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Das ueTheater Regensburg wird sich nicht an KulTür beteiligen

Das ueTheater Regensburg wird sich nicht an KulTür beteiligen

Seit April 2015 gibt es die Initiative „KulTür“ in Regensburg. Menschen, mit geringem Einkommen soll die Teilhabe am kulturellen Leben der Stadt ermöglicht werden, indem Kulturveranstalter „kostenlose Eintrittskarten zur Weitergabe an KulTür-Gäste“ zur Verfügung stellen, wie es auf der Homepage der Initiative heißt. (1)

Das ueTheater beteiligt sich aus folgenden Gründen nicht an dem Projekt:

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• Was in Regensburg „KulTür“ heißt, wird in anderen Städten meist „KulturTafel“ genannt. Das Tafelprinzip behebt nicht die Armut, sondern verwaltet sie nur und verfestigt sie. Tafeln sind keine Lösung, sondern eine Schande für unsere reiche Gesellschaft.

• Während bei „EssensTafeln“ Geschäfte tatsächlich nicht mehr Verwertbares abgeben und dafür steuervermindernde Spendenquittungen erhalten, sollen bei den „KulturTafeln“ Künstler*innen vorab Karten verschenken. Da ein Großteil der Künstler*innen selbst in prekären Verhältnissen lebt, sollen also Arme Arme subventionieren. Dies ist ethisch nicht zu vertreten.

• Besonders problematisch sieht es das ueTheater an, dass als KulTür-Partner unter anderem das Jobcenter, die Stadt Regensburg und das Studentenwerk Ndb/Opf auftauchen. Das Studentenwerk hat die Gebühren für auftretende studentische Gruppen in den letzten Jahren um 50 bis zu 150 % erhöht. Die Stadt stellt Aufführungsorte auch für freie, nichtkommerzielle Gruppen zu kaum leistbaren Konditionen zur Verfügung. Und mit dem Jobcenter wird der Bock buchstäblich zum Gärtner gemacht. Gerade die Jobcenter-Sanktionen und völlig wirklichkeitsfremden Bedarfssätze verhindern kulturelle Teilhabe. Diese Organisationen schmücken sich mit sozialer „KulTür“-Förderung, obwohl sie in der Praxis Künstler*innen und potentiellen Zuschauer*innen das Leben eher schwer machen. (2)

• Vollkommen inakzeptabel ist es, dass mit Frau Maltz-Schwarzfischer ausgerechnet ein Mitglied derjenigen Partei zur Schirmherrin von KulTür ernannt wurde, welche mit den Hartz-IV-Gesetzten, der massiven Ausweitung des Niedriglohnsektors durch die Freigabe der Leiharbeit, den Rentenkürzungen mittels „Nachhaltigkeitsfaktor“, der weitgehenden Einstellung des sozialen Wohnungsbaus und nicht zu vergessen mit der Senkung des Spitzensteuersatzes wie keine andere Partei vor ihr zur Verarmung in diesem Land beigetragen hat.

KulTür wurde von den Initiatoren bestimmt mit den besten Absichten begonnen. Aber um Armut zu bekämpfen und damit kulturelle Teilhabe zu ermöglichen, macht es keinen Sinn, von Arm zu Arm umzuverteilen, sondern es muss der gesellschaftliche Reichtum dazu verwendet werden.

Das ueTheater hat deshalb schon vor ca. 10 Jahren relative Eintrittspreise eingeführt. Jede/r zahlt prozentual gleich viel von ihrem/seinem Einkommen. Studierende oder Hartz-IV-Empfänger*innen erhalten Karten je nach Auftrittsort für 1 bis 5 Euro, Besserverdienende für 10 bis 50 Euro. Reiche zahlen ab 100 Euro aufwärts. Natürlich beruht der Preis auf vollkommen freiwilligen Angaben. Aber das System funktioniert. In der Regel wird der geplante Durchschnittspreis erreicht, d.h. Begüterte finanzieren tatsächlich die Karten von Prekären. Asylbewerber*innen haben grundsätzlich freien Eintritt. (3)

KulTür funktioniert natürlich auch, aber nur auf Kosten der Kultur.

Kurt Raster / ueTheater Regensburg

(1) http://www.kultuer-regensburg.de/257/
(2) http://www.kultuer-regensburg.de/257/uebersicht-der-partner/
(3) http://www.uetheater.de/index.php?option=com_content&view=article&id=87&Itemid=57

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