganz allgemein ein Gedenkstättenbesuch bei Erwachsenen leisten kann, vermag ich nicht zu beurteilen. Es kommt sicherlich zunächst auf eine Bereitschaft an, sich überhaupt mit dem NS und der Shoah zu befassen. Da können Gedenkstättenbesuche sicher etwas bewirken, wenn sie nicht als alleinige Strategie dienen; wenn man sich nicht auch mit dem direkten Umfeld und etwa damit auseinandersetzt, wer zum Beispiel vorher im Haus, in dem man wohnt, gelebt hat, was die Groß- oder Urgroßeltern getan haben, wo Häftlinge auf Todesmärsche geschickt wurden und und… Zum erwähnten Plan, der die Angestellten der Stadt betrifft, frage ich mich, ob davon ausgegangen wird, dass diese alle einen Familienhintergrund ohne eine NS-Opfergeschichte haben.

Dem Angebot, Gedenkstätten zu besuchen, steht die Publikationspolitik der Stadt Regensburg gegenüber. Unter dem betont und stets “katholisch” agierenden Kulturreferenten Klemens Unger wurden die Ergebnisse und Inhalte der Ausstellung “Regensburg – Mittelalterliche Metropole der Juden” (erstellt von Prof. Eva Haverkamp und Dr. des. Astrid Riedler-Pohlers, die mit gerade in Regensburg weit verbreiteten, teils antisemitischen Vorstellungen bezüglich christlich­-jüdischer Geschichte aufräumen wollten), eher unsichtbar gemacht. Kann es sein, dass hier nicht etwas” vergessen” wurde, wie Bürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer meint, sondern dass vielmehr die christlichen Wurzeln des Antisemitismus vergessen gemacht werden sollen?

Es ist sehr schade, wenn Erkenntnisse und Arbeiten von WissenschaftlerInnen unsichtbar gemacht werden. ‘Vergessen’ ist auch nicht einfach etwas, das ‘passiert’. Wir machen ja auch Geschichte und Zusammenhänge vergessen, mit dem was wir nicht thematisieren.

Eine Universität muss sich auch ihrer eigenen Geschichte widmen

Der bayerische Ministerrat hat kürzlich beschlossen, im Rahmen eines neuen und umfassenderen Gesamtkonzepts zur Erinnerungsarbeit an die Opfer der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus und zum Kampf gegen Antisemitismus, an der Universität Regensburg ein Zentrum für Erinnerungskultur einzurichten. An was sollte ihrer Ansicht nach erinnert werden, was könnte ein universitäres Zentrum in Regensburg zur Bekämpfung des Antisemitismus’ beitragen?

Ein Zentrum für Erinnerungskultur könnte meines Erachtens nach interdisziplinär forschen und lehren und insbesondere auch Menschen in verschiedenen Studiengängen zu einer Arbeit im Kontext der Auseinandersetzung mit Antisemitismus befähigen, seien es spätere MitarbeiterInnen von Museen, Gedenkorten, Lehrende usw.

Anlässlich dieses Beschlusses des Ministerrats hat der Präsident der Universität Dr. Udo Hebel zu einem Podiumsgespräch zum Thema Antisemitismus eingeladen. Teilgenommen haben unter anderem Sandra Simovich, die Generalkonsulin des Staates Israel in München, Dr. Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, zwei Regensburger Professoren und eine Professorinnen. Dabei drängte sich der Eindruck auf, dass an der Regensburger Universität (zumindest aktuell) zum Thema Antisemitismus weder geforscht noch gelehrt wird, und auch die eigene Geschichte unbearbeitet ist. Die letzte einschlägige Veranstaltung stammt laut archivierten Vorlesungsverzeichnissen vom Theologen Andreas Angerstorfer (verstorben 11.7.2012) von 2011. Angerstorfer warb damals um eine Teilnahme mit den Worten: “In Deutschland war der Antisemitismus nach der Niederlage der Nazis nie weg, heute ist er wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Seit Herbst 2000 ist ein explosionsartiger Anstieg antisemitischer Aktivitäten und Gewalttaten zu beobachten auf einem Niveau wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr.” Gibt es in Regensburg gute Voraussetzungen für ein universitäres Zentrum, das Antisemitismus bekämpfen soll?

Als eine wesentliche Voraussetzung erschiene mir eine sowohl an der Universität wie im städtisches Leben verankerte Forschungs- und Lehrtätigkeit respektive in vielfältigen Initiative sichtbare Auseinandersetzung innerhalb der Stadtgesellschaft. Abschließend möchte ich das nicht für eine Stadt beurteilen, jedoch hieße das meines Erachtens auch, dass es in einem universitäten Kontext Zentren und Lehrstühle der Antisemitismusforschung braucht. Dabei ist es auch wichtig, sich der Geschichte der eigenen Universität zu widmen, diese zu thematisieren und zu erforschen.

