Kaufhof Regensburg: Träume kann man nicht verbieten
Ein Video-Reel von CSU-Oberbürgermeisterkandidatin Astrid Freudenstein vor dem Kaufhof-Gebäude nimmt eine unerwartete Wende, als ein gefühlter Reporter dazwischen fährt. Schade. Man hätte nämlich gern mehr erfahren.
Unerwartetes Interview mit einem Unbekannten: Astrid Freudenstein. Screenshot: TikTok
Wer täte das nicht gern: Träumen von einem unbebauten Stück Land im Herzen der Regensburger Altstadt mit dem man „was wirklich Gutes“ machen kann. Versucht hat das kürzlich Astrid Freudenstein, ihres Zeichens Sozialbürgermeisterin und Oberbürgermeisterkandidatin der CSU, in einem kurzen Videoschnipsel, der seit kurzem in den sozialen Medien kursiert.
Vor dem Eingang des leerstehenden Kaufhof-Gebäudes blickt Freudenstein mit einladender Geste in die Kamera und beginnt: „Wenn es nach mir geht abreißen und was wirklich Gutes für unsere Stadtmitte tun.“ Damit wiederholt die die CSU-Spitzenkandidatin eine Forderung, die nicht so selten in den Kommentarspalten auftaucht, wenn es um den Kaufhof geht. Und sofort würde man nach diesen einleitenden Worten gern mehr erfahren wollen.
Träumen ist ok, fragen auch
Was ist das Gute, das man tun könnte?
Wie könnte die Stadt ein Gebäude abreißen, dass ihr nicht gehört?
Wie könnte es sie in ihren Besitz bringen von der dubiosen Eigentümer-GmbH, die sich zuletzt 30 Millionen Euro mit einem Islamzentrum-Bluff herbeinötigen wollte und der nur 80 Prozent des Gebäudes gehören?
Wie sich die CSU das vorgestellt hat mit ihrem Ansinnen das Vorkaufsrecht zu ziehen, ohne dass die Stadt, wie von einem Wirtschaftsjuristen prognostiziert, am Ende ohne Kaufhof, aber mit Millionenkosten für einen erfolglosen Rechtsstreit um den angemessenen Preis dasteht?
Was wäre Freudenstein bereit, auszugeben, sollte sie zur Oberbürgermeisterin gewählt werden, für dieses Gebäude, dessen Wert Fachleute der Stadtverwaltung zuletzt auf unter zehn Millionen Euro taxiert hatten?
Gefühlter Reporter schreitet ein
Leider erfährt man zu alledem nichts, denn die OB-Kandidatin wird in ihrem Videodreh rüde unterbrochen. Ein Mann schießt mit einem Fahrrad in die Situation, der sich für einen Reporter zu halten scheint. Er hält Freudenstein ein virtuelles Mikrophon unter die Nase und beginnt, sie zur Situation der Obdachlosen in Regensburg zu befragen.
Man muss der Sozialbürgermeisterin zugestehen, dass sie souverän auf diese Situation reagiert. Zumal dann, wenn man weiß, dass der erwähnte Radfahrer, den sie am Ende der 56 Sekunden mit einem Lächeln wegschickt, nicht ganz ungefährlich ist. Er wurde Anfang des Jahres auffällig, als er auf der Steinernen Brücke Graffitis gegen die AfD mit schwarzer Lackfarbe übersprühte und Passanten bedrohte.
Doch die Situation vor dem Kaufhof bleibt entspannt und endet ohne Kontroverse – so wie auch das Video. Und so bleiben die offenen Fragen unbeantwortet. Was bleibt, ist: Die Oberbürgermeisterkandidatin der CSU würde „uns“ anstelle der maroden Kaufhof-Ruine gern „was wirklich Gutes tun“.
„Kaufhof wird kein beherrschendes Wahlkampfthema sein.“
Im Gespräch weist Freudenstein hingegen jede Wahlkampfintention des Videos von sich. Der Kaufhof werde „kein beherrschendes Wahlkampfthema“ sein und es gebe dazu auch innerhalb der CSU auch völlig unterschiedliche Ansichten. „Aber einer Kommunalpolitikerin muss man zugestehen, auch mal träumen zu dürfen, sich einfach etwas wünschen.“
Das darf Astrid Freudenstein natürlich. Wer könnte ihr das verbieten. Noch schöner wäre es, wenn man abseits von solchen TikTok-Reels irgendwann erfahren könnte, wie (nicht nur) die CSU gedenkt, in den Besitz des Kaufhof-Gebäudes zu kommen, um es dann abzureißen, umzubauen, anzumalen oder der Stadt auf anderem Weg etwas wirklich Gutes zu tun. Vor allem von einer OB-Kandidatin, die dazu ein Video macht.
Das wäre ein Traum.
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Kaufhofmitarbeiterin
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Oh “kürzlich”? Seit 27.August ist der “Schnipsel” online – Guten Morgen.
Stefan Aigner
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Oh. Jetzt haben Sie mich aber erwischt. :D
Bitte entscheiden Sie sich noch für ein (!) Pseudonym.