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Buch von Ex-Kulturreferent Unger

Aufgewärmte Legende um Kultbild für judenfeindliche Regensburger Wallfahrt

Bis heute gab es im Bistum Regensburg keine kritische Auseinandersetzung mit dem über Jahrhunderte gepflegten und propagierten antisemitischen Kult um die Schöne Maria. Jüngster Ausfluss: Ein Buch, in dem der frühere Kulturreferent Klemens Unger geschichtsklitternde Propaganda über ein angeblich sensationelles Gnadenbild von Albrecht Altdorfer wiederkäut.

Angeblich das Gandenbild der judenfeindlichen Wallfahrt von 1519: die Schöne Maria, so propagandistisch präsentiert 1938 und 2011. Foto Ziegler Diözesanmusem.

„92 Seiten, durchgehend farbig bebildert“, heißt es im Werbeblatt des Pustet-Verlags für Drei wegbereitende Frauen des Barock, ein kürzlich erschienenes Buch des früheren Kulturreferenten Klemens Unger (Amtszeit 1999 bis 2019). Das ist keinesfalls übertrieben. Tatsächlich enthält das Werk, das für 20 Euro zu haben ist, mehr Bilder als es Seiten hat. Anders als der Untertitel Ein Vierteljahrhundert Regensburger (Kultur-)Geschichte 1630 – 1654 vermuten ließe, handelt es sich dabei auch um keine (kultur-)geschichtliche Abhandlung oder ein wissenschaftliches Werk.

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Der Text, der ohne Fußnoten und teils ohne Belege für Zitate auskommt, gleicht eher der schriftlichen Fassung eines Vortrags. Darin bezieht sich Unger auch auf den ehemaligen NS-Multifunktionär und seinen Vorgänger als Kulturreferent Walter Boll, käut dessen Propaganda über die Rettung des angeblichen Gnadenbildes der judenfeindlichen Wallfahrt Zur Schönen Maria wieder, und schreibt sie mit einer (wie er selber anmerkt) „womöglich gewagte These“ über die Rettung des gleichnamigen Tafelbildes fort.

Ein Bilderbuch, gefördert von Bischofshof und der Sparkasse

Erschienen ist das Buch in der Schriftenreihe des „Welterbe Kulturfonds Regensburg – die Förderer e.V.“, dessen Vorstand Unger schon als Kulturreferent war (nach einer beamtenrechtlichen Beschwerde musste er vom Vorstand zurücktreten) und der sich in der Vergangenheit vornehmlich der Versetzung von Denkmälern gewidmet hat. Gefördert wurde das Werk unter anderem auch von der Brauerei Bischofshof, zu der Unger enge Verbindungen pflegt, und der Sparkasse Regensburg.

Mehr Bilder als Seiten: Klemens Ungers neuste Schöpfung. Foto: Pustet

Inhaltlich präsentiert der pensionierte Kulturreferent eine Aneinanderreihung von Ereignissen und Lebensstationen „dreier bedeutender Frauen, die der barocken Epoche in Regensburg Bahn gebrochen haben“. Er schildert „die wichtigsten Ereignisse um zwei Kaiserinnen und eine Fürstäbtissin“, die in Regensburg gekrönt oder gewirkt haben: die Kaiserinnen Eleonora Gonzaga Montferrat (1598 –1655 und Gemahlin Ferdinands II), Eleonora Gonzaga Nevers (1628 – 1686 und Gemahlin Ferdinands III) und Anna Maria von Salis (1590–1652), die damalige Fürstäbtissin des Klosters Niedermünster. Letztere habe laut Unger „die erste Barockisierung einer Kirche im Welterbe Regensburg“ ermöglicht.

Ein NS-Funktionär als seriöser Wissenschaftler

Da Unger keine konkreten Ergebnisse aus seinen „eingehenden Studien“ formuliert und seine Darstellungen der Ereignisgeschichte (unter Überschriften wie Der liebe Gott rettet das Reich – und Regensburg) durchgängig subjektiv-parteiisch sind, braucht hierauf nicht weiter eingegangen werden. Bemerkenswert ist allerdings Ungers Bezug auf Walter Boll, den er trotz (oder gerade wegen?) dessen längst bekannter NS-Belastung kommentarlos und wie einen seriösen Wissenschaftler anführt.

In Anlehnung an Bolls Kunstführer (Regensburg – Deutsche Lande Deutsche Kunst) will Unger an die Verdienste der Kaiserin Eleonora bei der Rettung des weithin bekannten Tafelbildes Schöne Maria erinnern, das angeblich von Albrecht Altdorfer stammen soll. Doch was hatte der Nazi-Kunstfunktionär Boll mit dem angeblichen Gnadenbild einer katholischen Wallfahrt zu schaffen?

