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Mit Luftgewehr und Pfeil und Bogen: Rechtslibertäres Vernetzungstreffen beim Regensburger Schloss Pürkelgut

Ein ungeregelter Markt, kein Wahlrecht für Leistungsempfänger, der Sozialstaat als Raub, keine Berührungsängste mit extrem Rechten und Verschwörungsgläubigen: kommendes Wochenende lädt die Kleinstpartei „Die Libertären“ zu einem „Fest“ auf das Veranstaltungsareal beim Pürkelgut. Das Ziel: eine dauerhafte und regelmäßige Veranstaltung.

Auf manchen Plattformen kann man immer noch Tickets für das Afuera-Fest kaufen. Die Stadt Regensburg geht dennoch von einer privaten Veranstaltung aus. Screenshot: CoinSnap

Empfänger staatlicher Leistungen werden als „Parasiten“ diffamiert, während man für die Finanzierung von Bürgerwehren plädiert und in Anlehnung an die DDR von „Blockparteien“ spricht, die es angeblich in Deutschland gebe. Den Wahlsieg von Donald Trump feierte man ausgiebig, und der rechte „Anarchokapitalist“ Javier Milei aus Argentinien gilt als Vorbild für den Abbau des Sozialstaats.

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Die Rede ist von „Die Libertären“, einer rechtslibertären Splitterpartei, die keine Berührungsängste gegenüber Rechtsextremen, Frauenfeinden und Verschwörungstheoretikern sowie Leugnern des menschengemachten Klimawandels zeigt. Am kommenden Wochenende feiert der sozialdarwinistisch ausgerichtete Verein ein großes „Fest“ beim Schloss Pürkelgut in Regensburg. Ziel ist es, ein dauerhaftes und regelmäßiges Vernetzungstreffen dieses Flügels der extremen Rechten zu etablieren. Mileis Kettensäge dient dabei als Logo.

Rechtsextreme, Verschwörungsgläubige, Demokratiefeinde

Auf der Redner- und Gästeliste stehen aktive und ehemalige Vertreter der AfD, darunter der Amberger Bundestagsabgeordnete und Verschwörungsgläubige Peter Boehringer („Umvolkung“, „New World Order“, „Die Merkelnutte lässt jeden rein. “), Frauke Petry und Joana Cotar.

Auch der Jurist Ulrich Vosgerau, Teilnehmer des Remigrationstreffens 2023 in Potsdam und regelmäßiger Redner bei der AfD, wird erwartet. Ein weiterer Gast ist der Wirtschaftsjournalist Ralf Flierl, der im rechtsextremen Magazin Compact veröffentlicht und 2012 zusammen mit dessen Herausgeber Jürgen Elsässer an einer Privataudienz beim iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadineschad, einem bekennenden Holocaustleugner, teilnahm.

Offene Demokratiefeinde wie der Unternehmer Titus Gebel, der die Demokratie als Staatsform ablehnt und stattdessen für feudalistisch anmutende privatwirtschaftlich geführte Städte oder Stadtstaaten plädiert, sind ebenfalls vertreten. Gebel leugnet zudem den menschengemachten Klimawandel. Antifeministen wie der „PickUp-Artist“ und „Männerrechtler“ Maximilian Pütz, der sich schon mal vom extrem rechten Sender Compact TV interviewen ließ und „mehr toxische Männer“ forderte, sind ebenfalls dabei.

Crahsprophet mit Umsturzphantasien

Eines der bekanntesten Gesichter dürfte der als „Crash-Prophet“ bekannt gewordene ehemalige Degussa-Geschäftsführer Markus Krall sein, ehemals CDU, ehemals Werteunion und nun „Bündnis Deutschland“. In der Vergangenheit warb er auch offen für die AfD.

Krall ist ein Gegner des allgemeinen Wahlrechts und fordert, dieses unter anderem Empfängern staatlicher Leistungen zu entziehen. Zudem plädiert er für eine Liberalisierung des Waffenrechts und „Bürgerbewaffnung“ und phantasierte 2020 in einem einschlägigen Online-Magazin vom „Sturz der Regierung“.

In der Vergangenheit pflegte Krall auch enge Kontakte zu Heinrich XIII. Prinz Reuß, dem Kopf der mutmaßlich rechtsterroristischen Reichsbürger-Gruppierung „Patriotische Union“, die einen gewaltsamen Umsturz geplant haben soll. Beim „AfueraFest“ in Regensburg tritt Krall auch als Sponsor auf (Mehr über Krall).

