Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino
Mini-Demo

Kleines Häuflein will Gloria enteignen

Die „kämpfende Jugend für den Sozialismus“ fordert, Flüchtlinge ins Schloss einzuquartieren.

"Der Schwarze schnackselt gern." Remineszenz an Weisheiten von Durchlacht. Fotos: pm

“Der Schwarze schnackselt gern.” Remineszenz an Weisheiten von Durchlaucht. Fotos: pm

Es scheint gerade Mode zu sein. Bei Protesten gegen die Entlassungen im MZ-Verlag forderten Gewerkschafter lautstark, den Verleger Peter Esser zu enteignen, am Wochenende nun waren es nun etwa 20 Mitglieder der Sozialistischen Jugend Deutschlands/ Die Falken, die trotz geringer Zahl doch recht auffällig die Enteignung von „Fürstin“ Gloria von Thurn und Taxis forderten. Anlass waren jüngste Äußerungen von Durchlaucht gegenüber dem Fernsehsender TVA, wo sie die aktuellen Flüchtlingsbewegungen als „eine Art Krieg“ bezeichnete.

WERBUNG

Im Gegenzug forderte eine Rednerin bei der Demonstration am Samstag: „Wie kann es sein, dass einer einzigen Familie 500 Zimmer zur Verfügung stehen, während zehntausende Flüchtlinge selbst bei Eiseskälte in Zelten untergebracht werden?“ Bekanntermaßen hat das Schloss in Regensburg mehr Zimmer als der Buckingham Palace. Doch auch an frühere Ausfälle von Regensburgs prominenter Schlossbewohnerin – „Der Schwarze schnackselt gern.“ – erinnerte das kleine Grüppchen auf seinem Weg durch die Altstadt.

DSC_0071

 

Bei einer reinen Hommage an Regensburgs prominenteste Krawallnudel wollte es die „kämpfende Jugend für den Sozialismus“ aber offenbar nicht bewenden lassen. Neben einer Teilnehmerin mit Gloria-Maske war auch ein Darsteller von Innenminister Thomas de Maizière mit von der Partie, der „Flüchtlinge in Zwangsarbeit“ forderte und auch BMW, VW und Panzer-Hersteller bekamen ihr Fett weg. „Enteignet die Enteigner. Arbeiter an die Macht“, wurde da gerufen. Man wollte offenbar das ganz große Rad drehen. „Kapitalismus heißt: Flucht, Panzer, Zwangsarbeit. Das ist nicht unsere Zukunft“, lautete eine der Parolen, die nicht bei allen Passanten auf Gegenliebe stießen.

Ob Durchlaucht etwas von der Abschlusskundgebung vor dem fürstlichen Schloss mitbekommen hat, ist nicht bekannt. Auch eine größere Revolution oder gar die sofortige Enteignung des Fürstenhauses blieben bislang aus. Die Teilnehmer des Demozugs scheinen aber so oder so ihren Spaß gehabt zu haben. Mit einem „Auf Wiedersehen, Frau Gloria“, kündigten sie eine Wiederholung an.

Print Friendly, PDF & Email

SUPPORT

Ist dir unabhängiger Journalismus etwas wert?

Dann unterstütze unsere Arbeit!
Einmalig oder mit einer regelmäßigen Spende!

Per PayPal:
Per Überweisung oder Dauerauftrag:

 

Verein zur Förderung der Meinungs- und Informationsvielfalt e.V.
IBAN: DE14 7509 0000 0000 0633 63
BIC: GENODEF1R01

Kommentare (21)

  • Radlertölpel

    |

    “Panzer brauchen keine Abgasnormen!”
    Der Typ mit dem BMW-und dem VW Button gefällt mir.

  • hans wallner

    |

    Finde ich bemerkenswert, dass sich in heutiger Zeit das Wort “Enteignung” jemand auszusprechen traut – bei all der “alternativlosen” Eigentumsordnung = Machtverteilung und deren allbeherrschende Sprachrohre (ein kleineres davon “unsere” MZ).
    Aber Spass beiseite: Ich finde, man sollte sehr wohl darüber nachdenken, was mit dem Grundgesetzartikel 14 Abs. 2 (Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.) und Artikel 15 (vielleicht mal nachlesen) gemeint ist und was daraus folgen sollte.

  • Mr. T

    |

    Wie hab ich heute früh als Zitat des Tages gelesen?
    No man ought to own more property than needed for his livelihood, the rest, by right, belongs to the state – Benjamin Franklin
    Kein Mensch sollte mehr besitzen als zum Leben nötig, der Rest gehört zu Recht dem Staat
    Das möchte ich aber auch nicht unterschreiben. Und das mit dem Enteignen hier ist wohl auch nicht wörtlich gemeint. Aber mit so eine überzogenen Forderung kommt man eben plakativer rüber.

