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Diskussion im Kolpinghaus

Die Reichen zur Kasse bitten

Der Armut in Deutschland steht ein Privatvermögen von über acht Billionen Euro gegenüber. Das Bündnis UMFAIRTEILEN fordert nun, Reiche stärker zu besteuern. Am Dienstag wird darüber mit einem prominent besetztem Podium diskutiert. „Armer Mann und reicher Mann standen da und sah’n sich an. Und der Arme sagte bleich: Wär’ ich nicht arm, wärst du nicht reich.“ Was Bertold Brecht bereits in den 1930er Jahren anprangerte, ist bis in unserer heutige Zeit Gesellschaftsphänomen geblieben. Das Mantra „Wer viel leistet wird viel haben“ ist so eingängig wie falsch. Würde diese Logik stimmen, dann leisten die zehn reichsten EuropäerInnen gemeinsam soviel, wie die gesamte Bevölkerung Dänemarks, dessen Inlandsprodukt etwa 200 Milliarden Euro im Jahr beträgt. Leistung allein ist also schon lange nicht mehr ausschlaggebend für Wohlstand und Anerkennung. Und eigentlich ist das auch kein Geheimnis. Das Seltsame daran: Die ungerechte Verteilung von Reichtum ist gesellschaftlich weitgehend gesellschaftlich akzeptiert. Das geht so weit, dass die ärmsten zehn Prozent – Arbeitslose, Obdachlose, Behinderte, Kranke oder Asylbewerber – vielfach als „Sozialschmarotzer“ abgestempelt werden. Die Bewältigung von Wirtschafts- und Finanzkrise geht entsprechend einher mit anhaltendem Sozialabbau. Gleichzeitig steigt das Vermögen der Reichen und Superreichen weiter an.

Diskussion mit Wolfgang Wiegard

Und während sich die Verursacher der Krise über weiter steigende Gewinne freuen, werden Staatskassen zur Rettung von Staaten und Banken geplündert. Ein breites Bündnis aus Attac, Verdi, Soziale Initiativen, Sozialforum, VdK, Paritätischer Wohlfahrtsverband, BI Asyl, sowie einigen Parteien fordert daher, die Richtigen zur Kasse zu bitten. Das Bündnis „UMFAIRTEILEN“ fordert Reichtum abzuschöpfen durch eine einmalige Vermögensabgabe, sowie die Einführung einer Vermögenssteuer. Am morgigen Dienstag (25. September) findet dazu ab 20Uhr im Kolpinghaus eine Podiumsdiskussion mit Professor Wolfgang Wiegard (ehem. Wirtschaftsweiser) und Dr. Harald Klimenta (wissenschaftlicher Beirat von attac) statt. Am darauffolgenden Samstag lädt das Bündnis zum bundesweiten Aktionstag auf den Haidplatz ein.
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Kommentare (26)

  • Karl Sch.

    |

    Was sollen wir paar “Besserverdienende” noch alles leisten? Wir zahlen jede Menge Steuern und Sozialabgaben, schaffen Arbeitsplätze und Wohnraum, spenden an soziale und kulturelle Einrichtungen usw.
    Irgendwann muss Schluß sein mit leistungsfeindlichen Forderungen.

  • Joachim Datko

    |

    Spätestens der Tod nimmt das Überflüssige weg.

    Zu 25.09.2012 – 08:42 Zitat: “Was sollen wir paar “Besserverdienende” noch alles leisten? ”

    Vor allem sollten sich die Wohlhabenden selbst etwas leisten, vielleicht ein paar Jahre früher in Rente gehen, der Süden wartet! Spätestens der Tod nimmt das Überflüssige weg. Die Reichen haben ein dickes Problem, sie haben mehr Geld, als sie sinnvoll ausgeben können. Und wer glaubt, er kann Vermögen über mehrere Generationen weitergeben, der irrt sich.

  • Michl

    |

    @Karl Sch. Ich weiß ja nicht wo bei ihnen die Grenze zwischen Armen, Besserverdienenden und Reichen verläuft, aber das Bündnis Umfairteilen zielt ganz klar auf Reiche und Superreiche ab. Also jene 10% die 53% des deutschen Vermögens Besitzen, während 50% der Bevölkerung gerade einmal 1% haben.

