Spitzen-Gynäkologin und organisierte Abtreibungsgegnerin – Kritik an Regensburger Chefärztin
Vizepräsidentin der wissenschaftlichen Fachgesellschaft DGGG, Lehrstuhlinhaberin – und gleichzeitig umtriebige Abtreibungsgegnerin. Die Doppelrolle einer Regensburger Chefärztin sorgt für Kritik.
Bei einem Kongress des Bundesverbands Lebensrecht diesen Mai trat Angela Köninger als Vertrterin der Ärztevereinigung St. Lukas auf – eine Unterorganisation der rechtsklerikalen Piusbruderschaft.
„Schwangerschaftsabbrüche gehören zur gesundheitlichen Versorgung in Deutschland, deren Beratung, Betreuung und Versorgung evidenzbasiert und interdisziplinär erfolgen sollte.“ So steht es in einer Erklärung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Anlass war eine entsprechenden Leitlinie zum Schwangerschaftsabbruch, welche die altehrwürdige wissenschaftliche Fachgesellschaft, gegründet 1885, vor zwei Jahren veröffentlicht hat.
Ein zentrales Ziel dieser Leitlinie: „Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch erwägen, sollen frühzeitig evidenzbasierte Informationen und Unterstützung angeboten bekommen, die sie befähigen, eine informierte, selbstbestimmte Entscheidung zu treffen.“ Jede Frau habe das Recht auf reproduktive Selbstbestimmung, so die DGGG. Dies beinhalte „auch die sichere Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen“. Eine klare Position. Eigentlich. Denn es passt so gar nicht dazu, dass es sich bei der Vizepräsidentin der DGGG um eine dezidierte Abtreibungsgegnerin handelt, die zudem eine bedenkliche Nähe zur erzreaktionären Piusbruderschaft aufweist.
Engagement „im klaren Widerspruch zur Haltung der DGGG“
Es geht um die Regensburger Professorin Dr. Angela Köninger, Chefärztin an der Klinik St. Hedwig und Inhaberin des Lehrstuhls für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Universität Regensburg. Außerdem ist Köninger Teil der sogenannten „Lebensschutz-Bewegung“, organisierte, größtenteils katholische Abtreibungsgegner.
Kritik daran gibt es von Doctors for Choice, ein 2019 gegründeter Zusammenschluss von Ärztinnen und Ärzten, der sich für uneingeschränkten Zugang zu reproduktiver Gesundheitsversorgung, aber auch zur Prävention und den Abbruch von Schwangerschaften einsetzt.
Köningers Engagement als Abtreibungsgegnerin stehe „im klaren Widerspruch zur Haltung der DGGG“, heißt es in einer Pressemitteilung von Doctors for Choice. Es entstehe der Eindruck, „dass persönliche ideologische Überzeugungen über wissenschaftlich fundierte medizinische Standards gestellt werden“. Dies „widerspricht der Verpflichtung zu evidenzbasierter Medizin“.
Bundesverband Lebensrecht – illustre Mitglieder
Tatsächlich ist Köninger recht umtriebig in der sogenannten Lebensschutzbewegung. In der Vergangenheit trat sie mehrfach als Rednerin und Expertin für den Bundesverband Lebensrecht auf. Unter diesem Dachverband tummeln sich unter anderem Organisationen wie die „Stiftung Ja zum Leben“, bei der die rechtsradikale Adlige Gloria von Thurn & Taxis im Stiftungsrat sitzt, oder auch die 1984 gegründete „Juristenvereinigung Lebensrecht“ (JVL).
Die JVL gilt als juristische Speerspitze der Lebensrechtsbewegung und widmete sich in der Vergangenheit unter anderem dem Vorgehen gegen Einrichtungen der Familien- und Sexualberatung, wie z.B. pro familia, oder Kampagnen gegen Aufklärungsbroschüren. Führende Mitglieder bei der JVL waren unter anderem der Antisemit und NS-Richter Willi Geiger, aber auch Rechtsanwalt Wolfgang Philipp, der beispielsweise in der Jungen Freiheit beklagte, dass den Deutschen riesige Siedlungsgebiete verloren gegangen seien.
Dem aktuellen JVL-Vorsitzenden Christian Hillgruber ist der Schutz des ungeborenen Lebens so wichtig, dass er bei Frauen von einer Rechtspflicht zum Austragen und Gebären sprach. Bei bereits geborenen Menschen nicht-deutscher Herkunft vertritt er hingegen die Ansicht, dass humanitäre Bleiberechte im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention „zum Teil einfach deutlich überzeichnet“ seien.