  • bernd

    |

    Haha, sehr schön :)

    Warum sind hier die Gesichter erkennbar und beim Bild der “Nein heißt nein”-Demo nicht?

  • FEUDALISMUSKRITIK

    |

    @Mr. T.:
    Richtig, das mit der Enteignung sollte man zumindest in derjenigen Gesellschaftsordnung die in Deutschland, besonders in Bayern geschaffen wurde, besser nicht unterschreiben.
    Hier sind nicht die USA, wenn es auch manchmal freiheitlich rüberkommen soll ist Bayern immer noch ein Gummistiefel-Land. Diese Schuhform steht im Maximilianeum nur beim Hintereingang parat, wie die Familienbeschäftigungaffäre, die Sache H. und einige bisher noch nicht ans Tageslicht gekommene Dinge beweisen dürften.

  • Neuregensburger

    |

    Ich halte zwar wenig vom Sozialismus, aber diese klerikalfaschistoide Fürstin sollte man wirklich enteignen.

  • Tobias

    |

    @Bernd:
    Weil das großformatige Ablichten die Leute nicht mehr als Beiwerk eingliedert und sie deshalb das Recht am eigenen Bild haben. Ohne Freigabe dessen müssen Gesichter sowie (das als Pseudonym fungierende) KFZ-Kennzeichen bei Veröffentlichung unkenntlich gemacht werden. Ich halte davon nix, weil sie im öffentlichen Raum unterwegs sind, aber so ist das halt.

  • bernd

    |

    @Tobias: What? Wo ist der Unterschied zwischen den Bildern?

    Außerdem gilt das explizit nicht für Demonstrationen.

  • joey

    |

    wenn Blödheit Enteignung nach sich ziehen müßte, dann gäbe es viel zu tun. Und jedes Mal wenn das jemand (Sozialismus) versucht hat, gab es mindestens Chaos und Mangel bis hin zum stalinistischen Massenmord.

    Der Menschheit wäre mehr geholfen, wenn man der SPD mal vorhält, daß sie einen Wahlkampf führte gegen die “Merkelsteuer”, also die 2% Erhöhung der USt. zu verhindern. Als die SPD dann in der Koalition war, wurde um 3% erhöht. Es steht der “Partei der kleinen Leute” frei, das rückgängig zu machen. Eine Steuer wenigstens reduzieren, der kleine Leute nicht ausweichen können, die lebensnotwendige Produkte (z.B. Kinderschuhe) erheblich verteuert. Aber im letzten Wahlkampf war davon nichts zu hören. Also demonstriert bitte dagegen, denn das könnte man ganz locker ohne rote Revolution machen. Aber das wäre ja ein konstruktiver Ansatz, also nichts für die “Falken”.

  • Elisabeth Aslan

    |

    Wenn ich durch Regensburg spaziere und den schmalen Alleegürtel mit dem unermesslich großen Terrain der Fürsten Thurn und Taxis vergleiche, dann kommt mir sehr wohl das Wort “Enteignung”. Das gleiche gilt für den Grundbesitz der Kirche hier in dieser Stadt.
    ich verstehe deshalb den ironisch mokanten Ton dieses Artikels nicht. Frau Gloria von Thurn und Taxis macht, vermute ich, einen ziemlichen Reibach mit ihrem Schloss, sie hat verstanden, es zu versilbern. Auch die Kirchen und Klöster haben Raum, und zwar sehr viel. Ich habe aber von beiden Seiten – Adel und Kirche – noch wenig Entgegenkommen gemerkt, was die Unterbringung von Flüchtlingen betrifft.

  • Echt effizient

    |

    Da wurde doch gleich mal in einem Rundumschlag gegen fast alles demonstriert, Respekt!

    Ich bin beruflich öfter im Maximilianeum, Gummistiefel habe ich dort noch nie gesehen.

  • Team Schoko

    |

    Vor 200 Jahren bekamen die Fürsten das ehemalige Benediktinerkloster geschenkt, die Kirche wurde enteignet. Ab da nannten sie es ihr “Schloß”
    Jetzt ist es Zeit, es zu stürmen!

  • Kernel

    |

    Die Jugend ist doch nicht so dumm wie sie gerne hingestellt wird. Nur, die Idee ist nicht neu – auch Gloria als Christin wird sich sowas schon gedacht haben und ist wahrscheinlich bereits mit der Umsetzung beschäftigt.

