„Wie fänden Sie es, so behandelt zu werden?“
Möchten sie so behandelt werden wie Flüchtlinge in Deutschland? Jugendliche stellen Fragen an Peter Aumer, Margit Wild, Joachim Wolbergs, Hans Schaidinger und Horst Meierhofer. Fotos: Archiv
– Offener Brief –
SJD – Die Falken Gruppe „Red Cracks“ Wollwirkergasse 8 93047 Regensburg An die Stadt Regensburg (Abteilung für Ausländerangelegenheiten sowie Amt für Soziales), die Regierung der Oberpfalz (Sachgebiet 14: Flüchtlingsbetreuung, Lastenausgleich, Integration), die Agentur für Arbeit Regensburg, Oberbürgermeister Hans Schaidinger, Bürgermeister Joachim Wolbergs, die Bundestagsabgeordneten Peter Aumer (CSU) und Horst Meierhofer (FDP) sowie die Landtagsabgeordnete Margit Wild (SPD) Sehr geehrte Damen und Herren, wir sind eine Gruppe 12- bis 14-jähriger Jugendlicher und zweier Helfer der SJD – Die Falken. Wir treffen uns einmal in der Woche in Gruppenstunden, fahren gemeinsam ins Zeltlager und auf Freizeiten. Dabei beschäftigen wir uns mit den unterschiedlichsten Inhalten, die uns persönlich interessieren. In letzter Zeit haben wir uns intensiv mit dem Thema „Asyl“ auseinandergesetzt und deswegen im November 2011 auch das Regensburger Flüchtlingslager in der Plattlinger Straße besucht, wo uns einige Asylbewerber in ihre Unterkunft einluden. Wir waren von ihren Lebensumständen und Erzählungen so schockiert, dass wir uns dazu gezwungen sehen, etwas zu unternehmen. Das ist auch der Grund, warum wir uns mit einigen Fragen an Sie wenden. Finden Sie es in Ordnung, wie die Flüchtlinge untergebracht sind? Wir haben selbst gesehen, wie heruntergekommen die Häuser sind und wie beengt die Menschen dort leben müssen. Halten Sie es denn für menschenwürdig, dass sich teilweise vier von ihnen ein 12m²-Zimmer teilen müssen, obwohl sie sich nicht einmal kennen? Finden Sie es in Ordnung, wie die Flüchtlinge leben müssen? Wie Sie wissen, erhalten die Flüchtlinge ein Jahr lang gar keine Arbeitserlaubnis und danach drei Jahre lang nur für Arbeiten, für die keine Deutschen, EG-AusländerInnen oder sonstige „Bevorrechtigte“ vermittelt werden können. Anstelle von menschlich vertretbaren „Sozial“-Leistungen bekommen sie aber nur mickrige 40,90 Euro „Taschengeld“ pro Monat. Deshalb können sie nichts anderes machen als beschäftigungslos im Lager vor sich hin zu leben und darauf zu hoffen, dass ihr Asylantrag irgendwann angenommen wird. Die Flüchtlinge, mit denen wir gesprochen haben, waren sehr deprimiert, weil sie gerne arbeiten würden und bereit wären, jeden Job anzunehmen – es ist ihnen aber schlichtweg verboten. Finden Sie es in Ordnung, was die Flüchtlinge essen müssen? Der größte Teil der Sozialleistungen, die ihnen offiziell zustehen (224,97 Euro/Monat), wird ihnen nicht ausgezahlt, sondern in Form von „Sachleistungen“ zur Verfügung gestellt, also unter anderem in Form von Essenspaketen. Jeden Monat müssen sie aus einer begrenzten Liste auswählen, welche Lebensmittel sie erhalten wollen. Die Flüchtlinge dürfen also noch nicht einmal frei entscheiden, was sie gerne essen würden! Finden Sie es in Ordnung, dass den Flüchtlingen keine Chance gegeben wird, sich zu integrieren?Die Asylunterkunft in der Plattlinger Straße.