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Sammlung läuft noch bis 10. Januar

Space-Eye startet Hilfskonvoi nach Griechenland

Bereits seit den Weihnachtsfeiertagen sammelt die Hilfsorganisation Space-Eye in Regensburg Sach- und Geldspenden für Geflüchtete auf den griechischen Inseln Lesbos und Samos. Seit mittlerweile über vier Jahren befinden sich dort Flüchtlingslager, in denen derzeit zehntausende Menschen versorgt werden müssen. Doch die Zustände werden nicht nur von Michael Buschheuer, Gründer der Regensburger Hilfsorganisation Space-Eye, als katastrophal bezeichnet.

Michael Buschheuer und die freiwilligen Helfer haben bereits 60 Tonnen an Spenden verstaut.

„Das ist nicht mein Weihnachten und mein Europa in dem ich leben will.“ So lautet die Weihnachtsbotschaft des Regensburger Unternehmers Michael Buschheuer. 2015 gründete der 42-Jährige die Hilfsorganisation Sea-Eye, die in der Vergangenheit insbesondere durch Seenotrettungsmissionen bekannt wurde. Über Facebook verbreitete sich nun an den Weihnachtsfeiertagen ein Video von Buschheuer, in dem er von katastrophalen Zuständen in den Flüchtlingslagern auf Samos und Lesbos spricht und um Spenden bittet. „Dort leben rund 7.000 Kinder im Dreck“, so Buschheuer weiter.

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Seit Tagen sind freiwillige Helfer in Regensburg tätig, sortieren in der Wiener Staße 14 die ankommenden Spenden und verstauen diese dann in großen Containern. Die Spendenbereitschaft sei sehr hoch. „Wir planen mittlerweile mit einem dritten LKW,“ erklärte Buschheuer in der Radiowelt des Bayerischen Rundfunks. 60 Tonnen Hilfsgüter seien bereits gespendet worden. Für Buschheuer, der dieses Jahr für sein Engagement mit dem Georg-Elser-Preis der Stadt München ausgezeichnet wurde, ist dies „eine überwältigende Sache“.

Dringend benötigt: Zelte und warme Kleidung

Bereits am Wochenende war der erste Container bis oben hin gefüllt und auf der Facebookseite von Space-Eye, einer Tochterorganisation von Sea-Eye, wurde bekannt gegeben, dass noch bis zum 10. Januar Sachspenden abgegeben werden können. Auch über finanzielle Unterstützung sei man sehr dankbar (hier).

“Manche Kinder haben aufgehört zu spielen. Sie können nicht mehr schlafen. Denen wird in dem Lager ihre Kindheit geraubt.”

Dass die Hilfsgüter dringend benötigt werden, zeigen die aktuellen Berichte über die griechischen Flüchtlingslager. Auf den Inseln Lesbos, Samos und einigen weiteren leben momentan knapp 42.000 Migrantinnen und Migranten. Während insgesamt die Zahlen von Geflüchteten in Europa dieses Jahr gesunken sind, zeigt sich dort ein umgekehrtes Bild. Im Juli und August dieses Jahres landeten über 12.000 Menschen allein auf Lesbos. Die meisten von ihnen kamen aus der Türkei. Beobachter gehen davon aus, dass in den  kommenden  Wochen und Monaten weiterhin tausende Geflüchte über die Türkei auf die griechischen Inseln übersetzen werden.

Katastrophale Zustände auf den griechischen Inseln

Doch die dortigen Anlagen, die großteils notdürftig bereits 2015 entstanden sind, sind nicht für soviele Menschen ausgelegt. Lesbos etwa bietet Kapazitäten für rund 7.500 Menschen. Das Lager bei der Stadt Moria beherbergt derzeit etwa das Vierfache seiner eigentlichen Kapazität. Rund 17.000 Menschen leben hier. Die Folge sind mangelnde Versorgung mit warmer Kleidung, fehlende Unterkünfte und Chaos. Um das eigentliche Lager herum hat sich in den vergangenen zwei Monaten eine regelrechte Stadt aus Zelten und selbstgebauten Hütten aus Plastikmüll gebildet.

Ende September brach dort ein Feuer aus, bei dem eine Mutter und ihr Kind starben. „Es kann nicht sein, dass tausende Migranten bei uns im überfüllten Flüchtlingslager weiter leiden müssen. Sie müssen so schnell wie möglich aufs Festland gebracht werden – so kann es nicht weitergehen“, so damals der Bürgermeister der Insel Lesbos, Stratos Kytelis. Auf der Insel Samos herrschen ähnliche Zustände. Im Lager Vathy leben mehr als 7.500 Migrantinnen, darunter viele Minderjährige. Dabei ist das Camp lediglich für 648 Menschen ausgelegt. Immer wieder, zuletzt Mitte Dezember, kommt es dort zu Aufständen, weil die Menschen auf das Festland wollen. 

“Kinder versuchen Selbstmord zu begehen”

Anfang Dezember warnte der Präsident von „Ärzte ohne Grenzen“, Christos Christou, nach einem Besuch auf Lesbos. „Wir haben Fälle von Kindern, die versucht haben, Selbstmord zu begehen.“ Einige seien jünger als zehn Jahre. „Manche Kinder haben aufgehört zu spielen. Sie haben aufgehört zu reden. Sie können nicht mehr schlafen. Denen wird in dem Lager ihre Kindheit geraubt.“ Aus Hoffnungslosigkeit werde immer häufiger Verzweiflung. Doch die neue Regierung wolle das Problem aussitzen anstatt Maßnahmen zu ergreifen, kritisierte Christou damals die Politik.