Vereinsvorsitzende unter dem Dach der Piusbrüder
Doch zurück zu Angela Köninger. Sie trat zuletzt am 9. Mai als Seminarleiterin bei dem Kongress „Leben – Würde“ des Bundesverbands Lebensrecht auf, Titel: „Arbeiten im Gesundheitswesen – wie kann ich einer Pro-Life-Ethik treu bleiben?“ Angekündigt wurde sie dabei als Chefärztin von St. Hedwig und Angehörige der Ärztevereinigung St. Lukas (mehr dazu hier. Wir beziehen uns in weiten Teilen auf diese Recherche.)
Hinter diesem Verein, der ebenso wie die „Stiftung Ja zum Leben“ und die JVL zu den Mitgliedsverbänden des Bundesverbands Lebensrecht gehört, verbirgt sich eine 2009 gegründete Unterorganisation der ultrakonservativen rechtsklerikalen Piusbruderschaft. Im Vereinsregister wird Angela Köninger aktuell als Vorsitzende geführt.
Als Schriftführer steht ihr seit Vereinsgründung Franz Schmidberger zur Seite, bis zu seinem Ruhestand 2020 führender Kopf der Piusbruderschaft in Deutschland. In dieser Eigenschaft war Schmidberger zumindest in der Vergangenheit ein Verfechter der Todesstrafe, lehnte zivile Ehescheidungen ab und plädierte generell für eine Art Gottesstaat. Ein fragwürdiger Wegbegleiter.
Einsatz gegen Abtreibungen bei Anhörung verschwiegen
Damit konfrontiert, lehnt Köninger jeden Kommentar zu Äußerungen von Schmidberger ab. Im Widerspruch zum aktuellen Registerauszug und der Bewerbung ihres Seminars beim Lebensrecht-Kongress diesen Mai erklärt die Medizinerin, sie sei im Oktober 2024 nicht mehr in den Vorstand der „Ärztevereinigung St. Lukas“ gewählt worden. „Meines Wissens ist der Verein derzeit weitgehend ruhend.“
Erklärungsbedürftig wäre aber doch, warum Angela Köninger ihr Engagement bei der Lebensschutz-Bewegung, ihre Vorstandschaft in der Ärztevereinigung St. Lukas und ihre Nähe zu den Piusbrüdern verschwieg, als sie 2022 im Bundestag als Sachverständige angehört wurde. Damals ging es um die Aufhebung des Verbots der Werbung für den Schwangerschaftsabbruch. Dort vertrat Köninger die Minderheitenmeinung, das Verbot beizubehalten, ohne ihr Engagement als Abtreibungsgegnerin zu erwähnen.
Der Frage, warum Köninger dort ihre Lebensschutzaktivitäten ausdrücklich verschwieg, weicht sie aus und behauptet, dass es sich bei der Ärztevereinigung St. Lukas „nicht um einen Lebensschutzverein im eigentlichen Sinn“ handeln würde – obwohl dieser unter dem Dachverband Bundesverband Lebensrecht organisiert ist.
Verzerrung der Realität in Regensburg
Bei ihrer Anhörung als Sachverständige 2022 behauptete Köninger, dass es aus ihrer „Erfahrung (…) weder von eigenen Patientinnen noch von KollegInnen noch von Patientenverbänden Beschwerden über eine mangelhafte oder nicht zeitnahe Abtreibungsmöglichkeit“ gegeben habe. Just für den Raum Regensburg, wo Köninger seit 2020 tätig ist, klingen diese Ausführungen der Chefärztin von St. Hedwig wie ein schlechter Witz und eine Verzerrung der Realität.
Die katholischen Krankenhäuser St. Josef und St. Hedwig nehmen keinen Schwangerschaftsabbruch vor, ebenso wenig das Uniklinikum, dort gibt es keine Gynäkologie. Etwa zeitgleich mit Köningers Anhörung im Bundestag fiel mit der Übernahme des Krankenhauses Kelheim durch die Caritas 2022 das letzte Krankenhaus in Reichweite weg, in dem zumindest Abbrüche bei Risikoschwangerschaften vorgenommen wurden.
Es bleiben zwei Arztpraxen, die sich regelmäßig mit Gebetsaufmärschen von katholischen Lebensschützern konfrontiert sehen. In der Urlaubszeit müssen Betroffene nach Nürnberg oder München.
DGGG schweigt
„Doctors for Choice“ bezeichnet Köningers Lebensschutz-Aktivitäten als „einseitiges ideologisch motiviertes Engagement“. Mit ihrer Position als Vizepräsidentin der DGGG sei dies „nicht (…) vereinbar und würde zumindest für den Zeitraum der Amtsinhabe ein Ruhen dieser Aktivitäten erfordern“.
