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Ausstellung

Schafsköpfe zwischen Randsperg und Ratisbona

„Regensburg leuchtet“ in den Räumen des Neuen Kunstvereins, wo sich Schwafi, Hangover, Helmut Wolf und Tony Kobler beim Treffen der Partnerstädte Regensburg und Randsperg ein Stelldichein geben.

“Stecken Sie den Künstlern nichts zu”: Hubert Lankes, Helmut Wolf, hangover, Schwafi und Tony Kobler. Fotos: as

Es ist später Nachmittag und die Türen sind noch geschlossen, als einige Passanten interessiert die Immobilien-Angebote an der Glasscheibe lesen. Eine „schnuckelige Villa mit Privatflugzeug-Landeplatz“ gibt es da für „ausgewählte Freunde“ zu erwerben. „Unser Win-win-Full-Service umfasst ein ausgereiftes, vielfach bewährtes Konzept der politischen Landschaftspflege, von dem vor allem engagierte, unterbezahlte Kommunalpolitiker in Führungspositionen legal und steuerfrei profitieren können“, heißt es da. Zur Finanzierung schlägt der Anbieter „Ratisbest Immobilien“ einen „lebenslangen Beratervertrag“ vor.

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Wer hinter solch professionell gestalteten Anzeigen unverhohlene Anspielungen auf aktuelle Ereignisse, Zustände und Personen in Regensburg vermutet, liegt sicher richtig – wenngleich die Grenzen zwischen Realität und Satire oft etwas verschwimmen. Als am späten Abend schließlich die Glastüren offen sind und angesichts des großen Andrangs fast immer offen bleiben, setzt sich dieser Eindruck jedenfalls weiter fort. „Regensburg leuchtet“ ist der Titel der Ausstellung, die am Donnerstag in den Räumen des Neuen Kunstvereins am Schwanenplatz eröffnet wird.

Regensburg trifft hier auf Randsperg, jene fiktive Partnerstadt, der Klaus „Schwafi“ Schwarzfischer mit seiner blutgetränkten und teils schon verfilmte Trilogie ein Denkmal gesetzt hat. Jener Stadt, die alles bietet, was Regensburg herzugeben hat: Bierseligkeit, Korruption und gebrannte Mandeln, Kardinäle, Fußballverein und durchgeknallte Adlige. Oder, wie es im Begleittext zur Ausstellung heißt: „Gesellschaftliches Miteinander, bürgernahe Politik, Fußball“.

Neben Schafsköpfen, blutverschmierten Skulpturen und den Porträts der zwielichtigen Honoratioren und Bewohner von Randsperg findet man Comicstrips von Schwafis Mitstreiter „hangover“ mit den besten Biertischdialogen zweier (Ex-)Oberbürgermeister, Plakate der erfolgreichen Kampagne „Für ein FKK in Regensburg“, exklusive Videoaufnahmen der „1. Regensburger Weltausstellung“ und wichtige Auszüge aus dem Reiseführer von „Touristifikation Regensburg“, jener legendären Organisation, die nicht nur diesen, den besten Stadtführer der Welt veröffentlicht hat, sondern auch für den spannenden Fassadenwettbewerb zum „Museum für Bayerische Geschichte“ verantwortlich zeichnet.

Nein, das ist keine gefällige Kunst, ohne irgendwelche Aussagen oder Standpunkte. Im Gegenteil. „Diese Ausstellung will nur Stellung beziehen. Sie will nur Aussagen machen“, freut sich Reiner Schmidt vom Neuen Kunstverein, als er die Ausstellung „in direkter Nachbarschaft des wunderbarsten Museums in dieser Stadt“ eröffnet.


Wen wundert es bei so viel Spott und Häme, dass sich keiner der ansonsten bei Vernissagen meist vertretenen und gern gesehen werdenden städtischen Honoratioren zwischen die Besucherinnen und Besucher drängelt. Stattdessen treibt sich, das sagen wenigstens Mitglieder vom Kunstverein, die es wissen müssen, weit mehr Jungvolk auf der Vernissage herum, als man es sonst so gewohnt ist.

Erst beim Weggehen sticht das Transparent ins Auge, das im abgesperrten Baustellenbereich auf dem Schwanenplatz steht und die „Soziale Wohnbauoffensive“ des Investment-Fonds „Icredible Density“ bewirbt. Ernst gemeint? Satire? Regensburg? Randsperg? Die Grenzen sind fließend…

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Kommentare (23)

  • Sepp Regner

    |

    Ich geh mal davon aus, das die Herren das niemals sagen würden. Auch 2030 gilt immer noch die Unschuldsvermutung.

  • Mr. T.

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    Und genau aus dem Grund: schwafi for Kulturrefernt! Amen!

  • Checker

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    Der Wollbergs hat sich doch sonst immer gerne bei solchen Veranstaltungen gezeigt. Wo war er denn diesmal? Vermutlich zu beschäftigt und letzte Absprachen mit seinem Münchner Staranwalt.

  • J.B.

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    Beste Lokalsatire auf engstem Raum.
    Bravo!

  • Hartnäckig

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    das hat nicht viel mit Kunst zu tun.
    In den Gerichtssaal gehen und zuzuhören und dann etwas umzuschreiben ist Realsatire !

  • sandahar

    |

    Bravo, man kennt euch jetzt auch in Kasachstan. KLASSE, obwohl ich sie nur auf RD gesehen habe.

