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Ein IOC baut vor

olympDie Regierung des Gastgeberlandes der Olympischen Spiele 2008 könnte als solidarischer Förderer äußerst fragwürdiger Regime, als Betreiber von Lagern zum Zwecke der Umerziehung durch Arbeit und als überzeugter Verfechter und Vollstrecker der Todesstrafe gesehen werden. Im günstigsten Fall könnten die dortigen Verantwortlichen für sich einfordern, derartige Vorwürfe – vor einer „Vorverurteilung“ – zur Diskussion zu stellen. Es bliebe zu hoffen dass die Spiele nicht vor das Vehikel dieser Politik gespannt würden. Man könnte die Situation von zwei Seiten betrachten: Man gäbe sich zufrieden und ließe den Dingen ihren Lauf, lebte jedoch mit der Gewissheit, sich von den politischen Interessen dieser Regierung leiten zu lassen. Wenn man jedoch gegen den Missbrauch der Spiele und damit gegen den Missbrauch des eigenen Komitees vorzugehen beabsichtigt – und damit auch gegen den Vorwurf der Vereinnahmung –, wären zwingend einige Fragen zu beantworten: Die wohl wichtigste wäre: Kann das IOC ernsthaft ausschließen, dass die Mächtigen in Peking die Spiele für ihre eignen Zwecke missbrauchen? Deshalb verspricht das IOC, „gegen jeden politischen oder kommerziellen Missbrauch des Sports und der Athleten vorzugehen“. Und, um die Widersacher erst gar nicht auf den Plan zu rufen, weiter: „Während der gesamten Dauer der Olympischen Spiele, einschließlich aller Zeremonien, dürfen keinerlei Reden von Vertretern einer Regierung oder einer staatlichen Stelle oder von anderen Politikern an einem Ort gehalten werden, der der Verantwortlichkeit des OK (Organisationskomitee) untersteht. Während der Eröffnungs- und der Schlussfeiern haben allein der Präsident des IOC und der Präsident des OK das Recht, kurze Ansprachen zu halten.“ Das IOC und die Vertreter der nationalen olympischen Verbände könnten es ferner mit Mitgliedern zu tun kriegen, die sich weigerten, Frauen an den Spielen teilnehmen zu lassen, Athleten aus belasteter nachbarschaftlicher Lage heraus in keinen direkten Wettbewerb treten zu lassen oder solche nicht in der alphabetischen Reihenfolge ihres Heimatlandes am Einzug der Sportler zu Beginn der Spiele teilnehmen zu lassen. Deshalb: „Das IOC nimmt seine neuen Mitglieder im Rahmen einer Zeremonie auf, in deren Verlauf sie erklären, ihre Pflichten zu erfüllen, indem sie den folgenden Eid leisten: ,Der Ehre teilhaftig geworden, Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees zu werden, und im Bewusstsein der Verantwortung, die mir diese Stellung auferlegt, verpflichte ich mich, der Olympischen Bewegung mit all meinen Kräften zu dienen, alle Bestimmungen der Olympischen Charta und die Beschlüsse des Internationalen Olympischen Komitees, die ich für meine Person als endgültig und verbindlich erachte, zu befolgen und ihre Befolgung sicherzustellen, den Verhaltenskodex zu achten, mich nicht von politischen oder geschäftlichen Einflüssen und von rassischen oder religiösen Erwägungen leiten zu lassen, alle anderen Formen von Diskriminierung zu bekämpfen und die Interessen des Internationalen Olympischen Komitees und der Olympischen Bewegung unter allen Umständen zu befördern.’“ Und weiter: „Die NOKs (Nationale Olympische Komitees) haben ihre Autonomie zu wahren und sich jedem Druck, einschließlich aber nicht allein politischer, rechtlicher, religiöser oder wirtschaftlicher Art, der sie an der Einhaltung der Olympischen Charta hindern könnte, zu widerstehen.“ Dass niemand aus rassischen, religiösen und politischen Gründen für die Teilnahme an den Spielen nicht berücksichtigt würde, könnte nur beinahe als Selbstverständlichkeit betrachtet werden. Darüber hinaus solle ferner gelten, das niemand gruppenspezifisch benachteiligt würde. Dies wäre ja als Tatbestand der Diskriminierung aus einer anderen als der bereits genannten Formen zu werten. Sollte nun jedoch eine Gruppe zu spät gemeldeter Athleten doch noch zu den Spielen drängen, müsste man sich durch reglementierte Ausnahmen von anderen Formen der Diskriminierung in die Lage versetzen, dies zu verhindern. Diese Ausnahmen wären selbstredend in ordnungsgemäßen und gültigen Satzungen zu benennen. Deshalb: „Ein NOK meldet Wettkämpfer auf der Grundlage von Meldeempfehlungen, die durch nationale Verbände ausgesprochenen werden. Wenn das NOK diesen zustimmt, übermittelt es die Meldungen dem OK. Das OK hat deren Empfang zu bestätigen. Die NOKs haben die Gültigkeit der von den nationalen Verbänden vorgeschlagenen Meldungen zu prüfen und sich zu vergewissern, dass niemand aus rassischen, religiösen, politischen Gründen oder wegen anderer Formen von Diskriminierung nicht berücksichtigt worden ist.“ Dass sich politisch Mächtige ohne jegliche demokratische Legitimation auf deren kontrolliertem Territorium in die Belange sportlicher Aktivitäten einzelner oder ganzer Verbände einzumischen versuchten, wäre für das IOC nicht tragbar. Um diesen Herrschaften gleich vorab den Wind aus den Segeln zu nehmen, müsste man – ebenfalls ohne demokratische Legitimation – mit gutem Beispiel voran gehen. Deshalb: „Jede Demonstration oder politische, religiöse oder rassische Propaganda ist an den olympischen Stätten, Austragungsorten oder in anderen olympischen Bereichen untersagt.“ All dies wirklich berücksichtigt, stünde in „einer Welt“ mit nur noch „einem Traum“, der „Reise der Harmonie“ nichts mehr im Wege. Eine deutsche Ãœbersetzung der Olympischen Charta findet sich hier.

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