Fast 7.000 Euro fürs Aufstellen von drei Rattenfallen – den dubiosen Spülen-Reinigern unterläuft der nächste „Fehler“
Erst im Mai hatte eine Firma namens „Haustechnik Connor“ von einer Seniorin fast 5.000 Euro für die Reparatur einer Spüle verlangt. Später sprach man von einem Fehler und zahlte zurück. Nun wollte man fast 7.000 Euro für einen Kammerjägereinsatz kassieren.
Drei von diesen Rattenfallen stellten die beiden angeblichen Kammerjäger auf – 299 Euro pro Stück. Foto: privat
Es war etwa halb vier an einem Samstagmorgen vor knapp zwei Wochen, als Maria Schneider eine Ratte durch ihre Wohnung huschen sah. Frau Schneider, die allein lebt, wurde von Angst ergriffen. Sie durchsuchte das Internet nach einem Notfalldienst und stieß auf die Seite kammerjäger247. de. Unter dem Schlagwort „PestControl Pro“ wirbt das Unternehmen als „deutschlandweiter Schädlingsbekämpfungs-Experte“ mit umfassenden Leistungen.
Maria Schneider vertraute auf diese Werbung und rief sofort an. Eine Dame von einer Firma Keller, laut Impressum mit Sitz in Oberhausen, meldete sich unter der angegebenen Handynummer und versprach, so schnell wie möglich jemanden vorbeizuschicken. Tatsächlich erschienen etwa eine Stunde später, nach einem kurzen Anruf, zwei Männer, die das Problem augenscheinlich in die Hand nahmen.
Eine überhöhte Rechnung nach bekanntem Muster
„Sie schlugen mir vor, Rattenboxen mit Giftködern aufzustellen“, erzählt Maria Schneider. Diese würden pro Stück 299 Euro kosten, und es käme noch ein Nachtzuschlag dazu. „Ich war ziemlich in Panik. Deshalb habe ich zugestimmt.“ Gesagt, getan. Am Ende präsentierten die beiden Männer der heillos überforderten Frau eine Rechnung über 6.903,13 Euro, die sie sofort bezahlen sollte. „Am besten per PayPal, hieß es.“
Die Firma, deren Name sich auf der Rechnung findet, die Maria Schneider später erhielt, ist mittlerweile etwas breiter bekannt. Man darf es durchaus dubios nennen. Es handelt sich um ein Unternehmen aus Essen, das sich „Haustechnik FC“ oder „Haustechnik Connor“ nennt.
Mai: Fast 5.000 Euro wegen verstopfter Spüle
Wir hatten zuletzt Ende Juni darüber berichtet. Damals verlangten zwei Mitarbeiter dieses Unternehmens von einer 70 Jahre alten Seniorin aus dem Landkreis fast 5.000 Euro für die Reinigung einer verstopften Spüle. Vermittelt wurde der damalige Auftrag über ein Regensburger Unternehmen, bei dem Verbindungen zu dem Firmenkonglomerat von Thomas M. bestehen.
Er ist Hauptangeklagter in dem Abzockprozess unter dem Stichwort „Handwerker-Engel“, der seit Februar vor dem Landgericht Regensburg läuft – mit ungewissem Ausgang.
Nach unserem Bericht erhielt die Frau das Geld am Ende zurück. Ihr Sohn hatte einen Verhandlungstag am Landgericht besucht und Thomas M. angesprochen. Der bat um seine Telefonnummer. Und obwohl Thomas M. offiziell nichts mit einem der hier beteiligten Unternehmen zu tun hat, kam plötzlich Bewegung in die Sache.
Rückzahlung und Bedauern – und der nächste „Fehler“
Noch am selben Abend rief jemand von „Haustechnik Connor“ bei dem Sohn der Betroffenen an. Er bot zunächst an, 3.000 Euro zurückzuzahlen und später, nachdem der Sohn diesen Vorschlag abgelehnt hatte, wurde die volle Summe zurückerstattet.
Verbunden war dies mit Beteuerungen, dass hier ein Fehler passiert sei, dass man den verantwortlichen Mitarbeiter entlassen habe und mit allerlei Entschuldigungen. Doch nur wenige Wochen später scheint „Haustechnik Connor“ bzw. „Haustechnik FC“ erneut ein solcher bedauerlicher Fehler unterlaufen zu sein. Der Kammerjägereinsatz bei Frau Schneider, der mit fast 7.000 Euro zu Buche schlug, fand am 12. Juli statt.
Diese Rechnung erhielt Frau Schneider nach dem Kammerjäger-Einsatz.