Doch darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe bislang nicht reagiert. Ebenso wenig auf entsprechende Fragen unserer Redaktion. Köninger selbst hält der Kritik von Doctors for Choice entgegen, dass „der Umgang mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch auf ethischer Ebene (…) inhaltlich nichts mit wissenschaftlicher Evidenz zu tun“ habe – und verweist ansonsten an die hartnäckig schweigende DGGG.
Trackback von deiner Website.
Tom
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Lieber Herr Aigner,
Man kann sie mögen oder nicht. Wahrscheinlich ist sie wirklich nicht die hellste Kerze auf der Torte. Aber die Fürstin als rechtsradikal zu bezeichnen bewirkt nur Eines. Sie diskreditieren sich als seriöser Journalist vollends.
Stefan Aigner
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So, so, Tom. Die Einordnung der „Fürstin“ als rechtsradikal wurde sehr bewusst gewählt und sie lässt sich sehr gut und fundiert begründen.
gerhard hecht
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liebe rd,
vielen dank für diesen artikel, die entlarvung der genannten person und die stetige hilfe dabei, sich eine fundierte meinung zu bilden.
Hello Regensburg
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Das ist auf der Regensburger Antifa-Seite sehr gut recherchiert seit Tagen bzw. Wochen zu lesen – warum erwähnen Sie diese Rechercheleistung nicht?
Stefan Aigner
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@hello
Sie haben recht. Der Verweis ist nachgetragen.
Tom
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Kommentar gelöscht. Sparen Sie sich Ihr Getrolle.
Manfred Martin
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Für mich ist es etwas komisch, dass man immer noch über Abtreibungen diskutieren muss. Die Aufklärung sollte mittlerweile so gut sein, daß Männleins und Weibleins wissen, dass beim Geschlechtsverkehr an bestimmten Tagen, auch Nachwuchs entstehen kann.
Wenn man diese nicht will, sind die Verhütungsmittel so vielfältig und preiswert und gut, das man sich diese auch leisten kann. Die gesetzlichen Vorgaben sind bekannt. Nun gut, wenn man die Vorgaben einhält, hab ich nichts gegen Abtreibungen aus sozialen oder wirtschaftlichen Gründen.
Was mich allerdings kritisch macht und mich auch ärgert, daß die Abtreibungsgegner nichts gegen Tötung von lebensfähiger Kinder, nach pränataler Untersuchungen, bei denen man festgestellt hat, dass das Kind eventuell eine Behinderung haben könnte.
Diese Tötungen werden meist in 7. und 8. Schwangerschaftsmonat durchgeführt. In dieser Zeit sind sie aber schon lebensfähig.
Diese Abtreibungen sind für mich Morde oder eben Euthanasie, die wir aus der Nazizeit kennen!
Ratisboo!ner
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@Manfred Martin:
Es ist alles andere als komisch, dass man noch über Abtreibungen diskutieren muss, kann und hoffentlich auch darf. Abtreibungs-Befürworter, wie Herr Aigner oder die Regensburger Antifa, verwenden ja oft Ad-hominem-Argumente (am beliebtesten „no uterus no opinion“) oder Kontaktschuld, um Pro Life-Positionen zu diskreditieren, egal wie valide sie sind. Entsprechend leise sind viele an einer Liberalisierung Zweifelnde in den letzten Jahren geworden. Den „Doctors for Choice“ lässt sich übrigens ebenso „einseitiges ideologisch motiviertes Engagement“ unterstellen, ist es doch ihr Entstehungszweck und repräsentieren sie nicht alle Mediziner.
Biologisch handelt es sich bei einem Abbruch um die Tötung eines menschlichen Wesens (“Zellklumpen, Geschwür” und sonstige Abwertung aus der Pro-Choice-Ecke sind unwissenschaflich), dessen grundsätzliches Lebensrecht mit dem reproduktiven Selbsbestimmungsrecht der Mutter verhandelt werden muss. Ein Teil der Wahrheit ist eben auch, dass die Pro-Choice-Bewegung mittlerweile in Teilen so weit geht, den Abbruch bis zur Geburt einzufordern. Die Pflichtberatung wird ohnehin schon offen in Frage gestellt. Da muss man sich ehrlich fragen, ob die Lösung des einem Abbruch zu Grunde liegenden Schwangerschaftskonflikts überhaupt noch das Ziel ist. Von den lautstarken Pro-Choice-Aktivisten sind jedenfalls keine Vorschläge zu erwarten, die Frauen eine Entscheidung für das Kind erleichtern könnten. Auch nicht bei den drei Prozent aufgrund medizinischer Indikation, die für Sie als Euthanasie gelten und auch von nicht unbedeutenden Teilen der Pro-Life-Bewegung abgelehnt werden.
