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4.000 Menschen

Teilnehmer-Rekord beim Regensburger CSD

Mehr als 4.000 Menschen nahmen am Samstag an der Veranstaltung zum Christopher-Street-Day teil. Gefährlich oder unangenehm wurde es zu keinem Zeitpunkt, dafür laut und bunt.

Es sei „einfach nur traurig“, sagte Veronika Kracher. Damit bezog sich die Berliner Sozialwissenschaftlerin kürzlich bei einem Vortrag im EBW auf den Regensburger Christopher Street Day (CSD). Der veranstaltende Verein Queeres Regensburg hatte bekanntermaßen ungewollt viel Aufmerksamkeit erfahren, nachdem CSD-Anmelder Alexander Irmisch die Route für die Parade verkürzte – aus Sicherheitsgründen. Ein angebliches Drohschreiben machte dann bundesweit medial die Runde.

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Kracher forscht seit Jahren zu Antifeminismus, Queerfeindlichkeit und Rechtsextremismus. Dass CSDs zuletzt verstärkt im Fokus standen, sei besorgniserregend, aber Indiz für gesellschaftliche Veränderungen – beziehungsweise für gewisse Kontinuitäten, die aktuell aber wieder offener kommuniziert würden. Gesellschaftliche Fortschritte, sagte sie, die vor allem die Rechte von Frauen und queeren Menschen stärkten, stellten patriarchale Strukturen in Frage.

Da sei es wichtig, sich aktiv für Toleranz und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben einzusetzen, etwa durch die Teilnahme beim Regensburger CSD. Wie viele von den etwa 100 Leuten, die Kracher zuhörten, diesen Samstag dann mit über die Steinerne Brücke zogen, ist nicht bekannt. In jedem Fall war es erneut ein Rekord-CSD.

4.000 Menschen durften die Veranstalterinnen und Veranstalter rund um Irmisch begrüßen. Darunter die Schwuhplattler in ihrer bayerischen Tracht, stilecht mit Regenbogen-Stulpen. Ein Weiß-leuchtender Engel bahnte sich seinen Weg. Andere dürften im wallenden Kleid, aufwendig geschminkt und mit einem BH als Kopfschmuck ihre liebe Mühe mit den sommerlichen Temperaturen gehabt haben.

Keine Mühe hatten hingehen Veranstalter und Polizei bei der Absicherung der gesamten Veranstaltung. Denn – und das muss nach den vergangenen Wochen betont werden – ein Sicherheitsrisiko bestand zu keinem Zeitpunkt. Es gab nie eine konkrete Gefährdung. Das hatten beide Seiten im Vorfeld Polizei und Veranstalter immer wieder versucht, zu betonen. Ein konkret auf Regensburg gemünztes Drohschreiben habe es nämlich nie gegeben. Es bestehe, wie auch für andere Veranstaltungen derzeit aber eine „abstrakte Bedrohungslage“, hieß es.

Ausschlaggebend dafür, dass Irmisch die Parade verkürzte, dürfte ein Tiktok-Post gewesen sein. Offenbar hatte vor einigen Wochen jemand dort gedroht, einen Anschlag mit einem Auto auf einen CSD zu verüben. Die linksradikale Regensburger Gruppe Aufbruch hatte das Mitte Juni auf Instagram öffentlich gemacht. Auch ihnen habe die Polizei diese Info gegeben, für deren eigenen CSD am 28. Juni, an dem rund 400 Leute teilgenommen hatten.

Der Post sei aber ohne konkreten zeitlichen und örtlichen Bezug. Dennoch zeigt er auf, wovon Kracher in ihrem Vortrag sprach: eine grundsätzliche Stimmung in der Gesellschaft, in der Gewaltfantasien offen hinausposaunt würden.

„Es ist das Recht jedes Menschen, so zu leben, wie es ihm sein inneres Gefühl vorgibt.“ So stellt es am Samstag dann OB Gertrud Maltz-Schwarzfischer vor dem Dom fest. Um 12 Uhr fand dort die Auftaktkundgebung statt. Während sich hier die Zahl der Teilnehmenden erst langsam den späteren 4.000 annähert, sprechen Vertreter der Brücke, ÖDP, Linkspartei, von Volt, SPD, FDP und den Grünen. Zusammenhalt wird eingefordert. Unverständnis für jene geäußert, die sich bereits an Regenbogenfahnen störten.

Jenes Symbol der queeren Szene war zuletzt hitzig debattiert worden, nachdem Bundestagspräsidentin Julia Klöckner zum Berliner CSD dieses Jahr keine Pride-Fahne hissen ließ und Kanzler Friedrich Merz die Entscheidung damit rechtfertigte, dass der Bundestag ja „kein Zirkuszelt“ sei.

Markus Söder postete hingegen demonstrativ, dass in München der Regenbogen natürlich wehen werde. Dass sie Söder einmal danken werde, fand dann Georgine Kellermann selbst überraschend. Die Journalistin und Ikone der queeren Szene hatte bereits am Freitagabend beim Regenbogenempfang der Stadt im Alten Rathaus gesprochen und vor dem Dom dann auch kurz das Mikro in die Hand genommen.

Dann ging es mit der Parade los. Die deutlich verkürzte Route führte auf direktem Weg nach Stadtamhof. Vor dem Dackelmuseum überreichte dessen Inhaber einen Dackel mit Regenbogenhalstuch (kein echter Hund) an die OB. Die Steinerne Brücke wollte sich dann minutenlang nicht mehr leeren, weil das Meer aus Fahnen und den vielen bunt gekleideten Menschen erst einmal auf dem Straßenfest in Stadtamhof verteilen mussten.

Die Berliner Dragqueen Stella deStroy wartete bereits und führte dann – wie schon die letzten Jahre – als Moderatorin durch das Nachmittagsprogramm.

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Kommentare (3)

  • Harry

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    Als kleine Hintergrundinfo: Die weiß geschminkten Personen mit dem BH auf dem Kopf sind Schwestern der Perpetuellen Indulgenz in ihrer Tracht. Sie setzen sich schon sehr lange international für queere Rechte und HIV-Prävention ein.

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  • Mr. T.

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    Freut mich, dass die Veranstaltung so friedlich und erfolgreich war. Gut auch, dass keiner von denjenigen, die trotz ihrer demonstrativen “Toleranz” immer so auf die Unsichtbarkeit dieser Szene drängen, durch Sichtkontakt oder andere Übertragungswege plötzlich schwul oder woke geworden ist. Man stelle sich vor, so jemand käme heim, nachdem er zufällig vom CSD gestreift wurde, und kackt auf einmal nur noch Regenbogen.

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  • Aufbruch Regensburg

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    Liebe Redaktion, in obigem Artikel bezeichnen Sie den Regensburger Aufbruch als “linksradikal”. Dies verbitten wir uns. Wir sind nicht linksradikal und auch nie so in Erscheinung getreten.

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