Eine geplante Sensation zur Gedächtnissschau

Als die Generaldirektion der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen 1937 mit konkreten Vorbereitungen einer Gedächtnis-Ausstellung anlässlich des 400. Todestages von Albrecht Altdorfer begann, lud sie Walter Boll schriftlich zur Mitarbeit ein. Man sei dankbar, „wenn Sie uns Ihre besonderen Anregungen mitteilen würden, da selbstverständlich alle Fragen der Albrecht-Altdorfer-Ausstellung nur in enger Zusammenarbeit mit Ihnen erledigt werden können.“

Walter Boll, seinerzeit Direktor des nationalsozialistischen Ostmarkmuseums, nahm die Einladung an. Er wollte sich damals als Altdorfer-Experte profilieren und war wie kein zweiter NS-Kunstfunktionär an den Vorbereitungen der Ausstellung beteiligt. Für diese wurden auch die in Regensburg befindlichen Werke Altdorfers nach München verbracht. Das Tafelbild Schöne Maria wurde eigens dafür restauriert.

Als NS-Kulturfunktionär wollte Walter Boll (hier 1970 mit der Skulptur, die ihm zu Ehren im Historischen Museum aufgestellt wurde) hoch hinaus. Foto: Stadt Regensburg

Noch während der Restauration gab der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Ernst Buchner vor, das wahre „Gnadenbild“ Die Schöne Maria wiederentdeckt zu haben. Das erst durch diese Zuschreibung international bekannt gewordene Gemälde soll laut Buchner und Boll im Zentrum der judenfeindlichen Marien-Wallfahrt von 1519 gestanden haben, die nach der damaligen Vertreibung der Regensburger Juden einsetzte. 1938 wurde dann auch die sensationelle Neuigkeit verkündet, kein geringerer als Albrecht Altdorfer sei der Urheber dieses Tafelbildes gewesen.

Die angebliche Wiederentdeckung der Schönen Maria wurde damit punktgenau anlässlich der Altdorfer-Gedächtnisausstellung als die Sensation präsentiert und gefeiert. Da die NS-Kunstfunktionäre Boll und Buchner für ihre Propaganda keinen wissenschaftlichen Nachweis liefern konnten, hantierten sie stattdessen mit judenfeindlichen Legenden aus dem 17. Jahrhundert.

Über Jahrhunderte gepflegter antisemitischer Kult

Alter Nazi-Kram, der heute keine nennenswerte Bedeutung mehr hat? Leider nicht, wie Ungers Bilderbuch zeigt. Die Gnadenbildpropaganda und antisemitische Ressentiments existieren ungebrochen. Es gab im Bistum Regensburg bislang keine selbstkritische Auseinandersetzung mit dem über Jahrhunderte gepflegten und propagierten antisemitischen Kult um die Schöne Maria.

Bevor die Altdorfer-Gedächtnisausstellung von 1938 näher eingegangen wird, zunächst zu den historischen Ereignissen um die Vertreibung der Regensburger Juden und der Entstehung der Marienwallfahrten ab 1519.

Die Vertreibung der Regensburger Juden 1519

Die Vertreibung der Juden von 1519 kann man als Endpunkt eines langen Prozesses deuten, der gegen 1450 begann und ab 1470 untrennbar mit massiven Ritualmordbeschuldigungen unterfüttert wurde. Wiederholte judenfeindliche Predigten und fingierte Vorwürfe des Hostienfrevels heizten das gesellschaftliche Klima weiter an, lösten weitere Repressalien und antijüdische städtische Erlasse aus. Das politisch motivierte Verweigern der bisherigen Rechtssicherheit vor städtischen Gerichten, die wiederholte aggressive Hetze der Zünfte gegen die jüdische Gemeinde nährten die latent vorhandene Pogromstimmung gegen Jüdinnen und Juden.

Als ihr Schutzherr, Kaiser Maximilian, am 12. Januar 1519 starb, nutzte der Regensburger Stadtrat die Interimszeit und beschloss am 21. Februar die rechtswidrige Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus der Reichsstadt. Als Begründung wurde vom Rat ein drohender Aufstand angeführt, der eine Gefahr „für Leib, Leben und Eigentum der weltlichen und geistlichen Einwohner sowie – an zweiter Stelle – der Juden“ (Veronika Nickel) bedeutet hätte. Am Platz der zerstörten Synagoge wurde rasch eine Kapelle aufgebaut und der Schönen Maria geweiht.

Altdorfer – als Politiker und Künstler involviert

Politische Unruhen und antijüdische Demonstrationen prägten den Alltag der Stadtgesellschaft bereits, als der Künstler Albrecht Altdorfer im Jahre 1505 Bürger von Regensburg wurde. Als Mitglied des Äußeren Rats unterstützte Altdorfer 1519 den Vertreibungsbeschluss der Stadt. Die Synagoge musste demnach innerhalb von zwei Stunden für die Zerstörung freigegeben werden und die jüdische Bevölkerung die Stadt innerhalb von vier Tagen verlassen.

