Nach Biotop-Desaster in Regensburg Keilberg: Im November soll der neue Bebauungsplan stehen
Brücke und CSU hatten eine Aufsplittung einzelner Vorhaben am Hollerweg gefordert. Doch das brächte keine Zeitersparnis, so das Planungsamt.
Blick auf die 2022 angekaufte Fläche am Hollerweg. Kolportierter Preis: etwa sechs Millionen Euro. Ein Großteil davon ist streng geschützter Sandmagerrasen und kann nicht bebaut werden. Foto: as
„Wohnraum schaffen jetzt!“ Unter dieser Überschrift wollten die Fraktionen von Brücke und CSU wissen, wie der Sachstand beim Bebauungsplan Hollerweg am Keilberg aussieht. Das Vorhaben eines privaten Investors dort sollte gegebenenfalls abgetrennt werden, um so eine schnellere Wohnbebauung zu ermöglichen. So der gemeinsame Antrag diese Woche im Planungsausschuss des Regensburger Stadtrats.
Die Stadt hat bei dem 2023 aufgestellten Bebauungsplan ein Riesenproblem. Wie Anfang Juli durch Recherchen von regensburg-digital öffentlich bekannt wurde, sind etwa zwei Hektar des zur Bebauung vorgesehenen Areals wertvolle Biotopflächen.
Biotop als Bauland gekauft
Erst 2022 hatte die Stadt diese Grundstücke als Bauerwartungsland angekauft – zu einem kolportierten Preis von etwa sechs Millionen Euro. Mittlerweile haben die Verantwortlichen eingeräumt, dass im Vorfeld keine vernünftige Prüfung stattgefunden hatte. Insbesondere war das Umweltamt nicht eingebunden worden. Man verließ sich auf veraltete Biotopkartierungen – obwohl bekannt war, dass diese überholt waren.
Unsere Recherchen zum Hollerweg
„Skandal“ am Keilberg, 3. Juli
Millionendeal vom Schreibtisch aus?, 9. Juli
Fläche besichtigt, aber Biotop nicht erkannt, 11. Juli
Wie nachlässig prüfte die Stadt?, 18. Juli
Stadt hält Kritik für unfair, 19. Juli
Misstrauen gegen die Stadtverwaltung? Unbedingt!, 23. Juli
Hollerweg: Abbitte mit Augenmaß, 30. Juli 2025
Nun muss die Stadt für ihre Flächen umplanen. Nicht zum ersten Mal. Bereits 2021 hatte es einen ersten Bebauungsplan gegeben, aus dem nichts wurde. Deshalb plädieren Brücke und CSU, dass die Flächen eines Privatinvestors (Ehrenreich Projektentwicklung), der dort seit 2021 bauen will, wieder vom Bebauungsplan abgetrennt werden – in der Hoffnung, dass es dann schneller geht.
Doch diese Hoffnung scheint vergeblich. Zumindest, wenn man den Ausführungen von Planungsamtschefin Tanja Flemmig in der Sitzung folgt. Flemmig plädiert „deutlich“ dafür, es bei einem Bebauungsplan zu belassen.
„Es würde wahrscheinlich länger dauern.“
Allein für das Vorhaben der Ehrenreich Projektentwicklung im Nordwesten der Fläche – elf Reihenhäuser, zwei Einfamilienhäuser, zwölf Doppelhaushälften und rund 30 Wohnungen – hätte man nie einen Bebauungsplan aufgestellt, so Flemmig. Zum einen würde sich dadurch eine Splittersiedlung verfestigen. Zum anderen gebe es dann Probleme mit der Erschließung über den Hollerweg, da davon auch Flächen des Landkreises betroffen wären.
Wenn man den Bebauungsplan „in einem Rutsch“ mache, ließen sich die Privatflächen besser anbinden. Auch würde eine Trennung der einzelnen Vorhaben das Verfahren nicht beschleunigen. „Es würde wahrscheinlich länger dauern.“ Separate Gutachten, separate Ausgleichsflächenplanung, separate Erschließung. „Ein Riesenaufwand.“
Wie hoch ist der Schaden?
Flemmig sagte zu, in der Sitzung des Planungsausschusses im November den neuen Bebauungsplan inklusive Zeitplan vorzustellen. Michael Lehner (CSU) und Thomas Thurow (Brücke) erklärten sich angesichts dessen bereit, ihren Antrag bis dahin zurückzustellen.
Der konkrete Schaden, der der Stadt durch den überteuerten Ankauf der wirtschaftlich wertlosen Biotopfläche entstanden ist, wird von der Stadt Regensburg bislang nicht beziffert. Zuletzt hieß es, dass man etwas dichter und höher bauen werde und es dann „lediglich“ 40 bis 80 Bewohner weniger werden würden – insgesamt ist von etwa 400 Menschen die Rede, die einmal dort wohnen sollen.
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