Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino
Durchsuchungen bei Rockerclubs

Großrazzia: 1.700 Polizisten finden 70 Schusswaffen/ UPDATE: Bilanz der Polizei

Bei einer großangelegten Razzia gegen Rockerclubs am Mittwoch stellte die Polizei insgesamt 86 Schusswaffen sicher. Ein Erfolg?

Das Vereinsheim der Bandidos in Keilberg wurde am Mittwoch ebenfalls durchsucht. Fotos: as

Das Vereinsheim der Bandidos in Keilberg wurde am Mittwoch ebenfalls durchsucht. Fotos: as

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) spricht von einem weiteren „empfindlichen Schlag gegen Rockerbanden“ und einem „entscheidenden Schlag gegen illegalen Waffenbesitz“. Am frühen Mittwochmorgen begannen rund 1.700 Polizeibeamte mehr als 140 Wohnungen und Vereinsheime zu durchsuchen, rund 20 davon in Stadt und Landkreis Regensburg. Diese erneute Großrazzia im Rockermilieu ist nach Angaben von Polizei und Innenministerium wieder die „Lebensbeichte“ eines Waffenhändlers, der im Dezember 2011 festgenommen wurde.

WERBUNG

Große Razzien, übertriebene Erfolgsmeldungen

Bereits damals gab es kurz darauf – im Februar 2012 – eine bundesweite Razzia. Bereits damals waren 1.500 Beamte im Einsatz. Und während die Polizei sich seinerzeit mit rauschenden Erfolgsmeldungen zurückhielt, sprach der Innenminister – offenbar ohne Abstimmung mit den Ermittlungsbehörden – zunächst sogar einen erfolgreichen Schlag gegen die rechte Szene. Staatsanwaltschaft und Polizei widersprachen. Herrmann musste zurückrudern.

Bei der Razzia sichergestellt: Mehrere Kilogramm Marihuana. Foto: Polizei

Bei der Razzia gefundene Waffen und mehrere Kilo Marihuana. Fotos: Polizei

Bild-016 Dieses Mal gibt das Innenministerium die Richtung von vorneherein vor. Von dort kommt die erste Bilanz zur Razzia via Pressemitteilung. Von Polizei und Staatsanwaltschaft kommt erstmal nichts. Und beim Polizeipräsidium Oberpfalz ist zunächst niemand erreichbar, um eine Bewertung abzugeben.

Die konkreten Ergebnisse lesen sich aber indes trotz des flankierenden Erfolgsgemurmels von Herrmann relativ ernüchternd. In der Pressemitteilung des Innenministeriums heißt es dazu – neben einigen Allgemeinplätzen sowie viel Null-Toleranz- und Entschlossenheits-Floskeln – lediglich:

„Bislang haben die mehr als 1.700 eingesetzten Polizisten mehr als 70 Kurz- und Langwaffen, darunter eine abgesägte Schrotflinte, Munition, verbotene Gegenstände sowie erhebliche Mengen von Betäubungsmitteln auffinden und sicherstellen können. Insgesamt sind drei Personen festgenommen worden.“

Bild-001Diese Funde liegen noch hinter denen der Razzia vom Februar 2012. Damals stellten 1.500 Beamte 186 Schusswaffen, Munition, Messer und Wurfsterne sicher. Ein Sprecher der Regensburger Staatsanwaltschaft bestätigte unserer Redaktion seinerzeit, dass ein Fund dieser Dimension nichts Ungewöhnliches und schon gar kein Einzelfall sei. Außergewöhnlich war – wie auch dieses Mal – allenfalls die Dimension des Einsatzes.

Nur zwei große Clubs im Visier

Zettel BandidosIn Bayern sind fünf große Rockerclubs aktiv: Hells Angels, Bandidos MC, Outlaws, Gremium und Trust. Herrmann spricht bayernweit von etwa 1.500 Mitgliedern – Tendenz steigend. Insbesondere Hells Angels und Bandidos sind in ein international verzweigtes Netzwerk eingebunden und machen – vor allem außerhalb Bayerns – durch gewalttätige Machtkämpfe von sich reden.

Die Durchsuchungsaktionen vom Mittwoch richteten sich offenbar ausschließlich gegen Trust und Bandidos sowie den niederbayerischen Rockerclub MC Mongols. Bei den Bandidos wurde auch das Regensburger Vereinsheim in Keilberg durchsucht. Angetroffen wurde dort offenbar niemand. Die Polizei hinterließ eine handschriftliche Nachricht, mit der Bitte sich doch telefonisch zu melden (Foto).

Zwischenzeitlich haben Staatsanwaltschaft und Polizei weitere Informationen bekannt gegeben. Hier die Pressemitteilung im Originalwortlaut:

Wie bereits in den Vormittagsstunden mitgeteilt, durchsuchten am 06.03.2013, ab 06.00 Uhr, unter der Führung des Polizeipräsidiums Oberpfalz, Polizeibeamte im Rahmen einer großangelegten Durchsuchungsaktion 146 Objekte in den Regierungsbezirken Oberpfalz, Niederbayern, Oberbayern und  Mittelfranken. An der Durchsuchungsaktion waren auch acht Staatsanwälte der Staatsanwaltschaft Regensburg beteiligt. Mittlerweile sind die Durchsuchungen abgeschlossen. Es wurden 86 Waffen (54 Kurz- u. 32 Langwaffen), ca. 5500 Gramm Betäubungsmittel, ca. 2000 Schuss Munition und 190 verbotene Gegenstände (z.B. Messer und Schlagringe)  sichergestellt.

Die Durchsuchungen verliefen nach erster Auswertung der zahlreichen Vorgänge ohne Zwischenfälle.

