Morgen, Regensburg! Podcast, Ausblick und ein Gastbeitrag zum Krippenfreund

Ja, ja. Ich weiß, wir sind eigentlich in der Weihnachtspause. Doch unser Gespräch mit SPD-Stadtrat Alexander Irmisch bei Ghost Town Radio letzten Sonntag (28. Dezember) will ich Ihnen/euch nicht vorenthalten. Es ging um die SPD, die Oberbürgermeisterin, den Bruch mit der Brücke – und wie es jetzt weitergehen soll. Angenehm offen. Hier die Aufzeichnung unserer Live-Sendung als Podcast.
Kommenden Sonntag – 4. Januar – sind wir wieder live on air und ziehen eine kleine Jahresbilanz – gerne mit vielen Fragen im Chat. Vielleicht mit Gast.
Unsere politischen Plaudereien setzen wir am 11. Januar mit Sebastian Wanner fort, OB-Kandidat der Linken. Am 18. Januar kommt mit Helene Sigloch die Oberbürgermeisterkandidatin der Grünen. Beginn jeweils um 18.30 Uhr.
Der Krippenfreund, die Wohnungsnot und das bischöfliche Immobilienmanagement
Animiert auch durch den Artikel von Regensburg Digital zu einer Lesung bei Akuso und den dort ausgestellten Krippenbildern habe ich einen Adventsvortrag von Bischof Rudolf Voderholzer zu den Weihnachtskrippen in Böhmen und Ostbayern besucht. Knapp 30 Interessierte hörten vielfach nickend seinen Ausführungen über die von Prager Jesuiten im 16. Jahrhundert ausgehende Geschichte der Krippen und deren Romantik in Form und Spiel zu.
Kein einziges Wort verlor der Bischof zum christlich-weihnachtlichen Motiv hinter der Krippen-Geschichte: die verzweifelte Suche nach einer Herberge.
Nachfragen waren nicht vorgesehen. Es wäre auch befremdlich gewesen, die Weihnachtsstimmung der frommen Krippenfans mit einem Blick auf Kirchenpraxis und Gegenwart in Regensburg zu konfrontieren: Wohnungsnot und Gentrifizierung und wie nicht zuletzt die Katholische Kirche, der Akteur mit den wertvollsten Grundstücken und Bauten in Regensburg, durch seinen Umgang mit Leerständen und seinen Verkäufen dazu beiträgt.
Unbestritten leisten viele kirchliche MitarbeiterInnen eine großartige Arbeit – z.B. in der Caritas in Bereichen wie Jugendfürsorge, Seniorenbetreuung, Migration … Und diese Seelsorge muss finanziert werden.
Da braucht sich aber das Bistum Regensburg trotz relevant abnehmender Kirchensteuereinnahmen wenig Sorgen machen. Verwaltet es doch unzählige Immobilien, die es teuer verkaufen kann.
Während die Evangelische Kirche bei der Veräußerung ihrer Immobilien oft darauf achtet, dass soziale Nutzungen zum Tragen kommen, verkauft das katholisch-bischöfliche Immobilienmanagement (die Hauptabteilung 8 des Bistums) gerne meistbietend seine wertvollen Grundstücke und Bauten. (Vergleiche etwa MZ 31.01.2024 „Drei Zimmer, Küche und Altar“)
Zwei Beispiele aus dem Regensburger Westen: Dechbettener Straße 49 und Wittelsbacherstraße 7.
Ersterer Verkauf und seine dramatischen Folgen sind längst geschehen. Bei zweiterem steht trotz Einsatz teurer Makler seit 2017 (!) wertvoller zentrumsnaher Wohnraum immer noch leer. Dabei war lange vorher der Leerstand absehbar. Jetzt verfällt der schöne alte Klosterbau ungenutzt vor sich hin. Ein Spekulationsprojekt? Der Grundstückspreis hat sich wohl seit Leerstand vervielfacht. Auch für eine soziale Zwischennutzung hatte das kirchliche Management offenbar nicht das nötige Gewissen.