Anmerkung des Verfassers zu einigen geschichtlichen Aspekten der Universität Regensburg

Die Entstehung und Entwicklung der Regensburger Universität wurde von antisemitisch Agierenden nachhaltig geprägt.

Der Geistliche und Theologieprofessor Dr. Josef Engert gilt etwa als Gründer der Regensburger Universität. Im Nationalsozialismus betrieb er im katholischen Klerusblatt antisemitische NS-Propaganda. Nach 1945 stellte Engert sich als NS-Gegner dar.

Auf Initiative des damals in Regensburg lehrenden Theologen Josef Ratzinger wurde die erste Ehrendoktorwürde 1969 an den Regensburger Bischof Rudolf Graber verliehen. Auch der Theologe Graber versuchte den rassisch-nationalsozialistisch begründeten Antisemitismus mit dem katholischer Prägung in Einklang zu bringen.

Sein Vorgänger in Bischofsamt Michael Buchberger propagierte einen genuinen „christlichen Antisemitismus“. Bereits 1931 behauptete er, dass „ein übermächtiges jüdisches Kapital“ die Wirtschaft beherrsche und das Gemeinwohl so schädige, dass „der kleinere deutsche Geschäftsmann, Handwerker und Unternehmer“ zu Grunde gehen müsse. Sich gegen dieses „Unrecht am Volksganzen“ und diese Auswüchse in rechter und maßvoller Weise zu wehren, sei „eine Art gerechter Notwehr“.

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Kommentare (22)

  • XYZ

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    Der Anti-Sematismus ist alltäglich: nur nicht nachdenken, wo kämen wir denn sonst hin.

  • Roche-Dirac

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    Ich weiss jetzt nicht so recht was ich von diesem Artikel halten soll.
    Antisemitismus mit Gegnerschaft zu Israel gleichzusetzen ist problematisch meines Erachtens. Israel ist ein Staat der grundsätzlich, meines Wissens, offen ist für alle Religionen, vergleichbar mit z.B. Spanien oder Schweden.
    Kritik an der Staatsspitze von Israel ist nicht gleich zusetzen mit Antisemistismus. Das muss möglich sein.

  • Piedro

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    @Roche-Dirac
    “Antisemitismus mit Gegnerschaft zu Israel gleichzusetzen ist problematisch meines Erachtens.”
    Ist es, aber das wurde ja nicht getan. Das tun gelegentlich jüdische Verbände, und Politiker des rechten Spektrums.

  • Eingeborener

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    Die Sprüche vom , antiisraelischen Antisemitismus der Linksintellektuellen’ würden mich nur langweilen , würden sie nicht den Antisemitismus verharmlosen helfen. Israel ist ein Apartheid-Staat (,Israel ist der Nationalstaat des jüdischen Volkes’- so die Verfassung, wurde mit knapper Mehrheit reingeschrieben) und wer Kritik/Boykott an der Apartheid-Politik gegen die in- und umwohnenden Palästinender für ,antisemitisch’ erklärt , ist m.E. selbst ein Rassist . Weil : Mord ist immer Mord, Vertreibung und Landraub ist immer Vertreibung und Landraub, egal ob der Staat sich jüdisch oder sonstwie nennt . Und die jüdischen Opfer der Nazis waren weder Mörder noch Landräuber, hätten sich also eine Gleichsetzung mit den rechtsextremen israelischen Regierungen verbeten.

  • R.G.

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    Vorläufig reiht sich das interview bei mir als das misslungenste des ganzen Blogs ein.
    Man möchte meinen, eine Antisemitismus – Meldestelle heisst auch so, damit sie im Falle des Falles schnell gefunden wird, aber nein, man sucht extra einen ausländischen Namen und benutzt die Abkürzung, was das Ganze ziemlich unauffindbar macht.
    Die Sprache der Antwortenden empfinde ich durchgehend als abgegehoben, vielleicht das akademische Publikum des eigenen Faches beeindruckend, aber sehr weit entfernt davon, bei den Bürgern der Stadt Verständnis zu fördern.
    Schade, da wurde eine große Chance vertan!

