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PNP-Herausgeber mit brauner Vergangenheit: die Legenden von Hans Kapfinger – wissenschaftlich demontiert

In einer preisgekrönten Dissertation vergleicht der Historiker Michael Hellstern die Entstehungsgeschichten von Mittelbayerischer Zeitung und Passauer Neue Presse. Deren Gründer könnten unterschiedlicher kaum sein: Karl Friedrich Esser war SPD-Politiker und saß im KZ, Hans Kapfinger war ein NS-Profiteuer, der sich später als Regimegegner ausgab und unter dem sich die PNP zur „Kaderschmiede für rechtskonservative oder sogar rechtsextreme Journalisten“ entwickelte.

Die Dissertation vergleicht die Entstehung und Anfangszeit von MZ und PNP.

Als die Alliierten nach der Zerschlagung des Naziregimes vor 80 Jahren nach Lizenzträgern für größere Regionalzeitungen suchten, wählten sie für Ostbayern zwei Personen, die unterschiedlicher kaum sein konnten. Der politisch Verfolgte SPD-Politiker Karl Friedrich Esser erhielt im Oktober 1945 die Lizenz mit der Nummer 3 für die Mittelbayerische Zeitung. Die Nummer 16 für die Passauer Neue Presse wurde Dr. Hans Kapfinger (geb. 1902) erteilt, einem Journalisten, der während des NS-Regimes gut verdiente, hetzte und sich später als Regimegegner ausgab.

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In seiner Dissertation, die nun bei Pustet erschienen ist, untersucht und vergleicht der Historiker Michael Hellstern die Entstehungsgeschichte von MZ und PNP. Unter dem Titel Meinungsmacher mit dunkler Vergangenheit analysiert er unter anderem, aus welchem politischen Umfeld die beiden Lizenzträger stammen und welchen Lebenslauf die neuen Redakteure hatten.

Das Problem nach 1945: zu wenige „hervorragende, begabte und demokratische Deutsche“

Die Suche nach solchen Redakteuren gestaltete sich schwierig. Das zeigt ein von Hellstern untersuchter interner Bericht der amerikanischen Militärregierung vom Herbst 1945. Dieser stellte fest, dass es zu wenige „hervorragende, begabte und demokratische Deutsche“ für die Lizenzträger-Stellen gab.

Die Hoffnung, „dass aus den Kriegsgefangenenlagern und von Seiten der Flüchtlinge bessere Redakteure dazustoßen würden“, erfüllte sich nicht. Man versuchte deshalb sogar, „ins Ausland emigrierte Journalisten aufzuspüren und diesen eine Rückkehr nach Deutschland zu ermöglichen.“ Doch auch das gelang nicht.

Ab Ende des Jahres 1945 wurden die strengen Kriterien der amerikanischen Presseoffiziere langsam aufgeweicht und immer mehr belastete Journalisten kehrten in die Schreibstuben der neuen Redaktionen zurück.

Die PNP unter Kapfinger: bedenkliche Artikel im NS-Jargon

Hellstern wertet in seiner Arbeit (mit dem Untertitel: Die Heimatpresse in Bayern von 1945 bis 1962 am Beispiel der Passauer Neuen Presse und der Mittelbayerischen Zeitung) erstmals auch den Nachlass des für Bayern zuständigen US-Presseoffiziers Ernst Langendorf aus. Der SPD-nahe Journalist Langendorf war 1933 nach seiner in einer Zeitung veröffentlichten scharfen Kritik an Hitler in die USA emigriert und „kam als Angehöriger der US-Army 1945 zurück nach Deutschland“.

Danach „war er von 1945 bis 1948 OMGUS-Presseoffizier in München“ und damit beauftragt „Lizenzen an neugegründete Zeitungen zu vergeben“. Sein Nachlass liegt im Archiv des Instituts für Zeitgeschichte in München.

Laut Hellstern liefert dieser Nachlass insbesondere wichtige Archivalien und Erkenntnisse zur Vergangenheit von PNP-Gründer Hans Kapfinger. Hellstern fand unter anderem Unterlagen, wonach „die US-Amerikaner wiederholt Ermittlungen gegen Kapfinger aufnahmen“, als immer mehr Zweifel an seiner Vita aufkamen und er in der PNP mehrfach bedenkliche Artikel im NS-Jargon veröffentlichte.

Kapfinger begrüßte die Verhaftung von Sozialdemokraten und Kommunisten

Kapfinger begann seine journalistische Karriere 1927 im BVP-nahen Straubinger Tagblatt und stieg dort zum Chefredakteur auf. Wie andere BVP-Blätter schrieb auch Kapfinger bis zur Machtübernahme gegen die aufstrebende Nazipartei an. Eigenen Angaben zufolge habe er damals geschrieben: „Man sollte Adolf Hitler und die Mitglieder des neuen Reichskabinetts auf ihren Geisteszustand untersuchen lassen, bevor man sie vereidigt.“ Daraufhin sei er verhaftet und mit Berufsverbot belegt worden.

Hellstern bezweifelt diese Darstellung – insbesondere, weil die Verhaftung Kapfingers vom 4. Mai 1933 „fast drei Monate nach der Veröffentlichung dieser Artikel erfolgte und daher in keinem unmittelbaren Zusammenhang zu diesen stand.“ Die Angaben zur Haftdauer seien zudem widersprüchlich und nicht belegbar.

Nach der Machtübernahme der Nazis schwenkten Kapfinger und das Straubinger Tagblatt (wie andere BVP-Blätter auch) auf die Linie des NS-Regimes ein. Kapfinger begrüßte Anfang März 1933 beispielsweise die Verhaftung von Sozialdemokraten und Kommunisten und ihre Verschleppung ins Konzentrationslager Dachau.

