Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino
Kein Sozialplan für Beschäftigte?

Schuma Frucht macht dicht!

Der wegen seiner Arbeitsbedingungen ins Gerede gekommene Früchtegroßhändler Schuma GmbH schließt zum Ende des Monats seinen Betrieb. Der Regensburger Arbeitsrechtler Fabian Riechers bezeichnet das Vorgehen der Geschäftsführung und die dahinter stehende Begründung als „sehr seltsam“. Kommende Woche wird vor Gericht darüber gestritten, ob die Beschäftigten Anspruch auf einen Sozialplan haben. Die Beschäftigten haben vor etwa einer Woche die Kündigungsschreiben erhalten. Heute verschickte das Unternehmen eine Pressemitteilung: Der wegen seiner Arbeitsbedingungen ins Gerede gekommene Regensburger Früchtegroßhändler Schuma GmbH schließt zum Ende des Monats seinen Betrieb. In den zurückliegenden Monaten war Schuma regelmäßiger „Gast“ am Arbeitsgericht. Regelmäßig verlor man dort gegen den Betriebsrat. Regelmäßig musste man sich vom Gericht über die geltenden gesetzlichen Regelungen belehren lassen. Strafrechtlich relevante Arbeitszeitverstöße und Mobbingvorwürfe gegenüber Mitarbeitern und dem Betriebsrat stehen nach wie vor im Raum. Schuma-Chefin Margit Schuster-Lang blieb trotz persönlicher Ladung den Verhandlungen fern. Die Geschäftsführung von Schuma nimmt in ihrer Mitteilung auf all das keinen Bezug. „Verschiedene innerbetriebliche Faktoren“ seien für die Entscheidung ausschlaggebend gewesen, heißt es lediglich.

Lange bekannte Gründe…

„Die Schuma Frucht GmbH müsste die vorhandenen Lageranlagen aufgrund ihres Alters in nächster Zukunft komplett austauschen – und aufgrund der veränderten Nutzung des Gebietes den Standort komplett wechseln“, sagt Margit Schuster-Lang. „Hinsichtlich der Kosten für diese Investitionen wäre das Gesamtunternehmen nicht mehr wettbewerbsfähig.“ Auch sei kein Nachfolger für die Geschäftsführung in Sicht. Deshalb: Schließung. Angesichts dieser eigentlich schon lange absehbaren Gründe – kein Nachfolger in Sicht, hohe Investitionen notwendig – kommt die nun verkündete Betriebsschließung sehr plötzlich. Die Entscheidung dazu fiel offenbar erst Mitte Januar. Mehrere Beschäftigte haben bereits die Reißleine gezogen, von sich aus gekündigt und sich neue Jobs gesucht. „Wir wissen gar nicht mehr, wie wir die Ware bis zum Monatsende noch raus bringen sollen“, sagt uns ein Mitarbeiter.

…plötzliche Entscheidung

Der Regensburger Arbeitsrechtler Fabian Riechers, der den Betriebsrat bei mehreren Verfahren vertreten hat, bezeichnet das Vorgehen der Geschäftsführung und die dahinter stehende Begründung als „sehr seltsam“. Familienangehörige – unter anderem die Tochter und der Schwiegersohn – arbeiten seit Jahren in dem Unternehmen und haben dort auch maßgebliche Entscheidungen getroffen. „Eigentlich war das auf Nachfolge in der Geschäftsführung angelegt“, so Riechers. „Auch die notwendigen Investitionen müssten bei Schuma eigentlich schon länger bekannt sein.“

Bald ein neuer Betrieb?

Wollte man mit der Schließung vielleicht nur den frisch gegründeten Betriebsrat los werden? „Ich bin auf jeden Fall neugierig, ob sich bald wieder ein Unternehmen gründet, bei dem man bekannte Namen in der Geschäftsführung wiederfindet“, erklärt Gewerkschaftssekretär Reinhold Schiller. Das wäre dann nämlich ein Betriebsübergang und keine Schließung, die Kündigungen rechtfertigen würde. Schiller kündigt an, dem auf jeden Fall nachgehen zu wollen.