Unmittelbar nach der Verkündung dieser Beschlüsse durch eine Ratskommission, der Altdorfer angehörte, wurde das jüdische Viertel abgeriegelt. Alle Pfänder, die man zur Absicherung von Darlehen hinterlegte, wurden widerrechtlich beschlagnahmt und verzeichnet. Die Frist für die Zerstörung der Synagoge wurde noch um 24 Stunden verlängert – der Historiker Wilhelm Volkert vermutete bereits in einer der ersten historischen Forschungsarbeiten zu diesem Komplex als Grund: „vielleicht deshalb, daß Altdorfer die Skizzen für seine beiden Radierungen anfertigen konnte.“

Eine seiner fast maßstabgetreuen Radierungen der kurz darauf vom Mob zerstörten Synagoge überschrieb Altdorfer mit dem apodiktischen Titel: „1519 Nach Gottes gerechtem Ratschluss“. Foto: Dietmar Katz Kupferstichkabinett

Bald nach der Zerstörung des jüdischen Viertel errichtete man am Platz der zerstörten Synagoge eine Wallfahrtskapelle mit einem oder mehreren Bildern und Plastiken der Gottesmutter Maria. Zum Dank für die Vertreibung der angeblichen Kindermörder und für die Rettung eines Steinmetzes, der beim Abbruch der Synagoge abstürzte und durch ein Wunder überlebte – so die Legende. Daraus entstand die judenfeindliche Wallfahrt Zur Schönen Maria (1519 bis 1523), die von der Stadt mit Gewinn organisiert wurde und trotz ihrer kurzen Dauer als die größte des ausgehenden Mittelalter gilt.

Auch der Künstler Albrecht Altdorfer verdiente reichlich an der Wallfahrt. Für sein Haus in der Oberen Bachgasse 7 soll er Grabsteine aus dem 1519 völlig zerstörten jüdischen Friedhof als Pflaster verwendet haben. Profit schlug Altdorfer vor allem aus dem Verkauf der von ihm gestalteten Wallfahrtsandenken, der Drucke und der Bilder, die er anlässlich der judenfeindlichen Wallfahrt „Zur Schönen Maria“ schuf. Auch das Tafelbild Schöne Maria aus St. Johann entstand in diesem Zusammenhang. Dass es tatsächlich von Altdorfer stammt, wie Boll und Buchner 1938 behaupteten, ist allerdings nicht gesichert. Mehr dazu später.

Sekundärwallfahrt in St. Kassian mit Ritualmord-Fresko

Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die judenfeindliche Marienwallfahrt mehrfach wiederbelebt. Zuletzt in der Pfarrkirche St. Kassian, deren Traditionsbildung ihrerseits beansprucht, die wahre Schöne Maria der Ursprungswallfahrt (in Form einer Holzskulptur des Künstlers Hans Leinberger) zu besitzen.

Das antisemitische Fresko im südlichenen Seitenschiff von St. Kassian. Foto: Werner

Da die in St. Kassian 1747 wieder aufgenommene Wallfahrt Zur Schönen Maria recht ertragreich war, konnte die Kirche rasch renoviert und ihr Gewölbe mit aufwendigen Fresken verziert werden. Eines der Deckenfresken im südlichen Seitenschiff erzählt die Wallfahrtsgeschichte der Schönen Maria. Es zeigt das scheinbar zeitlose antisemitische Programm Regensburgs: die zu vertreibenden, reichen und ritualmordenden Juden, getötete Christenkinder und geschändete Hostien und die über allem wachende und wirkende Schöne Maria.

Nach Abschluss der letzten Renovierung der Kirche 2015 rühmte Bischof Rudolf Voderholzer, die Wallfahrten Zur Schönen Maria. Er reihte sie positiv in die Regensburger Frömmigkeitsgeschichte ein und bezeichnete die Fresken in St. Kassian als „wunderbar“. Dabei ließ Voderholzer unter den Tisch fallen, das sich unter diesen „“wunderbaren“ Fresken auch eines befindet, das offen antisemitisch ist und das die rituelle Ermordung von Christenkindern durch die Juden als historische Tatsache darstellt.

Die Nazis, Boll, Regensburg: Alle wollten sich mit Altdorfer schmücken

Laut den Deutungen Walter Bolls stand auch die Wallfahrt in St. Kassian im 18. Jahrundert „unter dem Einfluss Altdorfers“. Boll wollte Regensburg zur der Altdorfer-Stadt machen, ähnlich wie Nürnberg, das sich in der NS-Zeit mit Dürer schmückte. Entsprechend war er auch treibende Kraft für die erwähnte Gedächtnis-Ausstellung zum 400. Todestag Altdorfers. Diese war zunächst zur Eröffnung des Ostmarkmuseums in Regensburg geplant.

Detailaufnahme der antisemitischen Stereotype im Fresko in St. Kassian: Ritualmord und Hostienschändung Foto: Werner

 Boll bezeichnete Altdorfer als „eine der deutschesten und liebenswertesten Künstlerpersönlichkeiten“, dessen Leben „ausschließlich mit Regensburg verbunden“ sei. Altdorfer gehöre zu „den international bekannten deutschen Künstlern“ und sei „zweifellos der bedeutendste Maler nicht nur Regensburgs, sondern im gesamten Gebiet der Bayerischen Ostmark gewesen“. Seine Werke würden „zu den reinsten und schönsten Schöpfungen deutscher Kunst“ gehören und müssten „für die Zukunft weit mehr als bisher zum Allgemeingut unseres deutschen Volkes werden“.

Mit eben dieser deutschesten Künstlerpersönlichkeit wollte Boll sich und sein Ostmarkmuseum mit überregionaler Strahlkraft schmücken und Regensburg als Altdorfer-Stadt präsentieren. Sein Amtsvorstand, der NS-Oberbürgermeister Otto Schottenheim, zeigte sich dafür offen und hoffte wie schon anlässlich der Bruckner-Feier 1937 abermals mit den Domspatzen Eindruck beim Reichkanzler Adolf Hitler schinden zu können.

