Niemand hat die Absicht, im Regensburger Stadtpark eine Festwiese zu errichten
Pläne für mehrere Maßnahmen im Regensburger Stadtpark haben für Befürchtungen beim Bund Naturschutz gesorgt. Nun wurde im Umweltausschuss über eine Festwiese diskutiert, die gar keine Festwiese ist, sondern nur so heißt.
Hier im Stadtpark soll keine Festwiese entstehen. Sie heißt nur so. Foto: as
Umweltbürgermeister Ludwig Artinger steht vor einem Rätsel. Woher rührt es nur, dieses „abgrundtiefe Misstrauen“, das einige Regensburger der Stadtverwaltung entgegenbringen? Es ist Mittwoch, kurz vor 18 Uhr in der Sitzung des Umweltausschusses. Und jetzt steht ein Punkt auf der Tagesordnung, der im Vorfeld für Befürchtungen und eine geharnischte Stellungnahme des Bund Naturschutz gesorgt hat. Die Mittelbayerische Zeitung hat am selben Tag einen Bericht veröffentlicht.
Eine „Festwiese“ im Stadtpark soll entstehen, steht da in der Schlagzeile. Das sei jetzt wirklich kein passender Begriff, den man da verwendet habe, sagt Gartenamtschef Michael Daschner. Das wecke doch völlig falsche Assoziationen.
Nur ein verwaltungsinterner Begriff
Na ja, meint darauf Hans Holler (SPD). Das liege schon auch daran, dass dieser Begriff in der Verwaltungsvorlage stehe – mehrfach. Und in den beiliegenden Plänen. Und in der Tagesordnung für diese Sitzung. „Errichtung einer Festwiese inkl. Sanierung der Teichanlage“, heißt es dort.
Dabei sei dieser Begriff wirklich nicht das Richtige, betont Holler. Das sorge für „Kopfkino“ bei den Leuten. „Das könnte man nach draußen schon besser verkaufen.“ Denn tatsächlich sei das, was da geplant ist, ja eine Verbesserung. Ach so, ja, gibt Daschner wenig später zu. Holler habe recht. Aber das, also „Festwiese“, sei nur ein verwaltungsinterner Begriff.
Festwiese ist ein „artenreicher Schotterrasen“
Worum geht es konkret? Die Stadt will für mehrere Maßnahmen im Stadtpark rund 450.000 Euro ausgeben. In einem ersten Schritt soll der sogenannte Brunnen H, eine über 50 Jahre altes Kunstwerk von Pino Poggi, saniert werden. Zwei Trampelpfade sollen verstetigt und eine Versorgungssäule für Strom aufgestellt werden.
Zentraler Punkt und Stein des Anstoßes ist aber die geplante Festwiese südwestlich der Ostdeutschen Galerie – dort wo bisher die Nacht in Blau der REWAG, aber auch das Kinderbürgerfest der Johanniter stattfinden. Als „artenreicher Schotterrasen“ mit Bewässerungsanlage wird diese in der Verwaltungsvorlage beschrieben.
Ein „gut gemeinter Ansatz“
Das sei tragfähiger als der jetzige Rasen dort und spare langfristig Geld, dass man für das Herrichten der Fläche nach größeren Veranstaltungen ausgeben müsse. Außerdem könne im Vorfeld und nach den Veranstaltungen dort eine „Blühwiese“ entstehen, sagt Daschner. Die sei – was den Artenreichtum betrifft – sogar eine ökologische Verbesserung im Vergleich zu heute, wo der Rasen alle zwei Wochen auf drei Zentimeter gestutzt wird und es „überhaupt keine Art gibt“.
Ein „gut gemeinter Ansatz“ sei das, um das Thema besser in den Griff zu bekommen. Das sei selbstverständlich kein Vorwurf an die REWAG und auch nicht an die Johanniter, wie Artinger und Daschner betonen. Diese gingen sehr verantwortungsvoll mit den Flächen um. Aber manche Schäden ließen sich eben nicht vermeiden und die verursachten bisweilen Kosten von „bis zu“ 40.000 Euro jährlich.