Sozialplan wird verweigert

Vor dem Hintergrund der nun auch offiziell verkündeten Betriebsschließung findet kommende Woche ein weiterer Arbeitsgerichtsprozess statt. Zentrale Frage dabei: Steht den Beschäftigten ein Sozialplan zu oder nicht? Die Geschäftsführung meint: Nein. Verhandelt wird am Donnerstag, 16. Februar, um 16 Uhr. Weder die Geschäftsführerin, noch deren Rechtsanwältin wollten gegenüber unserer Redaktion Stellung nehmen. Die heute verschickte Pressemitteilung erhalten wir über Dritte.
Print Friendly, PDF & Email

SUPPORT

Ist dir unabhängiger Journalismus etwas wert?

Dann unterstütze unsere Arbeit!
Einmalig oder mit einer regelmäßigen Spende!

Per PayPal:
Per Überweisung oder Dauerauftrag:

 

Verein zur Förderung der Meinungs- und Informationsvielfalt e.V.
IBAN: DE14 7509 0000 0000 0633 63
BIC: GENODEF1R01

Kommentare (25)

  • Steffi

    |

    Hängt die Frage, ob ein Sozialplan eingerichtet werden muss nicht von der Anzahl der Vollbeschäftigten ab?

  • Stefan Aigner

    |

    @Steffi

    Ja. Und diese Anzahl ist anscheinend strittig.

  • H.B.

    |

    Mittlerweile sind die Gründe ja bekannt wie man gehört hat,
    skrupellos wie die Mitarbeiter jetzt abgeschoben werden sollen.

  • Sepp

    |

    Ein weiterer Fall in dem Anwälte, Presse und Betriebsrat einen Betrieb unter die Erde gebracht haben…

  • erfan

    |

    ein weiterer fall von falscher firmenpolitik und jetzt versucht man sich aus dem staub zu machen

  • Thomas R.

    |

    Sepp, herzlichen Glückwunsch! Du bekommst den Preis für den dümmsten Beitrag des Tages. Schon um viertel nach 8 – satte Leistung!

  • Sigi

    |

    @Sepp

    wie sagt man in Bayern so schön:

    “Ohne Hirn bist einfach a Depp.”

  • mkJV

    |

    Der Sepp ist wahrscheinlich Grundherrbesitzer und kann es überhaupt nicht ab, wenn der Mob rebelliert…

  • frage

    |

    naja, ganz unrecht hat er nicht der sepp. durch die aufdeckung der missstände entstand hier eine lebhafte diskussion. ob deshalb der betrieb allerdings geschlossen wird, kann ich nicht beurteilen.

    die einhellige meinung der gegner von “schuma frucht” war hier aber schon sehr deutlich: die gf hat alles falsch gemacht und die firma ist scheisse. da auch kunden das mitbekommen haben dürften ist die firma erledigt (ähnlich wie beim müller brot derzeit, der ist auch erledigt). die mediale macht und die kommentare haben also schon ihren beitrag dazu geleistet.

    ausschlaggebend waren allerdings die betrieblichen vorgänge. dies wurde uns von der redaktion hier so beschrieben, recherchiert aufgedeckt. wenn das alles der wahrheit entsprochen hat, ist die schliessung die logische konsequenz.

    ich war bei keiner gerichtsverhandlung und muss deshalb die darstellung und meinung der redaktion so glauben.

    ich glaube allerdings auch, dass die firma unter anderem namen und unter anderer gf wieder in erscheinung treten wird. ich weiss nicht ob mir die mitarbeiter leid tun sollen oder ob es evtl besser für diese ist. es kommt darauf an wie der nächste arbeitgeber den lebenslauf “schuma frucht” bewertet. ob es sich positiv oder negativ auswirken wird, wird sich zeigen.

    das eine berichterstattung das bild einer firma beeinflusst ist in der heutigen medialen zeit schon richtig. daher: sepp hat nicht unrecht mit seiner meinung. er schreibt ja nicht, dass er es gut oder schlecht findet. er schreibt nur, dass die anwälte, betriebsräte und die medien (in diesem fall regensburg-digital) ihren teil dazu beigetragen haben.