Im Stadtarchiv ist eine kunstgeschichtliche Rede von Schottenheim überliefert, die er in einer außerordentlichen Stadtratssitzung im Februar 1938 vortrug und die wohl aus der Feder Bolls stammt. In dieser heißt es ganz im Sinne der NS-Ideologie vereinnahmend, Altdorfer habe sich 1519 „für die Vertreibung der Juden aus der Stadt“ eingesetzt.

Mangels geeigneter Ausstellungsflächen wurde die Schau am Ende aber nicht in Regensburg gezeigt, sondern von Mai bis Oktober 1938 in München. Organisiert wurde sie vom Beamtenapparat der Generaldirektion der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen unter Ernst Buchner – ein Duzfreund Bolls.

Die Einladung zur Ratsherrn-Sitzung im Gedenken an Albrecht Altdorfer am 11. Februar 1938. Aus: StAR, ZR III 5929

Die Altdorfer-Schau gilt als die bedeutendste NS-Kunstausstellung des Jahres 1938. Zum Komplex Vertreibung der Juden und Marienwallfahrt zeigte man in München 13 Werke Altdorfers. Die „wiederentdeckte“ Schöne Maria aus der Regensburger Kirche St. Johann wurde als die Sensation präsentiert. Eine Sensation, die punktgenau inszeniert wurde.

Sensationsmeldung am Todestag

Zur Vorbereitung der Ausstellung regte Ernst Buchner bereits Ende 1937 beim Dekan von St. Johann eine kostenpflichtige Restaurierung der Schönen Maria an. Da „das Bild, das ja sehr übermalt, darunter vermutlich ruinös und überdies Altdorfer bzw. Original der Schönen Maria noch längst nicht gesichert ist“. Nachdem Bischof Michael Buchberger seine Erlaubnis erteilt hatte, wurde das Tafelbild am 25. Januar 1938 im Stift abgeholt und von seiner Übermalung befreit.

Nicht gerade typisch für einen seriösen Restaurierungsprozess teilte Buchner dem Stiftsdekan bereits während der noch laufenden Restaurationsarbeiten freudig mit, dass sich seine „Vermutung, Ihr Madonnenbild rühre tatsächlich von der Hand Altdorfers her, durch die Restaurierung bestätigt“ habe. Auffällig ist, dass diese vorgezogene Erfolgsmeldung mit Schreiben vom 12. Februar 1938, also just am 400.Todestag Altdorfers, erfolgte, aber ohne jegliche Begründung blieb. Noch am selben Tag wurde die Neuigkeit in der gleichgeschalteten Presse verbreitet. Das alles war sicherlich kein Zufall, sondern Teil einer strategischen Inszenierung.

Der Ausstellungskatalog Buchners liefert keine haltbare Begründung für die Zuordnung des Werkes zu Altdorfer. Bei der Restaurierung konnte keine entsprechende Signaturgefunden werden. Was in dem Katalog ohne Quellenangabe wiederholt wird, ist die gegenreformatorische Legende von der „apostolischen Heiligkeit“ des Bildes. Präsentiert wurde die Schöne Maria in der Altdorfer-Schau 1938 übrigens in einem historisierenden Rahmen, den man eigens nach einem Holzschnitt Altdorfers angefertigt hatte.

Bolls Wallfahrtspropaganda im Kunstführer

Walter Boll wiederholt in seinem Kunstführer Regensburg (der 1954 bis 1983 in vier Auflagen mit Unterstützung der Stadt erschienen ist) die wesentlichen Elemente der Wallfahrtspropaganda bzw. des Altdorfer-Ausstellungskatalogs: das alte „Marienbild aus einer benachbarter Kapelle“, die „wundersame Rettung eines verunglückten Handwerkers“, ein „wundertätiges Marienbild“, „hölzerne Gnadenkapelle“, usw.

Wie Unger in seinem aktuell erschienenem Buch richtig wiedergibt, schrieb Boll in seinem Kunstführer auch: „auf Veranlassung der Kaiserin Eleonora sei die Schöne Maria 1630 in den Besitz des Kollegiatstifts St. Johann gelangt“.

Bolls Kunstführer erschien mit Unterstützung der Stadt Regensburg in vier Auflagen.

Allerdings weiß Bolls Kunstführer nichts von der Intervention und dem Widerstand eines protestantischen Geistlichen in der (seit 1534 protestantischen) Stadt, der laut Unger die Herausgabe der Schönen Maria verhindern hätte wollen. Es stellt sich deshalb die Frage, woher Unger diese Details nimmt und warum er ihre Quelle nicht angibt.

Ungers unseriöse Quellen

Die angebliche Intervention eines evangelischen Geistlichen geht, was in Fachkreisen geläufig ist, auf die Überlieferung eines Kanonikus des Stifts St. Johann namens Josef Kagerer zurück. Dieser veröffentlichte 1952 unter dem Titel Die schicksalsreiche Geschichte des Bildes „Die Schöne Maria” von Albrecht Altdorfer in der Stiftskirche St. Johann in Regensburg die entsprechenden Details. Allerdings spekulierte Kagerer – ein Oberstudienrat i. R. und Bischöflicher Geistiger Rat – geleitet von seinen Interessen munter.

