In einer preisgekrönten Dissertation vergleicht der Historiker Michael Hellstern die Entstehungsgeschichten von Mittelbayerischer Zeitung und Passauer Neue Presse. Deren Gründer könnten unterschiedlicher kaum sein: Karl Friedrich Esser war SPD-Politiker und saß im KZ, Hans Kapfinger war ein NS-Profiteuer, der sich später als Regimegegner ausgab und unter dem sich die PNP zur „Kaderschmiede für rechtskonservative oder sogar rechtsextreme Journalisten“ entwickelte.
Die Dissertation vergleicht die Entstehung und Anfangszeit von MZ und PNP.
Als die Alliierten nach der Zerschlagung des Naziregimes vor 80 Jahren nach Lizenzträgern für größere Regionalzeitungen suchten, wählten sie für Ostbayern zwei Personen, die unterschiedlicher kaum sein konnten. Der politisch Verfolgte SPD-Politiker Karl Friedrich Esser erhielt im Oktober 1945 die Lizenz mit der Nummer 3 für die Mittelbayerische Zeitung. Die Nummer 16 für die Passauer Neue Presse wurde Dr. Hans Kapfinger (geb. 1902) erteilt, einem Journalisten, der während des NS-Regimes gut verdiente, hetzte und sich später als Regimegegner ausgab.
In seiner Dissertation, die nun bei Pustet erschienen ist, untersucht und vergleicht der Historiker Michael Hellstern die Entstehungsgeschichte von MZ und PNP. Unter dem Titel Meinungsmacher mit dunkler Vergangenheit analysiert er unter anderem, aus welchem politischen Umfeld die beiden Lizenzträger stammen und welchen Lebenslauf die neuen Redakteure hatten.