  • Sir Sonderling

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    Auweia, das klingt in dem Artikel aber viel weniger nach Satire als nach bemühten Witzchen auf MZ-Niveau. Da sieht man das ganze Dilemma Regensburgs: auf der einen Seite „Kultur“ à la Unger, auf der anderen Seite leider auch gar nichts.
    Wovon hingegen immer genug vorhanden ist: die sich selbst feierende Hybris.

  • Giesinger

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    Gscheithaferl Sonderling war womöglich selber übermütig.

    Ich hatte Französisch nur bis zur 11. Klasse und es war immer mein schlechtetestes Fach.
    Aber “à la Unger” ist doch wohl gleich ein zweifacher Schmarrn, oder?

    (à l’Unger , wäre das nicht besser?)

  • Giesinger

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    ..mein schlechtestes Fach…

  • Joachim Wolbergs

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    Hallo Checker,
    zu dämlich, um meinen Namen korrekt zu schreiben, aber ansonsten wieder ein ganz kluger Beitrag. Selbstverständlich wäre ich zur Eröffnung der Ausstellung gekommen, wenn ich davon gewußt hätte und ich hätte dort sehr gerne auch ein Grußwort gesprochen. Da mich aber keiner über die Eröffnung informiert hatte und Herr Aigner in seinem Beitrag keine Öffnungszeiten publiziert hat, wäre ich dankbar, wenn Sie mir die Öffnungszeiten mitteilen könnten, weil ich dort mit Sicherheit hingehen werde.
    Wenn Sie Lust haben, treffen wir uns dort. Vielleicht haben noch ein paar mehr der anonymen Kommentatoren Lust zu kommen. Ich würde mich sehr freuen.
    Jetzt sind Sie am Zug, sonst muss ich mir die Ausstellung ganz alleine anschauen.
    Liebe Grüße, Joachim Wolbergs

  • Giesinger

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    Fühlt sich Herr OB susp. Wolbergs, alternativ zur OB-Wiederwahl nun eventuell auch zur Wahl als Kulturreferent berufen?

  • Johannes Urban

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    Ich mag den Wohlbergs, hab ihn auch gewählt damals.
    Er beschimpft uns Bürger jetzt, gut, wir sind ein bisschen dämlich, zugegeben, haben nicht viel Ahnung vom Leben.
    Wir sollten ein paar Lektionen in Demut nehmen. Wollbergs könnte uns durch die Ausstellung führen!

  • Checker

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    Das Sie mich als dämlich bezeichnen nur weil ich ihren ehrenwerten Namen falsch geschrieben habe halte ich für sehr überheblich.
    Ich bezeichne Sie ja auch nicht als dämlich nur weil sie lautet Schindluder mit ihren Spezis getrieben haben und sich auch noch vom eigenen Schatzmeister erwischen haben lassen.
    Regensburg haben sie damit keinen Dienst erwiesen.

  • Mathilde Vietze

    |

    Ich bin mir nicht sicher, ob diejenigen, die im Schutz der Anonymität mitunter
    Grenzwertiges posten, wirklich den Mut hätten, Wolbergs auf Augenhöhe ihre
    (kritische) Meinung zu sagen.

  • Unschuldsvermutung

    |

    @Checker 27.1.19
    Also jetzt gehts zu weit. Nichts ist bisher bewiesen, eine Bewertung vom Gericht steht noch aus.

  • Hartnäckig

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    Frau Vietze hat geschrieben:
    …wirklich den Mut hätten, Wolbergs auf Augenhöhe ihre
    (kritische) Meinung zu sagen.
    Frage dazu: Was nützt es ? Wird irgendwas ungeschehen ?
    Was wird damit in Zukunft besser ?

  • Blas Femi

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    Ist Randsperg nicht die Stadt, wo der Ziehsohn vom Teufel dessen Nachfolge antreten konnte, weil er den Bürgern vorgegaukelt hat, er sei ein Engel?

  • Blas Femi

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    Ist Randsperg nicht die Stadt, wo die Kirche und das Fürstenhaus Ansichten aus dem Mittelalter vertreten und Politiker davor katzbuckeln?

  • gustl

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    Wolbergs wendet gerne die Hubschrauber-Methode verblichener Könige an: sich zum Volk herablassen, Staub aufwirbeln, Spruch loslassen und ohne Abwarten der Antwort wieder abfliegen.

  • Checker

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    An Unschuldsvermutung:

    Sie gehen wohl davon aus, dass Wolbergs einen Freispruch 1. Klasse bekommt und der Staatsanwalt ins Gefängnis kommt. :)

    Ein anständiger Politiker muß schon den Eindruck von Vetternwirtschaft vermeiden.

    Bei aller Unschuldsvermutung. Diesen Eindruck kann man bei Herrn Wolbergs bei aller Nächstenliebe nicht mehr haben. Tut mir sehr Leid.

  • Blas Femi

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    Ist Randsberg nicht die Stadt, wo aufgrund von “weiteren Vorteilen” die Vergabe von städtischen Grundstücken immer an das beste Angebot geht, das von immer dem selben Bauträger kommt, aber keiner der Stadträte weiß warum?

  • Blas Femi

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    Ist Randsberg nicht die Stadt, wo wir bei der nächsten Kommunalwahl einen Lach- und Weinkrampf bekommen werden, wenn wir wieder die Namen der selben Schwadronöre und Vasalinen wie bisher auf den Parteilisten lesen werden und uns das als Neuanfang verkauft werden wird. Die selben Schwadronöre und Vasalinen, die sich jetzt nicht aus der Deckung trauen und mal Stellung für oder gegen Jon Trawolters beziehen.

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