Zur Dechbettener Straße 49
2023 verkaufte das Immobilienmanagement des Bistums das Grundstück an ein bekanntes Immobilienunternehmen: zum Höchstpreis, ohne ökologische oder soziale Bedingungen, wissend, dass die Mieter des Hauses, teils seit über 50 Jahre dort wohnend, werden ausziehen müssen. Ebenso klar war, dass für einen Neubau, der den hohen Kaufpreis amortisieren kann, ein Großteil der über 20 geschützten Bäume gerodet werden.
Genau das geschah: Das Bauordnungsamt genehmigte den Abriss des Hauses sowie die Fällung aller Bäume bis auf eine einzige Eiche.

Abgeräumt: die Dechbettener Straße 49. Foto: as
Absurdität am Rande: Auf dem Nachbargrundstück Dechbettener Straße 47b hatten wir vor knapp 30 Jahren den betonierten Innenhof einer Lackiererei entsiegelt für unseren kleinen Garten.
Im Februar 2025 wurde in einer städtischen Broschüre zu Fördermöglichkeiten für mehr Grün diese Aktion von 1997 als einziges (!) positives Beispiel für Entsiegelung in Regensburg genannt. Gleichzeitig (!) konnten aber nebenan im fünffach größeren Nachbargarten städtisch abgesegnet 20 alte Bäume gefällt werden. Dieser Fall schaffte esy sogar in die TV-Satire „Quer“ des BR.
Ein langes Gespräch mit dem Bischof und sein Versprechen
Schon 2023 hatte ich Kontakt gesucht mit Verantwortlichen insbesondere des bischöflichen Immobilienmanagements und der sogenannten „Sinnstiftung Regensburg“, dem Ansprechpartner für die vielen kirchlichen Stiftungen und deren riesige Güter. Vergeblich. Bis ich zu meiner Überraschung im April 2024 eine Einladung zum Gespräch mit Bischof Voderholzer erhielt.
Er nahm sich über eine Stunde Zeit. Und es ging um vieles: etwa um Reichtum und Armut (?) des Bistums, um die augenfällige Fragwürdigkeit der Kirchensteuer, am Ende natürlich auch noch um Krippen.
Mein Anliegen war, die Praxis des Immobilienmanagements zu besprechen. Die Sache mit der Dechbettener Straße 49 war zwar „verloren“, aber damals stand schon akut der Verkauf der ökologisch wie sozial bedeutenden Klosterimmobilie an der Wittelsbacherstraße an.
Ich wertete es als großen Erfolg, als der Bischof versprach, sich dafür einzusetzen, dass bei künftigen relevanten Immobilienentscheidungen eine Vernetzung zwischen Immobilienmanagement und Pastoral stattfindet, konkret mit der für Soziales und Ökologie zuständigen Hauptabteilung 2. Zumindest die Umweltberatung des Bistums sollte bei dem östlich an den Dörnbergpark angrenzenden wertvollen Garten einbezogen werden.
Meine Vorfreude war offenbar naiv. Denn trotz mehrfacher Nachfrage geschah nichts in der Art. Steht der Bischof nicht zu seinem Wort? Sollte das Gespräch und Versprechen mich nur ruhigstellen? Oder ist der „Vorsteher“ einfach zu ohnmächtig in seinem Bistum?
Nach mehreren Monaten kam immerhin vom neuen Hauptabteilungsleiter HA8, Herrn Balletshofer eine „Antwort“ – maximal lapidar:
„Vielen Dank für Ihr Interesse an Ökologie und Umweltschutz, insbesondere im Zusammenhang mit dem Verkauf der Wittelsbacher Straße 7. Seien Sie versichert, dass auch wir diese Positionen ernst nehmen und entsprechend in unsere Überlegungen einfließen lassen.“
Keine Spur von der vom Bischof zugesagten Zusammenarbeit mit der Pastoralabteilung. Dabei hätte die dort angesiedelte Umweltberatung genau den Auftrag, den Hauptamtlichen im Bistum die „Umweltverantwortung in ihren unterschiedlichen Handlungsformen ins Bewusstsein“ zu rufen.