Gerlinde Ott
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Kommentar gelöscht. Ihre Unterstellung ist falsch.
Gerlinde Ott
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Die Dame ist gegen Abtreibung und für das Leben. Was genau ist jetzt daran falsch?
Günther Herzig
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@Gerlinde Ott
5. Juni 2025 um 13:54 | #
Daran ist nichts falsch, aber an der entgegengesetzten Haltung ist auch nichts falsch! Auch die Befürworter der Abtreibung sprechen sich nicht gegen das Leben aus.
Pro Mutter
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Es ist erstaunlich, wie es die Barmherzigen Brüder immer schaffen, Personal zu finden, dass einerseits schlau genug für einen Prof. Dr. med. ist, gleichzeitig aber rückständig genug, um mittelalterlich-katholischen Werten anzuhängen. Auf Porträtfotos im
Internet glaubt man fast, die innere Dissonanz, die so etwas auslösen muss, auf dem Gesicht erkennen zu können.
Rufus
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Hallo Tom,
ja natürlich ist die Frau im Schloß rechtsradikal. Und wie!
Und außerdem ist sie keine Fürstin! Sie ist irgendwie sowas wie eine Prinzessin, denn der Fürst ist ihr Sohn, wohnt aber nicht in Regensburg. Sie läßt sich aber gerne so nennen.
Rita Lohfeld
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Wo ist nur die “Lebensschutz”-bewegung wenn es um die ertrinkenden Menschen, Schwangeren und Kinder auf dem Mittelmeer geht? Vielleicht sind sie ja gerade damit beschäftigt sich an den Bischof Voderholzer “heranzuschleichen” und rassistische White Power Gesten zu machen…? Oder sie sind damit beschäftigt, ihre Kontakte ins rechtsextreme Milieu zu pflegen (vgl. unter anderem https://www.zdfheute.de/politik/deutschland/abtreibung-gegner-marsch-leben-netzwerk-afd-100.html) Mensch weiß es nicht… Es ist auf jeden Fall sehr deutlich, dass sie mehr tote Frauen/ungewollt Schwangere in Kauf nehmen, die es durch Illegalisierung von Abtreibung geben wird und sich wohl eine Rückkehr zum Kleiderbügel und der “Engelmacherin” wünschen. Eine gelinde gesagt interessante Auffassung von Lebensschutz
Daniela
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@ Gerlinde Ott
5. Juni 2025 um 13:54 | #
Ihr Kommentar: “Die Dame ist gegen Abtreibung und für das Leben. Was genau ist jetzt daran falsch?”
1. Die Selbstbestimmung der Frau und das Recht auf ihren Körper wird durch radikale Abtreibungsgegner negiert.
2. Die Gesellschaft ist nicht in der Lage, z. Bsp. Alleinerziehende wirtschaftlich so zu stellen, dass Ihnen mit den Kindern ausreichend Geld bleibt. Meist handelt es sich bei Familien mit vielen Kindern, insbesondere bei Alleinerziehenden, um Menschen , die Hilfen zum Lebensunterhalt (Sozialtransferleistungen) benötigen, um über die Runden zu kommen. Thema Kinderarmut in Deutschland.
3. Es wird für Familien mit Kindern immer schwerer bezahlbaren Wohnraum zu finden. Wenn diese Familien dann noch von Sozialtransferleistungen abhängig sind, wird Ihnen die Größe und der Quadratmeterpreis vorgeschrieben.
4. Was machen Frauen, die aufgrund einer Vergewaltigung schwanger wurden?
5. Was, wenn die Frau während Geburt und Schwangerschaft wegen selbigen gesundheitlichen Schaden nehmen könnte?
….
Aber im Grunde genommen ist die gute Frau , als bekannte Abtreibungsgegnerin mutmaßlich nicht objektiv genug, um als Chefärztin einer Gynäkologie am St. Hedwig und Lehrstuhlinhaberin an der Uniklinik Rgb. tätig zu sein.
Aber das war aus dem Text inhaltlich zu entnehmen.
Eva
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Die Versorgung in Regensburg und der Oberpfalz ist nicht ausreichend. Zwei Praxen… Wenn die z.B. jetzt an Pfingsten Urlaub haben, fahren Betroffene nach Weiden, Ingolstadt, Nürnberg,..