Von NS-Größen protegierter Schriftleiter einer NS-Werbeschrift

Entgegen den von Kapfinger selbst gestrickten und von vielen Medien bis heute am Leben gehaltenen Legenden hatte er „fast die gesamte Zeit des ‚Dritten Reiches‘ über stets eine Festanstellung im Pressewesen und wurde vermutlich von NS-Größen protegiert“, so Hellstern. Nachdem er Straubing verließ, arbeitete Kapfinger daraufhin bei verschiedenen bayerischen Verlagen, wurde 1937 Pressechef der Leipziger Messe und dann 1938 (ausgestattet mit Schriftleiterausweis der Reichspressekammer) stellvertretender Hauptschriftleiter der Deutschen Werbung, „des Amtsblatts des Werberates der deutschen Wirtschaft, das Reichspropagandaminister Goebbels direkt unterstellt war.“ Jahresverdienst: zuletzt über 11.200 Reichsmark.

Kapfinger habe „die Verfolgung von Andersdenkenden und NS-Gegnern“ befürwortet. Er habe „Propagandaartikel über ‚Arisierungen‘ in besetzten Gebieten in ganz Europa“ geschrieben, selbst „ein ‚arisiertes‘ Grundstück“ erworben und als Schriftleiter einer NS-Werbezeitschrift gut verdient.

Nach dem Krieg gab Kapfinger sich als ein „Verfolgter des NS-Regimes“ aus (Spruchkammerurteil 1946: vom Gesetz nicht betroffen). Er behauptete unter anderem seine Beteiligung an einer antinazistischen Widerstandsgruppe („Aktion Riemenschneider“) und eine massive Benachteiligung im NS-Regime. Belege für diese Legenden Kapfingers fand Hellstern nicht.

PNP betrieb von der Stasi gesteuerte Hetzkampagne gegen Willy Brandt

Seine Untersuchungen ergaben stattdessen, dass Kapfinger sich nach dem Ende des NS-Regimes 1945 in Berlin als KPD-Mitglied tarnte. Ab Frühjahr 1946 verschrieb sich der Lizenzträger der PNP dann der relativ starken Bayernpartei. Sein „Schüren von Ressentiments gegen Flüchtlinge und Fremde“ (insbesondere gegen Displaced Persons, also Überlebende des NS-Regimes) und die Veröffentlichung antisemitisch unterfütterter Berichte führten zu mehreren Rügen und scharfer Beobachtung seitens der US-Presseoffiziere.

Nachdem Kapfingers ehemaliger Studienfreund, Georg Huber jun. (Verleger des Straubinger Tagblatts ab 1935) auf einer Spruchkammerverhandlung 1948 von Kapfingers Erwerb des „arisierten“ Grundstück in Berlin berichtete, geriet er auch ins Visier des Staatskommissariats für Politisch Verfolgte (unter Philipp Auerbach), das im Sommer 1948 intervenierte und ihn als „belastet“ einstufte. Anlässlich der späteren Verhaftung des Staatskommisars Philipp Auerbach schrieb Kapfinger 1951 in einem zwei Seiten langen Leitartikel mit dem Titel „Die wahren Schuldigen“ :

„„Sagen wir es ganz offen: Die jüdischen DPs sind die Hätschelkinder der
US-Amerikaner gewesen. Es war ein Verhängnis und ein Fehler, dass der
deutschen Polizei es nicht gestattet wurde, Ausländerlager zu betreten und
diese großen, umfassenden Schwindeleien beim Amt Auerbach wären
nicht vorgekommen, wenn die ausländischen DPs von der deutschen Polizei
hätten vernommen werden dürfen. […] Mittlerweile haben auch die
US-Amerikaner es eingesehen, dass es ein verhängnisvoller Fehler war,
jüdische Emigranten [H.i.O] in US-amerikanischer Uniform auf die Deutschen
loszulassen.” (PNP vom 17. März 1951)

Nach dem Niedergang der Bayernpartei wechselte Kapfinger zur obsiegenden CSU. Die PNP positionierte sich in der Folge als „Sprachrohr des politischen Katholizismus“. Später wurde die PNP Teil des Wahlkampfteams von Kapfingers Freund Franz Josef Strauß und betrieb maßgeblich eine von der Stasi gesteuerte Hetzkampagne gegen den SPD-Kandidaten Willy Brandt.

Unzählige Prozesse und mehrfache Verurteilungen

Unzählige Unterlassungsklage gegen Kapfinger und von ihm eingereichte Klagen beschäftigten Gerichte innerhalb und außerhalb Passaus viele Jahre lang. Einige Verurteilungen folgten, darunter wegen Kuppelei. Ein Strafprozess wegen mehrfachen Meineides in der FIAG-Affäre wurde 1971 wegen attestierter Verhandlungsunfähigkeit Kapfingers eingestellt.

Ab den 1950er Jahren habe sich, so Hellsterns These, „die PNP zur ‚Kaderschmiede‘ für rechtskonservative oder sogar rechtsextreme Journalisten“ entwickelt. Ehemalige NS-Journalisten hätten „Teile ihres verinnerlichten Gedankenguts des ‚Dritten Reiches‘ an den journalistischen Nachwuchs“ weitergegeben.

Als Beispiele nennt Hellstern dafür Gerhard Frey („Deutschen Soldaten-Zeitung“, DVU), Enno von Loewenstern und Erwin Janik, „der bereits in jungen Jahren zur PNP stieß und von 1961 bis 1987 Chefredakteur blieb“.

Entlastungslegenden werden immer noch verbreitet

Im BR-Band “Tradition verpflichtet” (Pustet Verlag, 1999) wurde Hans Kapfinger von Astrid Freudenstein gelobhudelt.

Kapfingers Entlastungslegenden werden aktuell immer noch verbreitet. So etwa, wenig überraschend, auf der Homepage der Mediengruppe Bayern, dem Nachfolgekonzern der PNP. Aber auch im Eintrag des Historischen Lexikon Bayerns zur PNP, der von Markus Wennerhold stammt, dem Leiter der Bayerischen Staatsbibliothek Passau.

