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"Ein Haus, ein Tarif"

Erzwingungsstreik gegen Dumpinglöhne sorgt für Aufruhr am Uniklinikum Regensburg

Die Beschäftigten der Service-GmbH am Uniklinikum Regensburg sind am Donnerstag in einen unbefristeten Streik getreten. Über die Hälfte der Belegschaft kam zu einer ersten Kundgebung.

Lautstark teilten die Beschäftigten der KDL ihre Forderungen auf ihrem Weg vom Gewerkschaftshaus zum Rathaus mit. Foto: as

An der Uniklinik Regensburg (UKR) scheint eine gewisse Panik ausgebrochen zu sein. Zumindest steht das Handy von Gewerkschaftssekretär Sven Czekal und anderen verdi-Vertretern nicht mehr still, während sie inmitten einer Menschentraube beim Gewerkschaftshaus in der Richard-Wagner-Straße stehen. Philipp Atzler, Geschäftsführer der KDL GmbH, ausgelagerte Dumpinglohn-Gesellschaft am Uniklinikum, sei der Ansicht, dass der Notdienst zu knapp besetzt sei, erzählt Czekal. „Wir haben aber jetzt mal durchgezählt.“ Da sei Atzler wohl auf dem falschen Dampfer.

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Doch natürlich ist es ärgerlich für den Geschäftsführer der Krankenhausdienstleistungsgesellschaft, der seine Brötchen übrigens hauptberuflich als Abteilungsleiter am UKR verdient, dass der lange angekündigte Erzwingungsstreik von Reinigungskräften für OP-Säle und Intensivstationen und Beschäftigten, die unter anderem in der Patientenbegleitung und im Hol- und Bringdienst tätig sind, schon am ersten Tag deutliche Auswirkungen zeitigt.

„Die Schnauze voll“ von der Ungleichbehandlung

Auswirkungen, deren Sichtbarkeit nach außen man gerne minimieren möchte. Als unsere Redaktion kürzlich Fotos von Müll und Dreckwäsche veröffentlichte, die sich bereits angesichts des letzten Warnstreiks am Uniklinikum stapelte, folgte eine nachdrückliche Aufforderung, solche Bilder nicht zu veröffentlichen. Das sei nicht zulässig (Das sehen wir anders und veröffentlichen hier ein Video davon.).

Vor dem Gewerkschaftshaus haben sich am Donnerstag gut 150 KDL-Beschäftigte versammelt, mehr als die Hälfte der Gesamtbelegschaft, in der überwiegenden Mehrheit Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund, die keinen Hehl daraus machen, dass sie „die Schnauze voll“ haben von der Zwei-Klassen-Gesellschaft am Uniklinikum.

DGB-Chef: „Skandal, der seit 20 Jahren flächendeckend praktiziert wird“

Die Schnauze voll von 13,50 Euro die Stunde, Verweigerung von Corona-Prämie und Inflationsausgleich, von der Ungleichbehandlung, die dazu führt, dass sie oft nur etwas mehr als die Hälfte dessen verdienen, was ihre direkt am Uniklinikum beschäftigten Kolleginnen und Kollegen bekommen. Die Schnauze voll davon, dass das Geld nur mit Zweit- und Drittjobs zum Leben reiche.

Christian Dietl, Geschäftsführer der DGB-Region Oberpfalz und damit Vertreter von knapp 90.000 Gewerkschaftsmitgliedern, spricht in einem Grußwort von einem „Skandal, der seit 20 Jahren flächendeckend praktiziert wird“. Zum Beispiel auch in Erlangen und Würzburg. Dass das Uniklinikum und damit der Freistaat Bayern mit 51 Prozent die Mehrheit an der KDL hält und dieses Lohndumping, wie es die Gewerkschaft verdi ausdrückt, „im öffentlichen Auftrag“ stattfindet, macht diesen Skandal umso größer.