Die Rattenboxen, die auf ihrer Rechnung mit 299 Euro pro Stück veranschlagt werden, gibt es online für weniger als 20 Euro. Spätestens beim „Samstag Nachtzuschlag“ von 3.600 Euro netto scheint klar, dass es sich hier um dieselbe Abzockmasche wie bei der 70-Jährigen Regensburgerin handeln dürfte. Wir veröffentlichen die anonymisierte Rechnung hier, damit sich jeder einen Eindruck verschaffen kann.
Keine Antworten per E-Mail, am Telefon aufgelegt
Wir haben „Haustechnik Connor“ über die E-Mail-Adresse auf der Rechnung vor einer Woche kontaktiert. Ohne Reaktion. Die Firma Keller bzw. kammerjäger247 bzw. PestControl haben wir per E-Mail angeschrieben und Kontakt über die (zwischenzeitlich geänderte) Hotline-Nummer aufgenommen. Als wir der Dame am Telefon das Problem mehrfach schildern, ankündigen, dass wir unter voller Namensnennung berichten wollen und nachdrücklich darum bitten, uns doch einen Ansprechpartner zu nennen, den wir um Stellungnahme bitten können, legt sie auf.
Maria Schneider, deren Namen wir geändert haben, hatte dabei noch Glück. Sie hat kein PayPal-Konto und einigte sich mit den beiden Kammerjägern auf eine Überweisung. Nachdem sie eine Nacht darüber geschlafen hatte und merkte, dass die beabsichtigte Sofortüberweisung nicht geklappt hatte, rief sie am Montag bei ihrer Bank an. Dort konnte man die Überweisung gerade noch stoppen.
Es folgten mehrere Anrufe bei „Haustechnik Connor“, Diskussionen über die Höhe der Rechnung. „Doch die wollten immer nur wissen, wann denn das Geld überwiesen werde.“ Irgendwann habe sie Regensburg erwähnt und den Fall der 70-Jährigen mit der Spüle. „Seitdem herrscht Funkstille.“ Und die drei Rattenfallen, die angeblich 300 Euro das Stück wert sind, wurden nie wieder abgeholt.
Es ist nicht der einzige Fall, der uns in den letzten Wochen seit Veröffentlichung des Berichts geschildert wurde, teils nur telefonisch, teils untermauert mit aussagekräftigen Belegen, verstreut über das ganze Bundesgebiet. Wir werden in regelmäßigen Abständen über die eindrücklichsten Einsätze dieses undurchsichtigen Geflechts berichten, selbstverständlich mit Erwähnung der Firmennamen. Den juristischen Drohungen, die uns seitdem ebenfalls erreicht haben, sind bislang keine konkreten Schritte gefolgt.
Trackback von deiner Website.
Elena
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Wie der Herr M. immer wieder davon kommt ist mir ein Rätsel. Aber seiner Frau einen Fetten Hummer in die Einfahrt stellen. Die Firma mit Sitz in Regensburg (bei der ich gearbeitet hab) ist in den Jahren immer wieder Familienintern weitergewandert damit diese Geschäfte mit Schlüsseldienst und Co. weiter gehen konnten. Alle sollten Sie in den Knast weil, das nie aufhören wird.
VE
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Das ist viel widerlicher als jede Ratte je sein könnte.. alte und verängstigte Menschen ausnehmen.. wo ist die Falle für solche “Schädlinge”?
tom lehner
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Ich weiß nicht ob ich es schon mal erwähnt habe, das früher nicht alles schlecht war.
Das “An den Pranger stellen”, das “Teeren und Federn” oder auch “Sauen durchs Dorf treiben”, waren klassische Maßregelungen für durchtriebenes Betrügerpack, wie Bäcker die Sägemehl ins Brot mischten, Halbseidene die gefälschte Münzen in Umlauf brachten, Gewichte oder Messinstrumente für ihre Zwecke manipulierten.
Diese Menschen sind mehrfache Wiederholungstäter und das hat einen Grund. Die Gewinne sind zu verlockend und die Konsequenzen aus ihrem Tun sind einfach zu gering.
Das gilt für Rattenfallen, Maskendeals, Küchenabflüsse und Steuerbetrug gleichermaßen.
Vielleicht wäre es einfacher Besitz und Habe einzuziehen und Berufsverbote auszusprechen. In der heutigen Zeit ist mir die Verwendung von Tierfedern im Srafvollzug einfach nicht nachhaltig genug und moralisch auch fraglich. Bei den Damen und Herren in diesem Fall würde ich allerdings eine Ausnahme machen.