Stars und Sternchen auf der Bühne

Für Unterhaltung sollen laut dem bis vor kurzem öffentlich zugänglichen Veranstaltungsprogramm Bands und Musiker wie der Niederbayer Alois Kinateder, der rechte Rapper „Der Natternkönig“ („Linke Fotzen sind zum Kotzen“), Schlager-Sternchen Martin Moczarski („Ich lieb CO2“) oder der Pop-Sänger Michael Werner sorgen. Auch die Regensburger Band Furchtbar Schee und ihr Frontmann Sebastian Kretz waren in dem Programm gelistet. Kretz bewarb die Auftritte auf seinem Instagram-Kanal.

Nach Regensburg kam die Veranstaltung durch Kontakte zum hiesigen „Hayek-Club“, der sich vor einem Jahr gegründet hat. Vorstände sind Raphael Zietaraski, ehemals AfD und Vorsitzender der Regensburger „Jungen Alternative“, und Martin Hoff, ehemals Legionäre Christi, ehemals Transition Town und im Zuge der Corona-Proteste tief in die verschwörungsideologische und rechte Szene abgedriftet.

Mittlerweile betreibt Hoff ein Beratungsunternehmen. Er sei ein „hervorragender Kontakt“ nach Regensburg, so Florian Handwerker, Bundesgeschäftsführer der Libertären („Der Sozialstaat ist institutionalisierter Raub und Form der Sklaverei.“).

Eigentümer der Fläche wussten von nichts

Bereits zur Gründungsversammlung des Hayek-Clubs im vergangenen Jahr hatten Hoff und Zietaraski versucht, Markus Krall nach Regensburg zu holen. Doch der Vermieter des Veranstaltungsraums kündigte den Vertrag, nachdem er von den Hintergründen erfuhr.

Das ist beim „AfueraFest“ nicht der Fall. In einem Interview zu der Veranstaltung erklärt Florian Handwerker, dass man sowohl mit dem Besitzer des Geländes am Pürkelgut als auch dem Dienstleister, der die Fläche vermietet, gesprochen habe. Von beiden habe es Zustimmung, teils auch Unterstützung gegeben, sodass man im Januar mit der Organisation des Fests begonnen habe.

Eigentümerin der Flächen ist die Pürkelgut GmbH & Co. KG. Dort werden die beiden Inhaber Thomas Dietlmeier und Ulrich Berger von einer Anfrage unserer Redaktion merklich überrascht. „Die von Ihnen benannten Personen und Organisationen sind uns nicht bekannt“, teilen die beiden mit. „Es wurden von uns weder Gespräche mit Herrn Florian Handwerker geführt, noch wurden entsprechende Nutzungsverträge oder Mietverträge abgeschlossen.“

Vermieter mit dem richtigen Faible: Veranstaltungsservice Peter Kittel

Das ist demnach Sache des Veranstalters, an den die Pürkelgut GmbH & Co. KG die Flächen unterverpachtet hat: der Veranstaltungsservice Peter Kittel. Der Unternehmer („Romantischer Weihnachtsmarkt“ in Regensburg, „Romantischer Weihnachtsmarkt“ auf Schloss Merode, Papst-Besuch in Regensburg) reagiert nicht auf eine Anfrage unserer Redaktion. Doch dass Kittel der Veranstaltung eher wohlwollend gegenüberstehen dürfte, erscheint angesichts der regelmäßigen rechtsradikalen Verbalausfälle auf seiner Internetseite zumindest nicht unwahrscheinlich.

So oder so scheint unsere Anfrage einiges in Bewegung gesetzt zu haben. Auf der Plattform YouTube wurde das besagte Interview, in dem vom Wohlwollen des Grundstücksbesitzers die Rede ist, auf „privat“ gestellt (auf mindestens einer anderen Plattform ist es noch online).

Auch die Veranstaltungswebseite wurde Ende letzter Woche auf das Wesentlichste reduziert. Programm und Redner sind verschwunden. „Diese Veranstaltung richtet sich ausschließlich an Freunde, Bekannte und ausdrücklich eingeladene Gäste“, heißt es nun, wo noch bis vor kurzem Tickets im freien Verkauf angeboten und Fest und Programm ausführlich beworben wurden.