Es ist (auch vor diesem Hintergrund) nicht nachvollziehbar, warum KEINE der beiden Regensburger Kliniken mit Gynäkologie Abbrüche durchführt – indem man sich schlicht auf die katholische Trägerschaft beruft.
Obwohl reproduktive Selbstbestimmung ein Menschenrecht ist und in D in Hinblick auf die Versorgung gesetzlich geregelt ist (SchKG § 13): “Die Länder stellen ein ausreichendes Angebot ambulanter und stationärer Einrichtungen zur Vornahme von Schwangerschaftsabbrüchen und den ungehinderten Zugang zu diesen sicher.”
Viele einflussreiche Regensburger Abtreibungsgegner:innen darunter Prof. Köninger machen ungewollt Schwangeren in einer sehr vulnerablen Situation das Leben schwer.
Reproduktive Selbstbestimmung und respektvoller und empathischer Umgang mit Betroffenen sieht anders aus.
brenner
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Vielleicht sollte man mal aufhören, Frau von Thurn & Taxis als Adlige, Fürstin oder sonstwie durchlauchtigte zu titulieren. Aber die Ehrfurcht vor Glanz und Glorie steckt anscheinend auch noch bei so manchem Linken tief in den Knochen.
Zum eigentlichen Thema: Warum sollte eine Lehrstuhlinhaberin für Gynäkologie nicht gegen Abtreibung eintreten dürfen? Das ist halt so in einer pluralistischen Gesellschaft.
Günther Herzig
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@Rita Lohfeld
5. Juni 2025 um 16:03 | #
Sie haben eine Wahrheit ausgesprochen. Ich folge Ihnen. Wahrheit, abhängig von dem der sie behauptet, ist eben auch etwas sehr subjektives.
Crazy Vaclav
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Vehemente Abtreibungsgegner sind meist nicht pro-life sondern pro-birth. Ihr Interesse am Kind endet mit der Geburt.
@brenner der Konflikt besteht in der Haltung der Ärztin zur Abtreibung, die der Haltung ihrer Fachgesellschaft diametral entgegensteht. Zudem ist es höchst fragwürdig, an einem Lehrkrankenhaus einen Teil der medizinischen Versorgung bzw. Ausbildung nicht anzubieten. Die Barmherzigen Brüder und das UKR sind Maximalversorger, die den Anspruch daran nicht erfüllen.
Klaus
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in der gynäkologischen Fachausbildung wird dies übrigens nicht unterrichtet
Brenner
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@vaclav
Warum soll sie keine andere Auffassung vertreten dürfen als der Verband? Auch Verfassungsrichter verfassen z. B. ein Obiter Dictum wenn sie mit der Mehrheitsmeinung ihres Senates nicht einverstanden sind. Das gehört doch dazu.
Crazy Vaclav
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@Klaus: das ist ein berechtigter Einwand. Diese Tatsache ist aus meiner Sicht ebenfalls verbesserungswürdig.
@Brenner: kann sie doch. Ein Konflikt bleibt es trotzdem
Alex
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Hier soll eine im wahrsten Sinne Spitzen-Gynäkologin, eine große Ärztin und ausgewiesene Forscherin, die einen Gewinn für die ihr anvertrauten Patientinnen, die Klinik St. Hedwig und die Universität darstellt, mundtot gemacht, “gecancelt“ werden.
Warum? „Cui bono?“ fragt man sich.
Weil sie eine andere Meinung vertritt, als der Autor und Betreiber von „Regensburg Digital“?
Weil sie als Staatsbürgerin ihr Recht auf freie Meinungsäußerung (Art. 5 GG) und Religionsfreiheit (Art. 4 GG) wahrnimmt?
Warum werden eine katholische Bruderschaft als „rechtsklerikal“ und eine Fürstin als „rechtsradikal“ gebrandmarkt? Warum wird der Meinungskorridor, der doch ein breites Spektrum von links bis rechts zeigen sollte, bewusst verengt? Steht das nicht diametral gegen den Verein zur Förderung der Meinungs- und Informationsvielfalt e.V., der Herrn Aigner unterstützt?
Man könnte meinen, Herr Aigner hat nichts aus den zwei Diktaturen des 20. Jahrhunderts auf deutschem Boden gelernt. Oder vielleicht sollte er einmal Jürgen Habermas lesen, der bereits 1967 vor einem „linken Faschismus“ warnte?
Fragen eines Lesers. Ob sie je beantwortet oder ebenfalls „gecancelt“ werden?