Der Bayerische Rundfunk hat sich dem legendären Werk Hans Kapfingers und seiner Familie sogar in Ton und Druck, ja fast unterwürfig angenommen. Als Teil einer Reihe von Radiosendungen im Jahre 1999 und unter dem programmatischen Titel: Tradition verpflichtet – Große Familien in Bayern hat der BR den NS-Profiteur Kapfinger zu einem aufrechten Gegner des NS-Regimes erklärt und dabei die ganze Unternehmerfamilie gewürdigt.

Die damalige BR-Autorin Astrid Freudenstein, eine ehemalige PNP-Volontärin und Stipendiatin der Kapfinger Stiftung, übernahm dafür kurzerhand Kapfingers Erzählungen. Irgendwelche eigene Recherchen stellte sie offenbar nicht an. Die Texte der Radiosendungen wurden im gleichen Jahr in einer Buchausgabe unter demselben Titel veröffentlicht.

Wie kam es zu der schmeichelhaften Würdigung der Kapfingers durch den Bayerischen Rundfunks?

Keine Erinnerung an schmeichelhafte Kapfinger-Würdigung

Auf Nachfrage erklärt Freudenstein, die 2026 als CSU-Kandidatin in der Regensburger Oberbürgermeisterwahl antritt, gegenüber regensburg-digital.de: „Ich kann mich lediglich daran erinnern, dass ich damals auf Wunsch meines damaligen und inzwischen verstorbenen Chefs, Kurt Hogl, ein Stück über die Familie [Kapfinger] für den Hörfunk produziert habe“. An die Inhalte habe sie aber keine Erinnerung.

Da sie, Freudenstein, das Thema Kapfinger „weder privat noch beruflich jemals wieder betroffen“ habe, bittet sie „um Verständnis“, dass sie „nicht mehr dazu sagen“ könne. Den Beruf als Journalistin übe sie seit 15 Jahren nicht mehr aus, die Arbeit Hellsterns kenne sie nicht. Freudensteins Antwort steht exemplarisch für die unreflektierte Traditionspflege zugunsten eines selbsternannten NS-Gegners, der in Wahrheit vom NS-Regime vielfach profitierte – beruflich und persönlich.

Karl Esser saß als SPD-Politiker im KZ

Als Kapfinger Anfang März 1933 im Straubinger Tagblatt die Verschleppung von Sozialdemokraten ins Dachauer Konzentrationslager begrüßte, befand sich auch der Regensburger SPD-Stadtrat Karl Friedrich Esser unter den Gefangenen. Er sollte nach dem Krieg Lizenznehmer für die MZ werden.

Geboren wurde Esser am 25. Februar 1880 im pfälzischen Landau. Als bayerischer Finanzbeamter kam er nach Regensburg, wo er von 1910 bis 1934 als Administrator der Dörnbergschen Waisenfonds-Stiftung wirkte und für die SPD diverse Funktionen und Ämter übernahm.

„Obwohl er kein ausgebildeter Journalist war“, habe Esser parallel journalistische Erfahrungen gesammelt und über 500 Artikel für die sozialdemokratischen Zeitungen „Volkswacht für Oberpfalz und Niederbayern“ und die „Neue Donaupost“ geschrieben, so Hellstern. Wegen anhaltenden Verfolgung durch Regensburger Nazis, zog Esser mit seiner Familie im Jahre 1934 nach München, wo er bis 1944 als Steuerfachmann arbeitete.

Erneute Verhaftung 1944

Wohl aus Selbstschutz und um „seine Familie vor den Nachstellungen der Gestapo zu schützen“, so Hellsterns Interpretation, trat er aus der SPD aus und in diverse NS-Organisationen ein. Die OMGUS-Akten im Bayerischen Hauptstaatsarchiv belegen, dass Esser „zwischen 1936 und 1939 der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und darüber hinaus der NS-Volkswohlfahrt (NSV) und dem NS-Rechtswahrerbund(NSRB), der Berufsorganisation der Juristen in NS-Deutschland, beigetreten war.“ Zwischen 1937 und 1939 „war Esser zudem Blockwart und Zugführer des Reichsluftschutzbundes.“

Eine weitere Verhaftung im Zuge des gescheiterten Anschlags vom 20. Juli 1944, so wie dortige Misshandlungen und die insgesamt „über neunmonatige KZ-Haft“ konnte Esser dadurch aber nicht verhindern.

Nicht zuletzt wegen seiner Verfolgungsgeschichte wählten amerikanische Presseoffiziere im August 1945 aus insgesamt 93 Bewerbern Karl Friedrich Esser aus. Da die entstehende Zeitung anfangs „die kompletten Regierungsbezirke Oberpfalz und Niederbayern abdecken“ sollte, bekam sie die tatsächlich zu groß geratene Bezeichnung „Mittelbayerische Zeitung“.

In der stark katholisch geprägten Regensburger Gesellschaft gab es aber starke Vorbehalte gegen den SPD-Mann und Freimaurer Esser. Aus dieser schwierigen Situation heraus, dürften sich auch Essers Persilscheine für die Entnazifizierung des NS-Bürgermeisters Hans Herrmann und des NS-Kunst- und Kulturfunktionärs Walter Boll erklären. Der Zeitungsmacher Esser war in der klerikalen geprägten Domstadt auf Verbündete in der Stadtverwaltung angewiesen und wollte Herrmann und Boll dort wieder in Amt und Würden sehen.

NS-Belastete in der MZ-Gründungsredaktion

Für die seit Oktober 1945 erscheinende Mittelbayerische Zeitung holte der Lizenzinhaber Karl Esser einen Freund als Schriftleiter in die erste Redaktion: Josef Hämmerle. Hämmerle (geboren 1897 in Tübingen) war bis 1931 politischer Redakteur der Zentrumspartei und wechselte 1932 in die Redaktion des Regensburger Sonntagsblatt, das im Jahr 1938 in „Bistumsblatt“ unbenannt wurde.