Hinsichtlich seiner wackligen „Beweisführung“ für das Vorhandensein des Tafelbilds Schöne Maria in St. Johann aufgrund eines Engagements der Kaiserin Eleonora räumte er selber ein, dass man dies „zunächst als eine mehr oder weniger sichere Hypothese bezeichnen“ möge. Nachdem aber das Bild von „maßgebender Stelle“, sprich: dem NS-Funktionär Buchner, „als die ‚Altdorfer-Madonna‘ wiedererkannt, in aller Form bestätigt worden“ sei, bestehe, so Kargerer, „kein Zweifel mehr, daß damals dieses Bild durch die Kaiserin in das Kollegiatstift St. Johann gekommen ist“.

Dass Kargerers Hypothese bereits 1977 vom Regensburger Kunsthistoriker Achim Hubel, der sich wie kaum ein anderer mit der Wallfahrt zur Schönen Maria und ihren Bildern befasst hat, als „kühne Konstruktion“ verworfen wurde, ficht Unger nicht an. Auf wissenschaftliche Vorarbeiten geht er (man kennt das von seiner Anti-Napoleon-Inschrift am Pylonentor) einfach nicht ein. Es wirkt, als wolle der bekennende Katholik und Marienverehrer – ungestört von wissenschaftlichen Details – „seiner“ Kaiserin Eleonora huldigen und den katholischen Kult um die Schöne Maria ins fromme Gedächtnis rufen oder wachhalten. Mit Unterstützung der Sparkasse Regensburg.

Kagerers antisemitisches Machwerk und Ungers Glockengießer

Kagerer wiederholte und bemühte in seinem Machwerk – erschienen 1952 in den Verhandlungen des Historischen Vereins, in dessen Ausschuß er und Boll saßen  – zentrale antisemitische Ressentiments: jüdischer Wucher, Ritualmord an Christenkindern, Hostienschändung, sogenanntes jüdische Hehlerrecht, Kirchendiebstähle, Münzfälschungen, Spekulation mit Nahrungsmittel durch Juden. Er bemüht zudem die bereits erwähnte omnipräsente Bild-Frevel-Legende, die seit der Vertreibung der Juden und Jüdinnen von 1519 im Umlauf ist: Einige Juden hätten sich demnach gegen „ein Muttergottesbild, das (…) vom Volk als ‚alte apostolische Heiligkeit‘ verehrt“ worden sei, „despektierliche Bemerkungen erlaubt“.

Von Unger erfährt man nichts über den Antisemitismus bei Kagerer. Es geht ihm offenbar nur darum, die angeblichen Rettungs-Verdienste seiner Kaiserin („eine fromme, gebildete Frau“) herauszustreichen und sich zur Schönen Maria zu bekennen. Ungers bereits erwähnte „gewagte These“ wurde übrigens schon 1952 auch von Kagerer vertreten. Nämlich: Die Schöne Maria sei nur unter der Bedingung an Eleonora ausgehändigt wurden, wenn sie übermalen wird und somit nicht mehr das wahre Gnadenbild erkenntlich sei.

Boll Idee: Die Altdorfer-Gedenktafel von 1938 am Gebäude in der Obere Bachgasse 7. Foto: Werner

Dieser von Hubel bereits 1977 als abwegig eingestuften These hat Unger noch einen katholischen Glockengießer namens Schelchshorn als Urheber und Akteur des Ganzen, hinzugefügt. Der frühere Regensburger Kulturreferent hat zwar keinerlei Belege oder auch nur ein Anzeichen dafür, dass Schelchshorn sich, wie auch immer, eingemischt haben könnte. Allein, dass er um 1630 im ehemaligen Altdorfer-Haus in der Oberen Bachgasse gewohnt haben soll, führt Unger als Ausgangspunkt für seine Spekulationen an.

Marien-Kult bis heute

Heutzutage wird Altdorfers angebliche Schöne Maria im Regensburger Diözesanmuseum als Leihgabe verwahrt. Bei passender Gelegenheit wird sie aber wie ein heiliges Bild gezeigt – nicht nur im kirchlichen Kontext. In dem erwähnten historisierenden Holzrahmen, der 1938 für die NS-Schau zu Altdorfer angefertigt wurde, präsentierte die Stadt Regensburg das Tafelbild beispielsweise anlässlich der Furtmeyr-Schau (die 2010/11 unter der Ägide von Kulturreferent Unger gefeiert wurde) im Historischen Museum präsentiert. Ohne in gebotener Weise auf die historischen Hintergründe und die Renovierung und Inszenierung von 1938 einzugehen.

Der frühere Kulturreferent Klemens Unger. Foto: Archiv/Staudinger

Die Schöne Maria wurde stattdessen im Museum in einer Art sakralen Raum als DAS Gnadenbild präsentiert, so wie es die NS-Funktionäre Boll und Buchner sich ausgedacht hatten. Jürgen Huber, damals noch oppositioneller Grünen-Stadtrat, bescheinigte Unger seinerzeit ein „konservatives, rückwärtsgewandtes und klerikal orientiertes“ Kunstverständnis.