Wohlklingende Floskeln eines kirchlichen Wirtschaftsunternehmens
Auch eine Recherche zu den über 300 Seiten der Baurichtlichtlinien des Bistums, die 2025 neu verfasst wurden, macht wenig Hoffnung. Zwar gibt es jede Menge ‚heilige‘ Überschriften wie „Nachhaltigkeit und schöpfungsbewusstes Handeln“ oder „Ökologisches Bauen“.
Zum Baumschutz wird auf S. 212 pflichtgemäß der allgemein gültige § 39 des Naturschutzgesetzes (jahreszeitliches Baumfällverbot) zitiert. Nur um dann als bistümliche Besonderheit explizit den Tipp zu geben, dass sich hinsichtlich der eingeschränkten Baumfällungszeiten durch Antrag bei Naturschutzbehörden eine Ausnahme bekommen lässt.

Verfallender Leerstand: die Wittelsbacher Straße 7. Foto: as
Das Kapitel „Ökologisches Bauen“ (S. 144f) behandelt vor allem Energiebilanzen und verweist auf den größeren Energiebedarf bestehender alter Bausubstanz. Deren Wert als „graue Energie“ wird gar nicht thematisiert. Zudem gibt es den obligatorischen Verweis auf die Enzyklika Laudato si´, die entschieden ökologische über ökonomische Prinzipien stellt.
In der Praxis kümmert die päpstliche Intention das Immobilienmanagement nicht. Es sieht den Auftrag bei seinen Verkäufen an Meistbietende offenbar in der Geldbeschaffung für das Bistum.
Wenn danach geschützte Bäume gerodet, graue Energie vernichtet und alte Mieter rausgeworfen werden, braucht das nicht mehr zu interessieren. Die Hände waschen sich so von selbst in Unschuld. Romantischer und für den Bischof erfreulicher ist, mit dem beschafften Geld zum Beispiel ein Krippenmuseum einzurichten.
Die konzeptionelle Grundlage der neuen Baurichtlinien ist der große Reformprozess des Bistums: „Pastorale Entwicklung 2034“. Er ist die Regensburger Reaktion auf den Rückgang an Steuereinnahmen und den dramatischen Schwund an Priestern. Der Umgang mit Immobilien spielt darin eine wesentliche Rolle.
Der „Reformprozess“ will erleichtern, dass Immobilien, die pastoral nicht mehr nötig sind, möglichst unkompliziert verkauft, vermietet oder umgenutzt werden können. Die Finanzierung des pastoralen Apparats Bistum, seine Einnahmen und Ausgaben, sollen so „zukunftsfähig“ gestaltet werden.
Zur Ausgabenseite des Bistums passt noch ein Blick auf einen Artikel von Christian Eckl (Mittelbayerische Zeitung, 25.01.2024), der hinsichtlich radikaler Kirchenkritik sicherlich unverdächtig ist:
„Wie jedes Unternehmen auch hat die Kirche auch in einem Sektor besondere Steigerungen zu verzeichnen. Für die Diözesanleitung – also die Kirchenspitze – gab das Bistum 2023 mehr als 49 Millionen Euro aus. Im Jahr 2018 waren es noch knapp 27,5 Millionen Euro. Bei der Seelsorge sanken die Ausgaben von 207 Millionen in 2018 auf heute noch 191 Millionen Euro.“
Wie geht es weiter mit der Kloster-Immobilie am Dörnbergpark?
Das das Immobilienmanagement des Bistums setze für stolze 100.000 Euro einen Makler ein, der schließlich sieben Kaufbewerber fand. In der MZ wird er im Mai 2024 zitiert: Der Verkauf „wird nicht rein über den Preis, sondern ein Stück weit auch übers Konzept vergeben. Es geht hier nicht um Gewinn-Maximierung.“
Die Realität spricht freilich dagegen: unter den Bewerbern waren zwei Genossenschaften und das Mietshäusersyndikat, die jeweils auch Konzepte zum Erhalt des Klostergebäudes und der Bäume vorwiesen. Genau diese drei wurden als erste aussortiert.
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