Stadt Regensburg gibt sich hilf- und ahnungslos

Das könnte daran liegen, dass die öffentliche Veranstaltung einer Partei bei der Stadt Regensburg als politische Veranstaltung angezeigt werden müsste – verbunden mit entsprechenden Auflagen, zum Beispiel auch für das dort angebotene Schießen mit Pfeil und Bogen oder dem Luftgewehr.

Tatsächlich hat die Stadt Regensburg die Organisatoren „nach Bekanntwerden der Veranstaltung aufgefordert, diese anzuzeigen“, heißt es auf Nachfrage. Daraufhin sei mitgeteilt worden, dass das AfueraFest nur für „Personen des Vereins nach vorheriger Anmeldung zur Verfügung stehe“.

Der Umstand, dass zuvor über Monate Tickets im freien Verkauf angeboten wurden, ändert an dieser Einschätzung offenbar nichts. Ebenso wenig die Tatsache, dass auch aktuell noch, etwa über die Plattform CoinSnap, Tickets ohne Einschränkung für knapp 180 Euro erhältlich sind.

„Der Veranstalter hat das Ticketportal nach der erwähnten Kontaktaufnahme von der Homepage genommen und versichert, dass Tickets nur von Personen erworben werden können, die vorab eingeladen wurden“, so die Stadt Regensburg. Man habe keine Handhabe, dies zu überprüfen. Die Libertären hoffen auf 400 bis 500 Teilnehmer – dass es sich dabei nur um Personen des Vereins handelt, erscheint unwahrscheinlich.


Mehr Infos

Mehr zu den Hintergründen des AfueraFests


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Kommentare (5)

  • Dieter

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    Vielleicht sollte man sonstige Veranstalter und Veranstaltungen die dort stattfinden darauf hinweisen mit wem sie da kooperieren.

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  • Mr. T.

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    Kein Wunder, dass bei dieser ekeligen Veranstaltung Pegida-Peter Kittel wieder die Finger mit im Spiel hat. Mich wundert aber eher, dass es nicht noch eine direkte Verbindung zur Prinzessin von Tut und Taugtnix gibt.
    Gut, dass der Mist beleuchtet und die Öffentlichkeit drauf aufmerksam wird. Den Eigentümern wird das sicher auch nicht passen.

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  • growth mindset

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    In Washington sind wie jährlich üblich auch 2025 politisch Konservative zur “Conservative Political Action Conference”, kurz CPAC zusammengekommen. Dabei glänzte Elon Musk mit seinem spektakulären Auftritt mit Kettensäge (chainsaw). Symbolisch demonstrierte der „Techno-King“, wie er mit einem „Kettensägenmasaker“ bei DOGDE das Migrationsproblem und die Verwaltungsoptimierung (Stellenabbau) mit „Tabula rasa“ löst.
    https://www.youtube.com/watch?v=nkMVb0RNptA
    Er beklagte sich auch über die fehlende Meinungsfreiheit (Free Speech) und Pressefreiheit in Deutschland, bei einem Internet-Liveinterview mit Alice Weidel und sprach eine Wahlempfehlung für die AfD aus. Neuerdings plant er nach Zerwürfnissen mit Donald Trump, mit der Gründung einer neuen Amerika-Partei, den Demokratie-Change in den USA. Böse Zungen vermuten die Abschaffung der ältesten Demokratie der Welt, durch eine käufliche „Millardärs-Aristokratie“ mit eigenen Regeln. Wenn die Wähler in den USA nicht aufpassen, kommen sie vom Regen in die Traufe.
    Nun soll es vom 11. bis 13. Juli in Regensburg auf Schloss Pürkelgut, nach dem Vorbild des Libertären „Porcupine Freedom Festivals“ („PorcFest“) in New Hampshire (USA), „romantisch“ werden. „Wehrsportgruppen (German Proud Boys) are welcome.“
    Vorsicht an der Bahnsteigkante!
    Ich hoffe das die Demonstration gegen diese Veranstaltung, die Teilnehmerzahl der libertären Besucher um ein Vielfaches übertrifft.

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  • naja

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    Jetzt noch ihre Lauchigkeit als Schirmherrin, dann passt ja alles zusammen.

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  • Waldy Benner

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    Gibts eine Demo????

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