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Intelligente Ampelsysteme beschlossen

Smart City für Autos, Stupid City für den Rest?

Vorgeblich sollen sie dem Umweltschutz dienen: intelligente Ampelsysteme für 1,5 Millionen Euro, deren Anschaffung der Stadtrat kürzlich beschlossen hat. Warum es bald mehr Spaß machen könnte, in Regensburg Auto zu fahren – und warum das nicht gut ist.

Die Stadt Regensburg kauft intelligente Ampeln für 1,5 Millionen Euro. Foto: as

Gastbeitrag von Stadträtin Tina Lorenz

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Der Regensburger Stadtrat befindet sich derzeit auf einem Trip in Richtung “Smart City”: die “schlaue Stadt”, so die grundlegende Idee, soll durch Sensorik Datenmengen erheben und so miteinander verknüpfen, dass positive Effekte für städtische Infrastruktur erkennbar sind. Smart-City-Projekte haben viele Formen: Laternen mit Bewegungssensor, die nur angehen, wenn tatsächlich jemand zu Fuß oder mit dem Rad nachts durch den Park fährt; Fahrrad-Apps, die einem in Echtzeit anzeigen, welche Route am wenigsten vom Berufsverkehr belastet ist; Mülleimer, die Bescheid sagen, wenn sie voll sind und geleert werden möchten.

Smart City ist in aller Munde, und natürlich will Regensburg da nicht abgehängt sein. Dass hinter dem derzeitigen Push für “smarte” Technologie große Firmen stehen, die ein ganz eigenes wirtschaftliches Interesse daran haben, Kommunen für ihre Produkte zu begeistern, kommt selten zur Sprache.

Smarte Ampeln für bessere Luft?

Das neueste Projekt im Regensburger “Smart City”-Projektgewurschtel ist eines, das schon seit 2018 in einem “Masterplan saubere Luft” enthalten ist, und nun vom Stadtrat im Dezember als Maßnahme beschlossen wurde: ein Infrastruktur-Projekt, das vorgeblich dem Umweltschutz dient, weil es dafür sorgen soll, dass Autos weniger mit laufendem Motor an Ampeln stehen. Es geht um viel neue Sensorik, einen Steuerungsserver mit Echtzeitprognosen und eine Grüne Welle, die Zu-Fuß-Gehende stranden lassen könnte.

Kurzer Status Quo: Regensburg besitzt ein vernetztes System von Lichtsignalanlagen (landläufig Ampeln genannt), die bereits jetzt die Fähigkeit haben, verschiedene Szenarien von Verkehr mit verschieden langen Grün- und Rotphasen zu bedenken. Bisher geht das allerdings nur auf der Grundlage von grundlegenden Berechnungen, Schätzungen über den Verkehrsfluss in der Stadt und sporadische Messungen, darunter auch analogen Verkehrszählungen.

In Echtzeit Ampelphasen schalten können nur Rettungskräfte. Die neue Idee ist, alles mehr in Fluss zu bringen: Sensoren messen den Verkehr, schicken die Daten an einen zentralen Strategierechner, der dann Ampelphasen fließend und live je nach Verkehrslage gestaltet. Man kann Events wie große Demos oder Feste genauso in die Berechnung miteinbeziehen, wie auch Unfälle oder Straßensperrungen, und natürlich den morgendlichen Stoßverkehr. Das alles soll dafür sorgen, dass es weniger innerstädtische Staus gibt, und dass es weniger Autos gibt, die ihren Motor an der Ampel im Stand laufen lassen und dadurch die Luft verschmutzen. Konkret soll die Maßnahme, wie im Masterplan ausgewiesen, im Mittel unter 1 μg/m³ Stickstoffdioxid (NO2) sparen.

Toll, sagt ihr jetzt. Ist doch super, voll die gute Umweltmaßnahme. Und die haben wir auch dringend nötig. Regensburg ist schließlich eine der Städte, die laut Messungen den erlaubten Jahresmittelwert von 40 μg/m³ NO2 überschreiten, und die deshalb vom Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur aufgefordert worden sind, einen Maßnahmenplan zu entwickeln, wie wir von dieser Überschreitung wieder wegkommen. Und wie sich nun herausstellt, ist eine von Regensburgs Antworten auf das Problem die Ampeln.

Fußgänger – reif für die Verkehrsinsel?