  • Thomas R.

    |

    Naja, der Art und Weise seines Schreibstils ist meiner Meinung nach in dem Fall durchaus eine Wertung zu entnehmen. Über die Macht der Medien mag man ja auch trefflich streiten, aber einem Betriebsrat die Schuld an einer Firmenschließung zu geben ist ungefähr so, wie wenn man sich gegen das Strafgesetzbuch ausspricht, weil es Verbrechen unter Strafe stellt. Ich kenne jedenfalls zahlreiche Firmen, die auch einen Betriebsrat haben, der “für Ordnung sorgt” – diese Firmen mussten dennoch nicht den Betrieb schließen, denn das sollte Standard sein. Wer ohne Ausbeutung und Mobbing nicht wettbewerbsfähig ist hat das auch nicht verdient, ganz einfach.

  • frage

    |

    @thomas

    das ist schon richtig. zu bedenken gebe ich allerdings, wenn man rückschlüsse aufgrund von aussagen trifft. man kann es auch anders sehen. das möchte ich einfach zu bedenken geben. das bemängle ich nämlich auch an blogs, facebook, twitter oder den gängigen printmedien. es werden rückschlüsse gezogen aufgrund von ein paar informationen die man auch anders auslegen könnte. man verkauft das aber immer als die einzige wahrheit. meist interessiert nicht ob es zutrifft, sondern es interessiert nur die quote, klicks, kommentare, traffic etc. . erfolg der eigenen sache steht oft über der wahrheit. darunter leiden auch die seriösen und man weiss oft nicht mehr was man glauben kann.

    mehr qualitative recherche und die bewertung den lesern überlassen. das ist für mich journalismus.

  • steffi

    |

    Ich versteh die Diskussion gar nicht; das Unternehmen schließt doch nach eigenen Angaben wegen zu hoher Investitionskosten. Das ist doch legitim. Wieso sollen jetzt die Presse und der Betriebsrat daran schuld sein? Und wieso wird sofort unterstellt, das Unternehmen schließt, um den Betriebsrat loszuwerden? Das sind doch wüste Spekulationen in beide Richtungen.

  • frage

    |

    @steffi – das wiederum kommt daher, weil der artikel den platz für diese spekulationen lässt. das meinte ich ja damit.

  • Thomas R.

    |

    @frage
    Da hast du natürlich Recht.

  • Bernhard

    |

    Unabhängig davon, wie man nun die Bewertung innerhalb der Berichterstattung sehen mag: Die Urteile der Gerichte sind recht eindeutig. Von Arbeitnehmerrechten hat man bei Schuma anscheinend nie etwas gehört. Und was mich vor allem stutzig macht: Warum äußert sich eine Geschäftsführung – trotz mehrfacher Nachfrage – nicht, wenn vielleicht alles ganz anders sein soll? Da ist man dann selber schuld, wenn eben mehr die Kritiker zu Wort kommen. Für mich ist dieser Betrieb kein Verlust. Es gibt andere Lieferanten, die ihre Beschäftigten besser behandeln.

  • Roald Amundson

    |

    Ein Käfig voller Narren…

  • Sonne

    |

    Was bis jetzt ans Licht gekommen ist nur ein ganz ganz kleiner teil(die spitze des eisbergs)! Kenne einige von den Leuten die dort arbeiten und gearbeitet haben,schweinerrei was mit den Arbeitern dort passiert!!!!!
    bin schon auf die Verhandlung am 16.02.12 gespannt.