Daniela
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@ Alex
6. Juni 2025 um 01:50 | #
Eine Meinung offen vor sich her zu tragen, bedeutet doch nicht, dass diese Meinung nicht hinterfragt werden darf.
Wenn eine öffentlich dargestellte Meinung gegen einen gesellschaftlichen Konsens verstößt, kann es durchaus sein, dass diese gezielt in Frage gestellt wird und die meinungsführende Person in ihrer Persönlichkeit hinterfragt wird.
Die fachlichen Fähigkeiten der Person wurden nicht in Abrede gestellt. Es wurde die persönliche Meinung der Person im Verhältnis zu ihrer beruflichen Tätigkeit bilanziert.
Diese Bilanz ergab für mehrere LeserInnen, Kenntnisnehmende eine Diskrepanz,
Ich verstehe Ihre Aussage, dass die Person ‘mundtot ‘ gemacht werden soll, nicht. Insbesondere deshalb nicht, da die Person jederzeit die Möglichkeit habe, eine Gegendarstellung zu verlangen, um ihre Ansichten, ihre Meinung im Kontext zu ihrer beruflichen Tätigkeit öffentlich darstellen zu können.
Ich persönlich wäre sehr daran interessiert, von dieser Person zu erfahren, wie sich deren persönliche Meinung auf ihre berufliche Tätigkeit auswirken könnte, zumal die betreffende Persönlichkeit publiziert, forscht und lehrt.
Oaul
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Servus und Gumoin
die Sache mit der Meinungsfreiheit.
Wir leben in einen freien Land und somit kann jeder seine Meinung frei kundtun. Die Grenze ist wo anderer in seinen Rechten betroffen sind.
Wobei die Beweggründe sehr wohl interessant sind und jeder kann ja unmittelbar mit demjenigen sich austauschen.
Wer kennt schon alle seine inneren Beweggründe?
Wer von uns will sie denn alle kennen ?
Im Grunde genommen begrüße ich die Tendenz die Quelle unseres Tuns zu erforschen
Eröffnet es uns eine Vielfalt von Möglichkeiten.
Heißt es nicht auch erkenne dich selbst?
michinga
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Recherchebitte an RD:
könntet ihr mal rausfinden, ob die “ProLife Regensburg” Hochschulgruppe an der Uni Regensburg auch auf die Initiative der im Artikel erwähnten Fr. Prof. entstanden ist? Bzw. ob es da eine Verbindung gibt?
Es ist schon bezeichnend, dass es die einzige ‘studentische’ Hochschulgruppe ist, bei der vermerkt ist, dass sie von der “Hochschulleitung akkreditiert” ist.
Alle anderen Gruppen gehen wohl wirklich auf studentisches Engagement zurück… . Das politische Spektrum von konservativ (Konrad Adenauer Stiftung) bis links (Grüne Hochschulgruppe z.B.) ist vertreten und offenbar von den Studierendenvertretern akkreditiert.
Quelle: https://www.uni-regensburg.de/universitaet/sprecherrat/arbeitskreise/index.html
Andreas
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@ brenner
vom 5. Juni 2025 um 16:58 | #
Ihr Zitat: “Vielleicht sollte man mal aufhören, Frau von Thurn & Taxis als Adlige, Fürstin oder sonstwie durchlauchtigte zu titulieren. Aber die Ehrfurcht vor Glanz und Glorie steckt anscheinend auch noch bei so manchem Linken tief in den Knochen.”
Man könnte von selbst darauf kommen, dass das hier auf RD nichts mit Ehrfurcht zu tun hat, sondern schlichtweg ironisch gemeint ist.
Wir haben hier auf dem Land auch unsere Barone, Freiherren, Freifrauen und Freiinnen, die schon längst keiner mehr ernst nimmt und von der großen Mehrheit nur noch belächelt werden. Lustig ist es auch, wenn ein Bürgerlicher eine Freiin heiratet und dann ihren Namen annimmt, um so zum Freiherrn “von und zu” zu werden – und sie wird dadurch zur Freifrau.
Ratisboo!ner
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@michinga
“ProLife Regensburg” wurde vom “Studentischen Sprecher*innenrat” wiederholt die Akkreditierung verwehrt, die für Aktivitäten am Campus notwendig ist. Erst nach einer gerichtlichen Klage knickte die Universität ein. Deswegen vermutlich die Betonung, (endlich) von der Hochschulleitung akkreditiert zu sein. Ein Lehrstück des studentischen “Meinungspluralismus”.
Mr. T.