Jetzt gibt es aber ein paar Schwierigkeiten bei diesem super Plan mit den Ampeln. Die erste ist ganz banal: Was passiert eigentlich mit den Fußgängerinnen? Und den Radfahrerinnen? Der Strategierechner hat die Aufgabe, Verkehrsflüsse von stickstoffdioxiderzeugenden Fahrzeugen zu messen und mittels Grüner Welle bestmöglichst fließen zu lassen. Das sind Autos oder jedenfalls Fahrzeuge mit Motoren. Für Ballungen von Fußgängern oder Radfahrern gibt es derweil keine Messungen, keine Optimierungen, kein System.

Sobald der Strategierechner für Autos lange auf Grün schaltet, ist die logische Konsequenz, dass Fußgänger lange Rot haben. Wie lange maximal? Da Fußgänger kein Teil des Projektentwurfs sind, könnte das echt lange sein. Eine Evaluierung des Systems ist zwar geplant, aber, so ein bisschen als Treppenwitz des Ganzen, nur als Autofahrt mit und ohne System, nicht als Fußgänger. Wenn ihr also nächstes Jahr morgens länger an ner Ampel steht als sonst – das ist der Grund. Ihr könnt ja ein “Hilfe, ich bin gestrandet!”-Schild mitnehmen, und sie in die fetten neuen Überwachungskameras der Polizei halten, vielleicht retten die euch dann von der Verkehrsinsel. Würd’ ich allerdings nicht drauf hoffen.

Im Übrigen kann man nicht “Smart City” sagen, ohne “Datenschutz” zu sagen. Wenn Regensburg im Namen von “Smart City” immer weiter Systeme anschafft, die Daten sammeln und verarbeiten, braucht Regensburg schön langsam einen Datenschutzbeirat, der für Open Data und Transparenz wirbt und der ein bisschen schaut, dass die Daten, die von Bürgerinnen erhoben werden, auch von diesen wieder genutzt werden können.

Wenn die Grüne Welle zum Spiel wird

Kommen wir zur Gamifizierung: Was ich oben beschrieben habe, bietet noch nicht viel Anlass für einen besonderen Spaßfaktor als Autofahrerin. Die Maßnahme “Digitalisierung im Straßenverkehr” beinhaltet aber auch die Anschaffung von 28 neuen Ampelanlagen. Die Vorlage im Stadtrat sagt dazu so lapidar und kurz:

“Um moderne Steuerungsstrategien und -verfahren, netzadaptive Eingriffe, stromsparende LED und erweiterte Kommunikationsverfahren effektiv nutzen zu können, ist eine Modernisierung verkehrsrelevanter Lichtsignalanlagen essentielle Voraussetzung.”

Erweiterte Kommunikationsverfahren. Im Planungsausschuss Anfang Dezember, in dem die Ampeldiskussion ganze zehn Minuten einnahm, war von “car2x”-Infrastruktur die Rede. Und hier fängt die Gamifizierung an, denn Audi verbaut seit 2018 in seinen Autos serienmäßig sogenannte “vehicle to infrastructure”, also “V2I” Chips. Derzeit läuft in Ingolstadt ein Pilotprojekt damit.

Mit V2I kann die Ampel dem Auto melden:

“Hey, ich schalte in X Sekunden auf Grün. Wenn du jetzt deine Geschwindigkeit um Y verringerst, schaffst du die Grünphase.”

Die Person am Lenkrad kann also durch eigenes Fahrverhalten eine Grüne Welle für sich herstellen. In Hamburg wird derzeit ein ganz ähnliches Projekt getestet.

Klar wollen Autohersteller, dass uns Auto fahren Spaß macht. Das ist deren Geschäftsmodell. Was aber macht es mit einer Stadt, wenn die Grüne Welle zum Spiel wird, das es zu gewinnen gilt und das eigene Auto zum gigantischen Game Controller? Wenn Auto fahren in der Innenstadt keine Frusterfahrung mehr ist, sondern man tägliche High Scores in die sozialen Medien posten kann? Das zukünftige Bosslevel des Autofahrens in Regensburg wäre in so einem Szenario nicht mehr der Lappersdorfer Kreisel, sondern die blöde Ampel mit drückbarem Fußgängersignal.

Kein Spielspaß für Radler und Fußgänger?

Blöderweise ist diese Art von Spaß am Autofahren so gar nicht das, was wir eigentlich haben wollen. Eine Grüne Welle, ob mit Strategierechner erzeugt oder als Gamification, sorgt dafür, dass wieder mehr Leute ins Auto steigen, weil es wieder mehr Spaß macht in Regensburg Auto zu fahren als Bus. Oder Fahrrad. Zu Fuß gehen geht ja dann eh nur noch mit “Hilfe, holt mich hier weg”-Schild. Und das ist der Knackpunkt: Eigentlich sollten wir dran arbeiten, dass uns das Spaß macht, was auch gut für uns und die verringerte Stickstoffdioxidkonzentration ist: ÖPNV fahren. Fahrrad fahren. Zu Fuß gehen. Mit dem Tretroller die Bürgersteige runterheizen.

