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Heftige Querelen

Urlaubszeit, Personalmangel, Hausdurchsuchung: Regensburger Tafel ist bis Mitte September dicht

Bei der Tafel gibt es heftige interne Querelen, die mittlerweile zu Ermittlungen der Staatsanwaltschaft geführt haben. Das und weitere Probleme sorgen dafür, dass diese wichtige Anlaufstelle für Bedürftige bis Mitte September dicht gemacht hat.

Seit Anfang der Woche ist die Tafel Regensburg dicht. Die Gründe sind vielfältig. Foto: Archiv

„Nicht-Verfügbarkeit von Verantwortlichen“, zu wenig Personal, krankheitsbedingte Ausfälle, „Urlaubszeit“. Diese Gründe werden in einem Schreiben der Regensburger Tafel an die Helfer dafür angeführt, dass die – laut eigenen Angaben – Anlaufstelle für bis zu 5.000 Bedürftige pro Woche bis zum 12. September schließt.

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Auf der Homepage des Vereins ist zudem von Dachsanierungen und Trockenbauarbeiten an dem Gebäude in der Abensstraße (beim DEZ) die Rede. Doch das Problem scheint tiefer zu reichen.

Ermittlungen nach Strafanzeige

Wie die Regensburger Staatsanwaltschaft unserer Redaktion bestätigt, wurden nach einer Strafanzeige Anfang Juni die Räumlichkeiten des Vereins durchsucht. Man ermittle gegen die Vorsitzende wegen des Anfangsverdachts der Untreue.

Was an den Vorwürfen dran ist, bleibt derzeit unklar. Die Staatsanwaltschaft gibt dazu keine weiteren Informationen. „Die Auswertung der sichergestellten Daten wird voraussichtlich mehrere Monate in Anspruch nehmen“, erklärt ein Sprecher lediglich. Am Ende kann es auch sein, dass das alles Ausfluss interner Querelen im Tafel-Verein ist. Diese Querelen sind, diesen Eindruck gewinnt man, wenn man sich mit Ehrenamtlichen dort unterhält, massiv.

Neuanfang mit neuer Vorstandschaft gefordert

Wer nun die Versorgung der Menschen übernimmt, die auf für sie erschwingliche Lebensmittel angewiesen sind, bleibt unklar. Von Arno Birkenfelder, Vorstand der vor sechs Jahren gegründeten Rengschburger Herzen, kommt zwar die Ansage, dass man „jetzt zusammenhalten“ müsse, sprich: Betroffene können sich an die Herzen wenden. Stadt und Sozialamt könnten das nicht stemmen – dafür fehle die Logistik.

Dass das Verhältnis der Rengschburger Herzen zur aktuellen Vorstandschaft der Tafel tief zerrüttet ist, ist aber ein offenes Geheimnis. Diverse Versuche, zusammenzuarbeiten und die Kräfte zu bündeln, scheiterten. Entsprechend fordert Birkenfelder einen „Neuanfang“ für die Tafel.

„Wenn es die derzeitige Vorstandschaft der Tafel nicht auf die Reihe bekommt, die Menschen zu versorgen, die es am dringendsten brauchen, dann sind sie fehl am Platz und müssen das Feld für eine neue Vorstandschaft räumen.“ Einer neuen Führung bei der Tafel stünden die Rengschburger Herzen dann auch mit Rat und Tat zur Seite.

Politik hat keinen Einfluss

Was von politischer Seite bislang zu hören ist, klingt größtenteils rat- und hilflos. Sozialbürgermeisterin Astrid Freudenstein spricht zwar einerseits davon, dass es Hilfen des Staates gebe, welche die Grundversorgung gewährleisten. Aber: „Die Stärke von Tafel, Strohhalm, Foodsharing und Herzen ist, dass sie, anders als die öffentliche Hand, sehr unbürokratisch arbeiten können und sehr viel Herzblut drinsteckt.“ Sie könnten Einzelfälle besonders bedenken. „Wir hingegen arbeiten mit Steuergeld und müssen deshalb alle gleich behandeln.“

Die Tafel ist sei ein Verein, der ausschließlich aus Ehrenamtlichen bestehe, so Freudenstein. Diese könnten entscheiden, wie sie wollen. „Darauf habe ich keinen Einfluss oder gar eine Weisungsbefugnis. Niemand muss da auf mich hören.“

Treffen aller Akteure gefordert

SPD-Fraktionschef Thomas Burger spricht derweil davon, dass es wichtig sei, „rasch und pragmatisch ein zumindest temporäres Ersatzangebot zu organisieren, und zusammen mit den entsprechenden Akteurinnen und Akteuren einen andauernden Fortbestand des Tafel-Angebots zu ermöglichen“. Er habe sich heute an Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer gewandt, damit diese „zügig“ zu einem Treffen einlade.

Die Vorsitzende der Tafel war am Dienstag telefonisch nicht zu erreichen.

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Kommentare (3)

  • Dieter

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    Dass es sowas wie die Tafel oder die Herzen überhaupt geben muss, ist schon Armutszeug genug.
    Dass die Tafel dann ein paar Monate zusperrt und man 5000 Bedürftige hängen lässt ohne wirklich Ersatz zu schaffen, ist einfach nur beschämend.

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  • Ehrenamtlicher

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    Wundert mich nicht. War auch bei der Tafel aktiv und kann die Querelen nur bestätigen.
    Es ist sehr schade, dass das Ehrenamt unter wenigen Personen in der falschen Position leiden muss. Dass der Verein jetzt geschlossen wird, weil gegen eine Person aus dem Vorstand ermittelt wird, ist eine Unart, die zu den Querelen passt. Davon habe ich selbst genug erlebt.

    Hoffentlich können andere engagierte den Verlust etwas ausgleichen.

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  • El

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    Übel, dass auch in diesem Bereich Menschen tätig sind, denen die Eigeninteressen (Ruf / Geld / whatever) wichtiger sind, als die Menschen, denen sie verpflichtet sind.

    Wenn doch abzusehen war, dass das “Schiff” stranden wird, wieso haben die Verantwortlichen nichts getan, damit es andernorts / unter anderen Kapitänen und Steuerfrauen anlegen kann?

    An den hier kommentierenden – und andere Ehrenamtliche die Frage, wieso sie nicht interveniert haben. Vermutlich ist es so, wie meist, wenn etwas “aus dem Ruder” läuft. Man_frau schaut zu, redet hinter den Kulissen – mensch kann auch sagen, zerreisst sich das Maul und fühlt sich nicht berufen, gegenzusteuern, weil man ja nur ein kleines “Licht” ist.

    Dass nun 5000 Menschen den Sommer über ohne die zusätzlichen Lebensmittel auskommen müssen, die die Tafel sichergestellt hatte, ist für diese sicherlich sehr bitter.

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