  • joey

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    es gibt noch eine Art zugewanderten Judenhaß: Osteuropäer. Diese fühlen sich meist als NS Opfer bzw Überwinder, zugleich kommen die Stereotypen von jüdisch amerikanischer Weltherrschaft. Zwar sind von Polen, Ungarn, Serben, … Russen… noch keine Attentate oder Pogrome ausgegangen, aber in meinem Sichtkreis (Baustellen, Kunden, Nachbarschaft, ferner Bekanntenkreis) höre ich immer wieder die schlimmsten Theorien. Dabei bin ich keineswegs in irgendwelchen “Kreisen”, das ist offener Smalltalk.

    Die Sache Rudolf Graber ist wohl nicht wegen Judenhaß, sondern wegen “rechter Gesinnung” in Bezug auf liberale und linke Zeitströmung und kalten Krieg zu verstehen. NS Verwicklungen wurden nicht nur bei der kath. Kirche gerne übersehen, sondern auch in anderen Bereichen der Gesellschaft und Politik.

    Der Besuch von Gedenkstätten ist immer gut. Gedenken gilt den historischen Opfern, Gedenken darf jeder. Eine Einteilung in Opfer- und Täterfamilien wäre eine Fortsetzung von…

  • Mr. T.

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    Das Problem ist leider, dass sich Antisemiten gerne hinter der Kritik an der Politik Israels verstecken. Deswegen muss man eben sehr gut aufpassen, wie man die politisch korrekt formuliert. Das ist leider nicht einfach, liegt aber nicht an der “Empfindlichkeit” der Betroffenen.

  • Lothgaßler

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    @joey:
    Vorsicht mit der Behauptung es sind noch keine Progrome ausgegangen von ….
    Ich kann mich an den “Jugoslawienkrieg” erinnern, mit Progromen!
    Auch Russland kennt in seiner Geschichte die Verfolgung und Ermordung der zum Volksfeind erklärten Bevölkerungsanteile. Ungarn und Polen stilisieren sich gerade als Behüterinnen des christlichen Abendlandes und wollen nichts Fremdes.
    Und auch sonst findet wer sucht eine Menge Verfolgung bis hin zur versuchten oder billigend in Kauf genommenen Vernichtung.

  • Lothgaßler

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    Ich scheitere immer an der Thematik “Antisemitismus”, weil ich nicht wirklich erfassen kann, was “Semitismus” sein soll.
    Deutlich einfacher scheint die Unterscheidung jüdisch vs. antijüdisch. Nun bin ich kein Jude, damit aber noch kein Antijude. Ich bin kein Gottgläubiger und lehne das Gotteskonstrukt ab. Damit stehe ich wohl in Opposition (Anti) zu Juden, Christen und Muslimen. Die Christen sehen im Judentum auch verirrte Gläubige, nach Konvertierung alles vergeben und vergessen. Ist es also der Glaube/Fehlglaube/Unglaube? Für Übergriffe gibts bei uns keinen wirklichen Grund: Wir können uns immer aus dem Weg gehen.
    Tja, wo fangen wir an und wo hören wir auf? Ich würde doch die Begrifflichkeiten trennschärfer ausformulieren, damit wir wissen, worüber wir uns wirklich streiten sollen/können.
    Vielleicht müssen wir ein Naturvolk fragen, was die von Juden, Christen und Muslimen halten, und was Ihnen dabei so auffällt. Es hilft ja bekanntlich nix Hindus oder Buddhisten zu fragen, auch in diesen Religionen existieren verwirrte Geister/Geistliche, die der Gewalt gegen Andere das Wort reden.
    Und dann sollte man noch die Psychologen zu Rate ziehen, denn Gruppen grenzen sich ab. Hier wäre die Frage: Welche Mechanismen wirken (innen/außen), damit hier Gewalt eskaliert?
    Und was machen wir mit denen, die einfach nur so nebeneinander leben, ohne sich um die Eigenheiten der Anderen groß zu kümmern? Machen die es falsch, oder machen die es richtig? Philosophie und eine Flasche Rotwein, oder zwao.

  • Giesinger

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    R.G. hat schon Recht. Bei RIAS denke ich an Rundfunk im amerikanischen Sektor. Anti-Jüdische Äußerungen habe ich bisher halt auch nur von Muslimen gehört. Mit Nazis habe ich nichts zu tun. Aber wieviele Menschen jüdischen Glaubens leben überhaupt derzeit in Regensburg? Wo sind die denn?
    Der kürzlich verstorbene Philosoph und geniale Wirtschaftswissenschaftler Dr. Paul C. Martin hat mir schon vor 35 Jahren die Augen geöffnet, indem er die Judenvernichtungen als groß angelegten “Gläubigermord ” bezeichnete. Über den Judenhaß Luthers bin auch erst damals informiert worden. Der Geschichtsunterricht in der Schule war so schlecht, den hätten sie sich und uns Schülern gleich ersparen sollen.

