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Befürchtungen und Kritik

40 Arztstellen auf der Kippe? Am Universitätsklinikum Regensburg geht die Angst um

Das Universitätsklinikum Regensburg hat eine Anwaltskanzlei eingeschaltet. Das Wissenschaftsministerium hält sich bedeckt. Doch aus der Ärzteschaft mehren sich Klagen über steigenden Druck.

Mehrere Ärztinnen und Ärzte des Universitätsklinikums haben sich bei unserer Redaktion gemeldet. Foto: as

Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) und das bayerische Wissenschaftsministerium schweigen. Stattdessen antwortet eine Hamburger Großkanzlei für Wirtschaftsrecht auf unsere Anfrage. Eine ungewöhnliche Reaktion. Wir haben UKR und Ministerium mit Befürchtungen, Kritik und Informationen konfrontiert, die uns aus der Ärzteschaft des Universitätsklinikums zugetragen wurden – teils anonym, teils mit bekannten Namen.

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Die Ärztinnen und Ärzte in verschiedenen Positionen und Abteilungen baten uns um Vertraulichkeit. Den Schilderungen zufolge sollen bis zu 40 Arztstellen am Universitätsklinikum eingespart werden.

„Es gibt keine offene Kommunikation.“

Bereits jetzt würden befristete Verträge vielfach nicht verlängert und offene Stellen blieben unbesetzt. „Wir werden auch regelmäßig aufgefordert, weniger Überstunden zu machen“, berichtet eine Quelle. Die Kaufmännische Direktorin Sabine Lange setze Einsparpläne auf Weisung des Ministeriums um.

„Niemand weiß aber so recht, wo und was genau eingespart werden soll.“ Offen kommuniziert werde nicht – weder bei Personalversammlungen noch durch Rundschreiben. Vieles erfahre man über den „Flurfunk“. „Und dann bekommt man wieder einmal mit, dass die Stelle eines jüngeren Kollegen nicht verlängert wurde.“ Das alles scheine „ohne Plan und Konzept“ zu geschehen.

Zwischenzeitlich führe dies zu Misstrauen untereinander. „Es geht die Angst um, dass einem die Abteilung kaputt gemacht wird, die man über Jahre aufgebaut hat. Da soll es dann lieber die anderen erwischen.“

Für Haushalt ohne Schulden: Der Freistaat spart 

Dass der Freistaat Bayern sparen muss, um einen Doppelhaushalt ohne neue Schulden aufstellen zu können, hat Ministerpräsident Markus Söder bei seiner Regierungserklärung vor wenigen Tagen klargestellt. Insbesondere auch, dass bei den staatlichen Stellen im öffentlichen Dienst gespart werde.

Wenngleich Söder das nicht explizit erwähnt hat, träfe das theoretisch auch das Universitätsklinikum Regensburg. Träger des UKR ist der Freistaat Bayern. Vor diesem Hintergrund bräuchte es eine Klarstellung des Wissenschaftsministeriums. 40 Arztstellen – das wären immerhin knapp sechs Prozent der rund 700 Ärztinnen und Ärzte am UKR. Doch auch die Anwälte des Universitätsklinikums sagen dazu nichts.

Anwaltskanzlei weist „unzutreffende Behauptungen“ zurück – doch nicht alle

Die Kanzlei weist einen Großteil der untergeordneten Punkte, die wir anführen, als „unzutreffende Behauptungen“ zurück. Weder gebe es einen „generellen“ Einstellungsstopp noch sei ein solcher geplant. Dasselbe gelte für die Behauptung, dass befristete Verträge „grundsätzlich“ nicht verlängert würden.

Es müssten auch keine Überstunden reduziert werden. Es sei aber „eine Selbstverständlichkeit, dass jede gute Personal- und Einsatzplanung anstrebt, Überstunden nach Möglichkeit zu vermeiden“.

Stelle von KUNO-Chefarzt vakant

Eingeräumt wird, dass es derzeit Probleme gibt an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, die durch die Aktion KUNO ins Leben gerufen wurde. Nachdem Chefarzt Dr. Michael Melter im Oktober in Ruhestand ging, ist die Stelle nach wie vor vakant. Laut der anwaltlichen Stellungnahme wegen Unstimmigkeiten mit den Barmherzigen Brüdern beim Berufungsverfahren des Nachfolgers, nicht aus wirtschaftlichen Gründen.

Die Frage, ob es zutrifft, dass die Stelle eines Oberarztes, der dort gekündigt habe, nicht nachbesetzt wurde, wird nicht beantwortet. Es wird lediglich den uns zugetragenen Schilderungen widersprochen, dass dies für Personalknappheit und damit für Probleme sorge. Die Lage bei der Kinderpädiatrie sei „nicht prekär“, so die Anwaltskanzlei. Man habe der leitenden Oberärztin die Leitung übertragen.

Fallen 40 Arztstellen weg? Kein klares Dementi

Unter den ansonsten knapp gehaltenen Antworten werden wir „rein vorsorglich“ darauf hingewiesen, dass eine gewisse Berichterstattung nicht zulässig sei und sich das UKR „alle Rechte einschließlich des Rechts auf Schadensersatz“ vorbehält.