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Es ist nicht akzeptabel, dass die Ideologie einer Trägerschaft so dermaßen die Leistung einer solchen für die Allgemeinheit essentiellen Einrichtung beeinflusst. Was würde man sagen, wenn die Zeugen Jehovas eine Klinik betreiben, die bei OPs keine Bluttransfusionen zulassen, oder die Zwölf Stämme eine Kita betreiben, in der Kinder verprügelt werden?
Nur die katholische Kirche darf übergriffig gegenüber Dritten werden oder Recht brechen.
Die Persönlichkeiten, Kontakt und Beziehungen der “Lebensschützer” zeigen eindeutig, dass es her nicht um den Schutz von Leben, sondern nur um eine erzreaktionäre Rolle im Kulturkampf geht.
Informant
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„der Umgang mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch auf ethischer Ebene (…) inhaltlich nichts mit wissenschaftlicher Evidenz zu tun“
So ein unglaublicher Blödsinn. Wenn ich Schwangeren aus ethischen Gründen den Zugang zu legitimen(!!) Abbruchsmöglichkeiten erschwere oder verwehre, bekomme ich eine ganze Menge empirische Evidenz zu Verträglichkeit, Qualität, psychischen Folgen so eines Eingriffs.
Studi
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Ich versuche mal die vielen Falschbehauptungen und Missverständnisse in den Kommentaren auszuräumen:
@Manfred Martin: Keine Verhütungsmethode bietet 100% Schutz und ist vor allem abhängig davon dass sie ordnungsgemäß angewendet wird. Selbst mit vermeintlich sicheren Methoden wie der Pille oder Spirale werden statistisch gesehen 1 von 200 Anwenderinnen pro Jahr schwanger, siehe https://www.profamilia.de/themen/verhuetung/pearl-index
@Ratisboo!ner: Die Argumente der z.B. Antifa zu entweten mit der Begründung sie würden ad hominem Argumente benutzen, ist ironischerweise genauso ein ad hominem Argument (Sie versuchen ja damit nur die Gruppe zu diskreditieren). Nur weil die Antifa ad hominem Argumente benutzt, entwertet das nicht ihre restlichen Argumente.
“Biologisch handelt es sich bei einem Abbruch um die Tötung eines menschlichen Wesens” –> Das ist Definitionssache, mit der Befruchtung liegt ein vollständiger Chromosomensatz vor. Allerdings weist ein ungeborenes Kind nicht die Merkmale eines Homo Sapiens auf und kann deswegen dort nicht zugeordnet werden, was aus rein biologischer Sicht dem wieder widerspricht. Sie sehen also schon das allein innerhalb der Biologie die Begriffe nicht klar sind und deswegen weiter Definitionssache sind.
“Zellklumpen, Geschwür” –> Die ersten Tage/Wochen nach der Befruchtung ist das was da wächst aus medizinischer Sicht kaum zu unterscheiden von einem Geschwür, Zyste oder Tumor. In diesem Sinne ist es sogar notwendig in der Debatte diese Begriffe zu verwenden (wenn auch nicht Zellklumpen).
“Die Pflichtberatung wird ohnehin schon offen in Frage gestellt.” –> Das Problem der Pflichtberatung liegt in der Sinnhaftigkeit. Die medizinischen Folgen werden ohnehin vom Arzt aufgeklärt. Aktuell ist es einfach eine bürokratische Hürde, die allermeisten die sich entschließen zu der Pflichtberatung zu gehen haben ihren Entschluss davor schon gefasst. Das erzeugt im Moment nur zusätzlichen Zeitdruck bis zur Abtreibung. Für unentschlossene sind ja freiwillige Beratungen weiter möglich.
“die Frauen eine Entscheidung für das Kind erleichtern könnten” –> Die Entscheidung für ein Kind könnte leichter nicht sein: Nichts tun. Die sozioökonomischen PRobleme nach der Geburt sind eine ganz andere Debatte und werden auch in dem Zusammenhang quasi nie geführt.
@Ratisboo!ner@Manfred Martin: Dass Sie Schwangerschaftsabbrüche als Mord/Tötung bezeichnen ist (abgesehen von juristischen Begriffen) ihre persönliche Meinung und kein Argument.
@Gerlinde Ott: Das Problem besteht darin dass Sie aufgrund ihre Position ihre persönliche Meinung durchsetzen kann, diese aber nicht der Mehrheitsmeinung entspricht. Die Politik hat die Mittel hier einzugreifen und das ist die eigentliche Diskussion meiner Meinung nach.
