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Advent, Advent

Stadtrats-Adventskalender, Folge 9

Das Adventskalenderwesen hat in den letzten Jahren einen echten Aufschwung erfahren. Nicht mehr nur Schokolade oder Bildchen verbergen sich hinter den 24 Türen; das ist für die heutige Zeit ja viel zu berechenbar. Tee, Sinnlosigkeiten wie Krawattennadeln oder Serviettenringe, Comicfiguren oder Schlüsselanhänger verbergen sich vor allem in zahlreichen selbstgemachten Adventskalendern und sollen die Beglückten in Verzückung versetzen. Verzückung versprechen wir beim Stadtrats-Adventskalender von Regensburg Digital nicht; auch die Überraschung hält sich angesichts eines übersichtlichen Pools an 51 möglichen Personen in Grenzen. Doch der genaue Zeitpunkt des Auftretens bleibt Redaktionsgeheimnis. Heute im Portfolio: Josef Zimmermann, CSU, und Margot Neuner, SPD.

Dr. Josef Zimmermann, das CSU-Chamäleon mit Zahnpasta-Lächeln

Er ist einer von denen, die einem durchschnittlich informierten Bürger nicht als Erste in den Sinn kämen, wenn man ihnen eine Aufzählung von Stadträten abverlangt. Auch regelmäßige Stadtratsbesucher fragen sich bisweilen, welche Rolle dieser Dr. Josef Zimmermann genau spielt und trauen ihm irgendwie eher zu, dass er plötzlich einen leuchtend grünen Apfel aus der Aktentasche zieht und sich mit einem beneidenswert klassischen Zahnpasta-Lächeln vor einer Kamera als Werbefigur in Pose wirft, als im Stadtrat einen flammende politischen Redebeitrag zu leisten. Für jemanden, der eine politische Karriere möglicherweise noch vor sich hat, ist eine Mitgliedschaft in der Regensburger CSU aber auch nicht wirklich das effektivste Sprungbrett. Wie auch immer man sich positioniert – der Weg scheint eine Sackgasse zu sein. Möglichkeit 1: Man platziert sich auf der Seite Gugau/Rieger, also bei denen, die auch nach der nächsten Kommunalwahl das Parteibuch noch in der Hand halten werden. Dann kriegt man vielleicht mal ein Direktmandat zugeschustert, aber die Chancen, es außerhalb des eigenen Wahlkreises, gar in der Partei selbst zu etwas zu bringen, dürften gering stehen. Nach Vermittlungsversuchen und Parteiordnungsverfahren dürfte die CSU-Spitze von Regensburg angemessen genervt sein. Möglichkeit 2: Man hängt sich an die, die momentan zwar nicht mehr in der Partei, dafür aber in der Stadt das Sagen haben – Schaidinger/Schlegl. Dann ist man zwar am aktuellen Geschehen nah dran, ist aber nach der Kommunalwahl 2014 nicht mal mehr Hinterbänkler, politisch heimatlos bzw. steht auf der Liste des Vereins „Bürger für Regensburg“ und bleibt auf die Stadt beschränkt. Was also macht man als Dr.-Ing. Josef Zimmermann, Jahrgang 1974, politisch vielleicht noch nicht ganz am Ende der Wunschvorstellungen angekommen? Richtig, man antichambriert. Lässt sich mal da, mal dort blicken. Mal bei der Gründungsversammlung der Bürger für Regensburg, mal bei CSU-internen Wahlen. Man verteidigt in den Ausschüssen die Linie des Oberbürgermeisters und begibt sich mal auf der Seite von dessen politischen Freunden in die Auseinandersetzung – und manchmal hält man auch ganz einfach die Klappe. Aber wie gesagt: Er ist ja noch jung. Je nach dem, für welches konservative Lager er sich entscheidet und auf welcher Position er landet, hat er ja ab 2014 noch Zeit genug, um sich in der Kommunalpolitik zu profilieren. Und zur Not bleibt immer noch die Zahnpasta-Werbung…

Margot Neuner, die stille Strippenzieherin

Als Plaudertasche macht Margot Neuner im Stadtrat nicht von sich reden, und das, obwohl sie als kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion eine Position besetzt, die eigentlich zu ausgeprägter, wenn nicht gar ausufernder Kommunikation verleiten könnte. Hin und wieder verbreitet sie sich zu einigen der großen Themen der Regensburger Kulturpolitik; den Kulturhaushalt – größtenteils aus den Budgets fürs „Haus der Musik“ und das Museum der Bayerischen Geschichte bestehend – lobt sie als Großkoalitionärin selbstverständlich; Ergebnisse aus dem Kulturentwicklungsplan findet sie immerhin „interessant“, wenn auch ansonsten nicht weiter diskussionswürdig. In der Debatte um das verhunzte Gedenken am Colosseum in Stadtamhof beteiligt sie sich immerhin als eine von wenigen Stadträten regelmäßig und übt pflichtschuldig Kritik an zweifelhaften Inschriften und Standorten. Doch irgendetwas scheint sie der SPD zu bringen, denn wie sonst ist es zu erklären, dass die Hausfrau und Mutter trotz spärlicher Redebeiträge seit 1978 durchgehend im Stadtrat sitzt? Margot Neuner ist keine große Oratorin, sie zieht lieber die Strippen im Hintergrund. Einst war sie Stadtverbandsvorsitzende, heute hat sich die 72-Jährige von den Spitzenpositionen der Regensburger SPD zurückgezogen, ist nur noch eines unter vielen Vorstandsmitgliedern ohne besondere Funktion im Stadtverband. In ihrem Ortsverein Äußerer Westen/Großprüfening ist sie heute ausweislich der Homepage zuständig für „zusätzliche Informationen“. Diese zusätzlichen Informationen verteilt sie auch außerhalb der SPD gerne bei diversen Stammtischen an befreundete Journalisten und beeinflusst so die politische Debatte durch die Hintertür, ohne im Stadtrat die große Keule schwingen zu müssen.
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