    Und dass heutzutage durch Kapital mehr Geld erwirtschaftet werden kann, als mit geleisteter Arbeit ist wohl kaum eine Leistungsfreundliche Situation.

  • grass

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    hey Michl,

    diese 10% bezahlen auch bereits 55% der Steuereinahmen von D. Sollen diese denn 75% bezahlen, dann werden Sie abwandern, und dann wird es für den Rest noch belastender…

  • Bernd Lauert

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    @Karl: Grade Besserverdienende können sich teure Besuche beim Steuerberater leisten, setzen die Luxuschulausbildung ihrer Kinder von der Steuer ab, spenden an karitative Einrichtungen weil das eben auch absetzbar ist.
    Heutzutage wird niemand mehr durch gerechte, ehrliche Arbeit seiner Hände reich sondern nur noch durch Ausbeutung, Besch**** und Skrupellosigkeit.
    Da sind dann Spenden nur die Gewissensberuhigung.
    Man könnt jetzt sagen: Ich kaufe den BMW für 70k € und gebe dadurch vielen Menschen Arbeit….trotzdem wird der Wagen von Leuten zusammengesetzt die grade mal 300-400€ pro Monat zum Leben haben(Zeitarbeiter).
    Mich kümmert es nicht ob ein Spekulant eine Scheibe Brot jeden Tag hat…Von mir aus kann er alles verlieren, wer mit Geld spielt, dem gehörts nicht anders.

  • Martin

    |

    Es wäre mal Interessant zu wissen, wieviele Millionen oder Milliarden es dem deutschen Volk bringen würde, wenn die Superreichen ihr Vermögen zusätzlich versteuern müssten. Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese zusätzlichen “Peanuts” sinnvoll in irgendeiner Art und Weise beim kleinen Mann ankommen würde, geschweige denn, dass diese “Unsummen” irgendetwas an den deutschen oder gar weltweiten sozialen Problemen ändern würde.

    In einer Zeit, in der der deutsche Steuerzahler ohne in irgendeiner Art gefragt zu werden für Banken, private Unternehmen und sogar für andere marode Volkswirtschaften haftet, kann gar nicht genug Geld herbeigeschafft werden.

    Die eigenen Probleme werden kleingeredet und bagatellisiert, eigene Vorgaben der Regierung durch halbseidene Kompromisslösungen (man erinnere sich an die für alle versprochenen Kindergartenplätze, welche jetzt durch Diridari namens Betreuungsgeld ersetzt werden sollen) ersetzt und der Wähler wird für dumm verkauft. Wahlversprechen gelten nichts mehr, kommt eine “neue Regierung” an die Macht, kommen die nächsten (unvermeidlich) tiefen Einschnitte die das ehemals ausgewogene soziale Gefüge weiter in ein gefährliches Ungleichgewicht bringen, dass sämtliche soziale Errungenschaften über kurz oder lang Kippen wird.

    Der Dumme wird immer der kleine Mann bleiben, da ist es egal welches Couleur an der Regierung ist. Leider hat uns die nähere Vergangenheit gezeigt, dass der funktionierende Sozialismus nur ein theoretisch funktionierendes Planspiel ist – wäre dem nicht so, dann wäre dieser wohl die Lösung aller bestehenden Probleme.

    Hallo Deutschland, es lebe der Egoismus!

  • Oje...

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    Lieber grass,
    tolle Logik: Die Reichen bloß nicht mit höheren Steuern verärgern – sie könnten ja beleidigt abwandern in irgendein illegales Steuerparadies und dadurch noch weniger Steuern zahlen.

    Schon klar: Wir dürfen den lieben Dieb bloß nicht zur Rechenschaft ziehen. Er könnte ja womöglich beleidigt sein und künftig noch mehr klauen…

    Genau diese Argumente höre ich dauernd, wenn’s z.B. um Steuersünder-CDs oder ähnliches geht. Es sind die Argumente derer, die bereits viel besitzen und möglichst nichts davon abgeben möchten. Es ist ja legitim, so verquer zu denken, aber schlüssiger wird’s trotzdem nicht. Ne typische, arrogante Sicht von “dort oben” auf “die da unten” halt.

