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"Die Ersatztrasse ist tot." Auch schon gemerkt?

Tod eines Zombies

morgen1Die Ersatztrasse ist tot – kaum zu glauben, dass das die MZ und der letzte Rest der Stadtverwaltung nach ein paar Jahren jetzt auch mal gemerkt haben.

„Die Ersatztrasse ist gestorben“. Kommt Ihnen diese Nachricht bekannt vor? Nun sie könnten sie 2012 gelesen haben – damals war es die Stadt Regensburg, die die einer Busbrücke westlich der Steinernen „kaum noch Chancen“ einräumte. Es könnte aber schon 2011 gewesen sei. Damals prophezeite ICOMOS, der Denkmalrat der UNESCO „ernstzunehmende Folgen“ für das Altstadt-Ensemble. 2009 hatte das Landesamt für Denkmalpflege in Person des damaligen Generalkonservators Egon Greipl die Westtrasse „dezidiert abgelehnt“. Und noch etwas früher, 2008, war es Professor Achim Hubel, ICOMOS-Berichterstatter für Regensburg, der „größte Bedenken“ gegen eine solche Brücke äußerte. Vielleicht haben Sie es aber auch heute gelesen.

Nun verkündet nämlich die Stadt via Mittelbayerische Zeitung höchstselbst, dass die „Ersatztrasse faktisch gestorben“ ist, weil nämlich – oh Wunder – der Nachfolger von Generalkonservator Greipl Michael Pfeil die Westtrasse ebenfalls ablehnt. Die Ersatztrasse ist also tot – schön, dass das jetzt auch der bislang noch ungläubige Rest der Stadtverwaltung und die MZ merken.

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Ein Monstrum: Visuelle Darstellung der Westtrasse durch den Verein Donauanlieger

Ein Monstrum: Visuelle Darstellung der Westtrasse durch den Verein Donauanlieger

Jetzt wäre es vielleicht einmal an der Zeit, sich zu entschuldigen:

Für sündteure, manipulative Gutachten, die belegen sollten, dass so eine Brücke – wenn man sie nur aus der richtigen Perspektive fotografiert – doch ganz unauffällig ist. Was die Stadtverwaltung damals unter Ägide von OB Hans Schaidinger vorlegen ließ war schlicht eine Frechheit.

Für die Diffamierung von Kritikern der Brückenpläne wie dem Verein Donauanlieger oder dem Bürgerbündnis, die ja alle Deppen, „Vertreter von Partikularinteressen“ und Lügner waren. Episch waren die Diskussionen, Angriffe und offenen Schikanen, denen etwa Walter Cerull, einer der Wortführer der Donauanlieger ausgesetzt war.

Simulation der Westtrasse in einem Gutachten, das die Stadt Regensburg erstellen ließ. Die notwendige Rampe ließ man außen vor. Fotomontage: Eisenlauer Voith

Simulation der Westtrasse in einem Gutachten, das die Stadt Regensburg erstellen ließ. Die notwendige Rampe ließ man außen vor. Fotomontage: Eisenlauer Voith

Auch für das jahrelange Nichtstun, was das Nachdenken über Alternativen anbelangt könnte man sich entschuldigen – wenn den schon eine weitere Donauquerung so wichtig ist. Und für das jahrelange Nichtstun, was eine Neustrukturierung des ÖPNV betrifft, weil man – so das Argument – vorher erst diese Brücke braucht.

Es wäre vielleicht an der Zeit, anzuerkennen, dass diese Vereine, dass Greipl, Hubel, das Landesamt für Denkmalpflege und ICOMOS einfach Recht hatten und dass man sich einen Haufen Zeit, Geld und Energie gespart hätte, wenn man mal deren Stimmen ernst genommen hätte, auch wenn sie den verantwortlichen Planern in der Verwaltung und Politikern nicht in den Kram gepasst haben.

Wär ja nicht das erste Mal.

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Kommentare (6)

  • Hans Hauser

    |

    Bravo,
    wieder ein Dino aus Schaidingers Jurassik Park erledigt.
    Jetzt muss nur noch das unsäglich aufgeblasene Raumprogramm des RKK auf eine für Regensburg vernünftige Größe gestutzt werden, und der Größenwahn der vergangenen Legislaturperioden könnte mit einem Architektenwettbewerb für die Neuordnung des Bahnhofsbereiches mit einem zukunftsträchtigen Ergebnis beendet werden.
    Herr Wolbergs, übernehmen Sie!

