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Stadtrats-Adventskalender 21: Weichser Radi und nackte Brüste

Schokolade ist wohl die gängigste Süßigkeit, die sich hinter den Türchen von Adventskalendern verbirgt. Die Schokoladenseite, von der sich Stadträte naturgemäß gern selber zeigen, ist es aber nicht zwangsläufig, die wir in unserem Adventskalender präsentieren. Heute: Hans Renter (CSU, Gugau-Lager) und Rudi Eberwein (CSU, Schaidinger-Lager).

Hans Renter – der dritte Mann

Hans Renter. Foto: Staudinger

Hans Renter. Foto: Staudinger

Scharf oder mild, je nach Salzbeigabe, nach dem Geschmack der einfachen Leut, aber auch manches Großkopferten, mal auf dem Teller, mal auf dem Brotzeitbrettl serviert, gedeiht er nur auf einem ganz speziellen Boden – der Weichser Radi (Rettich).

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Hans Renter kommt aus dem Stadtteil Weichs, ist auf dem selben Lößboden groß geworden wie das schmackhafte Wurzelgewächs und der „Herz-Jesu-Sozialist“ der Regensburger CSU – Renter ist Vorsitzender der Christlich-Sozialen Arbeitnehmerunion – versteht es ebenso, dem Geschmack eines breiten Querschnitts der Regensburger Bevölkerung zu entsprechen. Nach Hans Schaidinger und Petra Betz – die beide mit Bürgermeister-Bonus in die letzte Kommunalwahl gingen – ist Renter der Stimmenkönig in der Regensburger CSU.

Als Stadtrat kümmert Renter sich weniger um die großen politischen Themen, sondern sprichwörtlich um jede Kleinigkeit. Dabei sorgt er auch dafür, regelmäßig mit diesen Kleinigkeiten in der Zeitung zu stehen. Egal, ob der Vorschlag nun erfolgversprechend ist (was vorkommt) oder nicht (was etwas häufiger vorkommt). Und so steht der Name Renter etwa neben dem Vorstoß für einen kostenlosen Windelsack, Außenaufzüge für Stadtbau-Gebäude oder auch mal einer Weißwurst mit Weihrauch-Extrakt. Als Stadtrat darf man sich eben für nichts zu schade sein.

Renter plaudert gern und viel, über vieles, aber nicht alles und das tut er mit jedem. Dabei ist er weniger der begnadete Rhetoriker, sondern redet so wie ihm (aber vor allem seinem Gegenüber) der Schnabel gewachsen ist – unvergessen sein wohl nicht ganz ernst gemeinter Ausspruch bei einer CSU-Versammlung: „Etz is die Presse weg. Etz könn ma über d’ Ausländer schimpfen.“ Die Presse war noch da, schrieb’s, doch letztlich bleibt: Der Renter steht in der Zeitung. Der tut was.

Überhaupt: Der Eindruck, als wüsste Renter nicht genau wie er worüber mit wem spricht, täuscht. Manchmal etwas schärfer, manchmal etwas milder, ganz wie ein Weichser Radi, verbirgt sich hinter der zur Schau getragenen Unbedarftheit ein ausgebuffter Taktiker.

Der Boden, auf dem Hans Renter zu voller Blüte gereift ist, war der CSU-Streit 2008. Er positionierte sich damals gegen Hans Schaidinger, mit dem ihn – alte Geschichten unter Parteifreunden – eine innige Feindschaft verbindet (Böse Stimme behaupten, dass Renter sich seine besten Rotweine gegönnt hat, als Schaidinger in die Stichwahl gehen musste und seine Verwicklungen bei der BayernLB ruchbar wurden.)

Und auch wenn Renter – Stimmenkönig hin oder her – keinen Platz in der Fraktion bekam und nun neben Armin Gugau und Martina Dräxlmeier als Fraktionsloser im Stadtrat sitzt, so gehört er zwischenzeitlich doch zu den mächtigeren Männern in der CSU.

Renter sitzt im Kreisvorstand und darf im Verbund mit Gugau und Franz Rieger maßgeblich darüber mitentscheiden, wer nächster OB-Kandidat wird und wer auf der Stadtratsliste der CSU ein aussichtsreiches Plätzchen bekommt. Bei der Aufstellung als Bezirkstagskandidat erhielt er zuletzt ein Fabelergebnis. Dass Renter zudem als CSA-Vorsitzender über beste Kontakte zu Ministerpräsident Horst Seehofer verfügt, zeigt die Tatsache, dass der zum kommenden Neujahrsempfang der Gugau-CSU als Festredner vorbei kommen wird.

Selbst im Schlegl-Lager gesteht man bei aller politischen Feindschaft unumwunden ein, dass man den stadtbekannten Stimmenkönig wohl irgendwie brauchen wird, um gewisse Wählerschichten für sich gewinnen zu können. Sofern der Radi daran überhaupt Interesse hat…

Rudi Eberwein – Polizeinspektion I

Rudi Eberwein. Foto: Staudinger

Rudi Eberwein. Foto: Staudinger

Blanke Brüste waren es, die Rudolf „Rudi“ Eberwein einst stadtbekannt machten. 1984 gründete der Polizeibeamte eine Initiative, um dem Oben-Ohne-Sonnenbad auf der Jahninsel einen Riegel vorzuschieben. Ob er trotzdem oder gerade deswegen im selben Jahr den Sprung für die CSU in den Stadtrat schaffte, ist nicht bekannt. Fest steht allerdings, dass Eberwein drei Jahre später zum Leiter der Polizeiinspektion I am Minoritenweg befördert wurde.

Auch an politischen Führungsaufgaben im Stadtrat durfte Eberwein sich versuchen: 2001 wurde er Fraktionsvorsitzender. Ein Posten, den er allerdings schon drei Jahre später wieder abgeben musste – just aufgrund einer Eigenschaft, die ihm als Polizist nicht gerade nachgesagt wurde: Er sei zu weich, zu kompromissbereit gegenüber der Opposition, hieß es. Herbert Schlegl übernahm das Ruder. Eberwein trug’s mit Fassung, trat zurück ins Glied, blieb braves und arbeitsames Mitglied der Fraktion im Sinne von Hans Schaidinger. So auch, als 2006 ein Bürgerentscheid um die damals noch heiß diskutierte Stadthalle am Donaumarkt anstand und er die gegnerische Bürgerinitiative kurzerhand mit der NPD verglich.

Seine Schaidinger-Treue kostete Rudi Eberwein aber schließlich im Zuge des Machtkampfs 2007/ 08 den Ortsvorsitz in der Konradsiedlung. Immerhin durfte er aber nach der Wahl noch einmal kurz als Interims-Fraktionschef an die Front, nachdem sich Herbert Schlegl arg im Ton vergriffen hatte und ob des öffentlichen Drucks sein Amt niederlegen musste.

Mittlerweile hat Eberwein sich den „Bürgern für Regensburg“ angeschlossen, jener Gruppierung, die plant, bei der nächsten Wahl abseits der Gugau-CSU mit einer eigenen Liste anzutreten, quasi als die bessere CSU. Dass Eberwein dabei selbst noch einmal mit von der Partie sein wird, ist angesichts seines Alters eher unwahrscheinlich. Allerdings hat er bereits beim vergangenen Wahlkampf seinen Sohn Jürgen ins Spiel gebracht und der erhielt dafür – vielleicht eingedenk des Vaters Engagements gegen blanke Brüste – sogar Unterstützung von Papst Benedikt persönlich.

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