  • bert

    |

    Die Schlagzeilen in der MZ sagen was ganz anderes als hier

  • Bernhard

    |

    @bert

    Was erwarten Sie von einer IHK-Zeitung?
    Das ist fast eins-zu-eins derselbe Bericht wie im Regensburger Wochenblatt, also ein unkritischer Abdruck der Pressemitteilung.

  • MHH

    |

    @steffi
    ..weil z.B. die angeblich erforderlichen Investitionen erst in ca. einem Jahr notwendig wären…, weil bei Schließung auch ein freiwilliger Sozialplan (also Abfindung über die zwingende Lohnfortzahlung bis zum Ende der gesetzlichen Kündigungsfristen hinaus) möglich wäre und offenbar alles versucht wird, um zu beweisen, dass jetzt weniger als 21 Beschäftigte da waren, damit ein erzwingbarer Sozialplan verhindert werden kann…dass aus jetziger Sicht evtl. sogar die Abwicklung der Arbeit mit möglichst viel Überstunden und wenig Beschäftigten den geplanten Zweck hatte, die bei Betriebsschließung sonst nicht zu verhindernden Sozialplankosten zu umgehen…was ohne Betriebsrat auch bei mehr als 20 Beschäftigten ohne Probleme möglich gewesen wäre, denn ohne Betriebsrat gibt es nach Gesetz auch keinen Sozialplan…
    @bert
    ..weil die MZ offenbar keinerlei journalistische Recherche für erforderlich hält (also Befragung der betroffenen Parteien, von ver.di usw) sondern nur den Inhalt einer Presseerklärung des Inhabers, der natürlich Interessensbezogen ist, wurde verarbeitet. Der MZ-Artikel macht deutlich: “objektive” Berichterstattung sieht anders aus, die Folgen für die Arbeitnehmer scheinen der MZ egal zu sein.

  • peter sturm

    |

    schinderin vor dem regenburger arbeitsgericht:

    Lohnnachzahlungen
    Montag 13.02.2012 um 13.30Uhr

    Lohnnachzahlungen
    Dienstag 14.02.2012 um 10.30 Uhr

    Sozialplan
    Donnerstag 16.02.2012 um 16 Uhr

    Abmahnungen
    Freitag 17.02.2012 um 10.15 Uhr

  • Etappensieg für Schuma-Beschäftigte | Regensburg Digital

    |

    […] Mobbing und Arbeitszeitverstößen mittlerweile gerichtsbekannte Früchtegroßhändler Ende Februar völlig überraschend seinen Betrieb. Die Angestellten haben vor zwei Wochen ihre Kündigung erhalten. Ein Sozialplan verweigert das […]

  • Schuma Frucht: Beschäftigte gehen leer aus | Regensburg Digital

    |

    […] Schuma-Chefin Margit Schuster-Lang die Schließung des Betriebs angekündigt. Damals war noch von „verschiedenen innerbetrieblichen Faktoren“, zu teuren Umzugs- und Umbaumaßnahmen, die Rede. Kein Wort von finanziellen Problemen, geschweige […]

  • Sem Jon

    |

    Ich wollte bei Google mal nachsehen was aus meinem alten Arbeitgeber geworden ist, und bin auf diesen Artikel gestoßen. Und siehe da, es ist genau das eingetreten was ich damals schon vorausgesagt hab.
    Hab zum Glück noch rechtzeitig den Ausstieg geschafft. Mein Anwalt für Arbeitsrecht hatte sich schon die Hände gerieben: “Was, Sie kommen von Schuma-Frucht? Dann kommen Sie rein, das haben wir schon gewonnen.”
    Die Vorwürfe kommen tatsächlich nicht von irgendwoher. Und ich war auch überrascht, dass sich tatsächlich noch ein Betriebsrat etablieren konnte, ohne dass jeder der das Wort Betriebsrat auch nur in den Mund nahm gleich gefeuert wurde.
    Schade dass ich den Beitrag erst so spät gelesen hab, hätte mich auch gern an der Diskussion beteiligt.

Kommentare sind deaktiviert

drin