Chef der Energieagentur Regensburg fordert: Politik muss sich positiv zu Windkraft und Heizungsgesetz positionieren
Bei Heizungsgesetz und Windkraft kursieren viele Unwahrheiten und Emotionen. Diese Verunsicherung führe zu einer Abwartehaltung, die teuer werden kann, mahnt Ludwig Friedl.

Seit 2021 ist die Energieagentur im Rubina-Gebäude auf dem Nibelungenareal untergebracht. Foto: as
Die Energieagentur Regensburg ist eine Erfolgsgeschichte. Das zeigt der Bericht, den Geschäftsführer Ludwig Friedl am Dienstag im Umweltausschuss den Stadträtinnen und Stadträten vorlegte. Der 2009 auf Initiative von Stadt und Landkreis gegründete Verein ist auf über 200 Mitglieder gewachsen – Stadt und Landkreis, Kommunen, Unternehmen, Verbände.
Die finanzielle Lage ist stabil, das Interesse wächst. Jahr für Jahr organisiert die Agentur Informationsveranstaltungen – inzwischen im dreistelligen Bereich. Es geht um Energieeffizienz in Gebäuden, erneuerbare Energien und Versorgungssicherheit, um Klimaschutz im Alltag und in der Kommune, um Förderprogramme für Sanierung und Neubau, um Technik – von Photovoltaik bis Wärmepumpe. Praxisnah, konkret, gefragt.
„Heizungshammer“-Berichte lösten teure Abwartehaltung aus
Bis zu 1.500 Menschen nutzen jährlich die Möglichkeit einer individuellen Beratung. Ein großes Thema der letzten Jahre: die Wärmepumpe – und das viel diskutierte „Heizungsgesetz“, das es in dieser Form nie gab.
2023/24, als vor allem Springer-Medien vom „Heizungshammer“ sprachen, seien die Leute teils „völlig verwirrt“ gewesen, sagt Friedl. „Die haben im Internet gelesen und gelesen und wussten am Ende nicht, was sie tun sollen.“ Verunsicherung dominierte – und führte oft dazu, dass viele gar nichts unternahmen.
Friedl spricht von einer „Abwartehaltung“, die bis heute anhält. Schließlich steht das Gesetz derzeit auf der Kippe – ein weiterer Streit innerhalber der schwarz-roten Bundesregierung.
„Rechnungen des Nichtstuns teurer als die des Investierens.“
Ludwig Friedl gilt als unprätentiöser, kenntnisreicher Ansprechpartner. Er polemisiert nicht, er zeigt Möglichkeiten und Chancen. Vielleicht spart er es sich deshalb, die Verantwortlichen für die Verunsicherung zu benennen. Etwa CDU/CSU, die im Bundestagswahlkampf beim Thema Wärmepumpe und „Heizungsgesetz“ mit Halbwahrheiten und Falschinformationen arbeiteten, um vor allem die Grünen attackieren zu können.
Eine Folge: Im vergangenen Jahr setzten 600.000 Haushalte in Deutschland, die eine neue Heizung brauchten, auf Öl. Eine Entscheidung, die – das macht Friedl klar – nicht nur dem Klima schadet. Sie wird für die Betroffenen auch teuer, spätestens mit der steigenden CO2-Bepreisung ab 2027. „Dann sind auch alle Rechnungen des Nichtstuns teurer als die des Investierens.“
Noch immer biete kein anderes Land so gute Fördermöglichkeiten wie Deutschland. „Die Bedingungen sind sehr gut. Es ist eine sehr gute Zeit, um zu handeln. “
Fachleute warnen vor Abschaffung des Heizungsgesetzes
Friedl mahnt zudem, den Blick auf das „Heizungsgesetz“ – korrekt Gebäudeenergiegesetz – zu weiten. „Ein Gebäude hat mehr als nur eine Heizung.“ Das Gesetz sei von Fachleuten erarbeitet worden und „wirklich gut gemacht“.
Derzeit warnten Vertreter der Heizungsbranche und Fachleute eindringlich davor, dieses Gesetz abzuschaffen oder in wesentlichen Punkten zu verändern. Deutschland sei hier „gut positioniert“.
„Mit Windkraft kann eine Gemeinde richtig gutes Geld verdienen.“
Eine Lanze bricht Friedl auch für die Windenergie. Es gebe kaum ein Thema, bei dem „so viel Unwahrheiten und Emotionen“ kursieren. Die Politik müsse sich klar positiv dazu bekennen. „Jeder, der einen Taschenrechner zur Hand nimmt, weiß, dass nicht ein paar Windräder, Elektrolyseure und PV-Anlagen ausreichen, um Erdgas zu ersetzen – dafür verbrauchen wir derzeit zu viel Erdgas.“
Windstrom sei die kostengünstigste Art der Stromerzeugung. Und dass die Zukunft von Heizung und Mobilität in Städten elektrisch wird, „darin sind sich alle Fachleute weltweit einig“.
Friedls Wunsch: So wie bei Gewerbegebieten sollten sich Kommunen und Flächeneigentümer um Windkraftflächen bewerben – statt wie oft im politischen Diskurs zu versuchen, sie abzuwehren. „Mit Windkraft kann eine Gemeinde richtig gutes Geld verdienen.“
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Mr. T.
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Halbwahrheiten und Falschinformationen ist sehr milde ausgedrückt. Für diese schwarzbraune Lügenkampagne im letzten Wahlkampf hätten sich die Protagonisten eingesperrt gehört und nicht in Regierungsverantwortung.
Leider sind Lügen erlaubt, mittlerweile nicht mal mehr verpönt und gehören bei manchen einfach zur politischen Grundausstattung. Früher hätte man sich hoch dafür geschämt, beim Lügen erwischt zu werden, heute dreht man sich einfach um und lacht, in der Gewissheit, dass es genug Deppen gibt, denen das egal ist und einen trotzdem oder gar deswegen wählen.
Trump hat’s seinerzeit in den USA vorgemacht, die AfD hat dann den Proof of Concept für Deutschland nachgewiesen und die Union arbeitet mittlerweile täglich erfolgreich damit. Wen kümmern schon Fakten, wenn man mit gefühlten Befindlichkeiten weiter kommt?