Statt Gespräche gab es Drohungen und Verbotsversuche

Bereits seit Jahren gibt es die Forderung, die Entlohnung der KDL-Beschäftigten an den Tarifvertrag der Länder anzugleichen, der ansonsten am Uniklinikum gilt. Im März gab es erste Warnstreiks, die Aufforderung an die Geschäftsführung, sich zu Verhandlungen an einen Tisch zu setzen.

Allerdings ohne Resonanz von Geschäftsführung, UKR-Leitung und dem verantwortlichen bayerischen Wirtschaftsministerium Stattdessen kam es zu, so erzählen es Beschäftigte, Drohungen und emotionalen Ausbrüchen des Geschäftsführers bei Betriebsversammlungen und bislang erfolglosen Versuchen, Streiks gerichtlich untersagen zu lassen. Jetzt mache man eben ernst, sagt die Betriebsratsvorsitzende Nelli Nentschuk. „Wir haben keine Angst mehr.“ Und Christian Dietl rät den Anwesenden: „Zieht es durch. Ihr vertretet ein gesamtgesellschaftliches Anliegen.“

Kommunalpolitik macht sich rar

Der Demonstrationszug zum Alten Rathaus ist denkbar laut. Passanten, die aus den Sprechchören und Transparenten mitbekommen, dass es um schlechte Bezahlung am Uniklinikum geht, spenden teilweise Applaus, recken den Daumen nach oben.

Zur Abschlusskundgebung vors Rathaus dann hat es aus der Kommunalpolitik – trotz vorheriger Ankündigung – nur Stadtrat Alexander Irmisch von der SPD geschafft. Die OB, Bürgermeisterin Freudenstein und Bürgermeister Artinger ließen sich dem Vernehmen nach entschuldigen.

Irmisch allerdings stärkt den streikenden Beschäftigten mit deutlichen Worten den Rücken. „Es ist eine Sauerei, wie mit euch umgegangen wird“, sagt er. Es können nicht sein, dass diejenigen, ohne die das Krankenhaus nicht laufen würde, zu derart schlechten Löhnen arbeiten müssten.

Freitag: Streik direkt vor dem Uniklinikum

„Das ist erst der Auftakt“, kündigt Gewerkschaftssekretär Czekal in seinem Schlusswort an. Dann muss er hoch ans Uniklinikum, um mit KDL-Geschäftsführer Atzler zu verhandeln. Nicht über vernünftige Löhne. Gespräche darüber verweigern die Verantwortlichen am UKR bislang noch. Es geht darum, ob der Notdienst tatsächlich nicht mit ausreichend Personal besetzt ist, wie Atzler behauptet. Ein verdi-Vertreter, der vor Ort war, um durchzuzählen sagt: „Der Geschäftsführer lügt wie gedruckt.“

Am Freitag werden die Beschäftigten ihren Streik direkt vor dem UKR fortsetzen.

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Kommentare (17)

  • Hthik

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    Cause célèbre.
    Offensichtlich berechtigter Streik. In Tarifverhandlungen sieht man wie viel der Spruch “Arbeit muss sich lohnen” dem Kapital und seinen Bütteln wirklich wirklich wert ist.

    NB: Wo sind eigentlich die ganzen Antimaskendemonstranten aus Coronozeiten geblieben, denen es vor allem um den Protest gegen Ausbeutung im Gesundheitswesen ging? So wie es den Bauern bekanntlich um Entbürokratisierung und Umweltschutz ging.

  • Spartacus

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    Philipp Atzler sollte dann einer der ersten sein die im Raum Regensburg enteignet werden.

    Sehr stark von der Belegschaft die sich nicht Einschüchtern lässt, viel Erfolg beim Arbeitskampf und das sollte erst der Anfang sein!

  • Christian Muggenthaler

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    Es geht hier um unbedingte Solidarität mit den Streikenden! Es ist nicht hinnehmbar, dass sich in einer Gesellschaft nach zwei Jahrzehnten entsolidarisierenden Neoliberalismus Menschen für einen menschengerechten Lohn einsetzen und dann auch noch entmündigen wollenden Erzählungen und Beschimpfungen entgegen stellen müssen. Es scheint mir unendlich dringlich zu sein, eine reorganisierte Linke auf die Beine zu stellen, die klar macht, wie sehr Solidarität in einer Gesellschaft auch darauf beruht, Reichtum in die Verantwortung zu nehmen. Anzuerkennen, dass beispielsweise Erben keine Leistung ist. Das nicht zu tun, ist eine böse, zerstörerische Wurzel der Ent-Demokratisierung.