Darin unterstützte er in Abstimmung und im Wechsel mit Bischof Michael Buchberger die Kriege und Hetze des NS-Regime – freilich im Ansinnen, die Belange der Katholischen Kirche zu verteidigen und im Glauben, dadurch ihre Eigenständigkeit zu sichern zu können. Laut Hellstern verschwieg Esser die NS-Belastung Hämmerles aber gegenüber der amerikanischen Militärbehörde.

Essers Gegenspieler und Mitglied der MZ-Gründungsredaktion Karl Debus (NSDAP-Mitglied von 1920 bis 1922, danach BVP und CSU) steckte der Militärregierung 1946 Hämmerles fortgesetzte Redakteurstätigkeit im ‚Dritten Reich‘ und seine Unterstützung des NS-Regimes im Bistumsblatt. Daraufhin wurde Hämmerle 1946 durch „das Office of Military Government for Bavaria (OMGBY) wegen pronationalistischer Berichterstattung angeklagt“ und in der Folge auf Anweisung der Militärregierung von der MZ-Redaktion ausgeschlossen.

Ungebrochene Verbindung zum hetzenden Bischof

Als Autor durfte Hämmerle laut Hellstern aber dennoch weiter für die Mittelbayerische Zeitung schreiben, „und nach neun Monaten auch wieder als Schriftleiter tätig werden.“ Alle Seiten hielten sich in der Causa Hämmerle bedeckt, in der MZ war darüber nichts zu lesen.

Im Jahre 1958 stieg Hämmerle zum stellvertretenden Chefredakteur der MZ auf. Seine ideologische und religiöse Verbindung zu Bischof Buchberger blieb laut Hellstern ungebrochen bestehen.

In einem Hämmerle-Artikel anlässlich einer Romreise im Jahr 1948 durfte Buchberger „das Narrativ der ‚sauberen Wehrmacht‘ verbreiten“. So behauptete der Regensburger Bischof, dass die römische Bevölkerung Deutschland angeblich dankbar sei, weil die Wehrmacht Rom nicht zerstört habe:

„Die Römer […] haben der deutschen Wehrmacht wegen ihrer Disziplin, Ordnung und Anständigkeit ein gutes Andenken bewahrt.“

Zudem, so Hellstern, „hetzte Buchberger im Text wie schon während der NS-Zeit gegen den Bolschewismus – nur eben diesmal in einer Lizenzzeitung.“ Die Causa Hämmerle kann als beispielhaft für den dubiosen Umgang mit NS-belasteten Journalisten gelten.

Bekanntes unterfüttert, Neues und Skandalöses aufgedeckt

Die mittlerweile mit dem Nachwuchsförderpreis des Vereins für Ostbairische Heimatforschung ausgezeichnete Dissertation von Michael Hellstern zeichnet die Geschichten der Gründungen und die Entwicklungen der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neue Presse detailliert und gekonnt nach.

Sie belegt viele bislang nur teils, oder von SPIEGEL-Berichten bekannte Details mit neuen Quellen, bringt eine Vielzahl von überraschenden Erkenntnissen, arbeitet bizarre Zusammenhängen heraus und bringt Skandalöses mit Belegen ans Tageslicht – etwa die Absetzung eines Lizenzinhabers (Karl Debus) wegen sexueller Übergriffe am Arbeitsplatz.

Hellsterns Arbeit bereichert die jeweiligen Lokalgeschichten und Forschungsstände immens. Sehr hilfreich für einen leichteren Überblick beim Lesen wäre ein kleiner biographischer Anhang mit den wichtigsten Akteuren der sich oft turbulent verändernden Heimatpresse gewesen.

Auszeichnung am 14. Mai in Passau

Dass die Passauer Neue Presse die Mittelbayerische Zeitung im Herbst 2021 aufgekauft hat (oder: Letztere an die PNP verscherbelt wurde), passt gut ins Bild von existenziellen Kämpfen am Zeitungsmarkt. Und bestens zur fast schon legendären Expansionspolitik des PNP-Gründers Kapfinger, der stets eine monopolartige Vorherrschaft anstrebte.

Michael Hellstern brauchte sich damit nicht mehr auseinandersetzen, denn bereits im Juni 2021 hatte er seine Dissertation zu den Meinungsmachern mit dunkler Vergangenheit an der LMU in München eingereicht (bei PD Dr. Thomas Schlemmer und Prof. Andreas Wirsching, Institut für Zeitgeschichte, gefördert mit Promotionsstipendium der Hans-Böckler-Stiftung). Anlässlich der Verleihung des Nachwuchsförderpreises des Vereins für Ostbairische Heimatforschung stellt Hellstern seine Arbeit am 14. Mai an der Passauer Universität vor.

Michael Hellstern: Meinungsmacher mit dunkler Vergangenheit. Die Heimatpresse in Bayern von 1945 bis 1962 am Beispiel der Passauer Neuen Presse und der Mittelbayerischen Zeitung. Pustet Verlag. 49 Euro.

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Kommentare (24)

  • Manfred

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    Sollen wir jetzt die MZ nicht mehr lesen?

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  • tom lehner

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    @ r-d

    Danke für den Artikel. Das war sehr interessant und hat eine Wissenslücke eröffnet die gefüllt werden will..