@Daniela: Im Falle nachweislicher Vergewaltigungen und medizinische Indikation sind Abtreibungen aktuell erlaubt (also nicht nur straffrei sondern auch nicht rechtswidrig). Die überwältigende Mehrheit der Abtreibungsgegnern ist damit auch einverstanden (sind also Strohmänner). Es ist aber zu diskutieren warum in den Kliniken nicht mal diese Fälle behandelt werden. Weiter betrifft die Problematik vor allen Dingen die Position als Chefärztin. Als Universitätsprofessorin kann und sollte man ihr die Freiheit lassen diesen Standpunkt zu vertreten, ob sie ihn lehren muss kann staatlich vorgegeben werden.
@brenner: Sie darf dafür eintreten. Die Debatte geht eher darum dass es politische Zwänge geben muss (s.o.), da Frau Koninger als Negativbeispiel sonst nichts macht.
@Alex: Ich bezweifle dass Regensburg Digital die Meinungsmacht hat jemanden zu “canceln”. Allgemein ist es in Deutschland extrem schwierig eine Professorin mundtot zu machen, da fast alles von der Freiheit der Wissenschaft, Forschung und Lehre gedeckt wird. Professoren und Professorinnen haben also nochmal zusätzlichen Schutz, insbesondere vor öffentlichem Druck (explizit kein Kündigungsgrund). Die Existenz von “Cancel culture” ist eh höchst umstritten, wenn man bedenkt dass einige der “gecancelten” nach dem “canceln” ihren meisten Profit erwirtschaftet haben (Jordan Peterson, Thilo Sarazin, etc). Im übrigen nimmt RD hier auch das Recht auf Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit (??) in Anspruch. Wenn sie rechteren Journalismus lesen wollen gibt es da genug Angebot (die das Spektrum abdeckt), Problem ist nur oft das diese alternative Fakten nutzen und Falschbehauptungen aufstellen und deswegen nicht gefördert werden. In diesem Zusammenhang ist zu bemerken, dass zwar die gefühlte Meinungsfreiheit zurückgeht, die faktische Meinungsfreiheit sich aber verbessert hat.
@Ratisboo!ner: Wenn man “ProLife Regensburg” mit anderen Hochschulgruppen vergelicht wird schnell klar worin der unterschied besteht. Es gibt Voraussetzungen für Hochschulgruppen, die bei ProLife anzuzweifeln sind. Zum Beispiel inwiefern sie studierenden helfen wenn sie daran arbeiten Lehrinhalte zu verbieten, Verstöße gegen das Leitbild der Uni oder das sie studentisch organisiert sein müssen und nicht verlängerter Arm externer sein sollen. Es ist nicht klar das die Gruppierung sich uneingeschränkt positiv für studierende am Campus auswirkt.
Zum Abschluss noch zum Thema: Das Problem der Hedwigklinik, Josefskrankenhaus, Frau Kroninger und fehlenden Lehrinhalten ist folgendes. Abtreibungen sind rechtswidrig aber straffrei (bis zur 12.Woche). Jeder Mediziner der eine Abtreibung durchführt begeht eine Straftat, welche allerdings straffrei ist. Nichtsdestotrotz macht man sich jedesmal strafbar! Die Verantwortung mit diesem Konflikt umzugehen liegt einzig und allein bei den praktizierenden Ärzten. Verständlich dass viele lieber die Finger davon lassen. Genauso problematisch ist damit die Lehre dazu. Wo nicht praktiziert wird (bzw rechtswidrig praktiziert) kann man nicht dazu lehren, womit die Unsicherheit später selbst zu praktizieren noch größer wird. Ein Teufelskreis. Gleichzeitig kann der Staat schwer vorschreiben eine rechtswidrige Praktik zu lehren. Die Lösung ist denkbar einfach: Schwangerschaftsabbrüche bis zur 12. Woche nicht mehr als Straftat zu deklarieren und vorschreiben zu lehren. Etwa 80% der Bevölkerung befürworten das, auch im Bundestag gibt es dazu mehrheiten. Zuletzt scheiterte es an Herrn Lindner bzw der Parteispitze der FDP (also wieder Einzelpersonen die sich über die Mehrheitsmeinung hinwegsetzen). Anschließend kann man so lange man will weiter diskutieren ob es die 12. oder welche Woche auch immer sein kann, das hängt je nach Definition und Weltanschauung ab und kann prinzipiell beliebig gewählt werden. Die Pflichtberatung sollte meiner Meinung nach als Teil der Entbürokratisierung, für die ja immer alle sind wegfallen. Sie führt de facto dazu dass man in einigen Fällen eine Abtreibung vor der 12. Woche nicht mehr durchführen kann wegen Wartezeiten.