  • Bertold

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    Leider haben genau die, die am Existenzminimum (und darunter) malochen „dürfen“ quasi keine Lobby. Gerade mal ein SPD-Stadtrat (wenigstens noch ein SPDler mit Herz fürs einstige Wahlklientel) hat sich auf die Demo bequemt, unsere allseits beliebte OB und deren Stellvertretender selbstredend entschuldigt und von den anderen Parteien kam (laut heutigem Bericht der Mittelbayerischen dazu) gar keiner.

  • Gerald Gabriel

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    Meine Hochachtung vor den Streikenden..hoffentlich erreichen Sie was..
    Mit Befremden stelle Ich fest , wenn SPD Politiker hier auch Solidarität bezeugen…waren es doch Schröder und seine Genossen. Die mit der Agenda 2010 und auch mit späterer Regierungsbeteiligung erst die Grundlagen schafften für diesen Lohndumping und aehnliches..
    Sodass ist für mich nicht mehr wählbar…und die aktuellen Werte bestätigen meine Meinung und das ist gut so…

  • Mr. B.

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    Hat man immer noch nicht verstanden, wie wichtig funktionierende Krankenhäuser sind?
    Ãœberall wird Geld zum Fenster hinausgeschmissen.
    Auch diese Arbeiter und Arbeiterinnen sind für den reibungslosen Ablauf im Krankenhaus wichtig.
    Sie haben einen gerechten Lohn mehr als verdient.
    Also zusammensetzen und einigen.

  • Günther Herzig

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    Kommentar gelöscht. Bitte zum Thema.

  • Daniela

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    Jede Arbeit muss wertgeschätzt werden und man muss von seinem Lohn leben können.
    Ich wünsche den Streikenden viel Erfolg und hoffe die Arbeitgeber sitzen sehr schnell am Verhandlungstisch. Ich fürchte nämlich, dass der ( berechtigte) Streik dazu führt, dass kurzerhand die sonstig am UKR Arbeitenden Liegenbleibendes mit erledigen müssen und dadurch noch mehr ans Leistungsmaximum kommen.
    Vielen Dank an die sich solidarisch verhaltenden Mitarbeiter im UKR.

    In Sachen anwesende Stadtpolitiker, das ist eine ganz schwache Leistung. Ein paar Minuten der sicher kostbaren Zeit wären sicher drin gewesen um Solidarität mit den Streikenden zu bekunden.

  • thomas otto

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    aber geh, gotteslohn langt auch. und für die tiefe befriedigung, da arbeiten zu dürfen, müssten die ja gar noch was zahlen!!!

