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CSU sucht OB-Kandidat

Christian contra Christian

Bei der Suche nach einem OB-Kandidaten schreitet die CSU am Freitag zur Mitgliederbefragung. Im Hintergrund donnern die Friedenskanonen.
Ex-Hassobjekt gegen Ex-Grünen: Die CSU-Basis darf sich zwischen Christian Schlegl (li.) und Christian Janele entscheiden.

Ex-Hassobjekt gegen Ex-Grünen: Die CSU-Basis darf sich zwischen Christian Schlegl (li.) und Christian Janele entscheiden.

Am Freitag ist es so weit: Dann werden die rund 1.100 Mitglieder der Regensburger CSU brieflich aufgefordert, sich zwischen zwei Oberbürgermeister-Kandidaten-Kandidaten zu entscheiden: Fraktionschef Christian Schlegl und Immobilienunternehmer Christian Janele. Nach der Neuwahl des Kreisvorstandes – Franz Rieger löste in einer Kampfabstimmung Armin Gugau als Vorsitzenden ab – hatte eigentlich kaum noch jemand damit gerechnet, dass es tatsächlich zu dieser „Urwahl“ kommen würde.

Robuster Friedenseinsatz

Ministerpräsident Horst Seehofer, der Franz Rieger zuvor regelrecht angewiesen hatte, mit seinem Urwahl-Vorschlag Armin Gugau das Heft aus der Hand zu nehmen und so endlich für Frieden in der Partei zu sorgen, gab – über die Mittelbayerische Zeitung – eine klare Empfehlung für Schlegl ab. Der aussichtsreichste Schlegl-Konkurrent Jürgen Linhart hatte nach langem Überlegen erklärt, nicht zur Verfügung zu stehen. Um manch anderen Bewerber zum Rückzug zu bewegen, bedurfte es offenbar eines recht robusten Friedenseinsatzes durch Franz Rieger. Doch ungeachtet dessen blieb Janele – ein Kandidat des Gugau-Lagers – übrig.

„Den Mitbewerber der SPD vermeiden“

Darüber, ob Rieger auch bei ihm seine „Überredungskünste“ eingesetzt hat, will Janele – der in der Vergangenheit als Initiator eines gescheiterten Bürgerbegehrens zur Ostumgehung von sich reden machte – sich nicht äußern. „Dazu lasse ich Ihnen die Freiheit, zu spekulieren.“ Ansonsten gibt er sich selbstbewusst: „Ein von der Vergangenheit unbelasteter Kandidat“ habe einfach die besten Chancen, um „den Mitbewerber der SPD zu vermeiden“. „Ich kann in und mit der Partei völlig frei von Null auf Erfolgskurs starten.“ Doch bei all diesem vorgeblichen Optimismus: Dass der Ex-Grüne – bei der letzten Stadtratswahl kandidierte Janele für die Partei auf Listenplatz 18 – mehr denn geringe Außenseiter-Chancen hat, ist nicht anzunehmen.

Christian Schlegl vermeiden?

Allerdings bietet sich so noch eine gute Möglichkeit, den bei Teilen der Partei nach wie vor ungeliebten Christian Schlegl zu beschädigen. Beteiligen sich nur wenige Mitglieder an der Urwahl oder fällt das Ergebnis recht knapp aus, wäre das eine willkommene Gelegenheit, um – wie in den einst noch offen kriegerischen CSU-Tagen – auf die „mangelnde charakterliche Eignung“ Schlegls oder eine nicht hinreichende Unterstützung durch die Basis hinzuweisen. Entsprechend sind sowohl er, wie auch Franz Rieger schon im Vorfeld bemüht, die Deutungshoheit über das noch ausstehende Ergebnis zu haben. Eine Mitgliederbefragung zu einer Personalie habe es bayernweit in der CSU noch nie gegeben, betont Rieger. „So eine Basisempfehlung kann nur positiv sein, egal wie knapp sie ausfällt. Beschädigt wird dabei niemand.“ Ähnliches ist von Schlegl zu hören. „Ein OB-Kandidat braucht 50 Prozent plus eine Stimme. Und egal wie es ausgeht: Das wird den Zusammenhalt der Partei stärken.“ Das sei eben – ähnlich wie bei den Präsidentschaftswahlen in den USA – „ein hartes Vorwahl-Jahr“.

