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Mit Doppelspitze

Punkrotziges Filmfest geht in die 29. Runde

Am 16. März startet die Internationale Kurzfilmwoche Regensburg – zum ersten Mal unter neuer Führung – mit der Doppelspitze Amrei Keul und Gabriel Fieger.

Die zwei von der Kufi: Amrei Keul und Gabriel Fieger. Foto: Bothner

Vier, 29, 40, 300 und zwei – das sind ein paar Zahlen, mit denen man auf die Internationale Kurzfilmwoche Regensburg hinweisen könnte, die am Donnerstag kommende Woche startet – zum 29. Mal, in vier Kinos mit 40 Programmen und über 300 Filmen. Außerdem erstmals unter neuer Doppelspitze: Amrei Keul und Gabriel Fieger. Von Insa Wiese, die das Festival zwölf Jahre verantwortet hat, habe man einen klaren Auftrag mit auf den Weg bekommen, sagt das Duo im Gespräch mit unserer Redaktion: „Verliert nie das Punkrotzige von Regensburg.“ Und daran will man sich denn auch halten.

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Kein Roter-Teppich-Event

„Wir sind kein Roter-Teppich-Event“, sagt Keul. Für die schicken Empfänge seien andere etwa in Hamburg oder Berlin verantwortlich. Regensburg stehe eher für die persönliche Note. Klein und kuschelig, aber mit hochkarätigem Programm, dafür werde die Kurzfilmwoche geschätzt und habe sich so über die Jahre internationales Renommee erarbeitet.

„Einfach nach dem Programm mit den Filmemachern noch in einer der vielen Bars und Kneipen spontan einkehren.“ Das sei schon immer ein Erfolgsrezept gewesen, so Keul über Regensburgs Vorzüge. Schließlich liegen die vier Spielstätten alle nur unweit der Altstadt.

Die 29-jährige Kulturwissenschaftlerin ist schon seit vielen Jahren in der Kulturszene aktiv. Neben ihrem Studium zunächst in Köln und Barcelona organisierte sie mehrere Festivals mit. 2018 zog es Keul für den Master nach Regensburg und bald auch zur Kurzfilmwoche. Fieger sei „definitiv der größere Film-Nerd“, sagt Keul wertschätzend über ihren Kollegen. Der 30-Jährige war seit dem Frühjahr neben Wiese bereits Projektleiter der „Kufi“ und hat ebenfalls schon viel Erfahrung bei der Organisation von Festivals gesammelt. Und beim Sichten der hunderten von Einreichungen habe man sich viereckige Augen geglotzt.

Das Publikum nicht alleine lassen

„Immer ganz schön knackig“ sei die Arbeit, meint Fieger. Mehr als 2.000 Filme seien vom Team bewertet worden – und mit rund 300 Werken, die an zehn Tagen gezeigt werden ist das Programm umfangreicher als in Berlin oder Hamburg. Fünf Wettbewerbskategorien gibt es. Hier wird jeweils ein Preis ausgelobt. Doch viele Filme laufen außer Konkurrenz.

Etwa in der Länderkategorie, auf die Keul und Fieger ein besonderes Augenmerk legen. Mit drei unterschiedlichen Filmen will man nach Mexiko schielen und zeigen, was die dortige Filmszene spannendes hervorbringt. Das künstlerische Schaffen will das Duo aber nicht unkommentiert stehen lassen. Mit einem neuen Format soll der Länderschwerpunkt zu tiefergehenden Diskussionen und Gesprächen anregen.

Dazu wird es Panels mit Regisseuren geben. Denn nicht immer seien Kurzfilme für die Zuschauer sofort verständlich, erschließe sich die unterschwellige Botschaft auf den ersten Blick und könne alles gegriffen werden, was einem die Künstler vermitteln wollen. „Wir wollen das Publikum nicht alleine lassen“, sagt Keul. „Man muss das Gesehene immer einordnen.“

Das gelte gerade für den Kurzfilm. Ein Format das kaum Grenzen setzt – abgesehen von der Länge. Und selbst da gibt es keine einheitliche Definition. Zwischen 20 und bis an die 60 Minuten gehen Definitionen wie die des Filmförderungsgesetzes auseinander. Vieles sei experimentell, spiele mit all den Möglichkeiten die der Film heute biete, sagt Fieger.

Verschiedene Blickwinkel bei der Auswahl

Geschichten würden mal auf das Wesentlichste komprimiert, manches werde nur angedeutet, oder es werde fast ganz auf eine richtige Handlung verzichtet. Kurzfilm, das ist die Spielwiese für kreative Köpfe. Karriere würden da die wenigsten machen. Nicht selten scheiterten tolle Projekte – wenn nicht an der Finanzierung – dann am Perfektionismus ihrer Schöpferinnen.

Bei der Auswahl für das Festivalprogramm hat das Duo auch auf die Einschätzung ihres Teams vertraut. „Das geht nur zusammen“, sagt Keul. Auch deshalb wollen sie das Filmfest künftig zusammen führen: Um die Verantwortung aufzuteilen und sich optimal zu ergänzen. Gerade Kurzfilme seien oft hochpolitisch. Da brauche es unterschiedliche Blickwinkel bei der Einordnung und Bewertung. Ob nun mit klar erkennbaren Botschaften oder suggestiv, versteckt.

Bei Filmen aus Russland etwa sei schnell erkennbar, ob Staatspropaganda verbreitet werden soll, „oder ob der Künstler irgendwo im Exil lebt und wirkt“. Schwieriger sei der Fall aktuell bei iranischen Einreichungen. „Da fehlt uns einfach die Kompetenz, das genau einschätzen zu können“, gesteht Fieger offen ein. Sie hätten hier auf Bekannte zurückgegriffen. Denn politisch fragwürdige Botschaften und Staatspropaganda wolle man nicht im Programm haben.

Am Ende gehe es aber darum, den Zuschauern wieder ein tolles, abwechslungsreiches und anregendes Programm zu bieten. „Die Kurzfilmwoche erfindet sich jedes Jahr stets ein Stück weit neu.“

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Kommentare (4)

  • Burgweintinger

    |

    Wer sein Arbeitsmeeting im Paletti abhält, hat von vornherein das Punkrotzige nie angelegt…

  • Markus

    |

    Ich wünsche der Kurzfilmwoche ein tolles Gelingen und TOI TOI TOI euch zweien

  • Hiesiger

    |

    und wer Palletti nicht schreiben kann….

  • Burgweintinger

    |

    Hisiger, geschenkt! paletie bleibt paleti!

Kommentare sind deaktiviert

drin