  • Dubh

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    grass: “diese 10% bezahlen auch bereits 55% der Steuereinahmen von D.”

    Tatsächlich?!
    Wie machen die das, wo doch mittlerweile Umsatz-/Mehrwertsteuer und Lohnsteuer den Löwenanteil aller Steuereinnahmen ausmachen – mehr als 2/3 = 66,666666% des Gesamtsteuervolumens.

    Also her mit den genauen Zahlen, wer dieser 10% Reichen welche und wieviel Steuern bezahlt, und wie das 55% werden, wenn doch mehr 2/3 ALLER Steuern alleine aus Lohn- und Mehrwertsteuer kommen, also Steuern die alle bezahlen, und die Mehrwertsteuer sogar die, die unterm Existenzminimum liegen – täglich!

  • erik

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    Hatte die Wohlstandsverteilung in Deutschland noch vor ein Paar Jahren die Form einer Zwiebel mit einer breiten Mittelschicht, hat sie heute die Form einer Pyramide mit einer Spitze von Personen die mehrere Hundertausend oder Millionen im Jahr verdienen und einem breiten Sockel der Menschen die von Ihrer Arbeit nicht mehr Leben können. Der Sockel am Boden wird wohl nocht breiter werden, d.h. mehr Menschen werden noch weniger verdienen, während der Winkel steiler wird und die Spitze in Zukunft noch mehr verdienen wird. Millionen Menschen werden dann nicht mehr am gesellschaftlichem Leben teilhaben können, was von den Herrschenden meiner Meinung auch gewollt ist, denn wer ums tägliche Fressen kämpfen muss, stumpft ab, zieht sich zurück und interessiert sich nicht mehr für Politik und gleitet in eine apathische Gleichgültigkeit ab! Es geht nicht mehr um Menschen, es geht um williges, billiges Arbeitsfleisch! Der Mensch auf dem marktwirtschaftlichen Arbeitsmarkt ist zur Ware geworden ohne nennenswerte Arbeitsrechte. Ist das Fleisch zäh, gefällt es nicht oder schon abgelaufen schmeisst man es in den Müll, tritt man es in die Tonne, schickt man es nach Hause und holt sich neues, das ist für mich das Wesen der Hartz-Gesetze bzw. Agenda 2010 Politik, die Arbeitnehmer auf dem freien Markt sind meiner Meinung erpressbar geworden!

  • grass

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    erik,

    jetzt legst du scho wieder die gleiche Plattn auf?

    geht das in das hirn nicht rein???

  • Oje...

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    Ich fänd’s interessanter, auf die berechtigte Frage von Dubh einzugehen: Wie wär’s mit einer Quellenangabe, verehrter grass?! Irgendwelche Phantasiezahlen in den Raum stellen kann ich auch…

  • grass

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    Liebe oje…

    auf die Frage von Dubh einzugehen… diese Person existiert für mich nicht, da diese Person nur polarisiert und nichts belegt, soll er doch eine Quelle angeben für seine 2/3 Behauptung, ich habe meine Quelle angegeben, sehen Sie nach beim satistischen Bundesamt, nehmen Sie sich die Zahlen heraus, dann werden Sie ganz schnell feststellen, dass meine Zahlen stimmen

    von den gesamtten Steuereinnahmen Deutschlands (600 Mrd) sind nur ca. 140 Mrd. Umsatz-/Mehrwertsteuer und ca. 160 Mrd. Lohnsteuer, das sind als0 maximal 50% der Steuereinnahmen. Diejenigen, die nun über 1% des Nettovermögens verfügen, werden keine Lohnsteuer bezahlen, also bleibt nur noch die Mehrwertsteuer. Hier sind auf die meisten Artikel, die von denjenigen 50% bezogen werden, der ermäßigte Steuersatz von 7% drauf…
    wie Sie merken komme ich wieder auf mein Porsche – Brot Beispiel zurück. Schauen Sie sich mal die Neuzulassungen der Luxuskarossen (über 100tsd) pro Jahr an, dann werden Sie merken, dass die 50% gar nicht soviel ausgeben können, um nur annähernd in die Richtung der Oberen 10% zu kommen.

