Die wahrscheinlich einsamste Hauptradroute Regensburgs
Sie ist schön, sie ist von Grün umgeben, sie hat sogar einen Preis bekommen – und sie ist mangels großer Nutzung auch noch so gut wie neu: die Hauptradroute rr05 hinterm Dörnberg.
Ein normaler Donnerstagmorgen: Die rr05 gewährt einen seltenen Blick auf die bahnseitige Ansicht des Dörnberg-Viertels. Foto: privat
Kennen Sie die rr05? Nein? Machen Sie sich nichts draus – so wie Ihnen geht es augenscheinlich einem Großteil der Regensburger Radfahrerinnen und Radfahrer. Dabei ist die rr05 – rr steht für Regensburger Radlrouten – eine gute Sache.
Es ist die erste von insgesamt 18 geplanten Hauptradrouten, mit denen die Stadt Regensburg den Forderungen des Radentscheids folgt, den der Stadtrat 2019 (gegen die Stimmen der CSU) übernommen hat. 13.000 Regensburgerinnen und Regensburger hatten zuvor innerhalb eines halben Jahres für das entsprechende Bürgerbegehren unterschrieben.
Top 5 in der Kategorie Infrastruktur
Fahrradstraßen und bessere Ampelschaltungen gehören dazu, aber auch der umstrittene Holzgartensteg über den Grieser Spitz. Zentraler Punkt aber ist ein insgesamt 172 Kilometer langes Hauptradroutennetz, das größtenteils abseits der Straßen für den motorisierten Individualverkehr laufen soll, mit möglichst wenig Ampeln, Einmündungen und Gefahrenstellen, mit Unterführungen und Radlbrücken.
Die rr05 war die erste Hauptradroute, die im Oktober letztes Jahr fertiggestellt wurde. Beim Deutschen Fahrradpreis 2025, den das Bundesministerium für Digitales und Verkehr jedes Jahr verleiht, wurde die rr05 unter die Top 5 in der Kategorie Infrastruktur gewählt.
Eröffnung der rr05 im Oktober 2024. An den Startpunkten ist die Radroute deutlich als solche gekennzeichnet. Foto: Stadt Regensburg
Über die neugebaute Radbrücke von Sinzing nach Großprüfening läuft sie auf neun Kilometern vorbei am Bahnhof Prüfening, durch das Neubaugebiet Dörnberg zum Hauptbahnhof und von dort weiter zum Candis-Viertel bis zum Hohen Kreuz und zur Siemensstraße.Â
Einsam und idyllisch
Doch was nützt ein Preis, was nützt die schönste Strecke, wenn sie niemand kennt. Das Sträßlein hinterm Dörnberg, das zwischen Bahndamm und dem Grün, das den Wohnhäusern vorgelagert ist, mäandert, darf man wohl als die einsamste Hauptradroute Regensburgs bezeichnen.
Kleine Steigungen und Kurven machen die rr05 zu einem echten Erlebnis. Foto: privat
Während sich vorne an der Ladehofstraße/ Friedrich-Niedermayer-Straße am frühen Morgen Dutzende Fahrradfahrer auf der denkbar engen Trasse zwischen parkenden und fahrenden Autos hindurchschlängeln, was für alle Beteiligten enervierend und gelegentlich auch gefährlich ist, bleibt dieser Streckenabschnitt der rr05 geradezu idyllisch.
Piktogramme auf der Streck, aber die Zufahrten…
Allenfalls vereinzelte Radfahrerinnen kann man jeden Morgen auf dieser Straße beobachten. Genau genommen ist das übrigens kein Fahrradweg, sondern ein Weg durch eine Grünanlage, auf dem das Radfahren erlaubt ist.
Vielleicht ist das auch ein Grund, warum lediglich Insider diese Route bislang nutzen. Denn allzu offensiv beworben und gekennzeichnet wird die rr05 nicht. Zwar findet man auf der Strecke selbst ab und an rote Fahrradpiktogramme, 58 insgesamt, doch an mancher Zufahrt sucht man entsprechende Hinweise vergeblich.
Rote Piktogramme auf der Strecke weisen den Radfahrern den Weg.
Das allseits bekannte blaue Schild mit dem Fahrrad, jeder kennt es, findet man gar nicht (Das soll da auch nicht stehen, weil der Weg dann benutzungspflichtig wäre. Wir bitten, diesenm Fehler zu entschuldigen.)
Dafür findet sich der Verweis auf die städtische Grünanlagensatzung, wo es unter §3, Abs. 6, Satz 21 heißt, dass das allgemeine Radfahrverbot in Grünanlagen nicht für Wegen und Flächen gilt, „die durch entsprechende Beschilderung hierfür freigegeben sind“.