In seinem neulich erschienenen Buch hat Klemens Unger die Story von der Wiederentdeckung der Schönen Maria Altdorfers durch die NS-Kunstfunktionäre Boll und Buchner 1938 wieder einmal aufgewärmt und fortgesponnen.

Aktuelle Untersuchung: Marien-Bild ist nichts Besonderes

Wissenschaftliche Arbeiten stehen dieser Propaganda entgegen. Erneute Untersuchungen der Altdorfer zugeschriebenen Schöne Maria aus St. Johann durch die Restauratorin des Historischen Museum Regensburgs Annette Kurella legen nämlich nahe, dass das besagte Tafelbild kein eigens gefertigtes Unikat ist.

Vielmehr dürfte es sich um die Übermalung eines älteren Bildes mit einem Kreuzigungsmotiv handeln. Sozusagen ein Wiederverwertungsprodukt, das sich wie viele andere im Wallfahrtsgeschehen gut verkaufen ließ und schon deshalb als wahres Gnadenbild ausscheidet.

Kurella veröffentlicht ihre diesbezüglichen Untersuchungsergebnisse in den zum Jahresende erscheinenden Verhandlungen des Historischen Vereins. Im selben Band erscheint ein Aufsatz des Autors dieser Zeilen zum Thema: Die nationalsozialistische Instrumentalisierung von Albrecht Altdorfer – Unter besonderer Berücksichtigung der Rolle Walter Bolls. Ungers Bilderbuch kommt darin nicht vor.

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Kommentare (23)

  • Dugout

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    Clemens Unger…….

    Er war stehts bemüht!

  • Grottaferrata

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    Nur am Rand: In der Kassianskirche selber wird durchaus klar auf die Problematik der Wallfahrt an Ort und Stelle verwiesen.

  • Martin

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    Ja ja der Clemens. Sehr gut recherchiert.

  • joey

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    die Juden heute haben wohl weniger vor Albrecht Altdorfer, Walther Boll oder gar Unger Angst.
    Haben sich schon die islamischen Gemeinden, die Jusos und die grüne Jugend vom Terror der Hamas und Fatah distanziert? Wenn, dann wäre das sicher einen Bericht wert, man steht doch gerne auf der richtigen Seite oder?

    Nein, hier steht ein “mutiger” Artikel gegen den deutschen Judenhaß. Gähn, war alles schon ausführlich da.

    Möge die Geschichte später über GRETA urteilen. Hier passiert es offenbar nicht.

  • Nesrin

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    @joey: Interessant, dass Sie in Ihrem in Teilen berechtigten rant die Leute von der AfD und die vielen bewaffneten Rechtsterroristen im Untergrund vergessen. Die dürften sicherlich nicht unerheblich zur Bedrohungslage für jüdische Bürger*innen beitragen. Spitzenreiter bei antisemitischen Straftaten waren zuletzt mit weitem Abstand Rechtsextremisten.

    Bei den Solidatitätskundgebungen für Israel in den letzten Tagen waren übrigens viele Leute von der grünen Jugend und der Jusos anwesend.

    Dass Herr Unger im Jahr 2023 schamlos antisemitischen Schund reproduziert finde ich durchaus berichtenswert.

  • Mr. T.

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    joey, haben sie sich schon von Gundolf Köhler oder Stephan Balliet distanziert? Blöd, das von Ihnen zu verlangen? Ja, genauso wie Ihr Verlangen nach Distanzierung verschiedenster Organisationen?

  • Crazy Vaclav

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    @joey das liegt möglicherweise daran, dass Greta, die islamischen Gemeinden, die Jusos und die grüne Jugend eher weniger mit Regensburg zu tun haben als Walter Boll, Klemens Unger und Albrecht Altdorfer

  • joey

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    Die schweigende Menge war immer das Spielfeld für die Nazis 33-45. Deswegen sind sie mitschuldig. Wer heute nicht klar Stellung bezieht, ist die Sonntagsreden nicht wert.

    @Nesrin
    Sie wissen vermutlich eh schon, daß islamistische Taten bisher als Rechtsextremismus gezählt wurden. Das hat Faeser vorgestern geändert.

    @Mr. T.
    ich habe nie für oder seitens Balliet demonstriert.

    @Crazy Vaclav
    FFF war hier nicht oder, keine Greta Verehrung? Nun ist Greta als Judenhasserin endgültig geoutet. Eine der deutschen Sprecherinnen ebenso.

  • Salamon

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    Joey, es macht keinen Sinn auf ihren Versuch, das Thema zu wechseln, einzugehen. Ihre Andeutungen von wegen Gähn, “mutig” , gerne auf richtiger Seite stehen, finde ich eine despektierliche Frechheit…

    Der Kampf gegen Antisemitismus ist unteilbar. Egal von welcher Seite er kommt, er zielt auf die Vernichtung der Juden und Jüdinnen.