  • Wolfgang Theine

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    Nun beschäftigen wir uns zum siebten Mal mit den Zuständen am UKR, gut, dass RD an diesem Thema dran bleibt. Zeitweise gab es nur 4 Kommentare und ich befürchtete schon mangelndes Interesse für dieses wichtige Thema.
    Es gab meiner Erinnerung nach zwei Kommentatoren, welche Verständnis für die Arbeitgeberseite zeigten, zuletzt xy vom 26.April, der von 41,00 € Arbeitskosten/Std für die Arbeitgeberseite sprach, was natürlich Unsinn ist. Die d u r c h s c h n i t t l i c h e n Arbeitskosten von 41,00 € ( stimmt ) werden natürlich im vorliegenden Fall bei weitem nicht erreicht, 13,50 € Stundenlohn ergibt nach gängiger Rechnung ( + 27% Abgabenquote) Arbeitskosten von 17,15 €
    Allerdings muss man m.E. auch wieder etwas herunterkommen mit der Empörung. Die aktuellen 13,50 € Stundenlohn liegen ein ganzes Stück über dem Mindestlohn, es gibt also viele, viele Mitbürger, die im Mindestlohn gefangen noch deutlich weniger verdienen. 13,50 € Stundenlohn ergibt ein Monatsbrutto von rund 2160,00€, Netto bedeutet das rund 1500,00 €. Davon muss man nicht verhungern, aber gesellschaftliche Teihabe und ein einigermaßen sorgenfreies Leben über die menschlichen Grundbedürfnisse hinaus ist damit natürlich nicht möglich. Übrigens liegt der Satz zur Befriedigung der Grundbedürfnisse bei 967,00€/mtl, bis dahin besteht Steuerfreiheit.
    Bevor mir nun jemand mangelnde Empathie mit den Streikenden vorwirft, mir geht es nur darum, einmal abseits der überkochenden Emotionen, welche teilweise in “Kapital und seinen Bütteln, etc. sowie in Enteignungsphantsieen sich erschöpfen, einmal an ein paar Grundsätze zu erinnern.
    Mir scheint auch das Thema Mindestlohn in diesem Zusammenhang der Erwähnung wert. Die von der Politik 2021 schlagartig durchgesetzte Erhöhung auf 12,00 € ( von wenig mehr als 9,00 €) hatte naturgemäß auch eine entsprechende Anhebung im Niedriglohnsektor zur Folge. Das Aufjaulen der Arbeitgeber mit allen Weltuntergangsscenarien hatte es schon bei der Einführung des Mindestlohns, damals 8,50€ gegeben. Und in der Mindestlohnkommission, die jetzt wieder zuständig sein soll, setzen sich die Arbeitgeber häufig durch. 3,8% Lohnzuwachs sind für ein ordentliches Gehalt akzeptabel, 3,8% von wenig sind nun mal wenig, in diesem Fall mickrige 45 cent. Hätte es die Ausnahme der 12,00 € auf einen Schlag nicht gegeben, würde der Mindestlohn nach der bisherigen Arbeit der Kommission erst 2031 die zwölf € erreichen.
    Ich bin also dafür, den Mindestlohn noch einmal, politisch gewollt, deutlich zu erhöhen, auf 14,00 bis 15,00 €. Und die Mindestlohnkommission muss reformiert werden.
    Hätten wir einen solchen Mindestlohn bereits jetzt, wäre das Problem UKR so nicht vorhanden.
    Bis dahin bedarf es des Kampfes gegen einen unfair und äußerst schäbig auftretenden Arbeitgeber. Ich fühle mit den Streikenden und wünsche nicht nur, sondern bin sicher, dass sie in absehbarer Zeit Erfolg haben.
    Aber uns allen muss auch klar sein, dass höherer Lohn auch immer zu höheren Preisen führen kann, gerade auch im sowieso schon problematischen Gesundheitsbereich. Das zu akzeptieren, und uns nicht nur auf einer Plattform anonym zu empören, ist ein Teil unserer Solidarität.

  • naja

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    @ Herr Theine

    So sehr ich Ihre Beiträge schätze, aber in Ihrer Berechnung, sind Sie absolut auf dem Holzweg.
    Bei 13,50 €/h liegen Sie bei den Arbeitskosten kalkulativ – bei einem Aufschlag von 130% für Sozial- und Lohnnebenkosten – bei 31,05 €/h.
    Bei entsprechender AG-Kalkulation können da locker 41,- €/h herauskommen.

    Nichts desto trotz, sind 13,50 €/h etwas erbärmlich; wer andere Ansicht (und ich meine Arbeiten, nicht labern oder sesselpupsen) sein sollte, darf gerne mal für diesen Stundenlohn arbeiten und am Schluß schauen, was übrig bleibt.

    Aber wie liebt es der Deutsche, nach unten treten (da gibt es doch 20 K die nicht wollen) und nach oben buckeln (Krawattenkriminalität).

