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Kommentar

Solidarität heißt Abstand halten

In der aktuellen Situation ist es ein notwendiger Prozess, die gewohnten Verhaltensweisen zu erkennen und anzupassen. Mit die wichtigste Veränderung heißt: Abstand halten.

Neulich an der Kasse im Supermarkt: Eine ältere Frau leert ihren Einkaufsbeutel auf das Warenband aus. Immer wieder blickt sie kritisch um sich und kontrolliert, ob die anderen Menschen auch tatsächlich Abstand halten, wie es auf den Schildern direkt an und auch schon vor der Kasse empfohlen wird. Während die anderen Menschen geduldig und mit reichlich Abstand warten, bezahlt die ältere Frau, räumt ihre Sachen zurück in den Beutel und tappst langsam davon, nicht ohne ein zufriedenes und dankbares Nicken zurückzulassen. An den Kühlregalen sieht die Situation derweil etwas anders aus. Dort greift ein Mann nach einer Packung Sojajoghurt, flankiert von einem Pärchen, das schnell noch die darunter gelagerte Butter einkaufen möchte. Abstand wäre hier zwar auch geboten. Doch es ist eben auch ein Prozess, die gewohnten Dinge derzeit selbst zu erkennen und anzupassen.

Distanz halten ist das Gebot der Stunde

Gerade diese Sensibilisierung, den Mitmenschen derzeit sofern möglich mit Distanz zu begegnen, ist jedoch das Gebot der Stunde. Viele Supermärkte und Apotheken finden mittlerweile ihre eigenen Wege, für mehr Bewusstsein zu sorgen. Eine Supermarktkette hat bereits Plexiglasscheiben an den Kassen angebracht, um das eigene Personal zu schützen. Die Brahmsapotheke weist ausdrücklich darauf hin, einen ausreichenden Sicherheitsabstand einzunehmen und lässt nur noch zwei Kunden gleichzeitig in das Geschäft. Auch Lieferungen werden mittlerweile nur noch über einen Hintereingang verladen.

Im Internet kursieren immer mehr Bilder und lustige Gifs zu dem Thema. Der twitter Hashtag #abstandistanstand, der sich bis vor kurzem mit Gedränge im Straßenverkehr beschäftigt hatte, bekommt derzeit eine ganz neue Bedeutung. Ein Café twittert etwa deren Hinweise, auf denen ein Halteverbotsschild abgebildet ist und die Zeile „Diesen Tisch freihalten“. Andere verweisen auf die 1,5 Meter Abstand, die Autofahrer zu Radlern eh schon einhalten müssen. Viele andere sprechen von einer gebotenen Solidarität gegenüber den Mitmenschen: „zusammen halten – Abstand halten“.

Es geht nicht “nur” um ältere Menschen

Dabei betrifft diese Solidarität nicht nur die älteren Menschen und all jene, die zu den Risikogruppen gezählt werden. Jeder kann das Virus verbreiten, auch wenn er selbst zu keiner Risikogruppe zählt. Unter Hashtags wie #stayathome, #zuhausebleiben und #flattenthecurve werden die Empfehlungen der Politik und der Virologen aufgegriffen, dass die Menschen, wenn möglich zuhause bleiben sollen. Viele treibt dabei auch die Befürchtung um, es könne bald zu Ausgangssperren wie in Italien oder nun im Landkreis Tirschenreuth kommen. So schreibt jemand: „Haltet Euch an die Vorschriften und Empfehlungen und wir können bald wieder friedlich feiern.“ Auch für die Hundehalter gibt es mittlerweile praktische Tipps. In einem Video wird ein Hund von einer Drohne ausgeführt. Andere geben Spiel- und Basteltipps für gemütliche Stunden.

Vielleicht einfach mal die Stühle, Tische und Schränke beiseite schieben und das eigene Wohnzimmer zur Privattanzfläche machen – zumindest bis die Internetverbindung zusammenfällt. Wer hat denn heute noch ein klassisches Radio?

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Kommentare (8)

  • Giesinger

    |

    Ein Problem sind auch dumme, uneinsichtige Eltern, die ihre spontan hustenden Kleinkinder immer noch über die Verkaufstheken heben. Die Kinder können ja nichts dafür, aber gegen diese Eltern sollte auch vorgegangen werden.
    Kinder sind nun halt an der Hand zu halten und nicht jeden und alles anhustend herumlaufen zu lassen lassen.

  • R.G.

    |

    “Keine Angst, wir kommen mit Maske und Handschuhen!”

    Ein in vollem Ernst verfasstes Inserat eines “Einrichtungsberaters” in einem Privatportal, der selbstredend nur eine Handynummer und einen Nicknamen angibt.

  • R.G.

    |

    An der Haustier klebt ein Zettel:
    “Liebe ist…
    In den Ellenbogen niesen.”
    Darunter ein Piktogramm.

    Zuhause eiliger handschriftlicher Nachtrag ins Kamasutram:
    “Einander in den Ellenbogen niesen!”

  • wahon

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    Eine Distanz von 2 Metern zu jedem Menschen zu halten, von dem man nicht weiß, ob er infektiös bzw. immun ist, wird leider nicht das “Gebot der Stunde” bleiben, sondern sich als “soziales Gebot” so lange etablieren müssen, bis eine Durchseuchungsrate von 66 Prozent in der Bevölkerung erreicht ist, d.h. noch mindestens 1 Jahr.
    Dass der geistig gesunde Teil der Bevölkerung die propagierte Distanzvorschrift nicht über mehrere Monate hinweg als normale soziale Verhaltensweise empfinden wird, ist vorauszusehen.

  • Hansemann

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    Kann man nicht die Stadtverwaltung, die Unternehmer nicht dazu anregen, dass man die Öffnungszeiten für den Einkauf von Lebensmittel für die “alten”betagten Peronen so abändert, dass man sagt von 7.00 Uhr bis 9.00 Uhr dürfen nur diese Personen zum Einkaufen gehen.
    Übrigens, in Tschechien praktizieren Sie das.

  • Burkhard

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    Sehr gute Idee Hansemann, bitte gleich an Söder und Stadt schicken.

  • leoni

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    Ein Appell an die Leitung der Ordnungsbehörden, der Katastrophenfall ist kein Freibrief um die demokratische Ordnung und unsere Grundrechte mit den Füßen zu treten.

    Bei dem durch schwammig formulierten Anordnungen entstehende Ermessensspielraum der Ordnungsbehörden wird mir angesichts der Typen, die da teilweise von der Stadt rekrutiert werden, angst und bang. Willkür und Übergriffe sind da vorprogrammiert. Wer solchen Leuten unkontrolliert Macht in die Hände gibt, trägt die Schuld.

    Da sind mir die Polizisten lieber, die werden sorgfältig ausgesucht und über Jahre geschult. Da gibt es zwar auch schwarze Schafe, aber das ist die Ausnahme.

    Wie heißt es bei Goethes Zauberlehrling “Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los.”

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