    Die im Text genannten und in den Fresken gezeigten Ritualmordbeschuldigungen sind sowohl im christlichen, als auch aktuell im gewissen islamischen Kreisen präsent, ebenso in der Reichsbürger Szene und der Ideologe der QAnon. So gesehen ist der Text hoch aktuell, insbesondere wenn der Diözesanbischof sich regelmäßig mit Rechtsradikalen zeigt und die Fresken mit den Ritualmordbeschuldigen “wunderbar” findet.

    Die deutsche Staaträson, man sei gesamtgesellschaftlich gegen Antisemitismus, halte ich für eine hohle Selbstzuschreibung, bei vielen eine Art Lebenslüge, oder ein Mittel der politischen Selbstinszenierung.

  • Nesrin

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    @joey Ja, war mir bekannt. Bzw. genauer: Taten, die nicht klar zugeordnet werden konnten wurden unter “rechtsextrem” subsumiert. Da waren sicherlich auch einige Vorfälle im Rahmen der Querdenker Aufmärsche dabei. Lesenswert hierzu sind die Berichte von RIAS.

    Möchte noch anmerken, dass trotz der aktuellen Ereignisse der Zentralrat der Juden nach wie vor den rechtsextremen Antisemitismus als die gefährlichste Form hierzulande hält. So Insbesondere den der AfD. So Josef Schuster heute im FAZ Interview.

  • xy

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    Ich verstehe immer noch nicht, wa das Bild mit Judenverfolgung oder – Vertreibung zu tun haben soll. Klärt mich bitte jemand kurz auf?

  • Ein (noch) Katholik

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    Und Leute wie “Seine Exzellenz” Rudolf II. von Regensburg (alias R. Voderholzer) halten sich selbst bzw. von der kath. Kirche ganz offiziell gelehrt als Bischöfe “für Nachfolger der Apostel”!

    Ironischerweise waren aber die tatsächlichen Apostel und Jünger, wie auch Jesus, allesamt Juden – und wollten auch nichts anderes sein – und die bischöflichen griechisch-lateinischen Kirchenväter der Antike waren “ganz überwiegend, wie Luther, theologische Antisemiten … Bei diesem konstanten antijüdischen Diskurs hat er [Luther] sich weitestgehend bedient. Sogar seine ekelhafte Allegorie über die Exkremente des Judas – also christliche Hate Speech pur – ist nicht Produkt perverser Phantasie oder poetischer Kreativität, sondern treu nach Bibelstellen und Kirchenvätern gearbeitet. … Ein einziges Mal spricht [Thomas] Kaufmann, jedoch ohne selber die notwendige historiographische Konsequenz daraus zu ziehen, die peinliche Wahrheit aus: nicht nur über die Kontinuität von Luthers Judenfeindschaft mit der allgemeinen christlichen vor ihm, sondern auch über die Kontamination [!] des Christentums mit Antisemitismus von Anfang an: Luthers Wiederentdeckung der biblischen Grundlage des christlichen Glaubens trug dazu bei, ‘antijüdische Motive, die das Christentum in historischer und theologischer Hinsicht konstituieren, in neuartiger Intensität wirksam werden zu lassen’.” https://literaturkritik.de/pangritz-theologie-und-antisemitismus-abschied-nicht-nur-vom-lutherjahr,24037.html

  • Greta

    |

    @Grottaferrata In der Kassianskirche mit m.E. nicht “durchaus klar auf die Problematik der Wallfahrt an Ort und Stelle verwiesen”. Auf einer kleinen, kaum zuordenbaren Tafel mit QR-Code heißt es:
    Deckenfresko
    “Vertreibung der Juden aus Regensburg”
    Hier werden auch schlimme judenfeindliche Unterstellungen der damaligen Zeit gezeigt.
    Informationen dazu im geistlichen Führer “Die Fresken und Symbole”
    Es wird m.E. verschleiert, warum das Fresko in der Kirche hängt, wer es beauftragt hat, was die angeblich von Juden ermordeten Kinder bedeuten, was die Hostien, das Geld, die Maria, die Ratisbona.
    Die Tafel ist wird nur Fragen auf, gibt keine Antworten und übernimmt keine Verantwortung.
    @ xy Im Text steht, dass das Fresko Mitte 18.Jahrhundert nach erfolgreicher Wiederaufnahme der judenfeindlichen Wallfahrt entstanden ist. Es zeigt komprimiert, die Vertreibung der Juden , die vorgeblichen Gründe (Wucher, irgendwas mit Hostien, von Juden ermordete Christenkinder, die daraus entstehende Wallfahrt und die über allem wachende Muttergottest Maria. Antisemitismus in Reinform

  • xy

    |

    Greta sagt: „Es zeigt komprimiert, die Vertreibung der Juden , die vorgeblichen Gründe (Wucher, irgendwas mit Hostien, von Juden ermordete Christenkinder, die daraus entstehende Wallfahrt und die über allem wachende Muttergottest Maria. Antisemitismus in Reinform“

    All das kann ich dem Bild nicht entnehmen, obwohl ich mir das Bild jetzt noch einmal ganz genau unter die Lupe genommen habe. und „dass das Fresko Mitte 18.Jahrhundert nach erfolgreicher Wiederaufnahme der judenfeindlichen Wallfahrt entstanden ist“ beweist auch keinen Antisemitismus. „Mitte 18. Jahrhundert“ gilt u. a. als “die Zeit der Aufklärung, in der sich das durch und durch christlich geprägte Weltbild verändert” (vgl. https://www.kunst-zeiten.de/Zeitgeist-1730-1850). Ein unbedingter zeitlicher Zusammenhang dieser Zeit und des in dieser Zeit entstandenen Marienbildes mit “Antisemitismus” ist nicht nur (sehr) weit hergeholt, sondern für meine Begriffe eine bloße Unterstellung.