  • Wolfgang Theine

    |

    @ naja 3. Mai 2024 um 22:26
    Es freut mich, dass Sie meine Posts schätzen, ich werde mich bemühen, dass das so bleibt.
    Zu den berühmten 41,00 € /Std Arbeitskosten laut Stat. Bundesamt: das ist natürlich ein Durchschnittswert, in den auch hohe und höchste Gehälter fließen. Für den Niedriglohnsektor taugt diese Zahl deshalb nicht, niemand will ernsthaft behaupten, dass die Firma Götz Arbeitskosten von 41,00€ verkraften muss.
    Lt. Stat. Bundesamt errechnen sich die Arbeitskosten ausschließlich aus dem Bruttostundenlohn, zusätzlich der Lohnnebenkosten (Abgaben) und einiger zusätzlichen Parameter, wie z. B. Fortbildungskosten, welche für Gebäudereiniger wohl kaum eine Rolle spielen. Weitere Parameter, wie Infrastrukturkosten, Fahrzeuge, Kraftstoff etc. kann man natürlich auf den Stundenlohn rechnerisch draufschlagen, für die o. a. Berechnung sind sie jedoch ohne Belang.
    Die Lohnnebenkosten betragen z.Zt. nun einmal rund 27% und daher lässt sich die Stundenbelastung für 13,50 € Stundenlohn relativ leicht berechnen. Mit Ihren 130 % kann ich nichts anfangen.
    In meinem Beitrag wollte ich der Auffassung entgegentreten, dass die Auslagerung in eine Servicegesellschaft mit geringeren Löhnen “angesichts 41,00€ Arbeitskosten durchaus Verständnis verdiene”
    Schade, dass Sie im zweiten Teil dann doch polemisch wurden.
    Wer bitte schön “labert oder pupst Sessel? Wer “tritt nach unten und buckelt nach oben”? Diese pauschale Anschuldigung hat m.E. für die behandelte Problematik nun wirklich keine Bewandnis.
    Und um noch einmal einen Faktencheck zu machen: Die Mitarbeitenden der Servicegesellschaft arbeiten nach einem, mit der IG Bau ausgehandelten Tarif, der bis Ende 2024 Gültigkeit hat. Es ist also nicht so, wie in manchen Posts kolportiert, dass der böse Götz willkürlich Hungerlöhne zahlt. Natürlich ist das ein verdammt niedriger Lohn, aber Tatsache ist es, dass Gewerkschaften auch im Bereich des Niedriglohnsektors Tarifverträge abschließen.
    Ich habe in meinem Beitrag für eine deutliche Anhebung des Mindestlohnes plädiert und den Streik der Klinik-Beschäftigten ausdrücklich unterstützt. Mehr kann man wohl nicht erwarten.
    Aber bei aller Sympathie für deren Anliegen bin ich nicht bereit, mich künstlich zu empören und die Fakten zu vergessen.

  • Daniela

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    Nach meiner Erfahrung und bei Berechnung von 13.50€/Std. bei 160 Stunden/ Monat 35 Jährige/r alleinstehend, ohne Kinder, Religionsfrei liegt der Arbeitgeber Aufwand ohne geldwerten Vorteil für Arbeitnehmer, inklusive aller Umlagen, gesetzlich versichert bei ca. 2670 Euro. Das Bruttogehalt des AN bei 2160 €, ergo ca. 25% zusätzliche Arbeitgeberanteile. Nicht eingerechnet sind Entgelt Ersatz bei krankheitsbedingten Ausfall, Urlaub, Feiertage, Weihnachtsgeld, sonstige Sonderleistungen, wie VL, ect., Arbeitskleidung und deren Reinigung.
    Das sind zwar keine Lohnnebenkosten, stehen aber in direkten Zusammenhang mit dem Arbeitnehmer, da gerade im Zusammenhang mit dem Gesundheitswesen erhebliche Kosten durch Hygienevorschriften entstehen können, wie arbeitnehmerbezogene Händydesinfektion, Handpflege, bei Bedarf zusätzliche Arbeitnehmer schützende Spezialausrüstung, Bsp. Handschuhe, Masken, spezielle Schutzkleidung.