Leider gibt es keine Regensburger Stadtratsbeschlüsse für Gamification-Projekte, die Spaß für diese Art von Fortbewegung verheißen.

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Kommentare (35)

  • R.G.

    |

    “. Die erste ist ganz banal: Was passiert eigentlich mit den Fußgängerinnen? Und den Radfahrerinnen? Der Strategierechner hat die Aufgabe, Verkehrsflüsse von stickstoffdioxiderzeugenden Fahrzeugen zu messen und mittels Grüner Welle bestmöglichst fließen zu lassen. ”

    Da hilft nur noch Bohnen mit Knoblauch und Zwiebel essen und sich bei der Ampel zum geneinsamen Furzen treffen.
    Sonst kommt man nie rüber.

  • Mr. T.

    |

    Für rauchende Fußgänger und Radfahrer sollen – wie man so vernimmt – die Grünphasen auch optimiert werden. An der Ampel verweilende Nichtraucher schaden der Umwelt erst mit einsetzender Verwesung. Um als Autofahrer in den Genuß einer grünen Welle zu kommen, muss übrigens eine vorhandene Start-/Stopp-Automatik stillgelegt werden.

  • Hthik

    |

    Der Fußgänger wird sich eben gedulden müssen, bis einmal ein Auto an der Kreuzung parallel zu ihm fahren will. Wenn’s ihm zu lange dauert, kann er sich dazu ja ein Uber bestellen. Das ist also auch schon digital gelöst.

    Wenn Autos stehen, weil sie darauf warten müssen, dass andere wegfahren, heißt das das Straßennetz ist durch das aktuelle Verkehrsaufkommen überlastet. Das senkt möglicherweise die Bereitschaft ein Auto zu kaufen oder damit zu fahren, wenn man nicht vorwärts kommt. Da die Bereitschaft einfach mal so ein paar überflüssige historische Gebäude zu beseitigen, damit die Straße breiter wird, leider auch abgenommen hat, arbeiten die Autohersteller daran, den Verkehr so zu optimieren, dass das Straßennetz optimal ausgelastet ist. Da ist kein High Tech zu teuer oder zu kompliziert https://www.volkswagenag.com/de/news/stories/2019/11/where-is-the-electron-and-how-many-of-them.html

    Statt dass ein Auto an der Ampel NOx ausstößt, stößt dafür ein fahrendes Auto mehr NOx aus, weil das dank High Tech jetzt ja auch noch auf die Straße passt. Warum sich jetzt schon Gedanken um die Grenzen des Wachstums machen, wenn man mit besserer Technik die letzten cm bis zur Grenze noch nutzen kann, bevor man sich unausweichlich den Schädel an der Decke bricht? Ich habe nicht den Eindruck, dass das die richtige Priorität ist. Aber so ist das eben mit der offensichtlichen Blindheit für Widersprüche, wie heute schon andernorts thematisiert.

  • me

    |

    Danke für den Artikel, Frau Lorenz!
    Ich frage mich manchmal, ob im Stadtrat mehrheitlich Autofanatiker*innen sitzen oder ob man größtenteils schlicht zu feige ist, Beschlüsse zu treffen, die zulasten des MIV gehen. Selbst wenn man die NO2-Belastung außen vor lässt: der Lärm an den Magistralen (Prüfeningerstraße, Augsburger Straße, Frankenstraße… ) ist unerträglich und dort wohnen meiner Kenntnis nach Menschen, die auch mal gern das Fenster öffnen oder den Balkon nutzen.
    Bleibt auch abzuwarten, wann und welche Vorschläge des Radentscheids umgesetzt werden…
    Nach wie vor ist Regensburg vielmehr autogerecht als Fahrradstadt.

  • joey

    |

    ganz einfach: die Ampel hat (wie auch sonst) einen Drücker für Fußgänger. Ich erinnere mich noch, wie das in meiner Kindheit eingeführt wurde…

  • R.G.

    |

    @me
    “Ich frage mich manchmal, ob im Stadtrat mehrheitlich Autofanatiker*innen sitzen oder ob man größtenteils schlicht zu feige ist, Beschlüsse zu treffen, die zulasten des MIV gehen. ”

    Das kann man gnädiger sehen. Wenn man aus trauriger Erfahrung weiß, dass man zu Weihnachten vom Ehepartner das neueste Computerspiel wieder nicht kriegen wird, darf man sich als Entscheider doch hoffentlich für die Stadt was Nettes aussuchen, wo es am Bildschirm rumflitzt und leuchtet.