    Schauen Sie sich doch die ganzen Fußballer (das ist nur ein Beispiel, aber ich denke jedem bekannt) an, die verdien en jährlich zwischen 150 tsd (zweite Liga) und 12 Mio (erste Liga (Bayern). Die spielen eine Halbzeit nur für das Finanzamt ( was ich auch für richtig halte), wenn Sie aber 80 Minuten fürs Finanzamt spielen sollen, dann werden die ganz schnell in Italien, Spanien oder England spielen und dann hat das Deutsche Finanzamt garnix davon…

    … warum wohl haben die Schumachers, die Beckers, die Effenbergs, Matthäus, Gottschalks, uvm. bereits Ihren Wohnort außerhalb von Deutschland verlagert…?

  • Oje...

    |

    Das “sadistische” Bundesamt ist gross… und seine Datenbanken noch viel größer. Liest sich eher so, als hätten Sie sich die Ihnen genehmen Zahlen herausgesucht, mein lieber grass.

    Ein Beispiel? Gerne. Sie schreiben “Hier sind auf die meisten Artikel, die von denjenigen 50% bezogen werden, der ermäßigte Steuersatz von 7% drauf…”

    Ach ja?

    Die Mittellosen in Deutschland kaufen also vorwiegend Zierfische, Langusten, Hummer, Austern, Schnecken, Kaviar, Arzneimittel-Vormischungen, Wildgänse, Arzneiwaren, Lifte, Treppenlifte, umgebaute Personenkraftwagen, Drucke, Designentwürfe, Kunstverglasungen, Wildpferde und Wildtruthühner??

    Auf all diese Dinge gilt der ermäßigte Steuersatz von 7 %.

  • Oje...

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    @grass:
    Noch was: Der von Ihnen als “Steuerflüchtling” diffamierte Thomas Gottschalk lebt abwechselnd in den USA sowie in Deutschland (Remagen am Rhein), und Lothar Matthäus lebt in Budapest. Klar, die USA und das EU-Land Ungarn sind ja bekanntermaßen berüchtigte Steueroasen…

  • grass

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    lieb oje…
    Sie zeigen mit ihren Kommetaren immer mehr, dass Sie unausgeglichen sind: Ich werde für Sie nicht recherieren, das tue ich für mich allein, sind Sie zu doof? Den gleichen Disput hatten Sie doch schon mit Kommentator “Frage” vor längerer Zeit.

    Zum ermäßigten Steursatz ist folgendes zu sagen:
    Die meisten Lebensmittel in Deutschland sind nach Auskunft der Bundesverbraucherzentrale mit dem ermäßigten Steuersatz von sieben Prozent belegt. Dazu zählen Grundnahrungsmittel wie Obst und Gemüse, Milch und Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier, Honig sowie Getreideerzeugnisse und Backwaren.
    Getränke jedoch, egal ob alkoholfrei oder alkoholhaltig, sind von der Ermäßigung ausgenommen und werden daher seit 1. Januar 2007 mit 19 Prozent Mehrwertsteuer belegt (zuvor 16 Prozent). Während beispielsweise für Möhren sieben Prozent Steuer zu zahlen sind, beträgt der Aufschlag für Möhrensaft 19 Prozent.
    Das gilt auch für Milchmischgetränke, wenn der Anteil an Milch oder Milcherzeugnis im fertigen Produkt unter 75 Prozent liegt. Trinkwasser aus der Leitung ist ebenfalls ermäßigt, Mineralwasser jedoch nicht und wird mit 19 Prozent besteuert.
    Der Steuersatz bei Lebensmitteln ist außerdem an die Verzehrssituation geknüpft. Wird im Restaurant, der Betriebskantine und der Mensa in der Schule oder der Hochschule, gegessen, gilt der allgemeine Steuersatz von 19 Prozent. Grund: Es handelt sich dabei um eine Dienstleistung. Gleichfalls 19 Prozent Mehrwertsteuer sind für Kaffee, Tee und Kakao zu zahlen, die trinkfertig aus Getränkeautomaten gezogen werden.