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  • Günther Herzig

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    Zeitgeschichte
    Es war einmal:
    Ich weiß nicht, wer sich noch an Werner Friedmann und Sigi Sommer erinnert. Sigi Sommer hatte eine wöchentliche Kolumne („Blasius der Spaziergänger“) in der Süddeutschen Zeitung. Er war eng befreundet mit Werner Friedmann, Lizenzmitinhaber und Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung. Das war noch in den 50er / 60er Jahren, als man, auch ich, erst mit 21 Jahren volljährig wurde. Friedmann hatte eine Beziehung zu einer Auszubildenden. Sigi Sommer hatte eine Wohnung, in der sich Friedmann mit der Dame getroffen haben soll. Wie das so ist, kann eine Geschichte dieser Art nicht geheim bleiben. Irgendjemand hat Friedmann denunziert, vielleicht beim politischen Gegner. Am 10.05.1960 exakt heute vor 65 Jahren, wurde Werner Friedmann wegen des Verdachts der Unzucht mit Abhängigen verhaftet.
    Ab jetzt im Konjunktiv: Politische Kreise in München sollen von von der Affäre erfahren haben. Damals nahm Franz Josef Strauß im Fernsehen öfter an arrangierten politischen Streitgesprächen mit Werner Friedmann teil, nach meiner Auffassung, nicht immer besonders glücklich.
    Die Geschichte sei an die Passauer Neue Presse, Johann Kapfinger, durchgestochen worden. So sei organisiert worden den „Skandal“ öffentlich zu machen, aber eben nicht von München aus.
    Gegen Werner Friedmann, erklärter politischer Gegner des Franz Josef Strauß und des Johann Kapfinger, wurde wegen Unzucht mit Abhängigen ermittelt. Es kam zur Anklage und Verurteilung. Friedmann war in seinem Ruf so beschädigt, dass er sich aus dem Verlag vollständig zurückzog. Zunächst noch tätig in der Abendzeitung übernahm später Anneliese Friedmann, seine Ehefrau, die Zeitung als Familienbetrieb. Die Abendzeitung wurde vor ein paar Jahren angeblich von Dr. Balle, Straubinger Tagblatt gekauft.
    Wolf Schneider in seiner Autobiografie über Werner Friedmann: „Nur Henri Nannen war ein noch eindrucksvollerer Journalist.“

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  • growth mindset

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    @Günther Herzig 10. Mai 2025 um 13:18
    Ja, ja – es war einmal.
    Selbst noch im Jahr 1981 wurde in Regensburg, das Tragen eines „Meinungsstickers“ (Stoppt Strauß) mit einem Schulverweis sanktioniert.
    Verglichen mit den „rechtsextremistischen“ grenzwertigen, öffentlichen „Auftritten“ Jugendlicher in der jüngeren Vergangenheit, war dieses harmlose „Vergehen“ einer Schülerin eher Peanuts. Heute wird dagegen nur mit Samthandschuhen angefasst, oder gar nicht reagiert.
    So viel zur Historie. So ändern sich die Zeiten.
    https://www.spiegel.de/politik/irrer-hammer-a-2a0f33a7-0002-0001-0000-000014335721

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  • Lesende

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    @ Herzig
    In Hellsterns Werk wird auch behandelt, wie Kapfinger seinen politischen und verlegerischen Feind Friedmann mit Ansage „innerhalb eines Monats publizistisch auszuschalten“ werde. Friedmann griff Kapfinger zuvor an.

    Aus der Seite 332 darf ich vllt. zitieren :

    … dass Kapfinger „die Methode politische Auseinandersetzungen in der Sexualsphäre zu führen, zwar nicht gerade erfunden, aber in der Bundesrepublik doch erst richtig heimisch gemacht“ habe.
    Doch auch die sittlich-moralische Einstellung von Kapfinger passte nicht zu seinem Selbstbild des streng katholischen und stets um die Kirche besorgten Niederbayern.
    Eine erste öffentliche Attacke auf ihn lieferte Werner Friedmann, SZ Chefredakteur und Herausgeber, im Frühjahr 1957. Er beschuldigte den verheirateten Kapfinger, dass dieser sich häufig in München mit einer jungen Dame treffen würde. Kapfinger hatte seine erste Frau Maria Schuberth 1928 geheiratet. Aus der Ehe entstand der Sohn Heinz. In den 1950er-Jahren verließ er sie und lebte häufig in München bei seiner Geliebten Maria-Theresia Schlicker, mit der er ebenfalls ein Kind hatte.

    Seine Frau wohnte fortan im ehemaligen gemeinsamen Haus in Passau, während Kapfinger oberhalb der Zeitungsredaktion eine kleine Wohnung bezog. Er erklärte Friedmann daraufhin, er wolle nun „auf dieser Ebene den Kampf aufnehmen. […] Ich bin überzeugt, dass mein Material über sie ebenso interessant ist, wie das Ihrige über mich.“

    Und eine Fußnote dazu :
    „Gegen Kapfinger hatte es schon zuvor Ermittlungen wegen Sexualdelikten gegeben. Über einen Prozess sind kurioserweise Hinweise in den Verlagsakten der MZ enthalten. So hatte es im September 1941 Ermittlungen des Generalstaatsanwalts gegen Kapfinger wegen „sittlicher Verfehlungen an Jugendlichen“ gegeben. In den damaligen Akten sollten Beweisstücke gegen Kapfinger vorliegen. Die aus unbekanntem Grund wieder aufgenommenen Ermittlungen wurden aber 1951 – zehn Jahre nach den ersten Vorwürfen – eingestellt, weil die ursprünglichen Akten nicht auffindbar waren.“

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  • Manfred Martin

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    Günther Herzig
    10. Mai 2025 um 13:18
    Ja, die Abendzeitung gehört zum IDOWA Verbund von Herrn Balle. Er hat diese Zeitung nur kaufen können, weil er zusicherte, auch eine Print- Ausgabe zu machen. Diese wird übrigens in Landhut gedruckt, wo zum Zeitpunkt der Übernahme, ein modernes Druckcenter eröffnet wurde.

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  • Günther Herzig

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    @growth mindset
    10. Mai 2025 um 20:47 | #
    Christine Schanderl hat gewonnen und so auch einen besonderen Beitrag zum Anerkenntnis demokratischer Rechte geleistet. Sie wurde durchgehend vertreten von der Rechtsanwältin Hannelore Klar, Laaber, der sie den Sieg verdankte. Ob andere Rechtsanwälte sie so konsequent und ohne Rücksicht auf denkbare persönliche Nachteile vertreten hätten, bezweifle ich.