  • Joachim Datko

    |

    Ein sicherlich amüsant geschriebener und auch kenntnisreicher Artikel!

    Obgleich der Artikel weitgehend negativ gehalten ist, wünsche ich mir intelligente Ampelanlagen und das schon lange. Da kann ich als Fußgänger oder Radfahrer auch einmal etwas länger warten, wie es im Artikel befürchtet wird, bekomme aber an anderer Stelle wieder einen Vorteil. Und sicherlich gibt es bei so einem System auch Mindestzeiten, sodass ich nirgendwo von der Ampelanlage vergessen werde. Die nahe Zukunft wird zudem Kamerasysteme bringen, die es erlauben Fußgänger und Radfahrer in die Entscheidungsfindung einzubeziehen.

    Den Autofahrern wünsche ich, dass sie nicht mehr sinnlos an Ampeln warten müssen.

    Künstliche Intelligenz tut dem Verkehrsfluß gut.

    Joachim Datko – Elektroingenieur

  • R.G.

    |

    “.Da kann ich als Fußgänger oder Radfahrer auch einmal etwas länger warten, wie es im Artikel befürchtet wird, bekomme aber an anderer Stelle wieder einen Vorteil.” Zitat von @ Joachim Datko

    Wo bekommt der ständig wartende Fußgeher denn an anderer Stelle einen Vorteil?
    Ich lebte einige Jahre in einer Stadt, wo man sechs Grünphasen braucht, um eine bestimmte Kreuzung zu überqueren. Bei viel Glück schafft man das in zwanzig Minuten.

    Meinten Sie, der anderweitige Vorteil sei für Autofahrer wie Sie?

    R.G.
    Weltformelfinder ; )

  • Joachim Datko

    |

    Zu R.G. 10:09: “Ich lebte einige Jahre in einer Stadt, wo man sechs Grünphasen braucht, um eine bestimmte Kreuzung zu überqueren. Bei viel Glück schafft man das in zwanzig Minuten.”

    Ich bin Technik-Fan. Unseren hohen Lebensstandard verdanken wir der permanenten Rationalisierung in unserem Wirtschaftssystem. Lieber 10 x nachgedacht, als einmal zu viel gearbeitet. Das Ergebnis kann man bei ähnlichen Problemen immer wieder anwenden. Lieber ein intelligentes Ampelsystem, als das stupide Takten mit festen Zeiten. Kleine Probleme kann man, wenn sie bekannt werden, lösen.

    Hier z.B. : Intelligente Ampelanlagen für Fußgänger
    https://www.scinexx.de/news/technik/intelligente-ampel-fuer-fussgaenger/

    Zitat: “Meinten Sie, der anderweitige Vorteil sei für Autofahrer wie Sie?”

    Ich bin glücklicher Kunde des RVV, einfacher geht es für mich nicht.

  • R.G.

    |

    Herr Datko, das gleicht die Wartezeit der Regensburger sofort aus, wenn dafür in Wien zum Beispiel An den langen Lüssen oder in der Breitenfurterstraße jemand an intellligenten Fußgeherübergängen gescannt werden wird, um vier Sekunden schneller als sonst über die Straße zu dürfen.
    Immerhin, an einem im Volksmund “Euthanasieweg” gescholtenen Zebrastreifen in der österreichischen Hauptstadt ist nachher die Chance gegeben, erst nach einem letzten Foto umgefahren zu werden.
    Technik, die tröstet.

  • Joachim Datko

    |

    Zu R.G. 20:36: “[…] gescholtenen Zebrastreifen in der österreichischen Hauptstadt ist nachher die Chance gegeben, erst nach einem letzten Foto umgefahren zu werden.”

    Unzureichend ist in solchen tragischen Fällen der Mensch, mit seinen im Vergleich zur Technik geringen Fähigkeiten.

    Siehe z.B.
    https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/tests/assistenzsysteme/notbremsassistenten-vergleich/

    Und auch diese sehr guten Ergebnisse sind erst der Anfang einer Entwicklung zu wesentlich geringeren Unfallzahlen.

  • Sebastian Wild

    |

    Im Artikel fehl leider, daß auch die Busse des RVV diverse Ampelanlagen steuern können.
    Das mit den Kreuzungen gibs auch hier:

    an der Kumpfmühler Brücke stadtauswärts in die Friedenssraße zu kommen braucht ein Radfahrer 3 Grünphasen und steht bestimmt 5-6min. Gerade abends /nachts wenn da weniger Verkehr kürzen da viele quer über die Kreuzung ab um sich das zu sparen…
    Um am DEZ von der Osttangente kommend als Radler Richtung Nibelungenbrücke zu kommen braucht man ebenso drei Grünphasen und 5-6min Wartezeit..