    Haben Sie es kapiert?

    Zum zweiten: Natürlich sind Budapest und USA keine Steueroasen, aber die Steuerlast für Besserverdienende ist auf jeden Fall um einiges niedriger als in Deutschland. In den USA ist das gerade Wahlkampfthema Nr.1. Während Obama eine Reichensteuer einführen will, will Rommney die Reichen schützen… In Amerika zahlen aber die Reichen bei weitem nicht die Steuern wie die Reichen in Deutschland, Hauptwohnsitz von Gottschalk ist nicht Deutschland sondern USA…

    Oje… tun Sie was für Ihr Glücksgefühl… gönnen Sie sich etwas, oder v….. Sie mal wieder richtig…, vielleicht sind Sie dann entspannter…

  • Oje...

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    Schon klar, mein lieber grass: Alle, die Ihre zusammengebastelten “Fakten” widerlegen, sind “doof”, “unausgeglichen” und “v….” zu wenig.

    Übrigens: F….. schreibt man mit Fenster-F. Nicht mit Vogel-V.

  • Oje...

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    Nur Piepmätze “v…” …

  • frage

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    sehr intelligente diskussion bisher… vor allem so viel neues…

    gesetzt den fall, man macht wirklich eine einmalige pflichtabgabe und erhöht den spitzensteuersatz. was wird denn dann passieren? es ist ein trugschluss wenn man glaubt, dass es deswegen den armen dann besser geht. es wird sogar noch schlimmer. der arme wird arm bleiben und die mittelschicht wird weiter ausbluten. das liegt daran, dass die firmenbosse sich was einfallen lassen müssen, um die gewinnspanne hoch zu halten. anleger wollen nun mal bedient werden, sonst müssen die unternehmer sparen.

    ergo: die arbeitskraft an sich wird noch weniger wert. oder aber man geht den weg der subvention. das heisst, man nimmt erst und gibt dann wieder. für ein unternehmen ist es doch mittlerweile nicht mehr rentabel in deutschland zu produzieren. daher hat man damals durch die abschaffung der vermögenssteuer einen anreiz geschaffen, die wirtschaft zu erhalten. hat so weit funktioniert.

    ich glaube man darf den unternehmen auch nicht vorwerfen niedriglöhne zu bezahlen. findet sich nämlich keiner, der dafür arbeitet, dann werden die stellen früher oder später besser bezahlt, weil ein mangel herrscht. dadurch das deutschland allerdings ein zuwandererland ist, findet sich immer wieder jemand, der für geringes geld arbeitet. gerade in bundesländern, die nah an tschechien oder polen dran sind und daher pendelarbeiter haben. das müsste man dann knallhart verbieten. dann wird aber im gegenzug mit sicherheit wieder die nazikeule ausgepackt und in letzter instanz kommt sowieso die eu und sagt “nix da – freie arbeitsplatzwahl für eu-bürger”.

    auch ist es immer eine frage der qualifikation. kein unternehmen wird jemanden der den betrieb nach vorne bringt ausstellen bzw. nicht einstellen. man muss leider so ehrlich sein und sagen dürfen, dass sich im niedriglohnbereich zu 90% leute tummeln, die keine qualifikation haben. natürlich kann man sagen diese leute werden ausgenutzt. aber erklären sie das mal einem, der eine anständige ausbildung mit gutem abschluss hingelegt hat, dass dieser nur marginal mehr verdienen soll als der ungelernte…

    wenn also spitzensteuersätze angehoben und auch eine einmalige vermögensabgabe gemacht werden soll, dann nur unter der bedingung, dass diese nicht in den sozialen bereich, sondern in das bildungswesen fliessen müssen, damit nachfolgende generationen wieder bessere chancen auf einen guten job haben.

    die motivation sich zu bilden (auch wenn man mal am boden ist) und das “wieder nach oben kommen wollen” ist leider abhanden gekommen. man verlässt sich auf den staat. der staat ist aber nicht merkel oder seehofer, sondern wir alle. wir erarbeiten das, was ausbezahlt werden kann. darum wird man der verlorenen generation derzeit nicht helfen können, wenn diese nicht selber kapiert, dass es an einem selbst liegt. jedes system hat gewinner und verlierer. aber unser system unterstützt die gewinner UND die verlierer! man hat die chance wieder nach oben zu kommen bzw. seinen status zu verbessern. das gibt es nicht sehr oft auf der welt. darum sage ich “jammern” auf unglaublich hohem niveau.

    war eigentlich jemand von den hier diskutierenden auf der veranstaltung?

