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Stotterstart in den Wahlkampf

Deutliches Ergebnis: Regensburger SPD wählt Thomas Burger zum OB-Kandidaten

Mit 22 von 34 Stimmen wählen die Delegierten SPD-Fraktionschef Thomas Burger zum OB-Kandidaten für die Kommunalwahl 2026. Die allseits beschworene Geschlossenheit der Partei muss sich erst noch beweisen.

Mit Wackeldackel in den Wahlkampf: Thomas Burger mit OB Maltz-Schwarzfischer und der SPD-Co-Vorsitzenden Claudia Neumaier. Rechts am Podium: Co-Vorsitzender Raphael Birnstiel. Foto: as

„Geschlossen.“ „Gemeinsam.“ „Miteinander.“ Diese Worte hallen am Sonntagvormittag durch die Versammlung der Regensburger SPD, als die Redner unermüdlich betonen, dass man „zusammen“ in den Kommunalwahlkampf ziehen werde. „Als Team.“ Der „Luxus“, zwischen „zwei kompetenten Kandidaten“ wählen zu können, sei ein Ausdruck von Demokratie, und es sei die Presse gewesen, die einen Streit herbeigeschrieben habe.

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Doch die Spannungen sind spürbar. Verletzungen liegen in der Luft. Während der Parteivorstand um Raphael Birnstiel den vollzählig anwesenden Delegierten Thomas Rudner als Kandidaten für die OB-Wahl im kommenden Jahr empfiehlt und von einer „Richtungsentscheidung“ für die Regensburger SPD spricht, „kein Weiter so“, erwähnt die scheidende Oberbürgermeisterin Rudner mit keinem Wort.

Stattdessen spricht sich Gertrud Maltz-Schwarzfischer in ihrem Grußwort klar für Thomas Burger aus, lobt dessen Arbeit als Fraktionschef im Stadtrat, seine vielen Kontakte, und hebt hervor, wie oft der 54-Jährige Termine als ihr Stellvertreter wahrgenommen habe.

Denkbar schlechter Start in den Wahlkampf

Das Ausscheiden der OB aus dem Amt im Vorfeld durchgesteckt. Parteivorstand und Jusos für den einen Kandidaten, Maltz-Schwarzfischer für den anderen. Stimmen, die politische Konsequenzen im SPD-Vorstand fordern. Ein Vorsitzender Birnstiel, der bei seiner Rede Unterstellungen zurückweist, dass er der CSU nahestehen würde. Das Betonen von Geschlossenheit klingt vor dem Hintergrund all dessen nach einer hohlen Durchhalteparole.

Die Rednerinnen arbeiten sich am Sonntag vor allem an der CSU ab. Diese habe keine Ideen und wolle nur den Status Quo erhalten, so die SPD-Co-Vorsitzende Claudia Neumaier. Astrid Freudenstein wirke wie „eine Sängerin bei einem Schlagerabend, die nie den Ton trifft, aber ständig ins Mikro grölt“, ätzt der SPD-Unterzirksvorsitzende Sebastian Koch. Sie habe während ihrer Zeit als Bürgermeisterin „viel bussiert und wenig regiert“. Die CSU könne man mit einem Wort beschreiben: „Dagegen.“ Entsprechend lautet seine Aufforderung an die Genossen: „Der Gegner ist da draußen, nicht innerparteilich.“

Maltz-Schwarzfischer: „Ohne uns sähe Regensburg heute anders aus.“

Maltz-Schwarzfischer versucht unter dem Schlagwort „Wir haben geliefert“, die Leistungen herauszustellen, welche die SPD in den elf Jahren, die sie das OB-Amt inne hat, erbracht hat. Schwerpunkt: das Soziale.