  • Hthik

    |

    @Joachim Datko 31. Dezember 2019 um 07:01

    “Den Autofahrern wünsche ich, dass sie nicht mehr sinnlos an Ampeln warten müssen.”

    Bei niedrigem Verkehrsaufkommen kann der Autofahrer das selbst vermeiden, weil er von fern die rote Ampel sieht und dann vom Gas geht, also selbst die Grünphase findet und nicht auf die zugesandte Verhaltensregel der allsehenden und allwissenden Hyperintelligenz Colossus angewiesen ist.

    “Künstliche Intelligenz tut dem Verkehrsfluß gut.”

    Und unbeschränkt Emissionen tun der Wirtschaft gut. Diese Zwischenziele wie guter Verkehrsfluss oder gute Wirtschaft haben aber hinter dem eigentlichen Ziel “Ein gutes Leben für alle” zurückzutreten.

    Ob es durch den in irgendeinem Sinne “guten” Verkehrsfluß Zeitersparnise gibt, steht dahin. Man fährt mehr, wenn auch langsam, d.h. ein stop-and-go wird vermieden. Das ist subjektiv angenehm. Ein Placebo für’s Besserfühlen kurz vor dem Verkehrsinfarkt.

  • Hthik

    |

    @Joachim Datko 31. Dezember 2019 um 13:05

    “Ich bin Technik-Fan. Unseren hohen Lebensstandard verdanken wir der permanenten Rationalisierung in unserem Wirtschaftssystem.”

    Kim Jong-un ist auch ein Technikfan*. Man muss sich mal entscheiden, ob man Technik nun für inhärent gut hält oder nur für gut, wenn sie für gute Ziele eingesetzt wird. Es ist da etwas verblüffend wenn man auch von Leuten, die ausdrücklich der zweiten Ansicht anhängen, hört, wie toll Technik uns geholfen hat. Punkt. Es fehlt immer, wie toll die sozialen Bewegungen waren und sind, die das praktisch immer gegen den Widerstand der jeweiligen Autoritäten durchgesetzt haben, dass die Technik zum Wohl aller Menschen eingesetzt wird.

    “Lieber 10 x nachgedacht, als einmal zu viel gearbeitet.”

    Lieber 10 x nachgedacht, als an der falschen Stelle investiert. Ich bezweifle, dass die Erhöhung der Autofreundlichkeit der beste Weg ist NO2 zu senken.

    Übrigens sind die meisten mir persönlich bekannten Technikfans es nicht aufgrund tief schürfender philosophisch-weltanschaulicher Überlegung, sonder weil’s Spaß macht. Was an sich nichts Schlechtes ist. Da es ein Gastbeitrag von Fr. Lorenz ist, ist vielleicht ein kleiner Werbelink erlaubt https://www.binary-kitchen.de/wiki/doku.php

    *Es ist nur so ein Splin von mir, aber im Deutschen ist es im Gegensatz etwa zum Englischen erlaubt, Hauptwörter einfach so aneinanderzuschreiben. Keinen Fußbreit Raum den Tommies in der Deutschen Sprache!

  • Mr. T.

    |

    Hthik, ich habe auch so einen Spleen [englisch, sowohl das Wort als auch die Eigenart]. Das mit dem Zusammenschreiben gilt für deutsche Wörter. Ist da ein fremdes Wort dabei (hier Fan [englisch]), kommen auch die Trennung und der Bindestrich wieder mit ins Spiel.

    Ansonsten ist beim Einsatz jeglicher Technik das Warum wichtig. Und zwar nicht “weil man’s kann”, sondern “weil’s was bringt” (für Mensch und Umwelt).

  • Joachim Datko

    |

    Zu Sebastian Wild 1.1.20 11:55 “Das mit den Kreuzungen gibs auch hier:
    an der Kumpfmühler Brücke stadtauswärts in die Friedenssraße zu kommen braucht ein Radfahrer 3 Grünphasen und steht bestimmt 5-6min. Gerade abends /nachts wenn da weniger Verkehr kürzen da viele quer über die Kreuzung ab um sich das zu sparen…”

    Da würden Ampelanlagen, die Fußgänger und Radfahrer berücksichtigen, wie im Kommentar am 31.12.19 um 13:05 für Fußgänger im angegebenen Link beschrieben, eine Verbesserung bringen. Es ist nur eine Frage des Aufwands. In ferner Zukunft könnten sie sich mit einem Chip den Weg, je nach Verkehrslage z.B. in der Nacht, sogar freischalten lassen. Die “künstliche Intelligenz” der Ampelanlage wüsste, welche Route Sie normalerweise nehmen.