  • Oje...

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    Auch auf die Gefahr, dass Sie wieder ad hominem gehen, liebe Frage: Nein, ich war nicht auf der Veranstaltung, da ich am Dienstag abend arbeiten musste. Wäre es nötig, dortgewesen zu sein, um über das Thema “Verteilung des Vermögens in D / Reiche stärker besteuern?” schreiben zu dürfen? Wohl nicht.

    Aber ein immer wiederkehrendes, wenn nicht sogar DAS Argument ist ja: Wenn die Reichen mehr Steuern zahlen müssen, flüchten sie aus D und zahlen dadurch in der Gesamtheit noch weniger Steuern.

    Das hat scheinbar was, ist aber m.E. trotzdem vorgeschoben. Denn dieses “Reiche-höher-besteuern-schadet-den-Armen”-Argument greift aus genau zwei Gründen gar nicht.

    1. Es gibt Länder, die haben einen höheren Spitzensteuersatz als D. Trotzdem sind dort noch nicht alle Reichen ausgewandert.

    2. Es gibt Länder, die haben einen niedrigeren Spitzensteuersatz als D. Trotzdem gibt’s auch dort Steuerflüchtlinge.

    Jeder Besitzende sollte doch einfach mal ehrlich sein:
    Wer Anstand hat, der schluckt (notfalls zähneknirschend) die mehrheitlich-demokratisch beschlossenen Steuergesetze und bleibt im Lande.
    Und wer keinen Anstand hat, der verschiebt sein Geld ohnehin dorthin, wo’s für ihn günstiger ist, egal ob das illegal ist und egal, wie hoch der Spitzensteuersatz ist.

    Das Argument “Wir dürfen die lieben Reichen nicht aus dem Land vertreiben” hat mich noch nie überzeugt. Die bringen ihr Geld so oder so in Sicherheit und scheren sich einen feuchten Kehricht ums Allgemeinwohl – oder eben nicht.

  • frage

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    @Oje…

    die frage ob jemand da war, war rein informativ gefragt. mich hätten die argumente die dort aufgeführt worden sind interessiert. mehr nicht.

    aber davon abgesehen glaube ich nicht, dass im unternehmerischen bereich (sofort) eine flucht einsetzt. rationalisierung ja (die wird sofort einsetzen), aber das unternehmen (sofort) gehen glaube ich nicht. kommt drauf an, wie schnell andere länder auf die neue situation in deutschland reagieren würden und firmen anlocken bzw. subventionieren (bekanntestes beispiel nokia, wurden damals geködert und sind gegangen) .

    die reichen ohne firmensitz gehen so oder so in andere länder bzw. sind eh schon dort. das ist aber auch schon immer so, daher ist da gar nicht so arg viel zu holen wie man meint oder erzählt bekommt. die meisten haben ihren hauptwohnsitz in ländern wie monaco oder der schweiz und sind daher eh nicht greifbar (weiter unten wurden schon beispiele angeführt).

    was aber schon ein fingerzeig sein könnte, was passieren würde, ist spanien. dort setzt derzeit die grosse flucht ein nachdem ab 1.1. der spitzensteuersatz gehoben wird. ersten prognosen zufolge wird der behördliche aufwand gelder einzutreiben höher sein, als das was noch zu holen ist. es wird also draufgezahlt. ähnlich verhält es sich in griechenland.

    es ist so eine sache mit der solidarität. sicherlich haben sie recht mit ihrer argumentation, aber ich würde lügen wenn ich behaupten würde, wenn ich in der situation wäre und müsste mich von eigentum (geld) trennen, weil andere nicht anständig haushalten können und somit selbstverschuldet in not geraten, dass ich nicht über eine alternative nachdenken würde, wenn die möglichkeit besteht, mein geld zu behalten.