  • Grottafertata

    |

    @Greta
    Die Tafel hängt exakt an Ort und Stelle. Man kommt an ihr nicht vorbei, wenn man die Kirche aufmerksam auf sich wirken lässt. Nur am Rande: Tafeln übernehmen keine Verantwortung. Das können nur Menschen. Daher:
    1) Haben Sie auch das Fresko angeschaut?
    2) Haben Sie den – übrigens auch ausliegenden – Führer angeschaut?
    3) Haben Sie den Quellcode aufgerufen?
    Mich dünkt: Dreimal nein.

  • R.G.

    |

    zu:

    xy

    22. Oktober 2023 um 00:48 | #

    Ich verstehe immer noch nicht, wa das Bild mit Judenverfolgung oder – Vertreibung zu tun haben soll. Klärt mich bitte jemand kurz auf?”
    In der Regel wurden Marienheiligtümer dort errichtet, wo es zuvor heilige Orte heidnischer oder jüdischer Bedeutung gegeben hatte, mitunter an nun begehrten Wohnorten von Nichtchristen, GENTRIFIZIERUNG eben.
    Man nahm den Orten damit ihre alten Bedeutungen; Berechtigungen und Nutzungsrechte, pfropfte ihnen neuere und angeblich höhere auf.
    In diesem Fall fällt die Entwertung des Alten und die Aufwertung des Christlichen in einer blödsinnigen Legende zusammen.
    Aufgrund der Hässlichkeit der Anschuldigungen spreche ich von einer blutigen Übernahme des Ortes durch das Mariensymbol, die vorherige Vertreibung der Juden sollte mit der schlecht konstruierten Geschichte des Fundes eines wundersamen Bildes gerechtfertigt werden.

  • Jonas Wiehr

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    Am besten, man verbrennt die gesamte Auflage des Unger-Buches öffentlich, man übertüncht das Fresko in der Kassianskirche und lässt das Marienbild für immer im Depot verschwinden. Hurra, schon ist die Welt ein Paradies! (Ich bin offen für weniger radikale Vorschläge.)

  • Mr. B.

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    Zu Nesrin:
    “Bei den Solidatitätskundgebungen für Israel in den letzten Tagen waren übrigens viele Leute von der grünen Jugend und der Jusos anwesend.”

    Das nimmt den Leuten nach den bisherigen Aussagen zu Israel doch keiner mehr ab.
    Wahrscheinlich wurden sie von ihren Parteizentralen ermahnt. Aber das Gedankengut bleibt.
    Das mit den Rechten nehme ich Ihnen ab. Aber bitte vergessen Sie nicht die islamisierte Zuwanderung. Hier steckt (endlich erkannt und es darf auch jetzt öffentlich berichtet werden) auch ein großes Problem bezüglich Judenhass/ Hass auf Israel.

  • Nesrin

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    @Mr B: Schauen Sie sich mal den Vorstand der Deutsch Israelischen Gesellschaft Oberpfalz an und welche Personen von welchen Parteien da vertreten sind. Zu behaupten, die Teilnehmer*innen an den Solidaritätskundgebungen in Israel seien von den Parteizentralen entsandt worden halte ich für eine Verschwörungserzählung.

    Niemand bagatellisiert islamistischen Antisemitismus. Derzeit wird jedoch dessen rechtsextreme Form verharmlost bzw unter dem Tisch gekehrt indem behauptet wird, Antisemitismus in der BRD sei ein “importiertes” Phänomen und ließe sich durch Abschiebungen schnell und einfach lösen. Lesen Sie sich mal zB die Mitte Studien der Uni Bielefeld durch. Ziemlich viele Deutsche* haben ein geschlossen antisemitisches Weltbild, das lässt sich bereits seit Jahrzehnten nachweisen. Wie weiter oben schon passend beschrieben wurde: Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und betrifft nicht nur einzelne Gruppen.

  • Mr. B.

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    Zu Nesrin
    25. Oktober 2023 um 14:29 | #

    Ich gebe nichts auf Verschwörungstheorien. Also, Rechte schon immer und Linke seit Beginn des Angriffs auf Israel.
    Ich bin der Meinung, dass Gefährder bei uns nichts zu suchen haben und schon längst abgeschoben werden sollten. Bei konvertierten Deutschen muss es Sicherungsverwahrung geben.

  • Aus Zucker

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    @ xy
    Neben diversen Undifferenziertheiten Ihrerseits nur Eines: Im Kontext Ihres Zitats wäre „[…] irgendwie sind wir Nazis doch an allem Leid der Welt schuld…“, korrekt.

  • joey

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    die Diskussion hier beweist, daß meine Exposition richtig ist: Niemand hat Angst vor Clemens Unger und der schönen Maria.

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