Unbeantwortet bleibt die zentrale Frage: Hat man tatsächlich vor, am Universitätsklinikum 40 Arztstellen abzubauen? Als wir erneut nachhaken, heißt es:

„Dass Ihnen unzutreffende Darstellungen zugetragen worden sind, ergibt sich bereits aus unserer Stellungnahme. Es besteht daher keine Veranlassung, zu Fragen Stellung zu nehmen, die reine Betriebsinterna betreffen würden.“

Ein klares Dementi bleibt aus.

Anwälte: „UKR wirtschaftlich gut aufgestellt.“

Gibt es eine Notwendigkeit, am Universitätsklinikum zu sparen? Gibt es ein Defizit? Welches Defizit hält man im UKR-Vorstand und im Ministerium für vertretbar, welches nicht?

Das Ministerium schweigt. Die Anwaltskanzlei des UKR bleibt erneut knapp:

„Das UKR ist nach mehreren Jahren positiver Jahresergebnisse auch in 2025 trotz der herausfordernden Lage der Rahmenbedingungen für alle Universitätsklinika wirtschaftlich gut aufgestellt.“

Wirklich überprüfen lässt sich diese Darstellung nicht – das Universitätsklinikum Regensburg veröffentlicht keine entsprechenden Bilanzen oder Lageberichte. Bei einer internen Vorstands- und Direktorenklausur vor zwei Jahren aber wurde den Anwesenden noch eine völlig gegenteilige Situation geschildert. Das Protokoll dieser Sitzung liegt unserer Redaktion vor (unser Bericht vom Februar 2024).

Prognose 2023: Ohne den Freistaat insolvent

Am 10. November 2023 wurde für 2024 ein Defizit von 45,68 Millionen Euro in Aussicht gestellt. „Nach diesen Prognosen entgeht das UKR nur aufgrund der Gewährträgerschaft des Freistaats Bayern einer Anmeldung zur Insolvenz“, heißt es im Protokoll der gut dreistündigen Klausur, an der 37 Personen teilnahmen. Von weiteren „bedenklichen Defiziten“, die sich bis 2028 „ansammeln“ würden, ist in dem Protokoll die Rede.

Im Nachhinein relativierte der UKR-Vorstand diese Präsentation zwar als „Worst Case“-Szenario. Man habe bei der Sitzung auch andere Szenarien diskutiert. Allerdings ist im Protokoll als einziges die „Horror-Prognose“ von 45,68 Millionen minus schriftlich festgehalten. Von anderen Szenarien ist keine Rede.

Ebenso heißt es in dem Protokoll, dass eine Finanzarbeitsgruppe den eingereichten Wirtschaftsplan für die Jahre 2024 bis 2028 „in dieser Form (…) nicht akzeptiert“ habe. Es gebe „dringenden Handlungsbedarf“. Eingesetzt wurde diese Arbeitsgruppe vom Aufsichtsrat des UKR unter Vorsitz von Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU). Dessen Ministerium schweigt.

 

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Kommentare (2)

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    Das kann nur am Fachkräftemangel liegen. Der soll im Gesundheitswesen ja besonders schlimm sein. Die sind nämlich alle in die Schweiz gegangen, weil sie dort anständig bezahlt werden und einen niedrigeren Patientenschlüssel habe.

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  • Studi

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    Selbstverständlich gibt es keinen “generellen” Einstellungsstopp und befristete Verträge werden nicht “grundsätzlich” nicht verlängert. Alles Assistenzarztstellen (und damit der Großteil der Belegschaft) ist befristet angestellt und verlässt nach der Facharztprüfung das Klinikum (je nach Fachrichtung mehr oder weniger). Würde man nur ein paar Monate keinen mehr einstellen und Verträge nicht verlängern, könnte man das Klinikum aufgrund von Personalmangel zumachen (nach drei Monaten wären dann z.b. mindestens 15% der Assistenzärzte weg).

    Tatsächlich hat das Klinikum aber ein finanzielles Problem, da zum 1.1.2026 die Wochenarbeitszeit verkürzt wird von 42 auf 40 Stunden. Da Assistenzärzte häufig viele Überstunden machen (müssen) und eh auf 50Stunden pro Woche kommen ist das natürlich ein doppelter finanzieller Schaden: es müssen zwei Überstunden mehr pro Woche ausgezahlt werden und der Stundenlohn (mit dem die Überstunden vergütet werden) steigt entsprechend.

    Ein weiteres Problem in der Personalplanung ist auch, dass mittlerweile über 70% der Medizinabsolventen Frauen sind und diese in der Regel im Laufe ihrer Assistenzarztzeit schwanger werden und ausfallen oder auch Elternzeit nehmen wollen bzw in Teilzeit arbeiten würden. Die Stellen sind dann auf dem Papier blockiert. Das macht Personalplanung von oben herab, wie es am Klinikum betrieben wird extrem schwierig. Die Folge ist, dass man in der Regel nicht verlängert wird.

    Ich glaube sofort dass 40 Stellen eingespart werden sollen. In der Regel wird die Arbeit dann durch “freiwillige” unbezahlte Überstunden jenseits der 50 Stunden Marke bewältigt.

    @Name
    27. November 2025 um 14:21
    Ich weiß nicht ob das Ironie sein soll, aber das Uniklinikum hat immer genug Bewerber. Assistenzarzstellen können quasi mindestens einmal im Semester aus einem mehr als ausreichenden Pool an Bewerbern besetzt werden.

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