  • AY

    |

    Bravo – aber… Die beton- und autogläubige SPD hält weiterhin am Monster Sallerner Regenbrücke fest, ausdrücklich im Koalitionsvertrag festgehalten. Da haben schließlich “alle” was davon, nicht nur ÖPNV Nutzer sondern auch der Auto- und LKW Verkehr. Dort droht keine welterbeschützende UN Organisation mit Konsequenzen und dem Autofahrer aus Stadt -und Landkreis ist die weitere Verschandelung von Natur, die Zerstörung von Lebensqualität und und das Kaputtmachen einer wichtigen Frischluftschneise in die Stadt herzlich egal.
    Wo bleibt die Fußgänger- und Radbrücke von der Holzgartenstrasse zum Unteren Wöhrd die schon zu Christa Meiers Zeiten in Plänen auftauchten? Warum können nach Jahrzehnten Lappersdorfer Kreisel/B16 nach Haselbach nur Autos im Regensburger Norden die Regen queren aber keine Fußgänger und Radfahrer? Wo bleiben Konzepte um als Radfahrer die Stadt zügig von Nord nach Süd und Ost nach West zu durchqueren? Wolli und seine SPD sind in Sachen Verkehr auch nur eine Schaidinger-CSU Light.

  • Gerda Nyhauser

    |

    Die Verantwortlichen in Regensburg waren beim Thema ÖPNV vor über 100 Jahren (mit Verlaub) zu blöd. Der große Sündenfall die Verschandelung des südlichen Brückenkopfs der Steinernen Brücke war ein Skandal.
    http://www.regensburger-tagebuch.de/2014/08/umbau-brucktor-1901.html
    Die Ersatztrasse zu streichen und eine Griesertrasse als Alternative zu präsentieren beweist das einige im Stadtplanungsamt das Thema verfehlt haben oder die Geschichte unserer Stadt ignorieren.
    Das jüngstes Beispiel die Autobahnparallele zur Donau zur Erschließung der Kabinenschiffe war leider auch ein Beweis für ein Versagen der Regensburger Zivilgesellschaft.
    http://www.regensburg-digital.de/donaumarkt-hat-das-burgerbegehren-eine-chance/18112011

  • Johann Meyer

    |

    Wann wurde das letzte Mal in Regensburg etwas aufgrund des geäußerten Bürgerwillen nach den Wünschen der Bürger für die Bürger etwas gebaut oder überhaupt etwas getan?

  • @AY

    |

    Hall AY,
    ich kann ja falsch liegen, aber ich denke nicht, dass Sie auch nur ein einziges Mal daran gedacht haben, tatsächlich Ihre Route per Fahrrad zu fahren. Dann wüssten Sie nämlich, dass es “der” Regen heißt und die B16 nach “Haslbach” führt…

  • Aus dem Redaktionstagebuch » Regensburg Digital

    |

    […] Für seine Überzeugungen legt er sich schon mal mit dem Oberbürgermeister, der Regensburger Stadtverwaltung und dem deutschen ICOMOS-Chef an – damals, als es um die Diskussion zu der mittlerweile beerdigten Westtrasse ging. Er stellt unbequeme Fragen bei Bürgerversammlungen, liefert fundierte Stellungnahmen, die den Stadtoberen nur in den seltensten Fällen gefallen – aktuell etwa zum Beteiligungsprozess und der Bürgerbefragung rund um das Bahnhofsareal und er nennt die Dinge gern beim Namen, wie zum Beispiel das „Großkotzprojekt Palais Karmeliten“. So könnte eine Laudatio auf Professor Achim Hubel aus einer rein Rengschburgerischen Sicht beginnen. Nun wurde ihm – mit etwas gesetzteren Lobesworten (hier die komplette Laudatio) – von Bundespräsident Steinmeier das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Für Hubel sicher ein Ansporn, sich auch weiter in die Regensburger Stadtplanung einzumischen. Bei der Westtrasse hat er ja am Ende auch recht behalten. […]

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drin