Die Politik schaut zu

Doch da die anderen EU-Staaten die Aufnahme von Geflüchteten aus Griechenland nur noch begrenzt zulassen, verharren diese weiterhin auf den Inseln. Der Beauftrage der griechischen Regierung für die Erstaufnahme von Flüchtlingen, Manos Logothetis, sprach nach den letzten Vorfällen auf Samos von einer Krise, die „deutlich kritischer“ sei, als 2015. Und auch für Buschheuer ist das politische Vorgehen nicht nachvollziehbar:

„Wieder einmal sind die europäischen Staaten nicht in der Lage, schnell und unbürokratisch zu handeln. Statt wenigstens 4.000 der am schlimmsten von der Notlage betroffenen Kinder in Deutschland aufzunehmen, diskutiert die Politik über Zuständigkeiten und schiebt die Verantwortung auf andere Länder. Wir wollen nicht länger zusehen.“

“Das ist nicht mein Europa.” Michael Buschheuer in einer Videobotschaft. Foto: Facebook

Laut EU-Kommission sollen sich allein auf den griechischen Inseln fast 2.000 unbegleitete Minderjährige befinden. Nicht zuletzt ihnen möchte Buschheuer mit seiner aktuellen Hilfsaktion Unterstützung in Form von Zelten, warmer Kleidung und Schlafsäcken zukommen lassen. „Was wir noch brauchen, sind einfach ganz schwere Winterklamotten, also Dinge, die man braucht, wenn man draußen lebt, Schlafsäcke, stabile Zelte, schwere Stiefel und dergleichen“, so der Sea-Eye-Gründer. Und auch an anderen Orten wird bereits für den Konvoi gesammelt. So kamen in Amberg am vergangenen Samstag mehrere Sprinterladungen an Spenden zusammen.

Genauere Informationen wo Spenden abgegeben werden können, finden sich hier.

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Kommentare (7)

  • Tobias

    |

    Kommentar gelöscht. Sparen Sie es sich einfach.

  • Piedro

    |

    Wie wir von der CDU wissen: die Kinder da raus zu holen wäre “das falsche Signal”. Wir gehören schließlich einer Wertegemeinschaft an.

    Respekt und Dank dem Herrn Buschheuer.

  • KW

    |

    @Piedro
    Sie schreiben in ihrem ironisch verfassten Kommentar von der “Wertegemeinschaft” der C >DS< U, der sich hier aus dem Fenster gelehnt hat und Herrn Habeck "Unredlichkeit" vorgeworfen hat.
    Und bitte nicht falsch verstehen, ich teile Ihre Meinung, wollte das nur klargestellt haben.

  • KW

    |

    Korrektur:
    @Piedro
    Sie schreiben in ihrem ironisch verfassten Kommentar von der „Wertegemeinschaft“ der C -D- U, laut meiner Wahrnehmung war es aber der bayerische Quotenminister Seehofer der Regionalpartei C-S-U der sich hier aus dem Fenster gelehnt hat und Herrn Habeck “Unredlichkeit” vorgeworfen hat.
    Und bitte nicht falsch verstehen, ich teile Ihre Meinung, wollte das nur klargestellt haben.

  • Piedro

    |

    @KW
    Die C-Parteien haben damit zwar deutlich gezeigt, was ihnen Menschlichkeit wert ist, aber die sind nicht die einzigen, die sich mit “Werten” schmücken, die sie nicht vertreten. Es wird eine ewige Schande sein, dass “Europa” Kinder in europäischem Dreck verrecken lässt, und den Überlebenden die Zukunft nimmt, der Radikalisierung oder lebenslanger Verzweiflung ausliefert. Die C-Heuchler haben es nur schön auf den Punkt gebracht: es wäre das “falsche Signal” ein paar tausend Kinder aus diesem Elend zu holen und auf dem Kontinent zu verteilen. Entsprechend dem alten Gassenhauer: Völker, hört die Signale. Analog dazu verhalten sich auch die Kirchen. Mit dem veruntreuten Geld des Peterspfennig hätten alle griechischen Elendslager versorgt werden können. Das ungeheure Vermögen, zumindest der katholischen Kirche (mindestens 200 Milliarden €), steht den “geringsten seiner Brüder” schlicht nicht zu.
    In ein paar Generationen werden Historiker uns Barbaren nennen. Völlig zu recht. Auf irgendwelche C-Hanseln, die sich um “Signale” sorgen, kommt’s dabei nicht an. Menschen wie Herr Buschheuer werden daran auch nichts ändern können – aber sie ändern etwas für die Leidenden.

    (Was der Tobias-Fraktion offenbar missfällt.)

  • Ex Regensburger

    |

    An diesem Beispiel sieht man recht gut das Dilemma, denn – natürlich könnte die Aufnahme der Kinder einen Lichtblick bei den Flüchtlingen erzeugen (was ja von AFD u. CDU etc. nicht gewünscht ist), aber um genau den zu vermeiden will man die Kinder im Dreck lassen? Was können die für unser Polit-Kalkül? So geht Zynismus. Happy new year.

  • joey

    |

    Diese Zustände sind für ein EU Land empörend.
    Deutschland hat staatlich geholfen, aber das Geld kam dort nicht an. Wahrscheinlich muß Herr Buschheuer die Sachen selbst dort hin fahren und selbst verteilen (wenn man ihn läßt).

    Es gibt auf der ganzen Welt viele Kinder, denen man helfen müßte. Die Idee, sie “in den Westen” zu bringen, wurde bereits im Fall Madonna / Malawi in vielen Variationen durchgespielt und diskutiert.

Kommentare sind deaktiviert

drin