    bei aller solidarität mit anderen würde ich erst mal schauen, dass ich meine familie und mich auf lange zeit absichern kann. wenn das geschafft ist, kann ich meinen beitrag für die allgemeinheit einbringen. allerdings zähneknirschend, weil es keine lösung ist, jemandem etwas wegzunehmen was er sich erarbeitet hat. ich muss bei der ganzen diskussion die ganze zeit an das nazi regime denken. man nimmt den juden alles weg und dann geht es den anderen automatisch besser. wohin es geführt hat ist bekannt. der vergleich hinkt selbstverständlich, aber ich kann sie beruhigen, der gedanke ist nicht von mir, sondern von einer ganz normalen sozialarbeiterin aus berlin (war in irgendeiner von diesen vielen talkshows, aber ka welcher). aber so ganz unrecht hat sie damit nicht.

    mir fehlt bei der ganzen diskussion der ansatz der selbstverantwortung. nicht der staat, nicht irgendjemand anderer ist für mich und mein leben verantwortlich, sondern nur ich selber.

    einer moderaten anhebung der einkommensteuer für alle (arm, mittel, reich) kann ich zustimmen. einer vermögenssteuer nicht. einer einmaligen zwangsabgabe schon gar nicht. was wäre das nächste? wieder enteignungen?

  • erik

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  • Oje...

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    Keine persönlichen Angriffe, eine selbst für Doofe wie mich nachvollziehbare Argumentation – was ist denn jetzt los? Wird ja richtig nett hier.

  • Oje...

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    “bei aller solidarität mit anderen würde ich erst mal schauen, dass ich meine familie und mich auf lange zeit absichern kann.”

    Kann ich absolut nachvollziehen. Es hilft aber auch, sich schlicht an die Gesetze zu halten und halt die legalen Schlupflöcher auszunutzen. Dann kann man ruhig schlafen, und das zu können gehört immer noch zu den wichtigsten Dingen im Leben.

  • Oje...

    |

    “mir fehlt bei der ganzen diskussion der ansatz der selbstverantwortung. nicht der staat, nicht irgendjemand anderer ist für mich und mein leben verantwortlich, sondern nur ich selber.”

    Genauso denk ich auch immer, wenn’s mir gut geht. Meistens also. Wenn’s mir dann aber doch mal schlecht geht – es reicht, mal ein paar Tage krank mit Grippe im Bett zu liegen und sich vorzustellen, dass man nie mehr gesund wird – dann denk ich plötzlich anders. Komisch, nicht?

  • frage

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    @Oje…

    wenn sie krank sind, werden sie vermutlich den arzt aufsuchen. der wird ihnen medizin verschreiben und wahrscheinlich ruhe. jetzt liegt es an ihnen ob sie die medizin nehmen und sich ausruhen.

    genauso verhält es sich mit unserem staat. er lässt keinen allein und bietet chancen. auch hilft er finanziell. aber er kann nichts dafür, wenn jemand diese chancen nicht annehmen möchte.

  • Oje...

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    So einfach ist’s nicht. Denn während unsere Eltern bei noch ganz guten Komfort sozialstaatsgestützt alt werden dürfen, dürfen/können wir das nicht mehr. Der sogenannte Generationenvertrag ist eine Mogelpackung. Praktisch schaut’s doch so aus: Wir zahlen unseren Großeltern und Eltern den Lebensabend, aber unsere Kinder werden unseren Lebensabend nicht mehr zahlen können – schlicht aus demografischen Gründen. Muss man akzeptieren.

    Aber da kann ich doch nicht sagen, der Staat kümmert sich um mich. Nein, er wird sich keineswegs um mich kümmern. Das muss ich schon selbst übernehmen.

    Trotzdem habe ich Verständnis für diejenigen, die das nicht auf die Reihe kriegen – schlicht, weil ich nichts dafür kann, dass ich selber vernünftige Eltern etc. hatte. Das ist Glück, nicht Eigenleistung. Und was kann ein abgestürzter Drogenjunkie dafür, dass er zufälligerweise keine guten Eltern oder Freunde hat/hatte, die ihm in Krisenzeiten wieder auf die Beine helfen?

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