Mancher Radler, der bei den gelegentlichen Kontrollen des Ordnungsamts im Stadtpark schon mal eine 15-Euro-Strafe aufgebrummt bekam, weiß das. Die Parks bzw. die meisten Parks sind nämlich tabu – und das erkennt man an der nicht vorhandenen Freigabe für Fahrräder qua Beschilderung.
Zufahrten, die abschrecken. Ist Radfahren erlaubt, wenn es nicht ausdrücklich verboten ist? Eigentlich nein, sagt die Grünanlagensatzung.
Der Stadt liegen, das teilt die Pressestelle mit, mangels Zählung „keine Erkenntnisse über die Auslastung“ der für den Radverkehr freigegebenen rr05 hinterm Dörnberg vor. Doch eventuell sei „den potentiellen Nutzerinnen und Nutzern vielleicht noch nicht bewusst, dass der Weg Teil des Hauptradroutennetzes ist – und durch die Unterführung jetzt auch (ampelfrei) zum Hauptbahnhof und darüber hinaus führt“.
Wer die Idylle und Ruhe auf der preisgekrönten Route noch genießen will, sollte aber schnell sein. Die Stadt Regensburg möchte nämlich „ggf. (…) noch mit einer Beschilderung bzw. weiteren Piktogrammen nachjustieren“. Damit auch die breite Öffentlichkeit endlich etwas davon hat.
Trackback von deiner Website.
BernieTheRocky
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Die Stadt darf und soll Ihre Wohltaten ruhig anpreisen! Außer hier in regensburg-digital habe ich das Thema in keiner Unterhaltung oder Erwähnung irgendwo mitbekommen.
Schade.
Mr. T.
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Wenn die Strecke wirklich ein Vorteil beim Radeln quer durch die Stadt ist, wird sie sich sicher schnell beleben – auch ohne weitere Werbemaßnahmen. Genauso wie jeder Trampelpfad, der eine Abkürzung darstellt.
Susa
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Der rr05 ist – bis auf die sportlich spitzwinklige Abzweigung bergab von der Klenzbrücke – wirklich ein super Radlweg. Vor allem die Unterführung unter der Kumpfmühler Brücke ist eine große Erleichterung und trägt erheblich zur Verkehrssicherheit für FahrradfahrerInnen bei. Ich befahre den Radlweg jeden Tag (zur Arbeit), habe jetzt nur noch eine einzige Ampel und fühle mich dort sehr sicher. Schade, dass der Weg so unbekannt und wenig befahren ist. Darüber habe ich mich schon öfters gewundert. Ich hoffe, das ändert sich noch.
Informant
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Es ist halt so wie überall in der Stadt, wo es Maßnahmen pro Radverkehr gibt. Oberstes Gebot:
– Bloß nicht den empfindlichen Autoverkehr (über)fordern. Bitte nur dort radeln, wo’s nicht stört.
Anstatt die gefährlichen und regelwidrigen Schutzstreifen-Markierungen in der Ladehofstraße wieder zu entfernen, damit Radfahrer ausreichenden Abstand zu den Parkplätzen halten können, schickt man sie auf Kollisionskurs mit spielenden Kindern und Menschen, die Erholung und Ruhe suchen.
In diesem Park Radfahren zu erlauben ist nicht verkehrt, aber eine Hauptroute(!!), quasi eine Radfahrer-Autobahn, hier durch zu führen, ist grob fahrlässig. Es gibt dort mehrere, gut besuchte Spielplätze. Wer zügig fahren und niemanden verletzen will, sollte besser die Ladehofstraße nehmen und die Schutzstreifen ignorieren.
Das Beste an dem Abschnitt ist das östliche Ende: Dort kann man jetzt unter der Kumpfmühler Brücke durch fahren und spart sich Steigung und Ampel.
Das gehört dort auch nicht hin. Das blaue Schild bedeutet, dass dieser Weg benutzt werden MUSS (anstatt der Fahrbahn daneben) und wird oft an Eingängen zu Parks falsch verwendet. Das Schild auf dem Foto ist ausnahmsweise mal korrekt.
KW
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Unglaublich! Nicht eine meiner häufigen Strecken aber trotzdem danke für den Tipp!
Nur, wenn ich Begriffe lese wie “Grünanlagensatzung” oder “Ordnungsamt”, dann deucht mir Böses. Nicht, dass das Radln auf dieser Hauptradfahroute rr05, sollte diese nun stärker frequentiert werden, noch aus Emissionsschutzgründen oder anderen Nachbarschaftsbefindlichkeiten, tagsüber zwischen 6:00 und 20:00 sowie Nachts ab 20:00 Uhr verboten wird.
michinga
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an sich eine gute Sache. Fahre einen Teil der Strecke trotz Umweges von ca. 1,5 km (also 6-7 km statt 4,5) fast täglich.
also fast.