    Da aber bei der KDL es, wie berichtet, keine Sonderleistungen gezahlt werden, dürfte es nicht recht viel mehr werden.

  • tom lehner

    |

    Ich gebe hier zu bedenken das sich diverse Vorstände und Führungskräfte auch im letzten Jahr wieder Millionen Beträge als Bonbon gegönnt haben. Selbst dann wenn das Unternehmen rote Zahlen schrieb.
    Deshalb halte ich es auch für legitim, Menschen die sich an der entgegengesetzten Seite der Gehaltsskala befinden, das Recht auf mehr “Entlohnung” mit Hilfe der Gewerkschaften einzufordern.

    Ich finde das Bild mit den “Vollgestopften Taschen” und dem “Antonym Entlohnung” dazu ganz passend.
    Cum Ex kostet den Steuerzahler einen mittleren, zweistelligen Milliardenbetrag der nicht eingefordert wird. Aber der Bürgergeldempfänger soll blechen.
    Neudeutsch heisst das “Lindnering”

  • Luck

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    Solange “Austerität” an den falschen Parametern gemessen wird, werden dadurch ausgelöste Zwänge immer weniger freien Spielraum schaffen, um mit den dargelegten Problemen verantwortungsvoll und kompetent umzugehen.

    Und weil ja heute Karl Marx wieder Geburtstag hat, will ich versuchen, dass es Ei ihm doch noch mal mit dem Feiern klappt, indem ich darauf verweise, dass jeder Vernünftige die gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse mit den vorhandenen Mitteln anzupassen versucht, damit die eigentlich vorhandene Produktivkraft aktivierend genutzt werden kann.
    Aber leider ist Wissenschaft oft nur Religion, basierend auf Glaubenssätzen im idealistischen Gewänder ohne materialistische Fundierung und Erdung.
    Dabei geht es um die Funktion einer Wissens und Bildungseinrichtung.
    Eigentlich schade, dass trotzdem das Analyse- und Organisationstalent fehlt, um hier wirksam jenseits bürokratischer Abläufe Lösungen zu erarbeiten, deren Relativität auf unterschiedlichen Schultern ruht und deshalb eine statische Logikprüfung nicht zu scheuen braucht.

  • Daniela

    |

    @ Luck
    5. Mai 2024 um 19:30 | #

    Ich bin bekennender Fan Ihrer Beiträge. Danke für Ihre Ausführungen.

    Leider dreht es sich hier um politisch gewolltes ‘Lohndumping’. Soweit mir erinnerlich unter Schwarz und Rot forciert und stetig weiterentwickelt.

    Ich erinnere Sätze namhafter Politiker und Politikerinnen, sinngemäß, Arbeit bedeute nicht nur Lohn, sondern auch persönliche Selbstzufriedenheit. Hauptsache Arbeit, wenn die dann zum Leben nicht reiche, gäbe es Aufstockung vom Staat.

    Arbeit muss Anerkennung finden und lohnen, stammte wohl eher zu diesen Zeiten aus der noch roteren Ecke, die damals für die Mittelschicht eher als nicht vakant angesehen wurde.

    Aber die Zeit ändert Dinge. Die Mittelschicht bricht ein. Konsequenz der Entwicklung, es gibt starke Ränder und die einstigen Akteure bei rot und schwarz brechen ein.

    Wir müssen uns doch bewusst machen, wer Outsourcing favorisierte, um zu erkennen, wer verantwortlich zeichnet für das, was wir heute diskutieren und man sollte Lehren daraus ziehen.

    Der Arbeitgeber reagiert freilich auf lukrative Angebote der Politik, um Gewinnmaximierung zu erreichen.

    Die Politik reagiert scheinbar nur auf Wahlergebnisse, nicht auf Erfordernis und wenn dann Konservative unter 30% rutschen, dann verfallen sie in Aktionismus.

    Demografie und steigende Lebenshaltungskosten treiben die Politik vor sich her. Aktionismus ist Geld mit der Gießkanne verteilt.

    Statt die Hebel an den richtigen Stellen an zu setzen.

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