Grund für die Durchsuchungen waren intensive und zeitaufwendige Ermittlungen der Kriminalpolizeiinspektion Regensburg und der Staatsanwaltschaft Regensburg während der letzten Monate.

Aufgrund der Anzahl der Durchsuchungsobjekte sowie des tangierten Personenkreises,  die von den Maßnahmen betroffenen Personen gehören den Motorradclubs Bandidos, Trust und Mongols an, waren ca. 1700 Polizeibeamtinnen und –beamte aus mehreren bayerischen Polizeipräsidien an der Aktion beteiligt.

Wegen der Gefährdungslage waren Angehörige von Spezialeinsatzkommandos aller  Bundesländer eingesetzt. An der Aktion nahmen u.a. Beamte der Technischen Sondergruppe (TSG) des Bayerischen Landeskriminalamtes, die speziell für das Erkennen bzw. Entschärfen von explosionsgefährlichen Gegenständen ausgebildet sind, Polizeihubschrauber und zahlreiche Sprengstoff- und Rauschgifthunde teil.

Bei dem Einsatz wurden fünf Personen vorläufig festgenommen. Bei drei Personen ist eine Vorführung beim Haftrichter beabsichtigt.

Print Friendly, PDF & Email

SUPPORT

Ist dir unabhängiger Journalismus etwas wert?

Dann unterstütze unsere Arbeit!
Einmalig oder mit einer regelmäßigen Spende!

Per PayPal:
Per Überweisung oder Dauerauftrag:

 

Verein zur Förderung der Meinungs- und Informationsvielfalt e.V.
IBAN: DE14 7509 0000 0000 0633 63
BIC: GENODEF1R01

Kommentare (10)

  • ach ne

    |

    Anzahl der erfassten Straftaten erneut rückläufig…

    Bericht zur Sicherheitslage des Jahres 2012 im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberpfalz
    Pressemitteilung vom 05.03.2013

  • H.Buchingar

    |

    Ich finde es gut Präsenz in der o.g. Form zu zeigen und gegen derartige kriminelle Organisationen einzuschreiten, auch wenn der Erfolg im Verhältnis zum Aufwand mal nicht so groß ist. So wird den Beteiligten zumindest gezeigt, dass sie nicht gänzlich unbeobachtet agieren können.

  • Joachim Datko

    |

    Die Polizei übertreibt manchmal

    Unsere Erdgasheizung, ein harmloses Gerät, wurde einmal unter Polizeischutz vom Bezirksschornsteinfeger heimgesucht.

    Seit der Nazizeit (1935) gilt für Bezirksschornsteinfeger das Grundrecht auf die Unverletzlichkeit der Wohnung, nach der Interpretation der Behörden, nicht.

    Wie mir Nachbarn berichteten, ist man gleich mit zwei Polizeifahrzeugen vorgefahren. Ich hatte Glück, ich war nicht zuhause, da ich in München ein Seminar gehalten hatte.

    Wer weiß, wie ich danach ausgesehen hätte?

    Siehe: http://www.sueddeutsche.de/bayern/gewalt-bei-einsaetzen-was-polizisten-duerfen-und-was-nicht-1.1353472

    http://www.sueddeutsche.de/bayern/polizeigewalt-bei-einsaetzen-platzwunden-prellungen-schuesse-1.1294594

    Es ist dringend notwendig, die Polizeiausbildung zu reformieren.

    Joachim Datko – Ingenieur, Physiker

  • diana

    |

    wie gut die beobachtung funktioniert zeigt ja schon der hübsche zettel an der türe.
    es sollte doch durchaus das wissen vorhanden sein, wer gerade den präsidenten vom club gibt, oder???

  • ich

    |

    Datko du alter Rocker!!!! :D

  • norbert e. wirner

    |

    eine sehr schön leserliche handschrift.

  • Twix Raider

    |

    Besser als nix. Wir haben vor Ort aber natürlich auch nur eine Handvoll Outlaws, die Marktführer operieren von München aus, ein loses Netz von Supportern ist ja unauffälliger. So unauffällig, dass die Polizei keinen Handlungsbedarf sieht, man hat halt “den Daumen drauf”. Chapter war Gestern, Heute kontrollieren Gebietsleiter Subunternehmer, Geschäft geht vor Reviermarkierung.

  • erik

    |

    Das deutsche Schornsteinfeger-Monopol wurde 1935 von den Nazis eingeführt. Der Schornsteinfeger durfte jeden Raum im Haus betreten. Soweit mir bekannt, sollten so versteckte Juden und Hörer von Feindsendern z.B. der BBC aufgespürt werden. Auf beides stand die Todesstrafe bzw. deine Deportation ins KZ.

  • Jochen Schweizer

    |

    Interessant zunächst wir von der Polizei verkündet, die Anzahl der erfassten Straftaten wäre rückläufig am 05.03.2013, und dann diese Großrazzia mit mäßigem Erfolg!

    Da wird dann das Gespenst von bewaffneten Rockerbanden dem Bürger vermittelt.

    Entweder der der Polzeibericht ist geschönt oder die Großrazzia wurde für die Presse in Bayern gemacht, den die Sicherheitslage des einzelnen Bürgers hat sich dadurch nicht verbessert.

  • Betrachter

    |

    Unser Datko ist sein Trauma immer noch nicht los und verbreitet seeine (selbstverschuldetete) “Leidensgeschichte auch noch nach 20 Jahren……………
    Er scheint immer noch nicht erfasst zu haben, dass bestehende Gesetze fuer alle, also auch fuer ihn, gelten. Tja……….

Kommentare sind deaktiviert

drin