  • Marc K.

    |

    @Kernel:
    Gloria hat vor kurzem im Fernsehen wirklich gesagt, dass sie eine ihrer “Villen” für Flüchtlinge zur Verfügung stellen würde. Die Bezirksregierung hat das Gebäude geprüft und festgestellt, dass es sich um ein ehemaliges Forsthaus der Familie Thurn und Taxis handelt, das überhaupt nicht für Wohnzwecke ausgerichtet ist. Zum Beispiel gibt es weder ein Bad, noch eine Heizungsanlage.

  • Tobias

    |

    @Bernd:
    Diese Leute geben quasi eine stumme Einwilligung, wenn sie so in die Kamera grinsen. Das ist ähnlich der “eindeutigen Handlung” beim Eingehen eines Kaufvertrages an der Supermarktkasse, bei dem Sie ja auch nicht jedesmal einen ausformulierten Kaufvertrag sehen möchten.

    Die Bilder sind eventuell von den Demonstranten selber hochgeladen worden, die von vornherein ihre Bilder unkenntlich machten. Das liegt dann nicht in Regensburg-Digital’s Hand.

    Ansonsten noch interessant für Sie speziell (bezüglich der “Die nehmen an der Demonstration teil, das Recht am eigenen Bild ist erloschen”) https://www.rechtambild.de/2011/02/der-irrglaube-uber-gruppenfotos/

    “[…]möchte man auch nicht direkt die Personen sondern das Event an sich darstellen. Hierbei ist jedoch darauf zu achten, dass man Leute nicht „aus der Masse herausheben“ darf. Sobald bestimmte Personen besonders hervorgehoben oder im Vordergrund des Bildes stehen, kann dies schon eine Rechtsverletzung begründen. Dies wird damit begründet, dass dann angenommen wird, dass der Bildzweck auf den Personen liegt und nicht die Veranstaltung o.ä. das Motiv sein soll.”

  • menschenskind

    |

    Ist der Adel bei uns in Bayern eigentlich grundsätzlich etwas, was uns zu Stolz gereicht oder eher etwas worüber wir Abscheu empfinden sollten?

    Um diese Frage beantworten zu können, sollte man viel gelesen haben. Es gibt i.d.T. einige Werke über den bayerischen Adel, jedoch sind sie leider durch die Bank unkritisch, affirmativ, gefällig, wenig informativ, ganz im Sinne der viel zu lange herrschenden CSU-Regierungen verfasste Staubfänger fürs bürgerliche Wohnzimmer.

    Lediglich Artikel im Internet enthalten tabufreiere Fakten. Hier habe ich so einen Artikel ausfindig gemacht. Er zeigt uns, wie sehr auch angesehene bayerische und deutsche Nachschlagewerke lügen. Da werden adlige bayerische Rassisten bzw. blaublütige Nazikollaborateure von CSU-Historikern ganz schnell zu Widerständlern, zu Helden, zu Vorbildern für die Jugend erklärt.
    Und unser dämliches Bayern lässt es sich gefallen: “Dös is mia do wurscht…”

    http://www.hagalil.com/archiv/2013/02/05/aretin/
    “Auf die verödete Ostbastion des deutschen Volkes muß Bayern treten, soll nicht die üble Mischung balkanisch-jüdischen Geistes ihr zersetzendes Gift weiterfressen lassen in den gesunden deutschen Körper…“ – schrieb der bayerische Adelige Erwein von Aretin und wurde dafür nach 1945 im renommierten Lexikon zum “bayerischen Edelmann” ernannt…

    Die ThurnundTaxler wie die VonundzuGuttenbergs wie die anderen Besserbayern mit Wappen und Schloß werden sicher ebenfalls ganze Riegen an Nazisympathisanten und Mittätern in ihren Reihen zu verzeichnen haben, aber kein einziger braver bayerischer Historiker unterwirft sich der Aufgabe, den hochwohlgeborenen Saustall einmal auszumisten. Lieber weiter hoffen, dass alle dichthalten.
    Unser Bayern muss doch “schön” bleiben! Schön verlogen bis in alle Ewigkeit?

  • Mathilde Vietze

    |

    Ich bin wahrlich kein Fan von unserer Frau Fürstin, aber mir täten
    die Flüchtlinge, die in diesem alten Kobel hausen müßten, echt
    leid.

  • Barbara Luchs

    |

    Neidkampagne? Das abgebildete traurige Häuflein will halt mal originell sein. Aber sie sägen am Ast derer die Deutschland und ihren kollektiven Freizeitpark finanziell am laufen hält.

  • Team Schoko

    |

    @Barbara Luchs:
    Die Hyperreichen und Dekadenten und die Schlossbesitzer halten den Freizeitpark Deutschland finanziell am laufen?

Kommentare sind deaktiviert

drin