  • gerhard PROGEL

    |

    jede Stauverhinderungsmaßnahme bedeutet auch Förderung und Anstieg des Automobilverkehrs:
    die Konsequenz erfolgreicher Stauverhinderung sind daher neue Staus durch hinzukommenden Verkehr. Da helfen letztlich auch keine Science-Fiction-Verkehrsleitsysteme.

  • Julian86

    |

    Ergänzend zu Herrn Wörle, ein Zitat von einem Hochschullehrer:

    DIE VERNETZTE STADT, nach innen wie außen

    “Der berühmte niederländische Architekt Rem Koolhaas bezeichnet deshalb die “Smart City” als “Dumb City”, als dumme Stadt. Intelligenter wird die Stadt hingegen dann, wenn es um die Vernetzung von unterschiedlichen Verkehrsträgern geht, um die Verbindung von Grünflächen, aber auch um die Vernetzung von Menschen, damit sie in demokratischen Beteiligungsprozessen ihren Lebensraum gestalten.”

    Quelle: “Die gute Stadtluft”, von Friedrich von Borries, DIE ZEIT Nr. 1, vom 27.12.2019, Seite 41 f

    Der Autor weist den “vernetzten Städten”, anders als den Nationalstaaten, die Schlüsselstellung bei der Gewinnung einer humanen, demokratischen Zukunft zu.

    “Und diese global vernetzte Globalopolis hätte aus politischer Perspektive kein Problem damit, sowohl lokal wie global die Herausforderungen ihrer Zeit anzugehen, weil “global” und “lokal” kein Widerspruch wären. Das heutige Erstarken populistischer Bewegungen – von “America first” bis zum Brexit – erschiene dann im Rückblick als das letzte Aufbäumen der begrenzten Nationalstaaten. Die vernetzte Stadt ist also nicht nur die Antwort auf die Klimakrise. Sie weist auch den Ausweg aus der gegenwärtigen Krise der Demokratie.”
    https://www.zeit.de/2020/01/grossstaedte-klimaschutz-demokratie-vernetzung-effizienz-stadtleben/seite-2

    Sehr lesenswert und empfohlen als Grundlage des antstehenden Wahlkampfes.

  • R.G.

    |

    Schuld an solchen Geldausgaben haben die User von regensburg-digital. Sie wünschten sich eine grünere Stadt.

    Geliefert wie bestellt! (?)
    Grünwelle!
    ; )

  • Joachim Datko

    |

    Kommentar gelöscht. Bleiben Sie beim Thema.

  • Markus

    |

    Bereits 2011 wurde das Ampelsteuerungssystem “Balance” für ca. 200.000 EUR beschafft.

    Nachzulesen in “Bei uns – Die Stadt Regensburg informiert”, Ausgabe 166 | September 2011, Seite 23 und 24 (siehe Link unten).

    Siehe letzter Absatz:
    [Zitat Anfang]
    “Um eine gezielte Optimierung bei den Umschaltungen zu erreichen, haben die städtischen Straßenverkehrs-Experten das gesamte Stadtgebiet in sogenannte taktische Schaltgruppen unterteilt. Diese Schaltgruppen können Ampelanlagen unabhängig voneinander mit verschiedenen Umlaufzeiten steuern. In jeder dieser Gruppen liegen verkehrsentscheidende Knotenpunkte, an denen fortlaufend die erforderlichen Umlaufzeiten aus den Verkehrsstärken ermittelt werden. Diese Ergebnisse werden dem Verkehrsrechner als Vorschlag übermittelt. So können überflüssige Wartezeiten aufgrund langer Umlaufzeiten auf das erforderliche Maß reduziert werden. Die Einschaltung der „verkehrsabhängigen Signalplanauswahl“ (Vasipla) erfolgt gleichzeitig mit der Inbetriebnahme des Balance-Systems.

    Beide Systeme zusammen“, so erklärt Stefan Männicke, „stellen eine Optimierung auf dem modernsten Stand der Technik dar, um den Verkehrsfluss im Stadtnorden zu verbessern wie auch den Kraftstoffverbrauch und die Belastung durch Feinstaub und Lärm zu senken.“

    Und Alfred Santfort, Leiter des Ordnungsamts, betont: „Bei allen Vorteilen, welche das neue System für die motorisierten Verkehrsteilnehmer bringt, achten wir sehr darauf, dass Fußgängern und Radfahrern kein Nachteil entsteht. Deren Grünzeiten bleiben unangetastet. Ebenso wird die Busbeschleunigung keinesfalls beeinträchtigt.“
    [Zitat Ende]

    Was braucht’s mehr?

    https://www.regensburg.de/fm/464/bei_uns_166_2011_5.pdf

  • Julian86

    |

    Gut, dass Sie den technischen Hintergrund verständlich erklärt haben, Markus.