Angst vor Kommerzialisierung beim Bund Naturschutz
Der Bund Naturschutz zeigt sich hingegen skeptisch. Vorsitzender Raimund Schoberer spricht von Kommerzialisierung und „Greenwashing“ und befürchtet eine Zunahme von Veranstaltungen im Park, der doch in erster Linie als Erholungsoase für die Regensburgerinnen und Regensburger gedacht sei. „Der Stadtpark darf keine Eventwiese werden“, heißt es.
Bürgermeister Artinger ist ob dieser Kritik merklich angefasst. „Derjenige“, der das alles behaupte hege ein „abgrundtiefes Misstrauen“ gegen die Verwaltung so könne man doch nicht miteinander umgehen. „Wir wollen da doch keine Dauergaudi“, sagt Artinger und überlegt kurz ob man nicht noch einen Satz aufnehmen solle, demzufolge trotz „Festwiese“ keine Zunahme der Veranstaltungen im Stadtpark beabsichtigt sei.
Aber nein, meint Artinger dann. Damit würde man ja diesem völlig unberechtigte Misstrauen auch noch nachgeben. Und das brauche es nicht. Da solle man einfach ihm, dem Stadtrat und der Verwaltung vertrauen.
Breite Zustimmung mit kleiner Skepsis
Die Stadträtinnen und Stadträte quer durch alle Fraktionen finden das Ganze im Wesentlichen gut. Lediglich die aufgeführten Kosten für die Brunnensanierung (78.000 Euro plus 23.000 Euro jährliche Betriebskosten) sorgen für Nachfragen (die schriftlich beantwortet werden) von Grünen, ÖDP und Jakob Friedl.
Es müssen Befürchtungen der CSU zerstreut werden, dass eine Blühwiese auf Schotterrasen nicht mehr barfuß betreten werden könne – das geht, weil der Schotter nicht die oberste Schicht ist. Und CSU-Chef Michael Lehner ist sogar der Ansicht, dass jede weiter Veranstaltung, die Frequenz bringt, eine gute Sache wäre.
Nicht mehr Veranstaltungen beabsichtigt, außer
Als Gartenamtsleiter Daschner irgendwann sagt, dass die Schotterwiese für die Nacht in Blau, das Kinderbürgerfest und „alle sonstigen Veranstaltungen, die eventuell noch kommen können“ ein guter Lösungsansatz sei, werden dann doch manche hellhörig.
Wie es denn nun sei, fragt Helene Sigloch (Grüne). Jetzt doch mehr Veranstaltungen oder nicht? Er habe das doch jetzt schon hundertmal gesagt, dass das nicht beabsichtigt sei, reagiert Artinger. Er könne halt nicht für die nächsten Jahrzehnte sprechen, aber es gebe keine entsprechenden Pläne.
„Das kriegt doch jeder mit“, so Artinger. „Sie sitzen doch hier im Stadtrat.“ Aber wenn es „mal eine gute Idee“ gebe, dann könne man doch darüber sprechen. Das überzeugt den Umweltausschuss. Die Festwiese werde „kein Dultplatz oder Festplatz“, zeigt sich Thomas Thurow (Brücke) überzeugt. Da könne man auf die Verwaltung und ihre Genehmigungspraxis vertrauen.
Trackback von deiner Website.
Foederalist
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Ich habe jetzt extra nochmal geschaut, aber dieser Artikel steht unter “Nachrichten” und nicht untet “Meinung”. Die Meinung von Herr Aigner, der offensichtlich kein Vertrauen in die Stadtverwaltung hat, kann man unterschwellig mehr als deutlich rauslesen.
Ich weiß auch nicht, ob dieser leicht spöttische Schreibstil amüsant sein soll. Er ist es nicht!
Dominik Müller
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Eine der nächsten Veranstaltungen im Stadtpark ist das Sommerfest von Bündnis90/Die Grünen gleich am morgigen Nachmittag. Die Grünen sollten also nichts dagegen haben, wenn auch andere politische Gruppen in den Stadtpark einladen.