Fakt ist: die Eisenbahnbrücke über die Landshuterstraße (Teil der RR05) ist seit April ständig gesperrt. Zunächst hieß es: bis Mai.
Dann war sie ein paar Tage frei. Dann wieder gesperrt. Lt. Internetrecherche bis Anfang Juni. Der zusätzlich entstandene Umweg seither lohnt nicht mehr. Daher weiche ich wieder auf die direkteste Route mit dem allseits beliebten “Mischverkehr” aus. Also werde ich täglich wieder von Autos “überholt”, die i.d.R. höchstens 0,5 m statt 1,5m Überholabstand einhalten – lebensgefährlich!
wie gesagt eine gute Sache mit den Radlrouten. Eine Auszeichnung hat sich diese Politik aber m.M. trotzdem nicht verdient. Einen Preis wäre das erst wert, wenn alle Fahrradstraßen für den MiV gesperrt würden und/ oder je ein Fahrstreifen pro Richtung einer vierspurigen Hauptverkehrsachse der Stadt (z.B. Landshuter/ Furtmeyr/ Friedens/ Franken usw. -straße) nur dem Radverkehr gewidmet würden. – ah, bauliche Trennung zwischen Rad und MiV bitte nicht vergessen!
“300 Räder ersetzen eine Stadtbahn” und so…
e-hackl@web.de
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Ich fahre supergerne und täglich auf der rr05. Ich wohne auch hier und kann nir sagen, dass die Strecke alles andere als nicht belebt ist. Ich sehe auch keine Gründe, als Anwohner, wieso man hier Beschränkungen einführen sollte.
JJ
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Ich fahr da regelmäßig, aber nur wenn nicht zu viel Spielbetrieb auf den Spielplätzen ist. Dann ist es mir zu heikl/nervig auf jedes Kind achten zu müssen. Ärgerlich sind auch die vielen Glasscherben bei der Unterführung.
WUZZI
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@michinda
Die Deutungshoheit über die Nutzung des Stadtraums sollte man nicht allein den (nicht selten undisziplinierten) Radlern überlassen, wie das in Regensburg üblich ist. Fußgänger und ÖPNV haben Vorrang!!
Eddy
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Lächerlich, ein Farb-Piktogramme auf der Straẞe macht noch keinen Radfahrweg. Ohne getrennte Fahrbahnen von Rad und Auto riskieren die Radfahrer weiterhin jeden Tag Ihr Leben auf Regensburgs Alibi-Radrouten.
radlfritz
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Grundsätzlich ist der rr05 eine gute Sache, aber auch nur wenn man weiß wohin er führt. Was hilft aber einem Gelegenheitsradler oder Ortsunkundigem dieses Piktogramm auf dem Boden wenn er/sie nicht weiß, für was es steht bzw. wohin es führt. Niemand wird das vorher googeln oder sonstwie recherchieren. Wirklich nützlich werden diese Radrouten aber erst, wenn man diese Wege auch sinnvoll beschildert – nicht nur das Ziel sondern auch Zwischenziele und Abzweigungen mit km-Angaben.
Hoffen wir mal, dass hier die Stadt ihre ankündigungen wahr macht.
Christian
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Vielleicht liege ich falsch, aber von den Arcaden nach Großprüfening raus macht das doch überhaupt keinen Sinn dort zu fahren, ist doch der offiziell fertiggestellte Teil lediglich zwischen Kumpfmühler Brücke und Klenzebrücke. Das ist genau der Teil, der an der Kirchmeierstr. entlang auch super entspannt zu fahren ist und ich spare mir zwei Mal über die Brücke fahren und Spielplatzbetrieb.
Spannend wird’s dann ab dem Lidl. Erst geht die Beschilderung einfach auf dem schmalen Bürgersteig dahin, und nach dem Bahnhof Prüfening ist die “Fahrradstraße” am Wochenende so dermaßen von Schlossgarten-Besuchern zugeparkt, dass sich ein ähnlich lächerliches Verkehrschaos ergibt wie z.B. in Burgunderstr. oder Alfons-Auer-Str. (das sind ja eigentlich auch Fahrradstraßen) an Werktagen zum Feierabend.
Dahingegen existiert z.B. entlang der A3 zwischen Ziegetsdorf und Sportzentrum Uni (wahrscheinlich auch noch weiter richtung Osten) ein einwandfreier Schotterweg, bei dem lediglich die aufgestellten Verbotsschilder eine Benutzung als Fahrradweg verhindern. Wahrscheinlich muss der auch erst noch mit ausreichend Verkehrshindernissen gefüllt werden, bevor er freigegeben wird.
Ich für mich meide die in letzter Zeit umgesetzten “Verbesserungen” am Radnetz wo es nur geht und fahre damit deutlich entspannter.