    “Was braucht’s mehr?” – fragen Sie am Ende.
    Antwort: Viel mehr.

    Eine Fundgrube ist Wörles Link zu einem die Komplexität einer Stadt erhellenden Bericht. Dort kann man lesen:

    “Die Transformation von Städten in “smart cities” ist weniger eine Frage nach einem stadtweiten digitalen Sensornetz und der Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologie, sondern vielmehr nach Räumen für (Weiter-)Bildung, Innovation, Kreativität, sozialem Austausch und einer umfassenden Einbindung in Entscheidungsprozesse, um das gewonnene Wissen der Zivilgesellschaft auch einbringen und anwenden zu können.”

    Zur Einbringung des Wissens der Bürgerschaft gibt es ein Feature des Bay. Rundfunks, das deutlich macht, wie es gelingen kann, die Menschen substanziell inhaltlich zu beteiligen, ohne dass die Verwaltung sich schon vorher festgelegt hat. Deutlich wird auch, was ein Stadtoberhaupt, das eine solche Beteiligung fördert, erreichen kann. Eine solche Einstellung und Tatkraft sollten auch Gegenstand der “Jobbeschreibung” bei der OB-Wahl in R. sein.

    Wie eine Kleinstadt in Elsass MEHR DEMOKRATIE WAGT
    https://www.br.de/radio/b5-aktuell/programmkalender/sendung-2605886.html

  • Julian86

    |

    Wir verursachen ihn und stehen darin: Stau.

    Blick nach Nürnberg:
    Mobilität anders denken – Von der autogerechten zur menschengerechten Stadt

  • R.G.

    |

    “Und Alfred Santfort, Leiter des Ordnungsamts, betont: „Bei allen Vorteilen, welche das neue System für die motorisierten Verkehrsteilnehmer bringt, achten wir sehr darauf, dass Fußgängern und Radfahrern kein Nachteil entsteht. Deren Grünzeiten bleiben unangetastet. Ebenso wird die Busbeschleunigung keinesfalls beeinträchtigt.“

    Die eierlegende Wollmilchsau.
    Mit kurzem Ablaufdatum.

  • Sonnix

    |

    Zum Thema Mobilität und smart City war am 36c3 (Chaos Communication Congress in Leipzig) ein sehr guter Vortag: “Verkehrswende selber hacken”
    https://youtu.be/WhgRRpA3b2c
    mit interessanten Denkanstössen und Lösungsansätzen auch für unsere Stadt.

  • Julian86

    |

    Input für den Wahlkampf

    Mobilitätsforscher Stephan Rammler:
    Fachleute wissen tatsächlich, wie Mobilität ökologischer, effizienter und sozialer gestaltet werden könnte. Aber diejenigen, auf die es ankommt, also Politiker, Unternehmer und Kunden, die wissen es nicht – oder wollen es nicht wissen.
    Brandeins.de

  • joey

    |

    @Julian

    Die Struktur unseres Landes ist auf “Autos” ausgerichtet. Seit Jahrzehnten gab es diese Entwicklung, die vermutlich auch nicht umkehrbar ist. Bevölkerungszahlen wie auch Niveau sind nicht mehr auf dem Stand von 1900.
    Beispiel 1: für Schwangere aus Hemau steht in Regensburg eine hoch entwickelte Diagnostik zur Verfügung.
    Beispiel 2: für Berufstätige aus Hemau stehen in Regensburg viele hoch qualifizierte Arbeitsplätze zur Verfügung.
    Beispiel 3: persönliche Freiheit und individuelle Entfaltung: sie ist Ingenieurin in Regensburg und er Arzthelfer in Köfering (oder umgekehrt). Sie können wohnen wo und wie sie wollen… in einer Stadtwohnung oder einem Einfamilienhaus mit Pferdekoppel daneben.

    Denken ist immer erlaubt, aber eine technisch-geschichtliche Analyse der existierenden Verhältnisse verbessert die Bodenhaftung.