Nicht bloß wie bisher am Volkstrauertag.
Mr. B.
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Bei einer Anmeldung sollte jeder feiern dürfen und das Sommer wie Winter.
Entweder alle oder keiner.
Meier mit „ei“
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Also früher war dort schon viel los, im Stadtpark!
Siehe hier:
Oberpfälzischen Kreisausstellung im Jahre 1910
Zitat aus Zeitschrift „Bei Uns“ der Stadt Regensburg Mai 2010:
„Man schlendert in Gedanken durch den Stadtpark und stellt sich vor, wie völlig anders dort alles aussah vor einem Jahrhundert, als sich die Kreisausstellung auf einem 96 327 Quadratmeter großen Areal ausbreitete, das zuvor das Gebiet „Unter den Linden“, einen Schießplatz und den Kleinen Exerzierplatz umfasst hatte.
Lang erstreckte sich die fast ganz aus Holz gebaute, mächtige Haupthalle der Kreisausstellung des Jahres 1910.“
https://www.regensburg.de/sixcms/media.php/464/bei_uns_2010_3.pdf
Sarasvati
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Festwiese. „Verwaltungsinterner Begriff“ oder Freud’scher Verschreiber? Kein Schelm, der Böses dabei denkt – schließlich meldete laut MZ-Bericht die Pressesprecherin der Ostdeutschen Galerie bereits im Vorfeld Interesse an, die geplante Eventfläche zu nutzen. Und CSU-Fraktionsvorsitzender Lehner vertritt in der Sitzung die Ansicht, dass jede weiter Veranstaltung, die Frequenz bringt, eine gute Sache wäre. Leicht zu behaupten, wenn man die Option hat, sich nach getaner Lobbyarbeit selbstzufrieden im Privatgarten zu entspannen. In diesem Kontext verlangt Bürgermeister Artinger Vertrauen in ihn, den Stadtrat und die Verwaltung.
Solches Vertrauen hat sich aktuell beim Sandmagerrasen-Biotop am Hollerweg schon hervorragend bewährt. Steuergelder trotz diverser Warnsignale versenken und dem Gemeinwohl schaden? Ob Sand oder Schotter – Hauptsache das Schulterzucken am Ende entbindet von Verantwortung.
Der Stadtpark als Naherholungsgebiet statt weiteres Nahvergnügungsgebiet: die Grünen haben nicht einmal im „Umweltausschuss“ das Rückgrat, eine klare Haltung pro Umweltschutz zu vertreten. Wäre doch eine natürliche Wiese einem Schotterrasen aus Sicht der Aufenthaltsqualität und des Klimaschutzes eindeutig überlegen.
Man müsste halt dort zugunsten der Natur auf manche „Events“ verzichten. Könnte das der Knackpunkt sein? Schließlich steht morgen das Grünen-Sommerfest an – im Stadtpark. Eine bequeme Event-Infrastruktur kann man sich dafür sicher sehr gut vorstellen. Ach ja, da wäre auch noch ein weiteres, bei Stadträten bestens bekanntes, jährliches Fest im Stadtpark, das in der Vorlage gar nicht erwähnt wird – das stadteigene Weinfest. Etabliert vom Kulturamt in Kooperation mit dem Gartenamt. Wenn die Versorgungs-Trucks erst mal auf der ertüchtigten Festwiese anrollen können, wird die Organisation für die Verwaltung leichter. Salutaris, ick hör dir trapsen…
Einziger Trost: Im gültigen Investitionsprogramm 2024-2028 (UA 5801/45) sind für diese “Festwiese”-Maßnahme, die fast eine halbe Million Euro kosten soll, nur Planungsmittel in Höhe von 50.000 Euro im Jahr 2028 eingestellt. Eine Galgenfrist für den Stadtpark und die Anwohner. Vielleicht stoppt der bereits projizierte Geldmangel der Stadt Regensburg das Ganze ja noch.