  • joey

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    @Lothgaßler
    gemeint war: keine Verbrechen in Deutschland. Es gab noch keine “ukrainische Terrorzelle”.

    Es gibt aber in Regensburg “graue Wölfe” – Männer mit meist deutscher Staatsbürgerschaft, die ein rassistisches türkisches Gedankengut propagieren – keine Islamisten, weltliche Kurden- und Judenhasser. Ich bin leider jemand aus diesem Kreis begegnet und kann die eindringlichen Warnungen einer Regensburgerin (türkischer Herkunft) bestätigen. Dieser Typ hat klar zum Ausdruck gebracht, daß ich nicht gleichwertig bin – tötende Blicke. Das ist Haß, sowas muß man mal gesehen haben… damit man das Problem etwas besser versteht.
    Ich bin im Sinne der grauen Wölfe ein Mischling, also nicht mal klarer Teil der deutschen Köterrasse, noch darunter. Das erfüllt mich mit leichtem “Stolz”.-)

  • Piedro

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    @joey
    Es wird ja im Artikel gesagt, dass Rechtsterrorismus über Jahrzehnte vernachlässigt wurde – wenn überhaupt. Neonazis erstarken seit den 80ern ungehindert. Ebenso die Grauen Wölfe, aber die Warnung vor denen kam ja immer von “links”, war also zu vernachlässigen. Inzwischen ist das die größte, rechtsextreme Organisation in D-Land, bestens vernetzt, von der aktuellen türkischen Regierung hofiert und gefördert, inklusive Faschistengruß von Erdogan auf deutschem Boden. Allianzen mit deutschen Rechtsradikalen sind schon lange bekannt.
    2015 antwortete die Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken: “Das Spektrum der „inneren“ und „äußeren“ Feinde reicht dabei von den Kurden, Griechen und Armeniern bis zu den Juden, von den Europäern über die Chinesen bis zu den USA und dem Vatikan. Je nach aktueller politischer Lage wird ein Feindbild besonders in den Fokus genommen. Diese Überhöhung der eigenen Ethnie bei gleichzeitiger Herabsetzung anderer Ethnien widerspricht der freiheitlichen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland.”
    Für einen “Beobachtungsfall” reicht es anscheinend nicht, geschweige denn für ein Verbot. Immerhin werden diese Faschisten regelmäßig im Verfassungsschutzbericht erwähnt. 2018 hat de Vries (CDU) ein Verbot “gefordert”. Passiert ist danach nix.

  • joey

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    @Piedro
    “bestens vernetzt” richtig. Das begann schon vor Erdogan, Hypernationalismus ist seit Atatürk Programm. Erdogan nutzt das natürlich auch.

    Meine Grundaussage nochmal zusammengestellt: Neonazis Teutscher Soße soll man weiter engagiert zurückdrängen. Rechtsextremismus ist aber keine rein deutsche Sache, die Migration (nicht nur Asyl) stellt differenzierte Aufgaben. Beschäftigung mit der UrOma oder Graber ist richtig, aber nicht die große Lösung des Problems.

  • XYZ

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    Möchte nur noch bemerken und mich damit als Kommentator verabschieden: Die gebeutelten und klarer denkenden Israeliten haben die Zeichen der Zeit stets früher erkannt, wofür es unzählige Nachweise gibt, von Kafka bis zu Freud, das wars dann.

  • Mr. T.

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    Der Begriff “Gläubigermord” ist schon eine verdammt üble Verharmlosung bzw. “Legitimierung” des Holocausts.