„Lasse mir von Befragung nicht meine Wahlfreiheit nehmen“

Bis zum 14. Juni haben die Mitglieder Zeit, um ihre Stimme abzugeben. Dann wird ausgezählt. Für die Delegierten, die den Oberbürgermeister-Kandidaten letztlich aufstellen werden, ist das Ergebnis übrigens nicht bindend. Und mancher macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Ich lasse mir doch von so einer Befragung nicht meine Wahl- und Gewissensfreiheit nehmen“, meint einer. Anonym natürlich. Schließlich ist die CSU offiziell befriedet.
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Kommentare (7)

  • CSU-Mitglied

    |

    Interessante Veranstaltung dieses “Urwahl”. Nur als Deligierter interessiert mich weder die veröffnetlichte Meinung des CSU-Kreisvorsitzenden noch das Ergebnis dieser “Urwahl”. Als Deligierte bin ich nur meinem Gewissen verantortlich und ich werde diejenige oder denjenigen Wählen der meiner Meinung nach der beste Kandidat ist.

  • Edelweißkönig

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    Scylla & Carybdis.
    Reicht es denn nicht, einmal einen Immobilien-Fritzen zum OB gehabt zu haben?

  • CSUler seit 1847

    |

    @ CSU-Mitglied:

    Recht haben Sie, denn ich betrachte die neuesten Vorgänge mit großer Sorge. Um den Preis des (zumindest nach Außen zur Schau getragenen) Friedens betreibt die eine undurchdachte Gleichschaltung ihre Mitglieder. Die Mitgliederbefragung ist nur ein Mittel, differierende Meinungen auf die Linie der Parteiführung zu bringen. Verloren geht dabei die Meinungspluralität, die gerade in einer Volkspartei so wichtig ist. Mit dieser Abstimmung aber sollen die Delegierten, wie Rieger einst in den Medien selbst zugegeben hat, auf einen Kandidaten eingeschworen und abweichende Meinungen zum Verstummen gebracht werden. Eine traurige Entwicklung.

    Eine Volkspartei wie die CSU hat immer davon profitiert, alle Gruppen zu hören. Was passiert, wenn andere Meinungen in der Partei unterdrückt werden, haben wir die letzten Jahre erfahren. Offensichtlich soll dieses Spiel, jedoch unter anderen Vorzeichen, nun fortgesetzt werden.

    Schön dass es Delegierte gibt, die sich weder in der Vergangenheit noch in Zukunft von Einzelpersonen innerhalb ode außerhalb der Partei, noch von Umfragen in ihrem Abstimmungsverhalten beeinflussen lassen. Ich hoffe Sie, verehrtes CSU-Mitlgied, gehören dazu und haben auch früher nur nach Ihrem Gewissen entschieden.

  • habemusmamam

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    @CSU-Mitglied: Dann tragen Sie Sorge dafür, dass der OB-Kandidat ebenfalls CSU-Mitglied ist – sonst müssen Sie ja wohl über die Mandatsträgerbeiträge fürchten, die ein Nicht-CSU-Mitglied wohl kaum abführen wird.
    Und wenn Sie wollen, dass die CSU an der 5%-Hürde scheitert, ja, dann stimmen Sie einfach für Janele, der hat schon mal derartigen “Rückhalt” von den Wahlberechtigten erhalten.

  • katharina die große

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    Janele, wer? Einer, der durch die Parteien zieht, bis er endlich mal Land gewinnt? Nachdem es letztes Mal für ihn mit den Grünen nicht geklappt hat, will er es diesmal also mit der CSU versuchen, nächstes Mal vielleicht dann mit der SPD? … Regensburg braucht keinen solchen politischen Wanderzirkus, wie ihn Janele verkörpert.

  • SPD-Mitglied

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    Nur weiter so! Da macht Ihr die beste Reklame für die SPD;
    uns soll es recht sein.

  • OB-Kandidat: Es ist ein Schlegl! | Regensburg Digital

    |

    […] Es hatte wohl niemand ernsthaft erwartet, dass der OB-Kandidat der CSU Christian Janele heißen wür…Parteintern war allenfalls über die Höhe des Ergebnisses für Christian Schlegl spekuliert worden. Insbesondere die nach wie vor vorhandenen Gegner hatten auf ein knappes oder zumindest schlechtes Ergebnis für den CSU-Fraktionschef gehofft. „Dann wäre er zumindest beschädigt“, so ein Insider gegenüber Regensburg Digital. […]

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drin