Sie erwähnt die Tarifangleichung für die städtischen Busfahrer und im Bürgerheim Kumpfmühl, Gedenk- und Willkommenskultur, Ausstattung der Stadtbau mit Grundstücken und Kapital, Jugendsozialarbeit an Schulen. Das Kinderschutzhaus im Michlstift und ein Kälteschutzhaus für Obdachlose. Und „eingeleitet” habe man auch die Verkehrswende. „Ohne uns sähe Regensburg heute anders aus.“

Burger: Erfahren, gut vernetzt

Burger präsentiert sich in seiner Bewerbungsrede als erfahrener Kommunalpolitiker, vier Stadtratsperioden in unterschiedlichsten Konstellationen – Opposition, große Koalition, Bunte Koalition, aktuelle Regierungskonstellation.

Einer der ersten Gratulanten: Thomas Rudner. Foto: as

Er verfüge über „tiefe Einblicke“ in die Stadtverwaltung, ein „großes Netzwerk“ und habe knapp 100 Mal die OB vertreten. Er wolle die Neuordnung der Verwaltung und Digitalisierung vorantreiben und stehe für mehr „proaktive Kommunikation“, sagt er mit Blick auf das Scheitern der Stadtbahn. „Es liegt so viel auf dem Tisch, wo ich wirklich Bock drauf habe“, sagt Burger. Sein vornehmliches Ziel für die Wahl: Der OB-Posten natürlich und eine SPD-Fraktion, die wieder zweistellig werden soll.

Rudner: Frisches Gesicht, Blick von außen

Thomas Rudner versucht hingegen, sich als „frisches Gesicht“ in Szene zu setzen. Es sei ein „Irrglaube“, dass nur langjährige Stadtratsmitglieder als OB-Kandidat geeignet seien. Der Blick von außen könne neue Perspektiven eröffnen. Er wolle Regensburg als Stadt der „guten Nachbarschaft“ weiterentwickeln – mehr Teilhabe, mehr Bildung, mehr Begegnung. Mehr sozialer Wohnungsbau, die Stadtbahn, Mobilitätsdrehscheiben und die Sallerner Regenbrücke.

Man habe bereits einen Plan für den Wahlkampf, ein schlagkräftiges Team und stehe mit einer Agentur in Kontakt für einen „Wahlkampf, der Mut macht“, verspricht Rudner, und: „Sollte ich gewählt werden, biete ich Thomas Burger Platz 3 auf der Stadtratsliste an.“

Gibt es Rücktritte?

Es ist bemerkenswert, dass es nach der Vorstellung der Kandidaten keine Aussprache gibt. Es folgt jeweils freundlicher Applaus, doch niemand meldet sich mit Fragen zu Wort. Bei den 34 Delegierten ist klar, wer wo steht. Für Burgers Anhänger ist das Ergebnis ein Triumph – er erhält 22 Stimmen, Thomas Rudner nur zwölf. Josef Reithmair, der als dritter Kandidat angetreten war, wird von niemandem gewählt.

Auch wenn Sebastian Koch in seinem Grußwort zuvor politische Konsequenzen im Vorstand als „absurd“ bezeichnet und Bundestagsabgeordnete Carolin Wagner es als „originäre Aufgabe des Vorstands“ bezeichnet hat, einen Kandidaten vorzuschlagen, scheint bereits am Sonntag klar zu sein: Mit dieser Vorstandsbesetzung wird die Regensburger SPD nicht in den Wahlkampf ziehen. Dass dieser Wahlkampf geschlossen und gemeinsam geführt wird, muss die SPD erst noch beweisen. Der Start ist gründlich misslungen.

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Kommentare (10)

  • Antoine Burtz

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    Der SPD-Vorstand hat nichts aus dem CSU-Debakel von 2007 gelernt. Jetzt könnte man sagen- gut, woher sollen die das auch wissen, einige Mitglieder haben da ja noch nicht einmal in Regensburg gewohnt. Und genau hier liegt der Punkt: Der Vorstand der SPD besteht schon auch aus Leuten, die sich in Regensburg nicht wirklich auskennen und auch nicht wissen, was die Regensburger wollen ( zum Studium zugezogen).
    Das war einfach ein unfassbar dämlicher Move und ich hoffe, die besagten Leute werden mit entsprechenden Stadtratsplätzen abgestraft; darauf zu hoffen, dass sie den Anstand haben, wegen Unglaubwürdigkeit selbst zurück zu treten braucht man sicher nicht.