  • Piedro

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    @joey
    Sag ich doch. In den 70ern hat’s angefangen, in den 80ern erstarkten sie, da gab es auch die ersten Anschläge. Trotzdem waren sie in der Politik kein Thema. Mit den Neonazis wollte man sich auch nicht wirklich beschäftigen, ich erinnere mich an eine Broschüre, die an Schulen verteilt wurde mit inhaltsleerem Geblubber. Gegen die Wehrsportgruppe Hoffmann ist man vorgegangen, weil die von den Medien thematisiert wurde, alles rundum diese Brut blieb unbehelligt. Antisemitismus konnte ebenso ungehindert propagiert werden wie allgemeine Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Kampf (wörtlich zu nehmen) gegen Linke.
    Erst als die Staatsfeindlichkeit der Faschisten deutscher Couleur sich zunehmend in die Parlamente ausbreitete machten sich Politiker Sorgen, erst, als die Grauen Wölfe sich nicht mehr damit begnügten Kurden zu dreschen, sondern im Schulterschluss mit Ankara und etlichen “Kulturverbänden” zunehmend politischen Einfluss unter der türkischstämmigen Bevölkerung gewann und nutzte wachten wenigstens einige Parlamentarier auf. Erst, als Attentäter ihren Morden Öffentlichkeit verschafften begann man das Thema ernst zu nehmen. Gehandelt wird trotzdem nach wie vor nur halbherzig, sei es beim Thema Antisemitismus, beim Rassismus oder bei Faschisten in Landtagen, Bundestag und den Stadträten. Mahner und Aufklärer hat es immer gegeben, auch was den NSU anging, die Grauen Wölfe, die Nazi-Aktivisten, die sich gleich nach der Wende im Osten ausbreitete und dort Strukturen aufbauten, mit Geld und Technik und Personal. Heute können sie nahezu ungehindert in den sozialen Netzwerken agieren. Rassistische und Antisemitische Hetze wird sogar von Personen betrieben, die in Landtagen und dem Bundestag sitzen, Konsequenzen hat das nicht wirklich. Dafür werden antifaschistische Gruppen kriminalisiert und ihre Fördergelder gestrichen, während die AfD Antisemitismus und Rassismus in “rechten Medien” fördert.

  • Giesinger

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    @Mr.T. Es wurde mitnichten Legitimiert. Beschäftigen Sie sich erst mal mit dem Debitismus und mit Paul C. Martin bevor Sie hier vorschnell urteilen.

  • joey

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    @Piedro
    vor den 70ern waren Altnazis aktiv, da brauchte man keinen Wehrsport. Die Vertriebenenparteien etc. sind aber bald verschwunden, weil es eben keine nennenswerten Potentiale für Nazis im Bürgertum gibt, was die heutige AfD nochmal beweist.
    Zur AntiFa haben wir sehr unterschiedliche Meinungen. Das heben wir uns für andere Artikel auf.

    “Ungehindert” Ja, dafür trete ich ein. Ich möchte wissen, wer welche Meinung oder Haß hat, dann bin ich gewarnt und kann etwas dagegen tun: z.B. mit Argumenten im Umfeld. Repression kann nur Notmaßnahme sein.

  • Piedro

    |

    Kommentar gelöscht. Bitte fassen Sie sich kürzer und bleiben Sie beim Thema.

  • Piedro

    |

    “Bitte fassen Sie sich kürzer und bleiben Sie beim Thema.”

    Na dann…

    “vor den 70ern waren Altnazis aktiv, da brauchte man keinen Wehrsport.”
    Da irren Sie.

    “…weil es eben keine nennenswerten Potentiale für Nazis im Bürgertum gibt, was die heutige AfD nochmal beweist.”
    Da irren Sie.

    “Zur AntiFa haben wir sehr unterschiedliche Meinungen.”
    Dezentrale Gruppen, die sich später so nannten, waren über Jahrzehnte die einzigen Beobachter und Kritiker dieser Entwicklung.

    „Ungehindert“ Ja, dafür trete ich ein.”
    Dann dürfen Sie sich freuen, dass die braune Brut seit den 70ern ungehindert ihren Ungeist verbreiten kann.

    Die Argumente scheinen vom Thema abzuweichen, darum halt ohne. Schade um die Mühe. Werde ich mir nicht mehr machen. Over and out.

  • Bensen

    |

    RIAS hat eine sehr eigenwillige Auslegung des Begriffs Antisemitismus.
    Diese Institution wirkt auf mich eher wie ein Sprachrohr für Netanyahusche Narrative.

  • Robert Werner

    |

    @Roche-Dirac, @Eingeborener, @Bensen

    Kritik am Staate Israel wird nicht immer antisemitisch begründet, m.E. geschieht eben dies aber in der Mehrzahl.
    Wer immerzu mit dem Reflex reagiert, man dürfe Israel doch wohl kritisieren, die/der kann diese Zusammenhänge vermutlich nicht wirklich wahrnehmen.

    RIAS definiert Antisemitismus wie die Internationale Allianz zum Holocaustgedenken (IHRA):
    „Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort und Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und / oder deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen und religiöse Einrichtungen.”

    Zu Israel schreibt die IHRA:

    Erscheinungsformen von Antisemitismus können sich auch gegen den Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, richten. Allerdings kann Kritik an Israel, die mit der an anderen Ländern vergleichbar ist, nicht als antisemitisch betrachtet werden.
    https://www.holocaustremembrance.com/de/resources/working-definitions-charters/arbeitsdefinition-von-antisemitismus

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drin