  • peter

    |

    es sollen ampeln optimiert werden?
    fein-
    fangen wir damit an besonders sinnlose exemplare stillzulegen.
    es gibt tolle verkehrsschilder, die zum regeln des verkehrs sehr gut geeignet sind.
    und dann gibt es ja noch die ganz grundlegenden verkehrsregeln wie retchts vor links….
    jeden 2ten morgen, auf dem weg zur arbeit, biege ich von der lechstrasse in die walhalla-allee ein, fahre bis zur ampel vor dem eisstadion, und wenn diese wieder grün ist, setze ich meinen weg fort.
    es ist im regelfall 1 einzelnes auto, das die anforderungsgesteuerte ampel auslösst, und die autos in der walhalla-alle kurz stoppt, damit sie danach wieder bescleunigen können.
    wäre die ampel gänzlich aus, könnte dieses eine auto sich problemlos in die nächste lücke im verkehr einreihen. (stadtauswärts)
    wenn es stadteinwärts gehen soll, könnte ein autofahrer 100 meter richtung basebalstadion fahren und im kreisel umkehren.
    das würde sicher einen deutlichen verminderten NOx-ausstoss generieren, von feinstaub durch sinnloses herunterbremsen des fliessenden verkehrs mal ganz zu schweigen.
    ausserden bräuchte eine ausgeschaltete ampel keinen strom.
    diese ampel macht nur sinn, wenn aufrund von echtem betrieb in der donau-arena eine veränderte verkehrssituation herrscht.

    aber das wäre ja einfach und würde nix kosten- dann doch lieber smarte, vernetzte ampelsysteme für teures geld neu anschaffen.

    ein anderer punkt-
    vor jahren hat ein städtischer beamter mich bei eine podiumsdikussion zum ÖPNV darüber aufgekärt, das die stadt die einfahrt des feierabendverkehrs von der frankenstrasse auf die autobahn nicht optimieren kann, weil es eine vorschrift gäbe, wieviele autos pro zeiteinheit maximal auf die dem bund und nicht der stadt regensburg unterstehenden autobahn einfahren dürfen.
    ich fand das so unglaublich wiedersinnig, das ich mehrfach nachgefragt habe. doch der herr blieb dabei.
    unter diesen voraussetzungen ist das alles eine scheindiskussion, denn der stau im berufsverkehr abends geht jeden tag aufs neue von den 2 punkten aus:
    – auffahrt frankenstrasse auf A93
    -amberger strasse , kreuzung chamer str. bzw. einfahrt lappersdorfer kreisel/B16
    um diese 2 problemstellen zu entzerren braucht die stadt mit sicherheit keine smarten ampeln…

  • Joachim Datko

    |

    Zu peter 10:55: “[…] wäre die ampel gänzlich aus, könnte dieses eine auto sich problemlos in die nächste lücke im verkehr einreihen. (stadtauswärts)”

    Haben Sie das schon der Stadtverwaltung mitgeteilt? Ich schreibe oft an die Stadtverwaltung und bin mit der Reaktion sehr zufrieden. Es reicht eine E-Mail an das Bürgerbüro.

  • Herbert-h

    |

    “Ich bin glücklicher Kunde des RVV, einfacher geht es für mich nicht.”

    Da wird darüber diskutiert, Autos aus den Städten zu verbannen. Aber dann fällt nichts besseres ein, als sie smart durch die Stadt zu bringen und den RVV Innenstadt – Tarif (bisher 1.10€) einfach ab 1. Januar abzuschaffen. Jetzt kostet es 3€ um die Stadt mit dem Bus zu durchqueren, denn ein Streifen bringt dich auch nur 3 Stationen weit.

    Neu angelegte Straßen (z.B. ex Ladehof) haben keine Radwege sondern hier wird die Spur an der Straße entlang geführt und durch smarte Barrikaden unterbrochen. Super sicher. Wenn dann die Fußgänger-Ampeln an stark befahrenen Straßen wie die Friedenstrasse auch noch so geschaltet werden, dass man nur als Jogger die Straße während einer Ampelphase überqueren kann, sondern immer öfter auf der Verkehrsinsel warten muss. Spätestens da wird klar, dass in Regensburg eine verfehlte Verkehrspolitik verfolgt wird.

  • Joachim Datko

    |

    Positive Aspekte der RVV-Tarife:
    Zu Herbert-h 06:46: “[…] und den RVV Innenstadt – Tarif (bisher 1.10€) einfach ab 1. Januar abzuschaffen. Jetzt kostet es 3€ um die Stadt mit dem Bus zu durchqueren, denn ein Streifen bringt dich auch nur 3 Stationen weit.”

    Die angegebene Einzelfahrt für 3 € kann man mit dem Streifenticket um 2 € haben.

    Seit Anfang des Jahres verrechnet der RVV für das Öko-Ticket 324 € pro Jahr, im Monat daher nur 27 €. Damit fahre ich.

    Hier die neuen Tarife https://www.rvv.de/tarife2020

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