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  • Andrea

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    @Günther Herzig: Christa Rosenhain trat ihre Ausbildung im Alter von 14 Jahren an und wurde während ihrer Lehrzeit mit Friedmann verkuppelt. Und diesen widerlichen alten Hebephilen wollen Sie ernsthaft als Opfer darstellen?

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  • Günther Herzig

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    @Andrea
    11. Mai 2025 um 18:37 | #
    Seien Sie bitte nicht albern. Ich kann nicht alles wissen und so weiß ich auch nicht, ob das, was sie ausführen zutrifft oder inwieweit es zutrifft.
    Von mir war auch nur beabsichtigt eine Facette der politischen Auseinandersetzung in den 60er Jahren anzusprechen. Wenn Friedmann Opfer war, war er es in einem politischen Sinne.
    Zu PNP oder den gleichen Inhabern gehört übrigens auch der Wochenblatt Verlag.

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  • growth mindset

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    Symbol für die Pressefreiheit in Bayern.
    Die drei Gesellschafter August Schwingenstein, Edmund Goldschagg und Franz Josef Schönigh hatten von der amerikanischen Militärregierung die erste Zeitungslizenz für die SZ in Bayern bekommen. Zusammen mit dem 1946 als vierter Lizenzträger dazu gekommenen späteren Chefredakteur Werner Friedmann gründeten sie 1947 den Süddeutschen Verlag als Dachgesellschaft.
    Zu Ihrer Herstellung wurden als Symbol für die Pressefreiheit die Druckplatten von Hitlers Buch „Mein Kampf“ eingeschmolzen. Trotz dieser Symbolwirkung war die spätere, transparente Aufzeichnung der NS-Vergangenheit der Zeitung wichtig und vorbildhaft.
    https://www.nsdoku.de/lexikon/artikel/sueddeutsche-zeitung-820

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  • Karin Maier

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    Ach so!
    Astrid Freudensein will an die Inhalte ihres Lobgesangs für den NS-Profiteur Kapfinger schlicht “keine Erinnerung” haben.

    Als es 2022 um den Lobgesang auf den SS-General und NS-OB Schottenheim ging, wollte sie sich schlicht nicht distanzieren. Damals will sie – so der RD-Bericht- die geschichtsklitternde Ausstellung zu Ehren des Nazis Schottenheim “nur am Rande eines Termins besucht” haben.
    https://www.regensburg-digital.de/der-ss-general-schottenheim-ein-mann-mit-humanen-ideen/02122022/

    Wenn ich eine Prognose wagen sollte: Mit Freudenstein als OB 2026 wird die städtische Gedenk- und Erinnerungspolitik gegenüber den Opfern des NS-Regime verdorren, wie ein zartes Pflänzchen in Sommermonaten ohne Regen.

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  • Wilfried Süß

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    @Manfred
    9. Mai 2025 um 19:44 | #
    „Sollen wir jetzt die MZ nicht mehr lesen?“
    Das frage ich mich tatsächlich. Schon als Kind las ich die MZ. Dann, während meiner Jahre in anderen Bundesländern, hatte ich die Frankfurter Rundschau, die Neue Westfälische oder die SZ (bis heute) abonniert. Natürlich las ich auch Die Woche, das Wochenblatt oder die Rundschau. Seit der Übernahme der MZ durch die Mediengruppe Bayern weht aus der Passauer Ecke der Geist des Hans Kapfinger in die Regensburger Haushalte. Die veränderte Ausrichtung der politischen Redaktion, aber auch des Lokal-Teams wurde radikal durchgezogen. Seitdem sind täglich schauderhaft einseitige Kommentare abgedruckt, die eindeutig eine politische Zielrichtung, quasi eine Art „Umerziehung“, verfolgen. Die Leitung der Redaktion wurde fast komplett ausgetauscht. Etliche der fähigsten Journalisten haben das Haus verlassen, mehrere haben ihre Haltung zur Sicherung ihres Arbeitsplatzes angepasst, aber die eine oder der andere fühlen sich anscheinend nun endlich wohler als zu Essers Zeiten. Mehr möchte ich zum Einfluss von Tageszeitungen auf ihre Leserschaft nicht äußern, weil das Thema des Beitrags die üble Vergangenheit der PNP ist.

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  • growth mindset

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    Die Passauerin Anna Rosmus referierte kürzlich in Bad Kötzting über den 80. Jahrestag des 2. Weltkriegs-Endes und besuchte alte Stätten in Bad Kötzting.
    Als junge Frau hat sie in Passau unermüdlich Recherche zur Aufarbeitung der NS-Geschichte ihrer Stadt betrieben. Das auf weit verbreitetes Unbehagen der Bevölkerung stieß. Sie wurde sogar als „Nestbeschmutzerin“ bezichtigt und angefeindet.
    Sie verlegte 1983 ihren Lebensmittelpunkt nach Amerika und setzte dort ihre Arbeit über die NS-Geschichte fort und schrieb sogar einige Bücher zu dem Thema.
    Diese Studien sind von unschätzbarem Wert zur Aufarbeitung der NS-Geschichte, bis auf die lokale Ebene.
    Ebenso wertvoll ist die Arbeit des Stadtarchivars von Bab Kötzting, Clemens Pongratz zu bewerten. Die Geschehnisse der Vergangenheit müssen akzeptiert und nicht verdrängt werden und als politische Lehre für die Gegenwart und für kommende Generationen dienen.
    https://www.mittelbayerische.de/lokales/landkreis-cham/fachfrau-besucht-historische-staetten-anna-rosmus-rueckte-die-letzten-tage-der-11-panzerdivision-in-bad-koetzting-ins-blickfeld-18622076