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  • Harry

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    Ich weiß nicht, was der Gedanke dahinter war, aber ein Wackeldackel hat zumindest nach meinem Empfinden in der Politik eher unerwünschte Symbolik … alles abnicken und ja und amen sagen? Na hoffentlich nicht.
    Herrn Burger dennoch viel Erfolg. Mehr Schwarz als aktuell (oder gar Blau/Braun) will ich in der Stadtspitze nicht sehen.

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  • Günther Herzig

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    Warum mag denn niemand warten, bis die Wahl statt gefunden hat? Vielleicht ließe
    Dr. Thomas Burger im Falle des Wahlsiegs auch ohne die jetzt bereits formulierten Bedenken einiges so umsetzen, wie es sich eine Mehrheit der Regensburger Bürger vorstellt.

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  • Einsam

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    Ein Wackeldackel als Symbol für die Geschlossenheit der Regensburger SPD?
    Lustig, aber schön rot ist er.

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  • Dominik Müller

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    *verspricht Rudner, und: „Sollte ich gewählt werden, biete ich Thomas Burger Platz 3 auf der Stadtratsliste an.“*
    Ich wusste noch gar nicht, dass bei der SPD der OB-Kandidat befugt ist, die Stadtratsliste zu erstellen. Hier sollte die SPD mehr innerparteiliche Demokratie wagen und den Deligierten mehr Rechte einräumen.

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  • Jürgen

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    Gelebte Demokratie innerhalb der Partei ist man in Bayern wohl nicht gewöhnt. Wie sonst sind hier die Kommentare und selbst der Artikel zu werten?
    Ich finde es bemerkenswert, dass die SPD drei Kandidaten ins Rennen geschickt hat, wo sich jetzt einer mit einer stattlichen Mehrheit im Rücken, auf den Wahlkampf vorbereiten kann. Hier wurde nicht im stillen Kämmerlein der Kandidat festgelegt, sondern jeder der drei hatte die Möglichkeit sich und sein Programm vorzustellen.

    Herzlicher Glückwunsch an Hrn. Burger.
    Mögen die Spiele beginnen. ;-)

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  • Wuzzi

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    Das Dilemma begann mit dem Austritt/Rauswurf von Wolbergs und die Ausblutung durch die Mitgliederwanderung zur Brücke. Die SPD wird zwar nach der Wahl keinen OB stellen können, hoffe aber, daß die Zahl der Stadträte wenigstens stabil bleibt. Bei der zukünftigen OB’in muß man sehn wie sich Freudenstein und Sigloch schlagen.

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  • Wurstkopf

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    @Antoine Burtz
    Echter Regensburger ist man erst ab dem Generationsnachweis bis zum Ur-ur-Großvater. Für fremde Leute gilt auch keine innerparteiliche Demokratie, weil die durchaus komplexe Regensburger Psyche kann man als Fremdling gar nicht erforschen.

    (Wenn man aber ganz wo anders geboren ist und auch ganz wo anders studiert hat, kann man bei anderen Partein durchaus OB-Kandidatin werden..

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  • Dieter

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    Eine Empfehlung von Maltz-Schwarzfischer sollte eher ein Ausschlusskriterium sein.
    “Wir haben geliefert” zeigt zumindest wohin die Reise geht – in die Bedeutungslosigkeit dank mangelnder Selbstreflexion

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  • Madame

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    Ich bin gespannt , ob der herr thomas burger die ob kandidat schafft. Frau astrid freudenstein wird sicher 2.bg. wobei sie erfahrung hat. Ob und bg sind sich auch sympathisch. .

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