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  • growth mindset

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    @Wilfried Süß 13. Mai 2025 um 11:31
    „Seit der Übernahme der MZ durch die Mediengruppe Bayern weht aus der Passauer Ecke der Geist des Hans Kapfinger in die Regensburger Haushalte.“
    So drastisch würde ich es nicht formulieren, die Nachkriegsauswirkungen bei der PNP durch übernommenes Personal und dem „Geist“ der NS-Zeit sind endgültig überwunden. Eine Läuterung im Denken und Beseitigung des „konservativen Mief“ ist auch den damals jungen kritischen Leuten in Passau, vor Ort, Sigi Zimmerschied, Bruno Jonas, Anna Rosmus, usw., durch ihren frischen Wind, zu verdanken. Die sprichwörtliche „Dreifaltigkeit“ aus Kirche, CSU und Passauer Neue Presse, der Nachkriegszeit, wurde überwunden. Die Satire des Passauer Scharfrichterhaus waren legendär.
    Sigi Zimmerschied sagte: „Wenn ich die Bühne nicht hätte, wäre ich wahrscheinlich in der Psychiatrie.“
    Seit der Übernahme der MZ durch die PNP ist aber eine veränderte Ausrichtung der politischen Redaktion, aber auch des Lokal-Teams feststellbar ist. Die Personalfluktuation bei der MZ, spricht für sich.
    Zu dieser Erkenntnis kommt man aber nur, wenn man sich umfassend aus verschiedenen, zugänglichen journalistischen Quellen (Presse und TV), informiert.
    Einseitige, ideologische Hetz und Fake-News Blasen in den digitalen Medien, zur Meinungsbildung, führen in die Irre.

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  • Manfred Martin

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    Der Vorgang mit Herrn Kapfinger zeigt doch nur, wie oberflächlich ab dem Kriegsende mit den verbrecherischen Knechte von Adolf Hitler, den Geschwister Himmler und anderen, umgegangen ist, statt sie mit harten Strafen sehr lange aus dem Verkehr zu ziehen. Die NSDAP hatte zum Kriegsende ca. 8 1/2 Millionen Mitglieder, die die Schuld eigentlich alle getragen haben sollte!

    Das zeigt ja auch der Fall Ludwig Ruckdeschel, der bis zum Schluß fanatisches NSDAP Mitglied und SS Mann war und verantwortlich für 3 Morde in den letzten Kriegstagen in Landshut und Regensburg war.

    Text aus Wickipedia
    Verurteilung und Nachkriegsbetätigung
    Bearbeiten
    Ruckdeschel wurde im August 1947 in Untersuchungshaft genommen und am 2. November 1948 – aufgrund der Hinrichtung zweier Regensburger Bürger, darunter des Dompredigers Johann Maier, nach einem Standgerichtsverfahren am 23. April 1945 – vom Oberlandesgericht Nürnberg zu acht Jahren Haft verurteilt. Die Hingerichteten hatten sich an einer Kundgebung zur kampflosen Übergabe der Stadt beteiligt.[7][8] Nach der vorzeitigen Haftentlassung 1952 fand Ruckdeschel eine Beschäftigung als Gästeführer für prominente Gäste bei Volkswagen in Wolfsburg.[9]

    https://franz-seiff.de/

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  • Günther Herzig

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    @Manfred Martin
    14. Mai 2025 um 16:51 | #
    Wie hätten denn die Amerikaner unmittelbar nach Kriegsende geeignete, unbelastete Leute finden können, die als Lizenznehmer für die Herausgabe von Zeitungen in Frage gekommen wären?

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  • growth mindset

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    @Günther Herzig 14. Mai 2025 um 17:52
    „Wie hätten denn die Amerikaner unmittelbar nach Kriegsende geeignete, unbelastete Leute finden können, die als Lizenznehmer für die Herausgabe von Zeitungen in Frage gekommen wären?“
    Nirgends! Leider war die Personal-Situation nach dem Krieg, in den Verwaltungen, Gerichten, Schulen, Polizei und Firmenleitungen durch belastete Personen durchsetzt. Erst nach und nach verbesserte sich die Situation. (Spätestens mit der Pensionierung) 😊
    Regensburg hatte mit der Familie Esser noch Glück. Nach und nach hat sich die Zeitung von der belasteten Nachkriegssituation zu einem freien unbelasteten Medium, im Lauf der Zeit, journalistisch emanzipiert.
    https://www.regensburg-digital.de/pnp-schluckt-mz-der-deal-ist-durch/26102021

    Das Mittelbayerisches Druckzentrum GmbH, ist ein Unternehmen der Mediengruppe Bayern. Neben dem Rotationsdruck der (Print)Tageszeitung, bietet es eine breite Palette von Druckerzeugnissen für Kunden der Werbewirtschaft, Werbeagenturen, andere Zeitungsverlage, solvente Unternehmen der Immobilienwirtschaft, Konzert – und Event-Veranstalter.
    Durch den Verkauf des MZ-Verlags 2021 an die PNP kam es zwangsläufig zu einer Neuausrichtung und einer Konzentration der Medienlandschaft in großen Teilen Bayerns. (Großraum Passau Niederbayern, Großraum Regensburg Oberpfalz und Großraum Ingolstadt Oberbayern). Das bis dahin kostenlose Wochenblatt mit journalistischen Anteilen, wurde ausgedünnt und schließlich ganz „beerdigt“. Vielleicht resultiert daraus die veränderte, gefällige, wohlwollende, journalistische Berichterstattung der Ereignisse in und um Regensburg. Besonders auffallend ist Berichterstattung über die Schloss Festspiele und über das Haus Thurn und Taxis im Yellow-Press-Style. Denn die Werbekunden generieren das Geld für die Mediengruppe Bayern und nicht die Zeitungsleser auf den „billigen Plätzen“.
    Nichtsdestotrotz möchten viele nicht wegen der Regionalteile mit Berichten über die Kommunalpolitik, mit Veranstaltungshinweisen und Berichten über Kultur und Vereinsaktivitäten, Regionalsport und persönlichen Anzeigen aus den Regionen, auf eine Tageszeitung verzichten.

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  • Günther Herzig

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    growth mindset
    14. Mai 2025 um 19:45 | #
    Danke für Ihre zusammenfassende Erläuterung. Je mehr Zeit vergeht, desto weniger unserer Mitbürger wissen über die Nachkriegszeit aus eigenem Erleben Bescheid. Ich bin aufgewachsen in Donaustauf und habe ab der 4, Klasse Grundschule (Von der Tann) nur noch Regensburger Schulen besucht, zuletzt das Kgl. Bayer. Neue Gymnasium, heute Albrecht Altdorfer Gymnasium.
    Die Mittelbayerische Zeitung bot im Prinzip die einzige Möglichkeit sich über Lokales zu informieren. Heute wohne ich seit 1990 im Landkreis Cham, bin aber täglich in mein Büro in Regensburg gefahren. Auf die MZ kann ich auch heute noch nicht verzichten, weil ich als gebürtiger Regensburger, sehr viele wichtige Kontakte in Regensburg habe, aber auch in den Landkreisen Cham und Schwandorf. Dass es daneben r-d gibt, mit der Behandlung interessanter und aktueller Themen, stellt aus meiner Sicht eine unverzichtbare Bereicherung dar. Ich habe das Verschwinden des Tagesanzeigers, der Regensburger Woche, des Wochenblatts und des Blizz, an dessen Entstehen ich auch Anteil hatte, erlebt.

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  • Jürgen

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    Ich kannte bisher die Geschichte der MZ nicht.
    Seit Ende der 1990er Jahre hat sich die MZ drastisch verändert. Vormals links-kritisch wandelte sich das Blatt zu einem koservativen, reinem Berichterstattungsblatt ohne eigene Pressearbeit. Damals empfand ich die PNP weiter links als die MZ.
    Die MZ ist seitdem eine Zumutung und daher ist rd so wichtig geworden.

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  • Manfred Martin

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    Günther Herzig
    14. Mai 2025 um 17:52
    Ich denke, dass im Herbst 1945 in jeder Stadt Bayerns ein Journalist oder Autor zu finden war, der nicht zu den 8,5 Millionen Schwerstverbrecher der NSDAP gehört hat.
    Zudem haben Sie meinen Beitrag nicht verstanden, oder nicht genau gelesen, denn offensichtlich hat die Aufarbeitung der 12 Jahre Terror- Regierung und Verwaltung nicht funktioniert, sonst wäre auch jedes Mitglied der NSDAP einige Jahre hinter Schloss und Riegel gesperrt. Schon die Mitgliedschaft in der hoch kriminellen Vereinigung NSDAP war und ist in meinen Augen eine schwere Straftat.
    Schon einige Tage nach Kriegsende wurden meine Großväter von den Amerikanern zu Hilfspolizisten gemacht, weil sie eine weiße Weste hatten. Dies konnten sie auch beweisen, weil sie einengen Juden versteckt haben bzw. 3 Brüder im KZ verloren hatten.
    Übrigens die Frankenpost in meiner Geburtsstadt Hof wurde auch von einem Mann neu gegründet, der kein Knecht Hitlers war!

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  • Wilfried Süß

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    @growth mindset
    14. Mai 2025 um 10:33 | #
    (Da wir beide „per Du“ sind, bleibe ich auch hier dabei.)
    Meine geäußerte Meinung greift die in Robert Werners Beitrag aufgezeigte einseitige journalistische Stoßrichtung des Hans Kapfinger auf – je nachdem, wem er sich jeweils andienen wollte. Mein Anspruch an ein gutes Presseerzeugnis schließt ein Mindestmaß an Vielfalt und Ausgewogenheit ein. Dabei vergleiche ich die MZ von vor der Übernahme durch die PNP mit der MZ, wie wir sie heute mangels Wettbewerbs hinzunehmen haben.
    Du beziehst Dich durch Dein @Wilfried Süß nur scheinbar auf mich, denn dann stellst Du ganz andere Bezüge her. Was hat der frische Wind in Passaus Kulturleben mit den von mir kritisch gewerteten Durchgriffen der Verlagsleitung der PNP auf die MZ-Redaktion zu tun?
    Du schreibst: „Seit der Übernahme der MZ durch die PNP ist aber eine veränderte Ausrichtung der politischen Redaktion, aber auch des Lokal-Teams feststellbar ist. Die Personalfluktuation bei der MZ, spricht für sich.“ Damit wiederholst Du mit Deinen Worten genau das, was ich vorher formuliert hatte. Als klassischer Zeitungsleser sehe ich mich in der Lage, mir aus verschiedenen Quellen meine Meinung zu bilden und diese schriftlich auszudrücken, ohne mich der Verbreitung von copy & paste oder YouTube Zitaten bedienen zu müssen

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  • growth mindset

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    @Wilfried Süß 16. Mai 2025 um 00:40
    Guten Morgen Wilfried, es tut mir leid, wenn du meinen Beitrag zu dem Artikel von Robert Werner, als persönliche Kritik an dich wertest. Mir ist deine individuelle Unabhängigkeit, dein persönlicher reicher Erfahrungsschatz, gespeist aus umfangreichen öffentlichen Quellen zu deiner Meinungsbildung über gesellschaftliche Ereignisse (auch länger zurückliegend) bewusst. Ich unterstelle dir auch nicht, dass du dich einseitig ideologischer Informationsquellen, bedienst.
    Ich wollte in meinem Beitrag nur aufzeigen, dass sich das gesellschaftliche Klima durch eine zunehmend kritische Jugend (60er/70er Jahre) deutlich veränderte, was durchaus Auswirkungen auf die Wahrnehmung in der Gesellschaft hatte.
    Zu deiner Kritik am Schreibstil meiner Kommentare: So what – jeder hat seine persönliche Note. A guada halt´s aus! Es wäre öde, wenn alle dieselbe Meinung vertreten würden. Faire verbale Diskussionskultur ist „das Salz in der Suppe“ und jeder kann von unterschiedlichen Sichtweisen, lernen.
    Sama wieda guat!

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  • Wilfried Süß

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    @growth mindset
    Akzeptiert.

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